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Seit jeher verspricht der Anonymisierungsdienst Tor, seine Nutzer anonym durch das Internet zu schleusen. Hierfür braucht der Nutzer lediglich den Tor-Clienten zu installieren. Dieser lädt nach dem Start eine Liste aktuell verfügbarer Tor-Server herunter und stellt verschlüsselt eine Verbindung zu einem dieser her. Ist der Verbindungsaufbau geglückt, wird die Verbindung um zwei weitere Server verlängert, sodass der Nutzer über insgesamt drei Tor-Server seine Daten schicken kann. Jeder verbundene Server kennt dabei lediglich seinen Vorgänger und seinen Nachfolger. Um eine möglichst große Anonymität bei einer noch akzeptablen Verbindungsgeschwindigkeit zu erreichen, entschieden sich die Entwickler des Projekts für eben drei Tor-Server, lassen den beschriebenen Verbindungsaufbau aber in regelmäßigen Abständen wiederholen – die Verbindungsstrecke wird alle zehn Minuten gewechselt.
Ob in China, im Iran oder in Libyen – viele Kritiker autoritärer Regierungen setzen die Software ein, um sich vor staatlicher Verfolgung zu schützen oder aber um Seiten aufzurufen, die sie über ihre Landes-IP eigentlich nicht erreichen könnten. Die Verbindung über das Tor-Netzwerk ist zwar langsam, verspricht aber das Verschicken von sehr heiklen Inhalten und ermöglicht ein Geheimhalten wichtiger Daten vor Suchmaschinen, Providern und Seitenbetreibern. Doch im Zuge der NSA-Skandale Prism und Tempora verwenden auch Menschen aus demokratischen Gesellschaften das Netzwerk verstärkt, was die jüngsten Nutzerzahlen jetzt belegen.
Allein am gestrigen Mittwoch sollen über 1.200.000 Internetnutzer den Dienst für sich beansprucht haben. Damit wurde der Rekord von Januar 2012 deutlich geknackt. Damals nutzten 950.000 Nutzer den Dienst an einem Tag. Durchschnittlich verbinden sich täglich etwa 500.000 Nutzer mit dem Tor-Netzwerk, weshalb man an dieser Stelle auch von einer Verdoppelung der Nutzerzahlen sprechen kann. Der Grund für den explosionsartigen Anstieg ist nicht ganz klar. Doch die Zahl der Nutzer aus den USA und auch Großbritannien hat stark zugenommen. Waren unter den Tor-Nutzern bislang rund 90.000 Amerikaner zu verzeichnen, sollen es gestern über 150.000 Nutzer aus den USA gewesen sein. Die Zahl der britischen Verbindung stieg von rund 16.000 auf immerhin 35.000 Nutzer an. Eine ähnliche Entwicklung ist in anderen Ländern zu verzeichnen. Allein Brasilen konnte von 15.000 auf 85.000 Nutzer zulegen.
Ob sich dieser Trend in den nächsten Wochen weiter verstärken wird, bleibt abzuwarten.