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Edward Snowden hat sich seit seiner Flucht nach Russland zwar durchaus gelegentlich zu Wort gemeldet, ein längeres Fernsehinterview stand bisher aber aus. Der ARD ist es nun gelungen, ein Exklusivinterview (in der ARD-Mediathek, alternativ auch als Mitschrift) zu führen.
Wie die "Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland" dann mit dem Interview umging, sorgte allerdings für Überraschung und für Kritik anderer Medien. Das Sonntagabendprogramm wurde gestern wie gewohnt von Tagesschau und Tatort eingeleitet. Danach durften sich bei Günther Jauch eine Diskussionsrunde mit etwas fragwürdiger Zusammensetzung (unter anderem wurden der Chefreporter der Bild und ein ehemaliger US-Botschafter eingeladen) Gedanken über Snowden und den NSA-Skandal machen. Erst nach 23 Uhr kam dann das "weltexklusive" Interview. Innerhalb von etwa 30 Minuten äußerte sich Edwad Snowden im Gespräch mit dem Journalisten Hubert Seipel.
Neue Enthüllungen waren nicht zu erwarten. Snowden selbst hat schließlich Russland zugesichert, den USA nicht weiter zu schaden. Der Whistleblower äußert sich zuerst zu seiner persönlichen Lage, vor allem den Ängsten um seine persönliche Sicherheit. Er kritisiert die US-Politik, die sich weniger um die Bürgerrechte, als viel mehr um den Ruf der Geheimdienste sorgt. Snowden geht allgemein auf die Problematik der Massenüberwachung ein, wird dann aber konkreter, wenn es um die Kooperation der einzelnen Geheimdienste untereinander geht. So betont er erneut die enge Zusammenarbeit zwischen US-amerikanischen und deutschen Diensten. Nicht nur Informationen, sondern auch Überwachungsinstrumente wie XKeyscore werden geteilt.
Wie genau deutsche Daten in die USA gelangen, darf Snowden nicht beantworten. Er bestätigt aber, dass die US-Dienste auch Zugriff auf Überwachungsdaten aus Deutschland haben. Zweifelsfrei würden die USA außerdem nicht nur an privaten Daten interessiert sein, sondern auch Wirtschafsdaten sammeln. Snowden deutet außerdem an, dass von den deutschen Politikern keineswegs nur die Bundeskanzlerin überwacht wurde. Er hält eine Politiküberwachung selbst auf kommunaler Ebene für denkbar. Zum Ende des Interviews hin steht erneut die Person Snowdens im Vordergrund, die abschließenden Fragen drehen sich unter anderem um seine Asylbemühungen und um eine mögliche Rückkehr in die USA.
Überraschende Neuigkeiten konnte das Gespräch nicht bieten, als erstes TV-Interview mit Edward Snowden ermöglicht aber doch einige Einblicke in die Welt des Whistleblowers.