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Der Kurznachrichtendienst Twitter hat derzeit mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen. Investoren bekommen immer mehr Zweifel, dass sich aus Millionen und Milliarden von Tweets am Tag mit einer maximalen Länge von 140 Zeichen Geld verdienen lässt und das Unternehmen selbst versucht sich seit Jahren an einem Programm der Monetarisierung. Auch intern scheint es Schwierigkeiten zu geben, denn erst in der vergangenen Woche verließen zahlreiche Mitarbeiter ihre Führungspositionen.
Twitter tut allerdings auch nicht wirklich etwas dafür, dass das Vertrauen der Nutzer schnell wieder zurückgewonnen werden kann. Die nativen Clients für OS X und iOS hängen den Drittanbieter-Apps in Sachen Funktionsumfang und Komfort weit hinterher. Eigentlich aber will Twitter diese Drittanbieter-Apps gar nicht mehr unterstützen und versagt neuen Nutzern weitere Tokens, um diese dort einzusetzen - damit limitiert sich Twitter schlussendlich selbst. Wer sich neu bei Twitter anmeldet, bekommt meist wenig sinnvolle Vorschläge und die Werbeeinblendungen in den offiziellen Clients sowie der Webseite scheinen viele Nutzer nur noch zu verstören.
Twitter is about to go offline. See you soon!
— Twitter (@twitter) December 17, 2007
Doch die Wegrichtung ist klar vorgegeben: Twitter will kein Kurzblog mehr sein, sondern sich zu einer Art sozialem Netzwerk entwickeln. Dies wird von vielen Nutzern kritisch gesehen, nun gießt Twitter auch noch Öl ins Feuer. Grund hierfür ist eine Ankündigung, die einen Umbau der Timeline nach sich ziehen soll. Bisher war diese bis auf die Werbeeinblendungen klar definiert: In chronologischer Reihenfolge landen die Tweets der Nutzer denen man folgt in der eigenen, persönliche Timeline. Damit soll nun zumindest optional Schluss sein. Statt einer chronologischen Reihenfolge - abhängig vom Zeitpunkt der Veröffentlichung des jeweiligen Tweets - will Twitter einen Algorithmus einsetzen, nach Relevanz entscheidet, welche und wann der Nutzer einen Tweet sieht.
Erste Tests eines solchen Prinzips führte Twitter bereits im vergangenen Jahr durch. Bereits vor zwei Jahren war erstmals von einen Überarbeitung der Timeline bzw. Anzeige der Tweets die Rede. Eine chronologische Reihenfolge ist laut Twitter "nicht das relevanteste Erlebnis für den Nutzer". Allerdings kam der Test schon damals nicht bei allen Nutzern gut an - ähnlich wie die Einführung der Werbung (was offensichtlich ist) sowie die Beschränkungen der Drittanbieter-Apps.
Derzeit scheint die Änderung in der Timeline noch eine optionale Funktion zu sein. Twitter hat sich auch noch nicht offiziell dazu geäußert. Mit einem Start wird in der kommenden Woche gestartet. Derzeit schwer auch noch eine Erweiterung der Anzahl der Zeichen für öffentliche Tweets im Raum. Diese sind aktuell noch auf 140 Zeichen beschränkt, was den eigentlichen Charme der Plattform ausmacht. In privaten Nachrichten besteht dieses Limit schon eine geraume Zeit nicht mehr.
Update:
Jack Dorsey, CEO von Twitter, äußerte sich aufgrund der zahlreichen Meldungen wie folgt:
Hello Twitter! Regarding #RIPTwitter: I want you all to know we're always listening. We never planned to reorder timelines next week.
— Jack (@jack) February 6, 2016
Damit scheint zunächst keine, wenn auch nur optionale umgestaltung der Timeline bei Twitter geplant zu sein. Das Aufkommen der Meldungen könnte damit zunächst einmal nur als Panikmache bezeichnet werden, besitzten aufgrund der zahlreichen Benennungen, die direkt mit Twitter zu tun haben, aber zumindest weiterhin einen denkbaren Hintergrund.
Allerdings arbeitet Twitter an einer überarbeiteten Anzeige der Timeline, die immer dann angewendet werden wird, wenn der Nutzer mehreren Stunden nicht die Tweets der letzten Stunde beobachtet hat. Um sich nicht durch mehrere Stunden alter Timeline wühlen zu müssen, bietet Twitter ab einer Grenze von 9 -10 Stunden nur noch die Highlights an. Diese Highlight-Ansicht für zurückliegende Tweets will Twitter als Standard-Einstellungn verwenden. Es soll aber eine Möglichkeit geben diese überarbeitete Timeline nicht angezeigt zu bekommen (ein Opt-Out).
Twitter is live. Twitter is real-time. Twitter is about who & what you follow. And Twitter is here to stay! By becoming more Twitter-y.
— Jack (@jack) February 6, 2016
Persönliche Meinung
Twitter startete im Juli 2006 und seit Juni 2008 bin auch ich mit an Board. Twitter ist für mich kein Facebook, vor allem Nutze ich Twitter nicht zum Austausch mit meinen engsten Freunden, sondern ich verfolge damit die aktuellen Trends und bekommen Neuigkeiten in eine Art Ticker präsentiert. Gerade dieser Umstand bestärkt mich in meiner Kritik an den Umbaumaßnahmen von Twitter. Weder möchte ich, dass Twitter entscheidet welche Tweets für mich relevant sind, noch will ich mit einem Aufweichen der 140-Zeichen-Grenze mit wenig sinnvollen Details belästigt werden. Sinn des Limits ist eine Essenz der Nachricht zu entwickeln, die in 140 Zeichen passt und das Thema auf den Punkt bringt. Services wie Tweetlonger sind für mich daher nicht nur wenig sinnvoll, sondern stören mich sogar aktiv.
Doch wozu nutze ich Twitter eigentlich genau? Zahlreiche Hersteller posten ihren Neuigkeiten zeitgleich mit dem Versenden der E-Mail in Twitter. Neue Themen werden in Twitter bereits besprochen, wenn die News-Seiten noch an ihren News arbeiten. Twitter kann eine Quelle für neuste Hardware-Informationen sein. Es bietet aber auch eine Möglichkeit direkte Rückfragen an einen Hersteller zu versenden. Die Antwort lässt meist nicht lange auf sich warten. Schneller ist keine E-Mail und kein Feedback-Forum. Die Einschränkung auf 140 Zeichen sorgt für die Schnelligkeit, wer ein Thema tiefer behandeln möchte, nutzt eben die klassischen Kommunikationswege im Anschluss daran. (Andreas Schilling)