Werbung
Nach nur rund zweieinhalb Jahren droht dem Streaming-Dienst Tidal das Aus. Medienberichten zufolge soll das unter anderem im Besitz von Jay Z befindliche Unternehmen einen großen Teil seiner finanziellen Reserven aufgebraucht haben, schon in sechs Monaten könnte eine Insolvenz unumgänglich sein. Tidal selbst vermeidet ein klares Dementi, verweist aber auf steigende Nutzerzahlen.
Bereits am Dienstag hatte die norwegische Zeitung Dagens Næringsliv berichtet, dass Tidal allein im Jahr 2016 einen Verlust von umgerechnet etwa 40 Millionen Euro verzeichnen musste - seit der Übernahme durch Jay Z und andere im Jahr 2015 soll sich das Minus auf weit mehr als 50 Millionen Euro belaufen und damit den ursprünglichen Kaufpreis übertreffen.
Dabei sprach das Unternehmen zuletzt immer wieder davon, dass die Zahl der Nutzer stetig steigen würde - entsprechend auch die Einnahmen. Allerdings stellte sich zuletzt heraus, dass weit weniger Abonnements als behauptet existieren. Während Tidal selbst von drei Millionen sprach, sind es internen Berichten zufolge lediglich 1,2 Millionen. Damit liegt der Dienst weit abgeschlagen hinter Spotify, Apple und Amazon mit etwa 60, 30 und 16 Millionen zahlenden Nutzern.
Dass der Streaming-Dienst bislang durchgehalten hat, soll Berichten zufolge vor allem am Einstieg des US-Providers Sprint liegen. Dieser übernahm im Januar 2017 ein Drittel der Unternehmensanteile für eine nicht genannte Summe. Die soll das Fortführen der Geschäfte für zwölf bis 18 Monate gesichert haben.
Verlust von 100.000 Nutzern droht
Tidal selbst will das laufende Jahr mit einer ausgeglichenen Gewinn- und Verlustrechnung abschließen, für Mitte 2018 rechnet man mit dem Erreichen der Gewinnschwelle. Wie das gelingen soll, verrät man allerdings nicht. Dabei droht derzeit der Verlust von bis zu 100.000 Kunden in Norwegen. Denn nach aktuellem Stand läuft Anfang Januar eine Vereinbarung zwischen Tidal und dem norwegischen Providers Telenor aus. Kunden der Telenor-Tochter Canal Digital können den Streaming-Dienst bislang in einer eingeschränkten Version ohne Zuzahlung nutzen. Laut Telenor wäre das Interesse der Kunden daran aber deutlich zurückgegangen, die an Tidal überwiesene Summe soll künftig für andere Zwecke verwendet werden.
Ob es allerdings tatsächlich zu einer Insolvenz kommt, ist fraglich. Gegenüber Dagens Næringsliv verwies der Branchenkenner Mark Mulligan auf den finanzstarken Teilhaber. Denn hinter Sprint steckt der milliardenschwere japanische Mischkonzern Softbank. Dieser könnte Mulligan zufolge durchaus bereit sein, sein Investment auszuweiten, um das Überleben des Streaming-Dienstes zu sichern. Ein Erreichen der Gewinnschwelle im kommenden Jahr kann Mulligan sich allerdings nicht vorstellen. Dafür, so seine Meinung, müsste Tidal eine kreative Lösung zur Senkung der Kosten finden.