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Euclideon

Traumgrafik oder zu schön um wahr zu sein?

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Traumgrafik oder zu schön um wahr zu sein?
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Revolutionäre Ankündigungen im Bereich Grafik von bisher unbekannten Firmen haben eine gewisse Tradition. Doch allzu oft endet der schöne Traum jäh und zurück bleiben nur schöne Bilder und vollmundige Versprechungen. Legendär die finnischen Bitboys, die es zu vier angekündigten, aber nie zu einem verkauften Chip brachten. Entsprechende Skepsis muss man also walten lassen, wenn das australische Unternehmen Euclideon "grenzenlose Details" für quasi jedes Spiel verspricht.

Grenzenlose Details, "Unlimited Details", nannte sich vor einem Jahr die Firma von CEO Bruce Dell und veröffentlichte ein spektakuläres Video auf YouTube, das eine Grafikrevolution versprach. Doch kaum waren die Erwartungen geweckt, verschwand die Firma von der Bildfläche. Diese Woche gab es allerdings ein neuen Lebenszeichen des Teams und einen neuen Namen: Euclideon. Geblieben sind ein weiteres recht spektakuläres Video und die Ankündigung der baldigen Marktreife der Engine. Diese soll statt Polygone möglichst viele kleine Punkte, sogenannte "Atoms" verwenden und damit eine enorm detailreiche 3D-Welt ermöglichen. Die selbe Technik soll bereits in Medizin und Forschung zur Anwendung kommen. Doch die "Unlimited Detail"-Engine soll dies nicht nur für einzelne Modelle, sondern für Spielewelten verwenden, die ungleich größer sind. Die Beschreibung passt dabei auf die längst bekannte Voxel-Technik, die aber für heutigen PCs schlicht zu viel Daten und Rechenleistung benötigt, um in einem ansprechenden Detailgrad in heutigen Spielen verwendet zu werden.

 

Laut Beschreibung habe man aber eine virtuelle Insel mit 21 Billionen Polygonen gebaut und diese dann in Punktwolken umgewandelt. Ein Quadratmeter soll alleine 15 Millionen Polygonen entsprechen und der Detailgrad im Einzelnen wirkt tatsächlich beeindruckend. Dennoch scheint die Grafik dafür sehr flüssig zu laufen und dabei noch nicht einmal optimiert oder hardwarebeschleunigt zu sein. Jedoch gibt es keinerlei Details auf welcher Hardware die Demo lief. Es fällt allerdings auf, dass die erstellte Landschaft dabei ohne zeitgemäße Beleuchtungseffekte und sehr statisch daherkommt. Ebenso wiederholen sich diese Elemente erkennbar. Dies begründet die Gruppe allerdings mit dem mangelnden künstlerischen Können und der noch unfertigen Engine.

Mittlerweile haben sich erfahrene Größen aus der Branche zu Wort gemeldet und erhebliche Zweifel angemeldet. So hat Markus "Notch" Persson, der Entwickler von Minecraft, seine Einschätzung mit den Worten "It’s a scam!" überschrieben. Er geht dabei ins Detail, warum eine Voxel-Engine mit den von Euclideon angebenen Werten für heutige PCs völlig unrealistisch sei, wenn man sie für Spiele verwenden würde. Nur durch die massive Verwendung gleichartiger Strukturen seien solche Landschaften machbar. Zudem wären dynamische Effekte und Animationen mit Voxeln enorm aufwändig. Auch John Carmack äußerte sich skeptisch per Twitter und sagte, dass sich auf aktuellen Geräten so etwas nicht verwirklichen ließe und frühstens in ein paar Jahren realistisch sei.

Es verwundert somit nicht, dass noch kein großer Hersteller Kontakt mit Euclideon aufgenommen hat. Auch der Internetauftritt ist mittlerweile nicht mehr erreichbar. Offenbar wurde sie vom Hoster abgeschaltet, möglicherweise aufgrund des großen Interesses an der Firma. Ob man in Zukunft noch etwas von dieser Engine hören wird, muss sich zeigen, Skepsis scheint berechtigt zu sein. Zumindest hat Bruce Dell ein SDK für die nächsten Monate angekündigt. Erst dann kann man vermutlich sagen, ob Euclideon und diese Technik eine Zukunft hat.

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