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Kaum ein Titel hat die Spielewelt derart beeinflusst wie „World of Warcraft“. Nicht nur, dass sich seit dem Start im Jahr 2004 nahezu jedes Online-Rollenspiel am Branchenprimus messen lassen muss, auch rein wirtschaftlich war und ist Blizzards MMO ein Aushängeschild der Branche. Den Erfolg wiederholen wollte man mit „Titan“.
Das Next-Gen-MMO sollte in einem neuen Universum platziert werden und zumindest in der Anfangszeit parallel zu „WoW“ betrieben werden. Um eine hohe Qualität zu gewährleisten, wurden im Rahmen der Entwicklung immer wieder Mitglieder des „WoW“-Teams abgezogen, zwischenzeitlich sollen rund 100 Personen an „Titan“ gearbeitet haben. Doch schon vor gut einem Jahr musste Blizzard eingestehen, dass man große Teile der Entwicklung verworfen habe und den ursprünglich für Ende 2013 geplanten Start des Spiels verschieben müsse.
Gleichzeitig seien zahlreiche Mitarbeiter auf andere Projekte verteilt worden, lediglich einige wenige sollen noch mit dem Rollenspiel, zu dessen Inhalt es nie offizielle Aussagen gab, betraut gewesen sein. Nun aber wurde „Titan“ beerdigt. Gegenüber Polygon erklärte Blizzard-Chef Mike Morhaime, dass die Arbeiten bereits ruhen würden, eine Wiederaufnahme käme nicht in Frage. Das Ziel sei gewesen, so Morhaime, das beste aus „WoW“ mit zahlreichen Neuerungen zu verknüpfen. Man habe aber erkannt, dass das Resultat nicht befriedigend ausgefallen wäre. Die Frage, ob dies das Spiel sei, das man entwickeln wolle, wäre mit „Nein“ beantwortet worden.
Was genau nicht den hohen eigenen Erwartungen entsprochen habe, erklärte Morhaime nicht. Er ließ jedoch erkennen, dass Blizzard sich hinsichtlich der eigenen Fähigkeiten selbst überschätzt hätte. Gegen einen abermaligen Neuanfang der Entwicklung hätte die aktuelle Ausrichtung Blizzards gesprochen. Diese sieht keine großen Projekte wie „Titan“ mehr vor, statt dessen will man sich vorerst auf weniger umfangreiche Titel wie „Heartsthone“ oder „Heroes of the Storm“ konzentrieren. An „WoW“ und dessen Weiterentwicklung wird man aber dennoch festhalten.
Ein möglicher Grund für den Schlussstrich könnten aber auch die Kosten gewesen sein. Wie Gamesindustry berichtet, schätzen Analysten die bisherigen Ausgaben für „Titan“ auf 50 bis 140 Millionen US-Dollar. Angesichts einer derartigen Summe müsste das Spiel deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben sein. Denn nach Ansicht der Branchenkenner würde ein Spiel nur dann nicht auf den Markt gebracht werden, wenn es den Ruf des Entwicklers nachhaltig beschädigen und so wie langfristig wirtschaftliche Nachteile mit sich bringen würde.
Generell hätten derart kostenintensive Titel seit einiger Zeit einen schweren Stand, wie das Beispiel „Star Wars: The Old Republic“ zeigt. Hier musste EA schon nach wenigen Monaten eingestehen, dass die Einnahmen weit hinter den Ausgaben liegen.