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Videospiele können laut einer neuen Studie das Gehör verbessern

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Videospiele können laut einer neuen Studie das Gehör verbessern
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Videospiele stehen oft in der Kritik: So wird zum Beispiel untersucht, ob Games süchtig machen, Aggressionen fördern können oder andere, negative Effekte haben. Zu jeder Studie gibt es natürlich auch Gegenstudien. Allerdings können Computer- und Videospiele durchau positive Auswirkungen hervorrufen.

 So hat eine neue Studie, veröffentlicht im Journal Current Biology, herausgefunden, dass bestimmte Spiele in gewissen Szenarien das Gehör verbessern. Durchgeführt wurde die Studie von Daniel Polley und anderen Forschern am Massachusetts Eye and Ear Infirmary und der Harvard Medical School. Die Idee zur Studie kam den Wissenschaftlern, weil bereits nachgewiesen werden konnte, dass Musiker besser darin sind in Umgebungen mit einem hohen Geräuschpegel spezifische Quellen herauszuhören bzw. den Hintergrundlärm auszublenden. Da aber nicht jeder Mensch ein Instrument spielt bzw. regelmäßig musiziert, suchte man nach Alternativen, um diese Wirkung zu erzielen. Auf diese Weise landete man schließlich bei Videospielen. 

Die Wissenschaftler entwarfen nun selbst ein Spiel, das bei den Probanden erfordert, dass spezifische Geräusche in lauten Spielszenarien erkannt werden. Tatsächlich konnte man auf diese Weise bei Schwerhörigen das Gehör trainieren und konsistente Ergebnisse erzielen. Als Ergebnis gibt man an, dass man auf diese Weise zwar Hörgeräte nicht ersetzen aber sehr wohl sinnvoll ergänzen könnte. Denn Hörgeräte filtern typischerweise keine bestimmten Geräusche oder Stimmen heraus, sondern erhöhen allgemein sozusagen die Lautstärke für die Wahrnehmung. Durch zusätzliches Training mit den passenden Spielen, könnten Schwerhörige ebenfalls lernen sich besser auf bestimmte Audioquellen zu konzentrieren und andere Geräusche auszublenden.

Ein wenig weitere Forschung ist allerdings noch notwendig. Polley und sein Team gingen von der Basis aus, dass Musiker besser darin sind Geräusche zu filtern, weil sie beim Musizieren sozusagen bereits Töne vorausahnen. Sie wissen quasi vorab wie bestimmte Noten klingen werden. Spielen sie dann ihre Stücke, wird diese Fähigkeit geschult. Das stellten die Wissenschaftlern in Spielen gewissermaßen nach, in dem die Tester an einem Tablet verschiedene Töne richtigem Flächen in der Spielumgebung zuordnen mussten. Der Schwierigkeitsgrad stieg dann zunehmend durch immer mehr Hintergrundgeräusche.

Im Rahmen der Studie arbeitete man exemplarisch mit 24 Menschen mit Schwerhörigkeit. Alle waren um die 70 Jahre alt. Nach den Tests konnte man durchgehend feststellen, dass die Testpersonen in Gesprächen einzelne Worte und ganze Sätze deutlich besser verstehen konnten, selbst wenn es andere Geräusche in der Umgebung gab. Man arbeitete dabei auch mit einer Kontrollgruppe, die ein anderes Spiel ausprobierte, bei dem sich keine Verbesserung einstellte. Auch konnte ermittelt werden, dass die durch die Spiele erreichten Vorteile allerdings nach ca. zwei Monate ohne weitere Übungen wieder verschwanden. Es ist also kontinuierliches Training notwendig.

Laut Daniel Polley müsse man aber noch genauer forschen. Beispielsweise sei die bisherige Stichprobe relativ klein und man müsste noch mit größeren Gruppen experimentieren. Zudem könnte es sein, dass es noch deutlich effizientere Designs für Spiele gebe, als das, das man im Test verwendet habe. Klar sei aber, dass es hier enormes Potential gebe, um Menschen mit Schwerhörigkeit auf relativ einfache und kostengünstige Weise im Alltag zu unterstützen.

Ob bereits erhältliche Spiele, beispielsweise Shooter, in denen man Gegner besonders präzise über das Gehör orten muss, ähnliche Auswirkungen haben könnten, ist ebenfalls noch offen.