Es ist wirklich erstaunlich wie sehr die Meinungen hier auseinandergehen. Ich arbeite jetzt seit 3 Jahren beruflich mit einem MacBook Pro, habe vorher fröhlich gemischt Windows und alle möglichen Linuxe benutzt, aber noch nie war ich so unglücklich wie mit macOS.
Die Performance ist mehr als nur bescheiden. Fast keine Animation ist flüssig und läuft mit 60 FPS. Jedes Programm auf diesem Mac braucht mindestens 50% länger zum Starten als ihre Windows/Linux-Pendants. Der Chrome, LibreOffice oder GIMP benötigen sogar gut das 3-fache oder gar 4-fache der Startzeit. LibreOffice ist an meinem Windows-Desktop und an meinem Linux-Notebook (mit deutlich schlechterer Hardware als das MacBook) innerhalb 1 bis 1,5 Sekunden offen. Am Mac (gerade getestet) dauert es 5 Sekunden (!!!) bis mal was passiert. Der Bootvorgang dauert auch doppelt so lange wie an meinen anderen Systemen. Das Programm Ctags (generiert Dateien, die Texteditoren helfen in Code rumzuspringen) dauert bei unseren mehrere 10.000 Dateien großen Projekten teils bis zu 2 Minuten. Unter Linux dauert das Generieren für das gleiche Projekt nur ~10 Sekunden (!). Manche Kollegen lassen inzwischen eine virtuelle Maschine mit Linux laufen, die nichts Anderes macht als Ctags zu generieren, weil es darauf aus irgendeinem magischen Grund deutlich schneller geht.
Das Fenstermanagement ist das Hinterletzte. Ein Programm schließt sich, wenn man das letzte Fenster geschlossen hat (Systemeinstellungen, Rechner, aber auch Größeres, wie FaceTime oder die Fotos-App), ein Anderes bleibt im Hintergrund offen (Mail, iTunes), ein Drittes wiederrum bleibt offen bis man auf ein anderes Programm geklickt hat (!!!) (Kalender-App). Dabei ist es unabhängig, ob das Programm vielleicht für Benachrichtigungen im Hintergrund operieren muss. Mails kommen nur mit offener Mail-App an, Terminbenachrichtungen aber auch, wenn der Kalender zu ist. Es ist nicht möglich zu sehen welche oder wie viele Fenster eines Programmes offen sind, ohne mit der Maus auf das kleine "Fenster" oben zu klicken oder sie mit CMD + "<>" durchzuschalten (was auch nur geht, wenn sie nicht minimiert sind). Teilweise hab ich stunden- oder tagealte Chrome-Fenster oder sonst irgendwas offen, ohne es zu merken. Genauso lassen sich bei jedem modernen OS Fenster kacheln, indem man sie an die Ränder schiebt. Bei macOS hast du deine Fenster gefälligst selbst in Pixelarbeit auszurichten.
Das Tastaturlayout: Schlimm! Auf jedem normalen PC lässt sich ohne Handverdrehen oder Fingerkreuzen Text kopieren oder einfügen. Die Tatsache, dass sich diese Sachen am Mac mit "CMD" statt mit "Ctrl" lösen lassen, sorgt dafür, dass ich meine Hand beim Schreiben komplett verschieben muss und/oder meine Finger kreuzen muss. Was sich jetzt wie Korinthenkackerei einhört geht mir, als Webentwicker, wo ich wirklich ständig was in der Zwischenablage mit mir rumschleppe, so dermaßen auf den Sack, dass ich dadurch regelmäßig nervös werde. Dazu sind viele Zeichen gar nicht auf der Tastatur beschriftet. Man muss die Position einfach kennen. Selbst nach 3 Jahren weiß ich immernoch nicht immer wo nochmal die Pipe ( | ) war.
Der Finder ist wirklich zurückgeblieben. Ich meine, was will man von einem Dateiexplorer für Normalnutzer erwarten. Die können ja eigentlich alle das Gleiche. Aber eine elementare Funktion fehlt dem Finder leider: Das Ausschneiden von Dateien. Er kann es einfach nicht. Ein Arbeitskollege meinte, dass man mit gedrückter Shift-Taste einfügen muss nach dem Kopieren, aber das will bei mir aus irgendeinem Grund einfach nicht. Selbst nach Neuinstallation des gesamten OS will diese Funktion nicht klappen. Es ist zum Kotzen Dateien wirklich per Drag-and-Drop durch 10 Ordner zu ziehen. Inzwischen benutze ich ausschließlich das Terminal, das geht einfacher. Zudem gehen einem die Fenstereinstellungen und die standardmäßig deaktivierte Rasterierung richtig aufn Keks. Ordner liegen teilweise direkt übereinander, also befinden sich grafisch exakt an der gleichen Stelle. Wenn man mal einen Ordner nach unten rechts geschoben hat und dann später in einem kleineren Finder-Fenster nicht direkt peilt, dass da Scrollbalken sind (die übrigens nichtmal angezeigt werden, wenn keine Maus angeklemmt ist), dann kann es auch mal sein, dass man denkt ein Ordner sei leer, obwohl der Inhalt einfach nicht im sichtbaren Bereich ist. Ich will gar nicht wissen wie viele Dokumente ich so schon verloren habe.
Programme installieren ist ja meistens noch ganz einfach. Programme wieder deinstallieren ist scheiße. Das Problem von Configleichen hat man unter jedem OS, das ist ja "normal". Aber dass es absolut unmöglich ist ein etwas wieder zu deinstallieren, welches sich außerhalb des Benutzerverzeichnisses und "/Applications" installiert hat, ist einfach peinlich. Druckertreiber tun das zum Beispiel. Müssen sie ja auch. Wenn der Hersteller kein Tool zur Deinstallation bereitstellt, dann bekommst du das nie wieder aus dem System raus, weil es keine zentrale Liste an installierten Programmen gibt, wie man es von Windows kennt.
Die Stabilität: Alle Leute sagen immer, dass bei Apple alles funktioniert, man keine Probleme hat. Ich frage mich was ich falsch mache. Des Öfteren bleibt der Bootvorgang einfach stehen. Nach der Passworteingabe der Festplattenverschlüsselung (die übrigens verdammt pixelig ist) flackert der Monitor gern mal und verschiebt meine Desktopsymbole. Ab und zu hab ich nach dem Boot keinen Mauszeiger. Hab nach viel Nervenverschleiß herausgefunden, dass die Maus auftaucht, wenn ich mit ihr auf die Menüleiste oben klicke (unsichtbar natürlich). Das Herunterfahren gönnt sich auch gern mal 2 Minuten. Klappe ich das MacBook zu während es herunterfährt, geht es schlafen und fährt nach dem Aufklappen dann mit dem Herunterfahren fort. Ab und zu läuft laut Aktivitätsanzeige der Kernel-Task Amok und macht die Benutzung des Rechners absolut unmöglich. Man ist dann zu einem Neustart gezwungen. Zwei oder drei Mal kam es schon vor, dass ich nach dem Aufklappen aus dem Standby kein Bild hatte. Der Mac war voll aktiv, hat Musik abgespielt, Benachrichtigungen empfangen, aber es war einfach kein Bild da, auch nicht mit einem externen Monitor => Force Shutdown. Mindestens 5 Leute in unserem 20-Mann-Büro verwenden ein Verlängerungskabel für ihre externe offizielle Apple-Tastatur. Ohne Verlängerungskabel wird sie einfach nicht erkannt, wieso auch immer. Verlängerung dazwischen und alles ist gut. Die externe Time Machine-HDD schaltet sich nach einiger Zeit zum Stromsparen und zur Lebenszeitverlängerung ab. Ist ja normal. Leider schafft der Mac es nicht mehr sie aufzuwecken. Sie bleibt aus. Bis ich sie neu anstecke. Alle anderen Rechner, an die ich die HDD anklemme, kommen mit dem Stromsparmechanismus klar. Nur der Mac nicht. Und ich bin im Büro mit den ganzen Problemen nicht alleine. Fast jeder hat diese oder andere Probleme. Ein Kollege hat z.B. fast wöchentlich das Problem, dass sein Mauszeiger verrutscht. Die grafische Darstellung des Zeigers ist eine gänzlich andere, teils mehrere 100 Pixel, als der tatsächliche Ort, an dem er sich befindet. Man muss also mehrere Pixel unter, über, neben einem Button klicken, um ihn zu klicken. Und erst letzte Woche Donnerstag hatte ich wieder eine Verwandte einer Arbeitskollegin an meinem Platz, weil der Mac nicht mehr startete und einfach gar nichts passierte. Lösung für das Problem ist dann meistens, dass der
SMC-Inhalt wieder kaputt war und man den Mac mit einer Tastenkombination starten darf. Das kann der DAU unmöglich wissen. Das Problem haben wir aber im Office so ca. 1-2x im Monat (insgesamt 20 MacBooks). All diese Probleme sind jetzt nur das, was mir spontan einfällt.
Apple "verarscht" mit den Empfangsbalken, um nicht vorhandene Vorteile gegenüber der Konkurrenz zu zeigen. Das WiFi-Symbol zeigt nahezu immer vollen Empfang an, selbst wenn die Verbindung so scheiße ist, dass es nicht mehr möglich ist eine Webseite ohne Timeouts zu laden. So oft höre ich von Kollegen, im Meeting oder sonstwo, dass der "Balken aber doch voll anzeigt", wenn ich ihre Internetprobleme auf schlechten WLAN-Empfang zurückführe. Nur in absoluten Ausnahmefällen ist die Anzeige mal nicht auf "Perfekter Empfang". Erschwerend dazu kommt, dass sich das MacBook NICHT mit dem signalstärksten WiFI verbindet, sondern von oben nach unten basierend auf einer Prioritätsliste. Der Hotspot in meinem Büro ist nur 50cm entfernt und trotzdem verbindet sich das MacBook mit dem Hotspot auf der anderen Seite des Gebäudes.
Die Tastatur des MacBook ist wirklich richtig scheiße. Die externe Apple-Tastatur ist, für eine Rubberdome, voll in Ordnung. Aber die im MacBook eingebaute fühlt sich an wie geschmolzene Butter. Keinen Druckpunkt, wackelnde Tasten, die Leertaste quietscht, wenn man sie schief drückt... Ich hab noch nie so etwas Schlimmes erlebt.
Das Touchpad: So toll die Idee des Force Touch auch sein mag, ich habe bisher noch einen einzigen brauchbaren Anwendungszweck gefunden. Viel schlimmer ist aber, dass mir nach viel Klickerei auf dem Dingen der Fingerknochen anfängt weh zu tun ich auch teils richtig nervös werde. Das mag eine Kopfsache sein, weil das Touchpad sich ja nicht wirklich "runterbewegt" wie ein Schalter, das Gehirn aber genau das erwartet. Aber daran werde ich mich wohl nie gewöhnen. Genau das gleiche Phänomen habe ich an dem iPhone 7 meiner Schwester. Es fühlt sich einfach "falsch" an auf den Button zu drücken.
Viel Positives habe ich tatsächlich nicht zu sagen. Kleinigkeiten, wie die Menüleiste oben am Bildschirmrand, gefallen mir eigentlich ganz gut. Das war es aber auch schon. Eigentlich macht mich das Teil jeden Tag wahnsinnig.