Bezüglich Silver muss ich mal ausholen. Das Problem mit der Effizienz ist nicht nur finanzieller Natur. Vor allem kommt es darauf an, wie man die Effizienz erreicht. Der Hersteller kann entsprechende Topologien entwickeln, was Zeit und Geld kostet, oder vor allem Widerstände beseitigen. Das geht häufig auf Kosten der EMV oder Sicherheit. Es ist oft nicht nur das Verbessern von Durchlasscharakteristika bei den Schaltern oder die Optimierung des CCM-PFC.
~87% im 230V-Netz sind denke ich auch nicht übel für ein 300W Netzteil, danach kostet jedes % mehr unverhältnismäßig viel, würde wieder Entwicklungszeit verschlingen und der Nutzeffekt tendiert bei einer Leistungsaufnahme des Systems von 50W gegen Null. Deshalb lieber ein guter Wert, der mit den richtigen Mitteln erreicht wurde und Langzeittests, die Qualität bestätigen. Doch was bedeutet "Qualität" in diesem Zusammenhang?
Unser Ziel war ein vernünftiges Produkt, kein teures, dass sich einen Vorteil mit vielen Nachteilen erkauft. Wir orientieren uns lieber an den DIN Normen, insbesondere EN55022, als den Leuten 2-3% mehr Effizienz als ein Wunder zu verkaufen. Viele Isolierungen, ausreichende Sicherheitsabstände bzw. -funktionen, gute Querschnitte und Lötqualität sind ebenfalls entscheidender als 2 % mehr Effizienz.
Auch wenn wir natürlich stolz sind, dass das Netzteil auf 80Plus mit Bronze bestanden hat, ist der Wirkungsgrad eben doch nur ein Bruchteil der Eigenschaften, die ein gutes Netzteil ausmachen. Ausgewogenheit ist in der Preisklasse wichtiger als Innovation wie bei High-End Modellen, wo einfach mehr investiert wird. Es steht in keinem Verhältnis, wenn ich hier ein High-Light wie eine noch höhere Effizienz einbaue, aufgrund der Kosten dann aber wichtige Funktionen beschneide. Das könnte man tun, weil vieles dem Endkunden garnicht auffällt. Zumal man billigere Komponenten erst im worst-case oder nach viel Zeit an der geringeren Lebensdauer erkennt. Solange es durchgeprüft wird und funktioniert, fällt das vielen nicht auf. Meine Mentalität ist aber, dass man den Airbag im Auto auch nicht täglich braucht, wenn dann aber etwas passiert, ist man für ihn dankbar und sollte deshalb nicht am selbigen sparen. Klar, dass das Auto auch so fährt und das erstmal nicht auffallen würde. Genauso ist es bei Netzteilen auch - wir gehen auf Nummer sicher, das entscheidende Faktum in der Elektrotechnik. Sei es bei Leistungspuffern, stabil befestigten PE-Leitern oder genügend Abständen zwischen den getrennten Schaltkreisen.
Indes ist Bronze nicht gleich Bronze, unser Modell schafft "nativ" dieses Niveau, nicht nur knapp und das dort getestete Modell entspricht inhaltlich auch der Verkaufsversion (nur das Label sah etwas anders aus).
Trotzdem sind andere Details einfach wichtiger. Wir haben bspw. eine Schraube mehr und viele davon auch seitlich montiert, damit das Netzteilgehäuse stabiler wird und auch auf die Befestigung der Bauteile selbst geachtet. Da gibt es entsprechende Vibrationstests in den Laboren, mit der man die physikalische Robustheit ermitteln und verbessern kann. Das Gehäusematerial ist auch relativ dick, was gut für die Abschirmung und generell Verarbeitung ist. Der Varistor im Eingangsbereich, welchen wir verbaut haben, wird teils sogar in manchen High-End Modellen noch ausgespart.
Deshalb auch das Bild in unserer Pressemitteilungen oder auch bei geizhals, das mehrere Aspekte vom Innenleben zeigt - wir verstecken nichts. Das PCB ist für die Preisklasse normal, hat aber noch eine Harzschicht über dem Hartpapier, was aufgrund der Dichte gut gegen die Kriechströme vorbeugt. Beim ersten Sample hatte HEC sogar nur Papier und ich habe das sofort ändern lassen, weil es eben doch ein Mindestniveau haben muss. Und dieses Niveau liegt in dieser Beziehung nun auf dem gängigen der aktuellen Netzteile. Wenn ich Epoxidharz genommen hätte als Basismaterial, wären aus Kostengründen gleich mal China-Elkos im Netzteil gelandet. Genau deshalb kommuniziere ich gerne Ausgewogenheit, keine Einzelmerkmale. Jedes Bauteil zählt!
P.S: Nettes Tor gerade!