Einleitung
Hallo zusammen und willkommen zu meinem ersten ausführlichen Review eines Lautsprecherpaars im Forumdeluxx.
Gegenstand dieses Reviews sind die „nuPro A-20“ der schwäbischen Boxenmanufaktur Nubert. Nubert ist im deutschen Raum den meisten HiFi-Kennern sicherlich ein Begriff, versucht nun aber auch mithilfe aktiver Lösungen neue Kundengruppen zu erschließen.
Den Anfang macht die kürzlich eingeführte „nuPro“-Serie, wobei die „A-10“ das kleinere und die hier getesteten „A-20“ das größere Modell der noch kleinen Produktlinie darstellen.
Doch welche Kundengruppe möchte die nuPro-Serie mit Paarpreisen zwischen rund 500 und 600 Euro erschließen? Sollen es betuchte multimedia- und musikbegeisterte PC-Anwender sein, die gerne bereit sind für guten Klang und schickes Design etwas mehr auszugeben oder sind es die HiFi-Enthusiasten, die am PC und im Studio gleichwohl natürlichen, direkten und unverfälschten Klang in Form von sog. „Nahfeldmonitoren“ suchen? Das werde ich im Verlauf des Tests versuchen unter anderem näher beleuchten.
Als mehr oder weniger direktes Vergleichsgerät müssen die Nubert gegen einen waschechten Studiomonitor aus ebenfalls deutschem Hause antreten, den Adam A7X. Die Adam sind im Vergleich etwas größer als die Nubert-Boxen und auch etwa ein Drittel teurer (Straßenpreis um die 900 Euro das Paar), spielen gebraucht aber durchaus in der gleichen Preisregion wie die A-20. Näheres zu den Adams gibt es im Netz, es soll hier ja um die Nubert gehen.
Ferner habe ich die A-20 auf ihre Filmtauglichkeit fernab des Schreibtisch und bei höheren Pegeln getestet. Hier spielen normalerweise meine B&W 804s auf - näheres dazu aber später.
Abschließend noch ein paar Worte zu mir. Ich bin 24 Jahre alt und habe letztes Jahr mein Studium erfolgreich abgeschlossen. Das Thema HiFi beschäftigt mich aktiv seit etwa 5 Jahren. Es ging damals mit einem Logitech Z-5500 am PC los und setzte sich dann schnell immer weiter fort. Ich besaß seitdem diverse Lautsprecher namenhafter Hersteller (mehrere Sets von Teufel, Wharfedale, KEF und B&W). Ich probiere gerne etwas Neues aus und tausche daher auch gerne durch. Als Referenz dienen mir dann immer meine Kopfhörer: Mobil die Ultimate Ears Triple.fi 10 Pro und daheim die Sennheiser HD-650, sowie mein Auto: hier spielt werksseitig ein BOSE-Set.
Optik & Verarbeitung
Die Nubert sind derzeit in zwei verschiedenen Farben verfügbar: weiß oder anthrazit. Da nur letztere lagernd war und ich auch weißen Boxen nichts abgewinnen kann - wohl eher etwas für die Apple-Fraktion - entschied ich mich für anthrazit.
Auf den ersten Blick wirken die Boxen durchaus schlicht und elegant. Vorne gibt es neben den beiden Chassis insgesamt vier Bedienelemente und eine LED zu bewundern. Die beiden Chassis und jede Elemente setzen sich farblich leicht ab und tragen zum stimmigen Gesamtbild bei. Dezente „nu“-Schriftzüge neben den Chassis in den Ringen um die Chassis herum verleihen dem Auftritt den letzten Schliff. Hinten gibt es die üblichen Anschlüsse, einen USB-Eingang und einen Schalter für die Abschaltautomatik. Diese schaltet die Boxen auf Wunsch aus, wenn kein Signal anliegt, und wieder ein, sobald es wieder etwas abzuspielen gilt. Da beide Boxen über einen aktiven Verstärker verfügen, müssen auch beide separat mit Strom versorgt werden. Ein Ein-/Ausschalter rundet das Anschlussterminal ab.
Die beiden Gehäuse besitzen eine glatte, leicht glänzende Oberfläche. Die Beschichtung wirkt hochwertig, aber nicht unempfindlich. Obwohl brandneu, hatte eine der beiden Boxen bereits an der Vorderseite bereits einen rund 1,5 Zentimeter langen Kratzer. Fingertapser bleiben an den Boxen gut heften, wenn auch lange nicht so schlimm wie beim beliebten und gleichzeitig gehassten Klavierlack.
Auf den ersten Blick wirkt das Erscheinungsbild der beiden Nubert somit durchaus gefällig. Ich war gar sehr positiv überrascht, wie „stylisch“ die beiden Boxen daher kommen. Trotz der vier Drehregler an der Front kann man sie durchaus auch an einem schicken Schreibtisch oder im Wohnzimmer aufstellen – finde ich zumindest.
Der zweite Blick offenbart dennoch einige kleinere Schwächen in der Verarbeitungsqualität. Neben dem bereits erwähnten Kratzer wurden auch die Chassis an einer der beiden Boxen nicht sauber eingesetzt. Selbst das untere Bedienelement ist bei der anderen Box nicht ganz passend verbaut. Ich sah es erst auf den zweiten Blick, meine bessere Hälfte sofort. Da es keine Lautsprecherabdeckungen gibt, sollte Nubert hier mehr Sorgfalt walten lassen. Auch könnte man bemängeln, dass der Bassreflexkanal auf der Rückseite in Material und Optik etwas billig wirkt. Andererseits – wer schaut schon häufig auf die Rückseite seiner Lautsprecher?
Klang
Nach dem langen Vorgeplänkel will jetzt sicherlich jeder wissen – na, wie klingen sie denn jetzt?
Direkt nach dem Auspacken musste ich sagen – nicht besonders. Man sollte den Nubert zunächst einige Stunden zum Einspielen geben. Sie bessern sich anfangs quasi von Minute zu Minute. Ähnliches habe ich auch schon mit meinen anderen Lautsprechern erlebt, wenn auch nicht in dieser Deutlichkeit. So spielten die Nubert den Nachmittag, Abend und auch die Nacht quasi durch.
Am nächsten Tag wurde es dann ernst: Klangbetrachtungen.
Zunächst fallen am Klangbild der beiden Nubert zwei grundlegende Dinge auf. Erstens: Der Klang ist betont neutral und zweitens: die beiden Lautsprecher stahlen sehr breit ab.
Letzteres bedeutet, dass wenn man vor den Boxen am Schreibtisch sitzt und den Kopf dreht, sich nach links oder rechts bewegt oder gar aufsteht – am Klang ändert sich gefühlt gar nichts. Diese Auslegung hat einen großen Vorteil; Die Boxen absolut aufstellungsunkritisch. Können die beiden Boxen nicht in absolut gleichem Abstand zum Bildschirm stehen? Muss eine der beiden Boxen etwas höher oder tiefer stehen als die andere oder steht „mit dem Rücken direkt zur Wand“? Alles kein Problem für die Nubert. Sie können und werden einfach überall gut klingen.
Das Ganze hat allerdings auch einen Nachteil. In Sachen Bühnenabbildung und Tiefenstallung halten sich die A-20 dezent zurück. Man hat bei den A-20 das Gefühl, dass der Klang der Boxen von einer Achse kommt, die etwa einen halben Meter hinter den Boxen steht. Recht mittig auf dieser Achse steht in der Regel der Sänger. Der Rest kommt von „überall“. Zu sagen woher genau ein bestimmtes Instrument kommt, fällt gerade bei komplexeren Klanggebilden schwer. Auch fühlt man sich nie wirklich in den Klang hineingezogen. Auf dieser gedachten Achse hinter den beiden Boxen spielt sich alles ab. Dass sich eine Klangwolke um den Hörer bildet und in ihn tief in die Musik eintauchen lässt - das ist nicht die Sache der Nuberts.
Betrachtet man diesen Gesichtspunkt „Monitor oder Multimedia?“ aus der Einleitung muss ich eindeutig sagen, das diese Auslegung einem Multimedialautsprecher sehr entgegen kommt. Egal wo man sich quasi im Raum befindet, wie die Nubert aufgestellt wurden, ganz egal. Der Klang ist immer gut. Die Trennschärfe eines Nahfeldmonitors erreichen sie dafür nicht. Es ist mir nicht möglich die räumliche Abmischung mit den Nubert hinreichend zu analysieren oder gar richtig abzustimmen.
Andererseits gibt es den anderen bereits genannten Aspekt: Die Klangneutralität. Dies hat sich Nubert geradezu fanatisch auf die Fahnen geschrieben – „Nubert – Ehrliche Lautsprecher“ sagt schon der Karton. Recht hat er.
Im Gegensatz zu vielen anderen PC-Boxen und insbesondere 2.1 oder 5.1-Sets spielt sich bei Nubert kein Frequenzbereich in den Vordergrund. Die Klangregler in der Front erlauben noch minimale Justagen – ihrem neutralen Grundsatz bleiben die Nubert aber immer treu. Ich bringe somit den Standardsatz: Es spielt sich bei den Nubert kein Frequenzbereich in den Vordergrund. Vielmehr wirkt alles in sich stimmig und vollständig.
Weiterhin treu bleiben sich die Nubert in Sachen Bass. Ich hatte in den letzten Jahren zugegeben schon einige Kompaktboxen auf dem Schreibtisch, einen derartigen Tiefgang habe ich aber noch nicht erlebt. Während die meisten Kontrahenten entweder versuchen durch stärkeren Oberbass Schwächen in den tieferen Frequenzbereichen auszugleichen oder diesen Bereich gerne komplett meiden, greifen die Nubert wie selbstverständlich sehr tief und linear in den Frequenzkeller. Wer jetzt meint, dass das Ganze ginge Kosten der Pegelfestigkeit, täuscht sich. Ich konnte die Nubert am Schreibtisch nicht ans Limit bringen. Vorher klingelten mir die Ohren.
Dieses Verhalten zur absoluten Neutralität ist einerseits löblich und geht eindeutig in die Richtung „Monitor“ – andererseits wird es auch einen Grund haben, weshalb andere Hersteller in diesem Preisbereich nicht unbedingt immer diese Maxime verfolgen. Wie heißt es doch in anderem Zusammenhang: „Ein paar Kurven an den richtigen Stellen dürfen schon sein“ – insbesondere wenn man eher Multimediaanwendungen im Auge hat.
Abseits dieser Betrachtung möchte ich noch ein paar allgemeine Worte zum Klang verlieren. So werden die Nubert mühelos jedes PC-Set im Preisbereich bis 400 Euro hinter sich lassen. Es werden mit ihnen viele Details hörbar, die vorher verborgen geblieben sind. Selbst im Vergleich mit anderen Kompaktboxen zeigen die Nuberts viele Details und klingen in sich sehr stimmig.
Ankreiden – und was mich persönlich am meisten an den A-20 stört – ist hingegen die Wiedergabe in den Mitten. Mir gehen die Nubert hier zu unverbindlich zu Werke. E-Gitarren fehlt das letzte Quäntchen Aggressivität, Stimmen die letzten Nuancen. Ein Elton John oder Andrea Bocelli klingen mit den Nubert toll, aber nicht herausragend. Das letzte bisschen Gefühl bei Andrea, die Rauchigkeit bei Elton – das entgeht den Nubert. Andere Marken im HiFi-Segment fangen im selben Preisbereich mit ihren Modellen mehr davon ein.
Das alles führt dazu, dass die Nubert insgesamt gesehen also viele Details für Lautsprecher ihrer Preisklasse ans Licht bringen und dies auch unabhängig vom Aufstellort oder der Sitzposition schaffen. Überraschend ist das unglaubliche Tieftonfundament bei hoher Pegelfestigkeit. Insofern Pluspunkte für den Multimediaaspekt. Die absolute tonale Neutralität spricht eher für den Monitoraspekt, die mäßige Stimmauflösung und räumliche Abbildung dagegen. Die Neutralität ist sie für den Multimediaeinsatz eher hinderlich. Ein bisschen mehr „Charakter“ im Klang würde den meisten Multimediaanwendern sicherlich eher zusagen. Zu neutral kann schnell langweilig wirken.
Zusätzliches
USB-Soundchip
Die Nubert nuPro A-20 verfügen über eine USB-Schnittstelle und können so unkompliziert an PCs und Laptops angeschlossen werden ohne auf die mitunter auf die weniger gute integrierte Soundkarte zugreifen zu müssen. Dazu verbindet man einen der beiden Lautsprecher über das mitgelieferte USB-Kabel mit dem Rechner und verbindet die beiden Boxen über ein ebenfalls mitgeliefertes Mono-Chinch-Kabel miteinander. Die Treiber werden dann in der Regel automatisch installiert.
Ich konnte bei einem kurzen Test keinen klanglichen Unterschied zwischen meiner Soundkarte (Asus Xonar D2X) und dem USB-Soundchip feststellen. Ich hatte das Gefühl, dass die Räumlichkeit bei der Xonar minimal besser war – einem Blindtest würde das aber wahrscheinlich nicht standhalten.
Fazit: Man braucht keine gute interne Soundkarte um alles aus den Nubert holen zu können. Der USB-Soundchip ist mindestens genauso gut. Eindeutig ein Pluspunkt für Notebookbesitzer.
Stromverbrauch
An meinem Stromzähler von Voltcraft zeigten die Nubert im Standby 0,1 Watt je Box. Im Betrieb wurden daraus 3,4 bis 3,6 Watt bei Zimmerlautstärke. Beim Pegeltest sah ich hingegen Spitzen von bis zu 20 Watt je Box. Insgesamt lässt sich festhalten, dass die nuPro sehr genügsam zu Werke gehen.
Pegelfestigkeit
Ich war von der Pegelfestigkeit der nuPro 20 so beindruckt, dass ich einen weiteren Test im Wohnzimmer machte. An meiner PS3 sollten die Nubert zeigen, ob sie auch bei hohen Pegeln noch souverän in den Tiefbasskeller greifen.
Ich mache es kurz: Die Nubert erreichen mühelos sehr hohe Pegel bei unverändert mächtigem Bass. Übertreibt man es zu sehr, werden sie zunächst in den Höhen etwas spitz und die Mitten langsam matt, erst dann weicht der Bassbereich etwas auf. Tiefgang wie meine B&W 804s erreichen sie nicht, denn unter 40Hz scheinen sie dann abrupt stark abzufallen. Dennoch eine sehr beeindruckende Vorstellung der kleinen. The Dark Knight bei fast kinoähnlichem Pegel genießen? Kein Problem!
Was sich auch zeigt: Am TV machen die beiden Nubert einen hervorragenden Job. Ich schaute mit ihnen zusammen mit einigen Freunden gestern Abend das Spiel Deutschland vs. Japan. Das meisterten die nuPro absolut souverän.
Fazit
Was soll ich nun zu den Nubert sagen?
Für mich erfüllen die Nubert die Ansprüche an einen Multimedialautsprecher nahezu vollständig. Sie sehen stylisch aus, sind nicht allzu groß und lassen sich auch unter schwierigen Bedingungen souverän betreiben. Einfach aufstellen, anschließen – gerne auch per USB – und loslegen. Guter Klang ist garantiert.
Sind die Nubert denn auch gute Nahfeldmonitore? Aus meiner Sicht eher nicht. Sie sind klanglich stockneutral und durchaus etwas kritisch – was ich ihnen im Multimediaeinsatz beides eher negativ ankreide – dafür lassen sie insbesondere Details in den Stimmwiedergabe und der räumlichen Abbildung wichtiges vermissen.
In Anbetracht dessen stelle ich mir die Frage: Wieso heißen die Boxen „nuPro“? Ich denke anhand des Klangs wäre ein Name wie „nuLife“ oder „activeNu“ passender. Mit dem professionellen Einsatz haben die Nubert wenig am Hut, dafür umso mehr mit der Beschallung im privaten Umfeld.
Würde ich mir also die Nubert auf den Schreibtisch stellen?
Ja, wenn ich unkomplizierten Klang suche und auch öfter mal ein Laptop anschließen möchte. Filme und Games bei mir genauso im Vordergrund stehen wie Musik und ich mich mit der stockneutralen Auslegung abfinden kann. Nein, wenn ich bei meiner Musik das letzte bisschen Details heraushören, in diese ganz eintauchen oder diese gar abmischen möchte.
Nicht unerwähnt lassen möchte ich am Ende noch die kleinen Schwächen in der Verarbeitung. Ich hoffe, dass Nubert hier in Zukunft etwas mehr Sorgfalt walten lässt.
Links
Produktinfos Nubert A-20
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