Also ich möchte da jetzt nicht alles kommentieren. In den meisten Dingen würde ich dir ja auch zustimmen und ich glaube wir sind uns auch einig, dass es noch ein weiter Weg ist. Und das liegt schon auch zum großen Teil daran, dass das Angebot einfach noch nicht ausgereift ist. Natürlich gibt es auch unter Lehrern Pfeifen, keine Frage. Die sind aber meiner Erfahrung nach erstens in der Minderheit und zweitens tatsächlich nicht die Ursache dafür, dass Tablets in der Schule kaum zu finden sind.
Ich kann mich ja auch mal outen, ich bin nämlich selbst Lehrer für Physik und Chemie und ich sehe das auch so, dass ich das Smartphone nicht verbieten will, sondern eher produktiv einsetzen. Dass ein Schüler aber ein Handy wirklich produktiv einsetzen kann und Daten mal eben bei wikipedia nachschlagen kann, ist nicht selbstverständlich. Auch das muss erst gelernt werden. Ist ja auch logisch, ich möchte nur darauf hinweisen, dass einige vergessen, dass das tatsächlich nicht jeder beherrscht und einem die Informationen aus dem Netz nicht zu fliegen. Generell ist es so, dass die Infos im Netz ungefiltert und oft genug auch etwas krumm drinstehen. Wenn ich etwas nachschlage, mache ich das auch meist online. Ich brauche aber auch den Filter nicht. Die meisten meiner Schüler sind doch ziemlich überfordert und fangen an, blind ab zu schreiben, was google sagt.
Auf ein paar Sachen möchte ich dann aber doch genauer eingehen.
MS Surface für ne Schule zu kaufen ist blödsinn, das stimmt! Wobei man auch daraus was machen könnte. Interaktive Bücher, wo es zu allem direkt übungsaufgaben gibt, die direkt verbessert werden.
Gibt es da brauchbares? Immer her damit. Die Schulbuchverlage haben jedenfalls noch nichts in der Pipeline. Auch die wollen nämlich Plattformunabhängigkeit.
Man darf auch nicht vergessen, dass selbst der Aufwand mit Tablets nicht zu unterschätzen ist (Holen, Laden, Updates, Murx, dieses Problem hat Papier eben nicht). Zumindest, solange die Schüler das Tablet nicht selbstverständlich dabei haben.
Habe ja nicht App, sondern App/Video geschrieben. Wenn man in YouTube sucht, findet man echt fast alles.
Wenn aber Verlage von Schulbüchern mal Apps/Interaktive Ebooks mit Videos, Aufgaben... machen würden, könnte man sich zum Lernen einfach mit dem iPad aufs Sofa hocken und lernen. Wenn so eine App gut gemacht wäre, wäre das garantiert VIEL effizienter als jeder konventionelle Unterricht! Für Leher wäre es auch eine enorme entlastung, wenn Hausaufgaben irgendwo eingegeben werden und nicht am Anfang der Stunde kontrolliert werden müssen und sie könnten sich schon im vorraus darauf vorbereiten, Dinge zu erklären, die viele falsch gemacht haben.
Aber das Niveau reicht trotzdem nur bis zur Mittelstufe. Ich kann jetzt nicht sagen, wie es in anderen Fächern ist, aber in Physik/Chemie/Mathe bedeutet Lernen arbeiten. Übungsaufgaben, bis es einem aus den Ohren kommt. Und zwar in voller Breite, alles alleine. Vom Ansatz über die Skizze bis zum Rechenweg. Vom Konsum lernt man da leider wenig. Das ganze interaktive Schritt für Schritt Zeug macht man ja auch im Unterricht, nichts dagegen. Aber erst, wenn man das auch selbstständig hinbekommt, hat man etwas verstanden meiner Meinung nach. Ich kenne keine App/Video die das ausreichend zulässt.
Wenn du etwas weißt, nur her damit. Ich bin ständig auf der Suche nach so etwas, dass ich meinen Schülern anempfehlen oder auch im Unterricht einsetzen kann. Das direkt Feedback, dass so ein interaktives Zeug bietet, ist nämlich in der Anfangsphase sehr gut und ich kann das natürlich nicht für 30 Leute liefern im Unterricht.
zu GFS/Referat: Ich habe glaube ich während meiner gesamten Zeit an der Schule niemals ein Buch für sowas benutzt. Habe jedoch immer, wenn ich wollte, bzw nicht zu faul war, mich damit mehr als 3h zu beschäftigen, gute Noten in Referaten bekommen! Es gibt glaube ich kein GFS Thema, wozu man nicht genug im Internet findet!
Wie schon oben angemerkt, Internetrecherche will gelernt sein. Ich habe auch erst nach meiner eigenen Schulzeit das Schulbuch zu schätzen gelernt. Die Informationen sind dort erstklassig aufbereitet und gefiltert. Das leistet keine Internetseite per se, sondern muss dann selbst geleistet werden. Ich empfehle immer bei einer GFS Buchseiten/Kapitel an. Die reichen auf jeden Fall für die 2. Selbst eine vernünftige Gliederung kann man davon übernehmen. Diejenigen, die sich daran halten, bekommen auch meist eine gute Note. Alle Kollegen halten das etwas anders, aber ich will kein Referat sehen, in dem möglichst viele Infos möglichst oberflächlich referiert werden (das sind meist "Internetreferate"). Dann lieber eingrenzen und an ausgewählten Beispielen in die Tiefe gehen. Nur so kann ich sehen, ob der Schüler wirklich etwas verstanden hat von dem Thema, dass er eigenständig bearbeitet.
Abgesehen von den Schülern könnte man ja auch für den Lehrer eine "Touch-Tafel" machen. Sowas habe ich mal bei einer Besichtigung einer (sehr teuren Privat-)Schule gesehen. Das ist schon ein paar Jahre her und hat damals schon erstaunluch gut geklappt. Da konnten sich die Schüler nach dem Unterricht zuhause die Tafelbilder anschauen und die Lehrer konnten es in der nächsten Stunde wieder aufrufen... Dann könnte auch jeder seine Aufschriebe der Klasse präsentieren.....
Da rennst du offene Türen ein. Die Dinger sind großartig. Ganz andere Gestaltungsmöglichkeiten und Arbeitsmöglichkeiten und die alten Kollegen können es wie gehabt als Tafel nutzen. Einzige Crux: Preis, und zwar deutlich.
Eine neue Tafel kostet ca. 3000€, ist wasserdicht, unempfindlich und hält wartungsfrei etwa 30(!) Jahre. Außerdem funktioniert sie immer.
Eine interaktive Tafel fängt bei 3000€ an. So eine haben wir auch. Und die ist Mist. Auch nach drei Monaten habe ich den Dreh noch nicht raus mit den Basisfunktionen. Von schönen Sachen wie das Arbeitsblatt interaktiv drauf zu haben oder mit der Dokumentenkamera zu arbeiten will ich gar nicht anfangen. Die Oberfläche ist beknackt, die Bedienung umständlich. Diese Investition hätte man sich auch sparen können imho.
Dann gibt es da den Mercedes mit supereinfacher Bedienung, bei dem ich nach einer Einarbeitungszeit von 10 Minuten die Tafelfunktionen sicher konnte und nach 30 Minuten auch digitale Arbeitsblätter, Dokumentenkamera zuverlässig einbinden konnte. Kosten: Ab 6000€ aufwärts.
Dazu kommt in beiden Fällen eine neue Beamerlampe alle 18 Monate und die Wartung von Staubfiltern und Co. Ein PC muss auch dabei sein. Die Stromkosten alleine belaufen sich auf ca. 400€/Jahr und Smartboard.
Du siehst also, die Kosten sind enorm. Und da die Länder ja die Parole haben "Wir brauchen die beste Bildung, kosten darf sie aber nichts" haben wir zwei von den billigen Mist Tafeln, die jetzt (zu Recht) verstauben.