Das ganz kann nur Erfolg haben wenn die Hardware Konkurenzfähig ist. Sonst wird kaum jemand seine Software anpassen. Vielleicht hätte man den Aufwand doch lieber in die Entwicklung der Hardware stecken sollen. Sowohl im CPU als auch GPU Bereich warten einige Leute seit Monaten auf Konkurenzfähige Hardware von AMD.
Die Hardware ist im Computing- Bereich mehr als konkurrenzfähig, jedenfalls die Grafikkarten. Die Fury X war mit 8,6 TFLOPS FP32 schon längst da, wo jetzt beispielsweise die GTX 1080 ist(8,9 TFLOPS SP) und Vega wird das ganze nochmals deutlich toppen. AMD hat zwar bisher in der aktuellen Generation nur kleine GPUs herausgebracht, im Consumer- wie auch Profisegment, aber das wird sich logischerweise mit Vega völlig ändern und so ist dann auch FP8- Hardwaresupport mit an Bord, den bisher nur die neueste Titan hat.
Es hat bisher nur am Support durch entsprechende Software gemangelt und wenn AMD nun mit dem ROCK- Treiber OpenCL in die Kerneltreiber integriert, sehe ich von Seiten AMDs keinen Versuch unterlassen, die nötige Infrastruktur zu schaffen - nämlich eine, die sogar noch jeder mit verbessern kann, wenn ihm gute Ideen einfallen.
Ich sehe auch keinen ernsthaften Portierungsaufwand für bestehende Projekte, wenn der HIP- Compiler den bestehenden CUDA- Code in OpenCL- Code umwandelt. Ein paar kleine Anpassungen und CUDA kann man direkt rausschmeißen, während das Programm mit OpenCL auf jeder Hardware gut läuft - mit der AMD- GPU auf Linux dann sogar ohne irgendeine Treiberinstallation - das würde out of the Box einfach nur funktionieren -> CD rein, Betriebssystem installieren, Software starten, fertig.
Zumal ja ohnehin die meisten wie zum Beispiel Adobe, größtenteils auf OpenCL umgestiegen sind oder umsteigen.(Wobei Adobe mit Linux ja sowieso nichts am Hut hat, und man auf Windows weiterhin erst Treiber installieren muss, damit es läuft - nicht, dass das jemand falsch versteht.)
Auf
GPUOpen.com informiert AMD mittlerweile außerdem regelmäßig über Neuigkeiten, bietet kleine Artikel mit Tutorials, antwortet teilweise auf Kommentare etc., also wenn man das nicht mal Kundenservice nennt, dann weiß ich auch nicht.
Meiner Meinung nach hat AMD die eigene Situation sowas von gut analysiert. Nvidia betreibt einen immensen Aufwand, um ihre eigene Software zu entwickeln, zu promoten, und sich von der AMD- Hardware abzuschotten. Mit so einem einfachen Tool wie dem HIP- Compiler hat AMD all das faktisch kaputt gemacht. Und sie haben sogar eine noch logischere und löbliche Konsequenz gezogen: Es ist schlecht für die Allgemeinheit, wenn hinter verschlossenem Code eventuell die Grafikqualität leidet, Konkurrenzhardware in ein schlechtes Licht gerückt wird, oder alte Modelle ausgebremst werden, damit man sich was neues kaufen muss. Ich will niemandem direkte Unterstellungen machen, aber die Skepsis bleibt bei Closed Source immer.
Und so verfolgt nun AMD den Ansatz, Transparenz und einfache Benutzbarkeit durch offene Software zu bieten, und bekommt im Gegenzug aus Dankbarkeit noch Verbesserungen und Ideen gratis von der Community, interessierten Unternehmen, kommerziellen Softwareentwicklern etc., um noch viel bessere Treiber und Entwicklertools allgemein zugänglich zu machen, als sie überhaupt könnten, wenn sie es alleine täten. Dafür können sie noch mehr Ressourcen in noch leistungsstärkere und stromsparendere Hardware investieren. Für jemanden, der nur durch die verkaufte Hardware sein Brot verdient, kann es doch gar keinen sozialeren und gleichzeitig eigennützigeren Ansatz geben.