Guten Morgen Rob, (Als ich angefangen habe war es ca. 10 Uhr
)
der "Nachteil" von einem DIY-Server zu einer AIO-Lösung von beispw. Synology ist ganz klar der Einrichtungsaufwand.
Dem entgegenzusetzen wäre der Preis und die höhere Leistung eines Microservers oder DIY-Lösung. Ob nun Microserver oder DIY hängt davon ab, wie gut der Microserver auf deine Bedürfnisse zugeschnitten ist.
Generell: ein externes HDD-Gehäuse ist eine Bastellösung, aber das muss jeder für sich entscheiden. Ich steh da nicht so drauf. Wenn man auf einen fertigen Microserver zurückgreift oder ein neues System aufbaut kann man auch direkt etwas kaufen, das die eigenen Anforderungen erfüllt. Die von dir angesprochenen Modelle ProLiant ML110 G9 und ProLiant ML150 G9 haben auf jeden Fall ordentlich Power und den dementsprechenden Preis. Wie hoch der Idle Stromverbrauch ist kann ich dir nicht sagen, eine Schätzung würde dir auch nicht weiterhelfen.
Mach dir generell mal Gedanken um den Aufbau des Servers. In deinem Fall hast du, wenn ich es richtig verstanden habe, 2 Anforderungen an den Storage:
-
1) Mediadaten (Filme, Fotos, Musik), also Daten, die 1x geschrieben werden und sich kaum verändern.
-
2) Backups von anderen PCs/Laptops.
Der Server selbst hat ansonsten keine Anforderungen, außer die Transkodierung. Um für 4 Clients gleichzeitig eine 4k Transkodierung zu leisten brauchst du allerdings ordentlich Power! Das kann ich weder abschätzen, noch habe ich genug Ahnung um dir dazu irgendwelche Tips geben. Es gibt bestimmt jemanden, der darüber deutlich mehr weiß als ich!
Hier wurde über Plex Transcoding geschrieben.
Zurück zu den zwei Anforderungen an den Storage:
Zu 1) Hier ist Performance nicht wichtig. Du benötigst keine Storagelösung, bei der du 500mb/sek schreiben und 2gb/sek lesen kannst. Wenn deine 4 Clients zeitgleich 1080p Material streamen liegst du bei <1gbit oder <125mb/sek lesen. Der Schreibprozess ist auch nicht zeitkritisch. Hier wäre nur wichtig, dass du zumindest die Geschwindigkeit deines LANs voll ausnutzen kannst; das schafft jede aktuelle Festplatte. Im Endeffekt bringt dir ein RAID also keine Vorteile, weil du den Performancezuwachs nicht nutzen kannst.
Dennoch kann ich verstehen, dass dir eine gewisse
Redundanz wichtig ist, genauso wie die
Darstellung aller HDDs als eine.
Zur
Redundanz: Hier ist der Vorteil des RAIDs ganz klar der, dass du weiterhin auf die Daten zugreifen kannst, wenn eine (raid5) oder zwei (raid6) Festplatten ausgefallen sind. Der Ausfall einer Festplatte ist generell ein eher seltenes Phänomen. Für den Fall das das passiert musst du dich fragen "Kann ich für die Zeit der Wiederherstellung auf den Zugriff dieser Daten verzichten?". Ist die Antwort nein, so benötigst du definitiv ein RAID! Ist die Antwort ja, so gibt es andere, deutlich günstigere und stromsparendere Lösungen!
Zur
Darstellung als single Volume - Snapraid: richtig konfiguriert werden die Dateien immer auf eine einzelne Festplatte abgelegt. Mehrere HDDs können mittels Pooling aber als ein einzelnes großes Volume dargestellt werden. Die Redundanz, die dir ein richtiges RAID bringt erreichst du hierbei über sogenannte Snapshots, die du über einen Schedule dem System aufträgst. Bei Daten die sich kaum verändern reicht es ja täglich/wöchentlich/monatlich ein Snapshot zu machen.
Bei Daten die sich permanent ändern wäre wiederum ein RAID vorzuziehen, da deine Daten so permanent redundant vorhanden sind. Bei Snapraid riskierst du einen Verlust der neuen/geänderten Daten zwischen Snapshot a und b. Falls du 1 Parity wählst (also ähnlich RAID5) und 2 HDDs ausfallen verlierst du nicht alle Daten wie bei einem RAID, sondern nur die Daten, die auf den defekten HDDs waren. Ein weiterer Vorteil ist der, dass du bei Snapraid unterschiedliche HDD-Größen benutzen kannst und es wird nur die HDD angesprochen, von der du Daten benötigst. Bei einem RAID laufen immer alle HDDs an. Eine Erweiterung ist ähnlich möglich wie bei einem richtigen RAID. Dazu einfach mal nach Snapraid googlen und etwas einlesen. Es gibt auch Vergleiche mit dem Suchbegriff "Snapraid vs RAID", die dir die Vor- und Nachteile erklären.
Zu 2) Die Dateien bei Backups ändern sich natürlich deutlich öfter als bei Mediadaten. Hier ist ein Snapraid eher nicht die richtige Wahl. Sinnvoll wäre z.B. ein RAID1. Bei einem RAID1 hast du die Daten auf dem PC/Laptop und redundant auf dem Server. Damit deine Daten nun verloren sind müsste die HDD im PC/Laptop ausfallen und zeitgleich noch beide HDDs im Server.
Da das nach Murphy natürlich passieren kann, macht es Sinn die Dateien, die du auf keinen Fall verlieren willst, zusätzlich auf einer externen Festplatte o.ä. zu speichern (Stichwort: Cold Storage). Ähnliches gilt vielleicht auch für die Fotos aus "Zu 1)", das kannst nur du entscheiden. Für diese Dateien empfiehlt es sich ein zusätzliches Backup anzulegen. Ob du das nun machst, oder ob dir die Sicherheit von RAID1/Snapraid ausreicht ist auch deine Entscheidung. Wichtig ist nur, dass du ruhig schlafen kannst
Was ich generell unabhängig vom der restlichen Hardware empfehlen kann ist ein redundantes Betriebssystem. Nichts ist nerviger, als den Server offline zu haben, weil die OS-HDD defekt ist. Die zusätzlichen Kosten halten sich in Grenzen. Je nachdem, welches Betriebssystem du wählst reicht ein USB-Stick aus.
Nun mal zur Hardware:
Angenommen ich liege mit meiner Ausführung richtig, so wäre folgendes möglich:
2 HDDs für Backups (zu 2) im RAID1 (ZFS könnte man hier wählen)
6-xx HDDs für Mediadaten (zu 1) mit Snapraid
2 SSDs/USB-Sticks für das OS, bei einer SSD ist die Größe fast egal.
Als Mainboard reicht eins, was ECC unterstützt und 1 PCIe Slot für einen HBA(m1015 z.B.) hat. Falls du unsicher bist, dass dir ein 8-Port HBA genügt, so nimm ein MB mit 2 PCIe Slots, bedenke aber, dass du in der Regel auch noch 6 SATA-Anschlüsse auf dem MB hast. Somit hättest du die Möglichkeit 14 HDDs anzuschließen.
Ansonsten sind die Anforderungen an das MB recht gering.
Warum ECC? Dazu findest du unter dem Link eine Erklärung von Holt.
Zum HBA: Da ich einen Adaptec 6805 nutze und keine eigene Erfahrung mit dem m1015 habe beziehe ich mich mit der Empfehlung auf das Gelesene. Es gibt scheinbar sehr viele Homeserver, die mit der Karte laufen und das Feedback ist positiv. Der Grund ist der günstige Preis und die gute Kompatibilität. Ich würde dir empfehlen selber noch darüber zu lesen. Im Hardforum gibt es eine Menge zu dem Thema.
Bei der CPU solltest du darauf achten, dass diese auch ECC unterstützt. Ein Intel Pentium G4400 ist für die Storageaufgaben ausreichend. Bei dem Transcoding bin ich mir allerdings nicht sicher. Daher solltest du hier lieber die Antwort eines Experten abwarten
Genauso auch was die Menge an RAM angeht.
Jetzt fehlt noch ein passendes Gehäuse. Ich habe hier ein Nanoxia DS1 stehen. Mit zusätzlichen HDD-Cages (2x 3-fach, kann man für ein paar € bei Caseking kaufen) passen 14 3,5" HDDs + SSDs in das Gehäuse. Wenn du in die 3 5,25" Schächte auch noch eine 5in3 Erweiterung steckst bist du bei 19HDDs. Es ist gut gedämmt, man kann die Kabel sauber verlegen und ich bin mehr als zufrieden damit! Auf 19 HDDs komme ich wohl eher nicht
Zu den Kosten:
MB 150-250€ (Fujitsu / Supermicro)
CPU 60-250€ (G4400/E3-xxxx)
m1015 100-150€ (ebay, gebraucht - die Dinger halten eh ewig)
RAM 50-100€ (8gb/16gb)
Netzteil 60-100€ (Bequiet mit CM oder ohne)
Gehäuse 100€
Macht insgesamt
520-1000€ je nach Ausstattung. Falls du kein ECC-RAM nutzen möchtest kannst du vom Gesamtpreis ca. 100-150€ abziehen.
Stromverbrauch:
Fujitsu D3417-B + 16GB ECC-RAM + E3-1225 V5 = 8,7W (Source: c't 05/2016 S100ff.)
m1015 ca. 8W
+ aufgerundet 1W pro HDD im Sleepmode. Somit ist der Server im Idle mit 8 HDDs bei ca. 25-30W. 1W kostet 24/7/365 ca. 2,50€ pro Jahr.
Falls du doch lieber auf ein Hardware-RAID setzen möchtest, solltest du bei Ebay nach günstigen gebrauchten Ausschau halten. Ob nun Adaptec oder LSI... Für deinen Anwendungsbereich sind auch ältere Modelle mehr als ausreichend.
Preislich liegt ein Adaptec 6805 gebraucht bei ca. 250€. Der Stromverbrauch ist ungefähr das doppelte vom m1015.
Auf den ersten Blick mag der Unterschied zum ML110/ML150 je nach Ausstattung vielleicht nicht so groß sein, aber mit dieser Konfiguration investierst du 100-150€ für einen 2. m1015 und kannst bis zu 8 weitere HDDs anschließen.
Falls du allerdings keine Lust auf einen Eigenbau hast, so ist es keine schlechte Option auf einen ML zurückzugreifen. Über die Erfahrungen mit den jeweiligen Modellen gibt es hier ja einiges zu lesen.
Man man man was ist das für ein langer Post geworden... Noch 10 Zeilen mehr und ich könnte es als Buch binden lassen
Das kommt davon, wenn man immer zwischendurch weiter schreibt. Naja ich hoffe ich konnte dir ein wenig weiter helfen und der Post ist übersichtlich genug gestaltet.