Wir reden aneinander vorbei. Es ist ja wohl klar, dass momentan ein Wandel stattfindet, was die Zugänglichkeit von Inhalten angeht. Es gibt einen großen Bedarf an digitalem "Besitz". Viele Leute wollen nicht mehr ins Kino gehen oder sich CDs/DVDs kaufen. Digital ist einfach praktischer in manchen Bereichen. Das Problem löst man aber nicht, indem man sich als Rechteverwalter wie ein eingebildeter Gockel herumstolziert, sondern indem man die Bedürfnisse der Rechteinhaber mit den Bedürfnissen der Konsumenten in Einklang bringt. Es gibt schon seit 10 Jahren theoretische Konzepte, wie man diese Problematik lösen könnte.
Konzepte wie Napster oder zig Tauschbörsen sind doch schon uralt. Spätestens zu deren Hochphase wurde doch klar, dass man da etwas unternehmen muss. All die Jahre hat man diese Bedürfnisse ignoriert und anstatt sich anzupassen, versucht man weiterhin mit allen Mitteln die alten Wege zu beschreiten.
Urheber sollen ihre Rechte haben und sie auch vertreten. Stellt sich nur die Frage ob man die Rechteverwalter unbedingt dafür braucht. Das wird doch gar nicht hinterfragt. Es geht immer nur darum den Ist-Zustand beizubehalten.
Dein Beispiel ist insofern nicht korrekt, da Türe und Schlösse die Produkte sind. Die Rechteverwalter sorgen dafür, dass man für die Nutzung zahlt. Die GEMA will zB Geld für jeden Song der abgespielt wird. Analog wäre also ein System, bei dem du jedes Mal Geld blechen musst, wenn du deinen Schlüssel in deine Haustür steckst. Vllt sollte man das auch mal einführen, wäre ne super Sache.
Das Problem sind nicht die Rechte, sondern die Rechteverwalter. Ich halte das System für künstlich. Es entsteht dadurch kein Mehrwert für die Gesellschaft oder die Diversität von Kunst/Film/Literatur, sondern da wird ein System dazwischen geschoben, welches einfach nur Geld generiert, indem es Leistungen verspricht, die aber fraglich sind. Die Content-Industrie argumentiert doch immer wieder damit, dass sie X Millionen Verlust macht, weil X Millionen Leute nicht mehr ins Kino gehen. Wenn sich also ein Film schlecht verkauft, heißt es gleich das liegt an der illegalen Verfügbarkeit. Sich einzugstehen, dass das "Werk" absoluter Mist ist will natürlich niemand, denn alles was produziert wird ist Gold. Flops sind nur was für unbekannte Regisseure und Low-Budget-Produktionen, aber der normale "Künstler" ist so genial, dass man ihm die Kassen vollspült? Ich glaub da gibts eher ein Selbstwahrnemungsproblem bzgl der Eigenleistung.
Bitte lies nochmal was ich geschrieben habe und interpretier nicht einfach etwas hinein, weil du hinter meinen Aussagen ein bestimmtes Bild zu sehen glaubst. Ich schreibe, man sollte eventuell mal die Content-Industrie und ihre Motivation hinterfragen. Ich füge auch explizit nochmal die Rechteverwalter hinzu. Hinterfragen bedeutet nicht abschaffen. Man muss beide Seiten betrachten und nicht nur die mit den Rechtsmitteln.
Und Verschwörungstheorien sind was anderes. Ich werfe eine Frage in den Raum. Die Wahrscheinlichkeit, dass Geld fließt um ein bestimmtes Bild zu formen ist vorhanden. Sie ist vllt minimal aber es lässt sich auch nicht zu 100% ausschließen.
Insofern sehe ich durchaus Kontrollwahn. Es gibt ständig Menschen, die wissen wollen was andere machen und was sie konsumieren und wie viel davon. Es muss regeln geben, aber man kann es auch übertreiben. Hast du mal einen Blick in die USA geworfen? Urheberrechtsverletzungen werden intensiver geahndet und härter bestraft als so manche Straftat. Aaron Swartz ist da wohl eins der besten Beispiele, wie Rechteverwalter und Justiz überreagieren können.
Hier wird Content immer nur auf Film/Musik/Spiele reduziert. Ich weiß nicht, wie es hier mit Wissen bzgl Fachliteratur aussieht, aber grade in dem Bereich geht es ziemlich krass zu. Ein 1-2-Seiten-Artikel kostet 30 Euro, Universitäten zahlen horrende Summen für Nutzungslizenzen - da sind aber nicht alle Veröffentlichungen dabei, dh für sehr aktuelle Beiträge muss man auch nochmal drauf zahlen. Gleichzeitig müssen Autoren diesen Verlägen Geld zahlen, damit überhaupt publiziert werden darf. Die Reviews durch Kollegen erfolgen ehrenamtlich. Hier wird unglaublich viel Geld gescheffelt, damit Paper publiziert werden. Die Eigenleistung der Rechteverwalter geht gegen Null. Sie bekommen sogar Geld von den Autoren und den Lesern - obwohl der Großteil der Forschung bereits durch jeden Bürger durch Steuern bezahlt wurde.
Ich bin mir sicher, dass "all for free" nicht funktionieren wird - natürlich werden Leute dann nichts mehr bezahlen. Das fordere ich aber auch gar nicht. Ich würde mir nur wünschen, wenn man das Gesamtkonzept zeitgemäßer und fairer gestalten würde. Aber so, wie man derzeit dagegen vorgeht, wird man nie das Problem lösen.
Und klar wollen die Kohle verdienen. Herzlich Willkommen im Kapitalismus, wo warst du die letzen 80 Jahre?
Achso, jeder hat das Recht Geld zu verdienen, also kann man das auch realisieren auf welche Art auch immer? Kapitalismus ist also die neue Ausrede für alles? Also nichts hinterfragen und nichts am System optimieren, weil es so furchtbar perfekt ist, dass es nichts zu kritisieren gibt?