Im Durchschnitt haben unsere Artikel zwischen 20 und 70 Kommentare der User, je nach Wichtigkeit der Meldung. Beiträge über die Antenne des iPhone 4 jedoch kommen unter 100 Kommentaren meist nicht weg. Der Gesprächsbedarf zum aktuellen iPhone und der (durch die Medien bestärkten) "Fehlkonstruktion" der Antenne scheint derart immens, dass einige User sich kaum noch beruhigen können. Doch was steckt eigentlich dahinter? Ein kurzer Kommentar soll etwas Licht in die Beschwerdewelle geben und den Versuch unternehmen, aus Sicht eines iPhone 4-Besitzers Entwarnung zu geben und zu beruhigen.
Bezugnehmend auf die Watergate-Affäre taufte Apple das Problem und die Berichte ironisch "Antennagate". Was 1974 zu einem Rücktritt des US-Präsidenten Richard Nixon führte, solle für das iPhone 4 nach Auffassung des Herstellers jedoch bitte nicht in einem Debakel enden. Und so geschah es, dass Apple auf den massiven Druck der Medien ein paar Worte an die Öffentlichkeit richtete. Zunächst via Brief, dann via Pressekonferenz. Die Meinung Apples: Das iPhone 4 hat keine Designschwächen, keinen Fehler, sondern kämpft, wie jedes anderen Smartphone auch, mit einer berührungsempfindlichen Stelle am Gerät, die den Empfang bei Kontakt beeinflussen kann. Eindrucksvoll demonstrierte Apple den "Death Grip", also den (Empfangs-)Todesgriff, auch an anderen Geräten und wies so die Schuld von sich, beziehungsweise relativierte das Problem und verteilte die Schuld gerecht auf alle verfügbaren Schultern der Konkurrenz. Die verkorkste Formel, so Steve Jobs, war der eigentliche Grund weshalb die Balken bei Erdung so rapide abnahmen und das Problem von den Medien so gepusht wurde. Denn "eine große Firma wie Apple hat auch immer Menschen, die versuchen den Erfolg einzudämmen". Armer Steve, Armes Apple.
Doch wie sieht es nun in der Realität aus? Wie macht sich das iPhone 4 in freier (deutscher) Wildbahn, wo es niemanden interessiert wenn ich mit meinem Gerät Probleme habe, wo ich keine Klickzahlen pushen muss durch irgendwelche Sensationen? Mir liegt das Gerät nun schon seit drei Wochen vor. Und ganz ehrlich: Auch mit der iDötzchen-Formel hätte ich das Problem niemals bemerkt, wäre ich nicht berufsbedingt auf diesen "Skandal" gestoßen. Es ist so, dass man den Empfang als durchaus "gut" einstufen kann. Ich habe weder auf dem Land in der nähe unserer niederländischen Nachbarn, noch in der Landeshauptstadt Düsseldorf Probleme. Ich kann einen oder zwei Balken verschwinden lassen wenn ich das möchte, aber es ist nie so gravierend, dass ich dadurch meine Verbindung gänzlich verliere oder ein wichtiges Telefonat ohne förmliche Verabschiedung endet. Im Gegenteil: Ich bin wirklich glücklich mit diesem iPhone.
Erklärungsversuche: Das Internet ist voller Seiten. Jede davon versucht so gut wie eben möglich für hohe Klickzahlen zu sorgen. Verständlich, denn im Internet ist für den Anbieter kaum etwas umsonst. Der Konsument hingegen erlebt das Internet als kostenfreien Raum mit vielen tollen Spielzeugen die oftmals nichts kosten. Wenn Mama oder Papa dann noch den Anschluss zahlen, steht einem gänzlich kostenfreien Surferlebnis nichts mehr im Wege. Doch Anbieter zahlen für das Hosting, für den Traffic, für die Technik, für Personal und für den lauwarmen Kaffee der Belegschaft. Geld muss also her. Ähnlich wie eine große deutsche "Zeitung" also, macht man sich auf die Suche nach Sensationen. Apple ist grundsätzlich schonmal ganz gut, da die Augen der Welt in diesen Zeiten oftmals nach Cupertino schauen. Doch da sich der Konzern geschlossen recht skandalfrei gibt und nur selten etwas negatives zu finden ist, beißt man sich zum Teil monatelang die Zähne aus. Aber dann: Ein neues Gerät erscheint, auf zur Fehlersuche.
Leider hat Steve Jobs keine geheimen Urlaubsfotos im iPhone hinterlassen. Schade. Auch die Audioaufnahmen sind frei von möglichen Schlagzeilen. Aber hey, beim verkrampften Umklammern des Gerätes auf der Suche nach der nächsten Headline spielt die Anzeige des Empfangs verrückt! Das wird berichtet! Ähnlich wie die Flüsterpost geht die Sache dann weiter: Dem Ersten fällt es auf, der zweite bekräftigt es und schmückt es aus und der Dritte sieht eine böse Absicht dahinter. "Gammelhandys überfluten unser Land!" tönt es aus allen Rohren. Und jeder, aber wirklich jeder der auch nur im entferntesten etwas dazu zu sagen hat, meldet sich zu Wort. Macht ja auch Sinn, denn aufgewühlte User könnten während ihrer Recherche ja auch einen Klick auf dem hauseigenen Senf landen und Kohle einbringen.
Ohne es jetzt weiter auszuführen, möchte ich hiermit an unsere Userschaft appellieren: Diejenigen, die das iPhone 4 besitzen und ein Problem mit der Antenne haben, mögen es bei Apple reklamieren oder sich dank der kostenlosen Taschen in den kommenden Wochen an einem weich-verpackten und fehlerfreien iPhone 4 freuen. Diejenigen, die das neue iPhone 4 nicht besitzen, mögen sich bitte neutraler in den Diskussionen verhalten. Hier also noch ein Leitfaden:
1. Das neue iPhone 4 kostet keine 1000 Euro. Wer soviel Geld dafür bezahlt, ist es selbst schuld.
2. Niemand zwingt euch zum Kauf und niemand möchte euch aufs Korn nehmen.
3. iPhone 4-Besitzer sind keine dummen Fanboys.
4. Apple ist nicht unfehlbar, die gebotene Lösung mehr als fair.
Ich möchte am Schluss gerne noch einmal betonen, dass ich es schätze, wenn sich Kunden im Vorfeld über ein Produkt informieren. So manche Firma wäre uns in der Geschichte erspart geblieben und Qualität wäre gang und gäbe wenn alle dies täten. Aber im Vorfeld pauschalisierend über ein Produkt zu wettern und Meinungen aufzuschnappen ist nicht die Form der Recherche, die ich meine. Das iPhone 4 mag die Gemüter spalten, aber wenn schon diskutieren, dann doch bitte mit einer fundierten und eigenen Erfahrung.