Na so schlimm ist es auch wieder nicht. Bei Schnellladestationen gibt es im Grunde genommen genau drei konkurrierende Varianten mit Gleichstrom, die in ungefähr gleichen Mengen neu installiert werden: ChaDeMO, CCS, und Tesla Supercharger. Da der dritte Standard für einen einzelnen Hersteller proprietär ist, kann man den komplett vernachlässigen, wenn man nicht plant, im Luxussegment zu kaufen. Zusätzlich gibt es noch Wechselstrom-Schnellader, aber die sind eher selten.
Es bleiben also hauptsächlich zwei, allerhöchstens drei Standards, um die sich Otto Normalverbraucher sorgen muss. Das ist weit entfernt von Chaos. Unterschiedliche Ladeströme sind übrigens auch kein Problem - das Auto kommuniziert mit der Ladesäule und verständigt sich mit ihr auf eine Rate, die von beiden unterstützt wird. So kannst du auch an einer 50 kW Säule laden, wenn dein Auto nur 22 kW aufnehmen kann.
Chaos beim Laden unterwegs entsteht an anderen Stellen. Zum Beispiel beim Flickenteppich der Anbieter. Außer Tesla gibt es eben keine wirklich europaweit präsenten Ladestationenbetreiber, weil das Geschäftsfeld noch so neu ist, das es erstens viele Startups gibt, und zweitens die meisten dieser Firmen noch in dem Prozess begriffen sind, über die Grenzen von ein oder zwei Ländern hinaus zu expandieren. Wenn jetzt jede dieser Firmen eine eigene App herausbringt, mit der man ihre Stationen finden (und eventuell auch bedienen/bezahlen) kann, dann hast du relativ schnell ein Problem, wenn du mal Langstrecke ins Nachbarland fahren willst. Ohne sich vorzubereiten läuft da nichts.
Immerhin ist die EU hier tatsächlich aktiv, und hat auch schon einiges erreicht. In Großbritannien zum Beispiel ist es richtig schlimm, da gibt es keinerlei Koordination - allein um London herum kannst du mit vier, fünf verschiedenen Apps und Mitgliedskarten unterwegs sein. Bei uns aufm Festland gibt es zumindest was das anbieterübergreifende Bezahlen angeht schon Standards, die auch real implementiert werden.