Ehrlich gesagt, stört mich nur diese ständige Leistungs- / Chipgüte-Bewertung und so'n bisschen die allgemeine Sichtweise auf das Thema, nicht nur hier im Thread. Hauptsache man hat die tollsten Zahlen und wenn nicht, MUSS die CPU Schuld sein. Genauso wie irgendwelche Leistungs- und Temperaturangaben, die so ziemlich gar nichts aussagen (Beispiele im Text) und andere denken, sie haben gleich eine "schlechte" CPU erwischt.
Im Bezug auf den Thread:
Die CPU wurde mit der Behauptung zurückgeschickt, dass diese "
eine Niete" (
Beitrag #1) sei, ohne das es tatsächlich belegt wurde. Es wurden irgendwelche vermeintlichen PBO-Settings erwähnt, die nicht wirklich Rückschlüsse darüber geben, wie gut oder schlecht die CPU nun wirklich war. Auch viele andere wichtige Informationen wurden nicht erwähnt, die die Leistung und das Boostverhalten der CPU beeinflussen, obwohl ich explizit danach gefragt hatte (
Beitrag #32). Damit wollte ich dem TE nicht auf'n Sack gehen, sondern einfach nur versuchen zu beweisen, dass es sich hierbei nicht zwingend um eine "schlechte" CPU handeln muss, sondern genauso gut auch das Setting fehlerhaft sein kann bzw. nicht so gut. Denn oftmals, eigentlich immer, muss man das Setting auf die CPU anpassen und nicht umgekehrt.
Wenn ich mir den HWinfo-Log angucke (
Beitrag #25), ist mMn sogar das Gegenteil der Fall. Beachtet man die Max-Werte, boostet die CPU sogar bis zu 5,1 Ghz hoch, viele Kerne gehen problemlos auf 4,875 Ghz und das Messfenster ist gerade mal 38 Minuten lang. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass man bei einem deutlichen längeren Messfenster mit moderater Last, wo die CPU häufiger boosten darf, die Max-Werte in der Regel noch ein Tick besser ausfallen. Weiter wurde behauptet "
Stock kommt das Teil kaum über 4800 MHz *heul*" (
Beitrag #25). Bei dieser Behauptung ist halt die Frage, unter welchen Umständen das zutreffend ist. Alleinstehend ohne weitere detaillierte Informationen, ist es völlig unmöglich irgendwelche Rückschlüsse auf die Güte oder Leistung der CPU zu dieser Aussage zu treffen. Ich hatte als Beispiel meine Werte von meinem 5900X während des CB R23 Run gepostet (
Beitrag #32), um zu zeigen, dass ein bestimmter Takt (in meinem Fall 4,450 Ghz) noch rein überhaupt nichts aussagt. Die Leistung ist in dem Fall mit über
23.000 Punkte mehr als akzeptabel, wenn ich das mit diversen anderen Ergebnissen hier im Forum vergleiche. Deswegen ist dieser ständige Schw***vergleich von dem Takt einfach so dermaßen unnötig, weil er für sich allein einfach nichts aussagt.
Auch die ganzen Screenshots von CTR oder anderen Programmen, die sich eine Bewertung erlauben, finde ich nicht zielführend. Genau sowas führt dann dazu, dass Leute glauben sie hätten eine "Niete" oder ein "Golden Sample" oder sonst was und schicken ihre CPU dann ggfs grundlos zurück. Dass sich das Ergebnis aber beeinflussen lässt, wird dann nicht erwähnt. CTR hat auch meine CPU (5800X) damals "schlecht" bewertet. Die Benchmark-Ergebnisse meiner "schlechten CPUs" stehen hier im Forum aber ganz oben (siehe
Cinebench-Rangliste). Damit möchte ich jetzt nicht sagen wie toll die Ergebnisse sind, sondern klar darauf hinweisen, dass ein Setting und die Temperaturen weitaus entscheidender sind. Das nächste Problem ist, dass diese "Chipgüte-Bewertung" sich beeinflussen lässt, zumindest war es in meinem Testing so. Wenn ich Lüfter und AIO ordentlich aufdrehe und die CPU schön runterkühle, hab ich plötzlich ein "besseren" 5800X, weil eine kühlere CPU weniger Spannung für die gleiche Leistung braucht (Stichwort Innenwiderstand), ebenso wie bestimmte BIOS-Settings oder vielleicht auch AGESA-Versionen. Was für ne Bewertungsmatrix soll das denn sein, wenn Temperaturen und irgendwelche Settings das Ergebnis beeinflussen? Das fängt an bei der Gehäusebelüftung, Kühllösung, RPM-Zahlen von Lüfter und Pumpe, erstreckt sich über Wärmeleitpaste, ggfs. Anpressdruck, Montagefehler und Mods wie Schleifen von IHS und Coldplate. Deshalb teste ich lieber ausgiebig selbst und verlasse mich nicht drauf, was irgendein Programm sagt und mit dem richtigen Setting ist dann eine "schlechte" CPU plötzlich gar nicht mal so schlecht.
@RNG_AGESA dass du deine CPU zurückgegeben hast, damit habe ich persönlich kein Problem. Ich finde es eher etwas komisch wie du mit der ganzen Sache hier umgegangen bist. Du erwähnt beispielsweise: "
All das coole Zeug wie Tuning kann ich mit der Gurke vergessen." (
Beitrag #29) Sprichst von Tuning, Overclocking usw. aber ehrlich gesagt habe ich deinen Namen nie in irgendwelchen OC-, Benchmark- oder Optimierungsthreads hier gesehen. Daher zweifele ich auch deine Bewertung über die zurückgeschickte CPU etwas an. Natürlich kann die besagte CPU eine Gurke sein, jedoch hast du mMn nicht eindeutig bewiesen, dass das tatsächlich an der CPU lag. Deine "Niete" ging im Boost bis 5,1 GHz hoch und WHEAs/ Instabilität können genauso gut auch durch's VRM kommen. Wenn bei so einem hohen Boost die Spannung im Vdroop zu weit abfällt, ist ja klar, dass die CPU rumzickt. Leider kann ich hier jetzt nur spekulieren, da ich keine Informationen von dir bekommen habe, welches Setting, Mainboard usw. du fährst. Es gibt aber auch noch genug andere Beispiele, warum eine CPU schlecht performen kann, obwohl die CPU nicht zwingend Schuld sein muss.
Allgemein im Forum:
Ein weiteres Problem, welches ich hier häufig im Forum lese, sind irgendwelche Leistungs- oder Temperaturangaben, die schnell den Eindruck erwecken, dass man selbst eine "schlechte" CPU erwischt hat. Beispiel Temperaturbewertung. User A meint, er hätte im Gaming oder im Cinebench beispielsweise 70°C durchschnittlich. Das ist durchaus schön, dass aber der Log möglicherweise vorher 2 Stunden im idle aufgezeichnet hat und die Avg-Werte dadurch ordentlich aufpolierte, wird gerne mal "
übersehen". User B testet dann ebenfalls gegen und stellt fest, dass seine Temperaturen weitaus höher ausfallen und denkt natürlich, dass seine CPU deutlich "schlechter" ist, obwohl er einfach nur genauer gemessen hat und den idle-Blödsinn größtenteils rausgelassen hat. Daten richtig zu interpretieren und vergleichen ist manchmal gar nicht so einfach, wenn viele beeinflussende Informationen einfach nicht erwähnt werden.
Auch ein beliebtes Beispiel in der Temperaturangabe ist das Weglassen von Package-Power. Ohne diesen Wert + Messdauer, kann man mMn gar keinen sinnvollen Vergleich anstellen. Höchstens ne gut gemeinte Schätzung abgegeben, wenn überhaupt. User A erzählt wieder jedem hier wie toll die Temperaturen im CB-Loop ausfallen, dass aber die Leistungsaufnahme auf 142w begrenzt wurde, wird nicht erwähnt. User B testet (möglicherweise auch unbewusst) mit offenen Limits, die CPU zieht sich ihre 200w+ und schon wieder hat man das Gefühl, dass die CPU schlechter ist, weil sie ja beim gleichen Test wesentlich heißer wird. Deshalb ist die Package-Power so elementar wichtig in der Bewertung der Temperaturen, weil es ein großer Unterschied ist, ob 140w oder 200w+ kühlen muss. Selbst wenn man nur mit Stock-Settings testet, können sich die Limits der Mainboards erheblich unterscheiden.
Und genau das Gleiche findet man auch bei irgendwelchen Aussagen zu Taktraten. Ein Beispiel hatte ich bereits oben erwähnt, ein weiteres
Beispiel wäre: "
Dein Boost is aber sehr mager mit nur 4,6ghz ingame... ich hab auf allen Kernen min. 4.9Ghz ingame boost". Diese Art der Aussagen findet man immer wieder, dass aber die besagten 4,9 Ghz eigentlich gar keinen Vorteil im erwähnten Beispiel (Gaming) bieten und möglicherweise durch falschen Loggen entstanden sind, wird gar nicht erst infrage gestellt. Denn wenn man richtig loggen würde, ohne idle-Blödsinn etc. ist es eben nicht die Leistung, wo sich der Takt
dauerhaft einpendelt. Selbst wenn man nur ingame-Werte loggt, werden sich einzelne Kerne bei moderater Last immer wieder mal im Boost hochtakten. Das ist auch normal, aber am Ende ist völlig egal, ob der Boost bei 5,1 Ghz oder "nur" 4,8 Ghz liegt, weil es nicht der entscheidende Takt für die FPS ist.
Selbiges gilt auch für Clock-Stretching, wenn man an der
Vcore-Schraube dreht oder mit irgendwelche anderen Settings (Einstellungsabhängig) unterwegs ist. Die Taktraten, wie auch die Temperaturen und Package Power sehen auf den ersten Blick augenscheinlich besser aus. Verifiziert man jedoch das Setting mit einem Benchmark, offenbart sich die echte Leistung und die fällt in der Regel schlechter aus, obwohl Takt und Temperaturen besser ausfallen. Deshalb sagt der Takt, die Temperaturen, Vcore oder sonst was ohne passenden Kontext über die CPU rein gar nichts aus.
Von dem, was ich bislang gesehen habe, unterscheiden sich die meisten CPUs erst wirklich im oberen Grenzbereich, wo die meisten User die CPUs ohnehin nicht betreiben. Jetzt mal das IF-Thema an der Stelle ausgeklammert. Ja, ich weiß, ist viel Text, musste mal aber gesagt werden. Ich denke, dass viele hier mitlesen und vielleicht ist ja der ein oder andere bei, der ebenfalls denkt, er hätte eine schlechte CPU, obwohl die Annahme völlig unnötig ist.