Sun Ultra 60
Hallo,
bei mir haben sie an der Uni zwei Sun Ultra 60 Workstations und noch zwei andere Sun-Rechner weggeworfen. Interessehalber habe ich mir eine von den Ultra 60 mal mitgenommen. Von den drei anderen Sun-Rechnern habe ich nur die Hardware-Innereien mitgenommen, was auch gut war, wie sich später herausstellen sollte.
Beim Test des Ultra 60 stellte sich nämlich heraus, dass dessen Board anscheinend defekt war, es gab kein Bild. Die Innereien aus dem anderen Ultra 60 eingebaut, dann ging es. In dem kompletten Ultra 60 war auch nur eine CPU mit irgendwas mit unter 300 MHz drin. In dem anderen, von der ich nur die Innereien hatte waren 2x 360 MHz, also auch die CPUs (Ultra Sparc II) getauscht.
Auf dem Board sind insgesamt 16 RAM-Slots (irgendwelcher proprietärer Sun-EDO-RAM), die in Gruppen von vier Riegeln gleicher Größe bestückt werden müssen. Maximal gehen 4x 512MB-Gruppen a 4x 128MB = 2GB rein. Jeder Rechner hatte eine Vierergruppe bestückt, also alle 16 verfügbaren Riegel aufs Board. Waren dann insgesamt 1GB. Für die Grafikkarten gibts einen speziellen Slot, UPA genannt. Hardware dafür dürfte wohl kaum zu finden sein, also auch die Grafikkarte (Sun Creator3D) aus dem ausgeschlachteten Ultra 60 in den zweiten UPA-Slot auf dem Board (die Grafikkarten in den anderen beiden Rechnern waren onboard), da er ansonsten wohl für nichts gut sein dürfte. So könnte man wohl wenigstens nen zweiten Monitor anschließen.
Außerdem aus den gesammelten SCSI-Platten der Rechner die zwei besten genommen (Seagate Cheetah 74GB 10K).
Zum Installieren von OS war jetzt noch ein CD-Laufwerk nötig (ursprünglich keins verbaut). Auf dem Board gibts nur Floppy und SCSI. Das BIOS stellte sich hier als sehr zickig heraus, nur ein einziger sehr langsamer SCSI-CD-Brenner funktionierte, bei allen anderen Laufwerken/Brennern gab es den Fehler "Trap 3e" beim Versuch, von CD zu booten.
Nen PCI-IDE-Controller rein stecken bringt auch nichts, weil dessen Boot-ROM auf dem Sun ja nicht funktioniert. Fast alles ist irgendwo irgendwie inkompatibel, so dass man so gut wie nichts von dem Zeug, was man so liegen hat verwenden könnte, um sich das Leben einfacher zu machen. Man braucht sogar ne spezielle Sun-Tastatur und Maus.
Diskettenlaufwerk nachrüsten funktionierte auch erst, nachdem ich die Info aus dem Netz hatte, dass man die verdrehten Adern vom Floppy-Kabel wieder in "normale Ausrichtung" zurück bauen muss.
Wegen des Problems mit den CD-Laufwerken wollte ich das Open Boot Prompt (BIOS bei Sun) auf die neuste Version updaten in der Hoffnung, damit würde vielleicht auch eines der schnelleren Laufwerke gehen. Das Update konnte ich noch wo finden, nachdem ich den Dateinamen rausbekommen hatte (bei Oracle gibts die Updates nur noch für Leute, die nen Support-Contract haben, früher unter Sun angeblich umsonst für jeden). Das Problem war nun, das Update auf die Maschiene zu bekommen. Man muss die Dateien auf dem Root-Verzeichnis der Festplatte ablegen und dann entweder von Solaris oder vom ok-Prompt vom OBP aus starten. Nur ohne funktionierende Solaris-Installation kann man das nahezu knicken und USB und sowas hat das Ding ja nicht. Außerdem gibts da wohl noch ein Problem mit Big-Endian und Little Endian, so dass man wohl auch nicht einfach ne Platte in nem anderen x86-PC mit UFS formatieren und die Datei draufschreiben kann.
Das Beschaffen von Solaris Installations-CDs war auch ein recht schwieriges Unterfangen, denn seit Sun von Oracle übernommen wurde haben die offenbar zahlreiche Downloadlinks zu diversen Solaris-Versionen entfernt.
Solaris 10 ist die letzte Version, die auf der Hardware vom Ultra 60 gescheit läuft, davon gibt es heute nur noch eine Installations-DVD bei Oracle zum Download (früher bei Sun gabs davon auch noch CD-Versionen) und auch nur, nachdem man sich da (kostenlos) mit vollem Name registriert hat. Ohne SCSI-DVD-Laufwerk (was dann auch noch funktionieren müsste) nützt einem die DVD-Version aber recht wenig.
Ich habe zum Glück noch die CD-Versionen von Solaris 8 und 10 finden und installieren können. Debian mit XFCE wurde ebenfalls getestet und hat gegenüber Solaris den Vorteil, dass es aktuelle Software dafür gibt. Das OBP-Update hat übrigens nichts gebracht, es funktioniert weiterhin nur dieser eine Brenner einwandfrei.
In dem E-Schrott-Contrainer lag auch noch Sun-Zubehör drin, was ich mal mitgenommen habe. Das eine ist wohl ne Fernbedinung + Empfänger zum Steuern von Lüfter, Lautstärke usw. und das andere sind wahrscheinlich Mikrofone. Für den Empfänger der Fernbedinung gibts aber keinen Port, wo der dranpasst. Ohne Verlängerungskabel wäre der aber auch so ziemlich sinnlos platziert hinten am Gerät
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Der Desktop von Solaris 8 sieht noch ziemlich altbacken aus:
Solaris 10 macht optisch schon eher was her:
Debian + XFCE:
Browsen im Internet ist sowohl unter Debian als auch unter Solaris 10 recht zäh (mit No-Script gerade noch erträglich). Unter Solaris 8 habe ich das Einrichten der Netzwerkkarte nicht hinbekommen.
Solaris 11 läuft nicht mehr drauf, weil davon CPU-Befehle vorausgesetzt werden, die die CPUs im Ultra 60 nicht können. Es gibt aber noch eine Version von Solaris 11 Express, die diese Beschränkung noch nicht hat. Diese läuft auch, aber das Problem bei der ist, dass die Grafiktreiber für die Creator3D entfernt wurden. Wenn man die Grafiktreiber aus Solaris 10 irgendwie auf ein installiertes Solaris 11 Express schieben könnte (welches generell schon funktioniert, aber eben mangels Grafiktreiber ohne Desktop-Umgebung sondern nur auf der Kommandozeile), vielleicht wäre es dann benutzbar. Bezüglich der Funktionalität und Optik der Desktop-Umgebung dürfte das nochmal einiges bringen.
Wer den Rechner haben will, siehe:
http://www.hardwareluxx.de/communit...ultra-60-workstation-945433.html#post20240603