Die 1,44MB Diskette als analoges Audio-Medium - rechnerische Betrachtung

HVR4000er

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Nachdem ich mich mit der Geschichte der Diskette befaßt habe, und wohlwissend, daß die analoge Audio-Kassette auch als digitaler Daten-Streamer ("Datasette") mißbraucht wurde, habe ich mir die Frage gestellt, ob man auch umgekehrt die ab ca. 1990 etablierte 1,44MB Diskette als analoges Audio-Medium hätte mißbrauchen können.

Grundsätzliche rechnerische Betrachtung: Die 1440kByte lassen sich *1024 *8 in Bit umrechnen. In der Annahme, daß die Bits der Schwingamplitude der höchsten aufzeichenbaren Frequenz entsprechen, läßt sich unter Festlegung der analogen Audio-Grenzfrequenz die Aufzeichnungsdauer einer 1,44MB Diskette errechnen.
Bei einer FeO Kassette beträgt diese ca. 12kHz. Also (1440*1024*8)/12000 = 983,04s = 16,384min. Kein überragender Wert.

Als eine Besonderheit kommt aber hinzu, daß man das Spurdesign und die Kopfpositionierung hätte anpassen müssen. Konzentrische Spuren können nicht unterbrechungsfrei gelesen werden, daher wäre eine "endlose" Spiralspur wie bei der Schallplatte oder der Audio-CD unabdingbar gewesen. Und zur Spurnachführung ein segmentierter Kopf, der die Spur in seinem Brennpunkt führt und Anweichungen durch 2 Nebenköpfe registriert und an den Servomotor weiterleitet. Ein Prinzip wie es damals per Optik schon bei der Audio-CD angewand wurde. Zusätzlich hätte es auch noch den Löschkopf für das Neubespielen einer bereits beschriebenen Diskette geben müssen, da analoge Audiosignale nicht einfach über bereits Bestehende wie Bits drübergebügelt werden können.

Was wären die Vorteile dieser Technik gewesen?

  • Bündelung eines Mediums für 2 verschiedene Anwendungsfälle mit Synergieeffekten
  • digitales Track-Management wie bei der Audio-CD (TOC, Table of Content), nur primitive Digitaltechnik nötig
  • wahlfreier automatisierter Zugriff, das "Spulen" entfällt


Nachteile:

Schon die Diskette in der digitalen Anwendung leidet unter mechanischem Verschleiß, so daß der Motor immer nur kurz bei Zugriff eingeschaltet wird. Bei einem kontinuierlichen analogen Audiozugriff vervielfacht sich der Verschleiß, zumal die schleifenden Köpfe beim Abarbeiten der Spiralspur eine bestimmte Stelle mehrmals berühren da die Kopfeinheit ja breiter als die Spur ist.
Es existiert kein Dateisystem (da analoge Spiralspur), aber ein Track-Management. Wird ein Track gelöscht (noch problemlos möglich) und durch einen anderen ersetzt, kann es 2 Probleme geben: neuer Track ist kürzer, es entsteht eine Lücke (Speicherplatz-Verschwendung), oder der neue Track ist länger und passt nicht mehr

Synergieeffekte:

Um die Datendichte über den Umfang der inneren bis zu den äußeren Spuren konstant zu halten, hätte man eine variable Umdrehungsgeschwindigkeit einführen können (wie bei der Audio-CD). Das hätte die digitale Kapazität um ca. 50% erhöht und die analoge Audioqualität von innen nach außen konstant gehalten.
Der segmentierte Kopf zum Nachführen der analogen Spiralspur hätte für digitale Quadraturmodulation genutzt werden können, also grob Verdoppelung der Kapazität auf nunmehr 4,8MB.

Um 1990 wäre noch ein rechtzeitiger Einführungszeitpunkt gewesen.
 
Zuletzt bearbeitet:
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Hi, das ist ein Interessantes Thema, leider bist du 24 Jahre zu spät dran, damals wäre es eine super idee gewesen.

Gruß
Marc
 
Es braucht keine spiralförmigen Spuren, außer, du willst analog aufzeichnen.
In der Größe der 1,44 MB Diskette gabs damals aber auch noch Disketten mit deutlich höherer Kapazität.
Zum Einen die sehr seltene 2,88 MB Diskette (Laufwerke dafür gabs nur von IBM in IBM-Rechnern), zum Anderen die LS 120 und deren Weiterentwicklung LS 240.
Da passen 120 bzw. 240 MB drauf.
In CD-Qualität sind mit einer LS 240 immerhin 25 Minuten Spielzeit möglich.
 
Die Idee ansich wäre bestimmt interessant. Ich glaube nur daß das niemals in Erwägung gezogen wurde aufgrund der Speichergröße/menge einer Diskette. Wäre man den "einfacheren" Weg gegangen und hätte die Speichermethode nach wie vor digital belassen hätte man wohl die Audioqualität reduzieren müssen um da halbwegs eine Menge drauf zu bekommen und für eine analoge Aufzeichnung hätten wohl andere Laufwerke her müssen.
Ein Bandlaufwerk hat einfach viel mehr physischen Platz um analog aber auch digital aufzuzeichnen und die Medien waren / sind auch nicht viel grösser als Disketten. Digital hatten damals diverse Bandlaufwerke auch schon viel viel mehr Speicherplatz als eine Diskette.

Und zu der Zeit wo dann eben neue Disketten auf den Markt kamen mit weit grösseren Datenmengen (eben oben genanntes LS120 oder ich nehm jetzt auch mal grob das ZIP Laufwerk von Iomega dazu) hatte sich die Audio CD als Musik Datenträger schon lange durchgesetzt.
 
Genaugenommen hätte es um 1990 für meine Idee 2 Einsatzfälle gegeben:

- Diktiergeräte und AB's. Durch das TableOfContent blizschnelles Auffinden von sagen wir mal max. 128 Tracks und dazu noch einige Byte Metadaten für jeden Track.
- mixed mode Disketten (digitale & analoge Tracks) zur Auslieferung von Software die mit (Sprach)Audioclips arbeitet, z.B. Spiele und vertonte Wörterbücher. Die analogen Clips wären beim Laden des Spieles AD-gewandelt im Ram abgelegt worden. Spart enorm Speicherplatz gegenüber Wave direkt auf der Diskette.

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Ein Bandlaufwerk hat einfach viel mehr physischen Platz um analog aber auch digital aufzuzeichnen und die Medien waren / sind auch nicht viel grösser als Disketten.

Weil Du das gerade sagst: Um 1998 herum entdeckte ich in einem Völkner-Katalog mal einen Spezialadapter für den PC, mit dem man einen VHS-Videorecorder in einen Streamer verwandeln konnte. Da wurde einfach einem analogen standardkonformen TV-Signal welches dieser Adapter generierte innerhalb der Bildzeilen die digitalen Daten aufmoduliert. So ähnlich wie beim Modem, aber vorsichtig geschätzt 1MBit/s. Das ergäbe auf einer 240er Kassette 1,8GB.
Und der Adapter war deutlich günstiger als eine Festplatte. Weiß leider nicht mehr welche Schnittstelle, vielleicht Parallel, via ECP/EPP schafft man 1Mbit/s.
Das Zeitfenster wo das interessant war, war aber auch nur recht klein. Die Brenner kamen ja bald.
 
Weil Du das gerade sagst: Um 1998 herum entdeckte ich in einem Völkner-Katalog mal einen Spezialadapter für den PC, mit dem man einen VHS-Videorecorder in einen Streamer verwandeln konnte. Da wurde einfach einem analogen standardkonformen TV-Signal welches dieser Adapter generierte innerhalb der Bildzeilen die digitalen Daten aufmoduliert. So ähnlich wie beim Modem, aber vorsichtig geschätzt 1MBit/s. Das ergäbe auf einer 240er Kassette 1,8GB.
Und der Adapter war deutlich günstiger als eine Festplatte. Weiß leider nicht mehr welche Schnittstelle, vielleicht Parallel, via ECP/EPP schafft man 1Mbit/s.
Das Zeitfenster wo das interessant war, war aber auch nur recht klein. Die Brenner kamen ja bald.

Das war 1993 und das gab es zu anfangs für den amiga als bausatz oder als fertiggerät.
Die sicherung einer 400MB festplatte dauerte ca 2 stunden und das zurückspielen brauchte ungefähr den gleichen zeitraum.
Ein kabel war am vga ausgang zum sichern angeschlossen und ein weiteres kabel ging von dort an den paralell port zum zurückschreiben der daten wenn ich´s recht in erinnerung habe.
richtig zuverlässig war die geschichte allerdings nicht...
 
Ja ABs wären wohl eine Möglichkeit gewesen ... eventuell auch aufgrund der niedrigen Sprachqualität des Telefons in digitaler Form. Allerdings wäre das wohl zu kostenaufwendig gewesen einen AD Wandler bzw. eine Art von Prozessor (mit RAM?) der das verarbeitet einzubauen und dann einen Floppy Controller und ein ganzes Floppylaufwerk.

Anfang der 90er gab' es ja auch Schreibmaschinen mit Floppy Laufwerken. Die haben das aber auch digital gespeichert, spätere sogar in einem IBM-PC DOS kompatiblem Format/Filesystem. Die waren aber auch ganz schön teuer was ich mich erinnern kann.

Wow cool, wusste nicht daß es sowas gab' also einen Adapter um VHS zur Datenspeicherung zu nutzen. Im Prinzip ja nichts neues (siehe Datasette beim Commodore etc.). Ich glaube die Verbreitung ist aber wohl daran gescheitert daß erstens die Qualität von VHS ja nicht gerade die beste war (ich erinnere mich da an einige billige Kassetten mit miserabler Qualität) und die Kompatibilität wohl auch so eine Sache war. Es gab' ja hier auch viele unterschiedliche Recorder ... 2-6 Köpfe, Mono, Stereo (okay wohl egal wenn das Videosignal zur Aufzeichnung genutzt wurde), S-VHS und dann so Sachen wie Tracking und einige frühe Bildverbesserungsmethoden.
1 MBit/s ist auch nicht sehr berauschend. Klar bringt man da schon einiges an Daten auf ein Band, aber das halt nur sehr langsam. Streamer von damals waren auch nicht die schnellsten, aber die billigsten (Travan z.B.) schafften Mitte der 90er immerhin schon ~ 1MByte/s und etwas bessere wie DLT schon mehr und mit Datenkompression noch etwas mehr.
SCSI wäre als Schnittstelle sicher auch noch interessant gewesen da Mitte/Ende der 90er doch noch viele PCs mit SCSI ausgestattet waren. Allerdings hat wohl wirklich der CD-Recorder (zumindest im Heimsektor) die Streamer verdrängt.
 
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