Was den HP Omen Accelerator von seinen Mitbewerbern auffällig unterscheidet sind seine Abmessungen.
Für mich war das in Ordnung, denn: er bietet drinnen nicht nur Platz für Grafikkarten in allen Größen, sondern verfügt zudem über einen SATA Anschluss und entsprechenden Platz, um beispielsweise eine SSD als Speicher einzubauen.
Für mich äußerst praktisch: unterwegs all die gewohnte Mobilität - und zuhause Grafikleistung satt, plus eine 512 GB SSD (nicht im Lieferumfang, die Grafikkarte natürlich auch nicht), auf der Backups oder größere Daten gelagert sind, die ich unterwegs zwar nicht, wohl aber am Schreibtisch zuhause benötige. Erübrigt sich schonmal der Kauf und das Gefummel um eine externe Festplatte.
A propos externe Festplatte: der Omen Accelerator verfügt rückseitig u.a. über 4 USB 3.0 (Typ-A) Anschlüsse und einen Gbit-Netzwerkport.
Das Gerät an sich ist sehr ordentlich verarbeitet, sieht dank LED Beleuchtung auch gut aus.
Optik und etwas ungewöhnliche Aufstellung ist Geschmacksache, aber wer das hier liest, wird sich daran nicht stören.
Mein Mac:
MacBook Pro 13 mit TouchBar (mid 2017) mit i5, 8GB Ram und 512GB SSD, sowie Intel Iris Plus 650.
Was man wissen MUSS:
1) Es gibt von Apple offiziell (noch) keinen Support von externen Grafikkarten (eGPU) für Macs. Apple verkauft allerdings ein Development Kit für Entwickler (um die 650? inklusive einer Grafikkarte), mit dem man vorab schon etwas "herumspielen" kann.
2) Grafikkarten steht 1x6+2 und 1x6 Pin als Stromanschluss zur Verfügung. Eine AMD Vega (2x 8 PIN) kann daher nicht mit genug Strom versorgt werden.
1) Wichtig ist also, dass man Grafikkarten verwendet, die von macOS als solche erkannt werden und bereits passende Treiber an Board haben. Damit fällt NVIDIA direkt aus*. Apple verbaut nur AMD Grafikkarten aktuell in seinen Macs, entsprechend gut ist hier die systemseitige Unterstützung. Man kann mit einer Radeon RX 460 als Einstieg nichts falsch machen, eine etwas kräftigere Radeon RX 580 mit 8GB verrichtet bei mir ihren Dienst im HP Omen Accelerator.
2) Die Unterstützung von eGPUs gibt es erst mit macOS High Sierra (10.13)**
* NVIDIA Grafikkarten sind aktuell selbst mit Scripts/Hacks nicht zur Funktion zu bringen, Ausnahme (und **):
** mit macOS Sierra (10.12.) können, mit Hilfe eines Scripts und den NVIDIA Web-Treibern (unter Umgehung des Systemschutzes) auch NVIDIA Karten genutzt werden. Ich konnte das erfolgreich mit einer GTX 960 nachstellen.
Installation:
Omen Accelerator und Grafikkarte auspacken, den Accelerator mit der Plastiknase seitlich (ohne Werkzeug) öffnen und Deckel seitlich abnehmen, Grafikkarte einsetzen, Gehäuse wieder schließen. Schrauben werden nicht benötigt, sie sind im Accelerator integriert und mit Federn fixiert (können nicht heraus fallen). HP Omen Accelerator mit Strom versorgen, es mit dem Mac verbinden (passendes TB3 Kabel im Lieferumfang) - fertig.
Wenn man seinen Mac softwareseitig aktuell hält, hat man als Betriebssystem mittlerweile High Sierra installiet, es erscheint eine Toast-Notification mit dem Hinweis, sich ab- und wieder anzumelden, damit die erkannte Grafikkarte verwendet werden kann. Tut man das, steht am externen Bildschirm (der mit dem Accelerator verbunden ist) die Grafikbeschleunigung zur Verfügung, während das interne Display des Macs weiterhin durch die integrierte Grafikkarte versorgt wird. Hinweis: Auch wenn man das MacBook schließt, bleibt es logisch bei 2 Bildschirmen, auch wenn das integrierte offensichtlich ausgeht. Ein Umstand, der nicht weiter stört aber für etwas Verwirrung sorgen kann. Ein zukünftiges Update (mit dem offiziellen Support) wird das sicher lösen.
Unter den Infos für den Mac kann man bei Bildschirmen nun zwei Bildschirme sehen, der externe nun befeuert über eine AMD R9 xxx 8 GB (in meinem Fall). Das hier die genaue Bezeichnung fehlt, ist bekannt und tut der Funktion keinen Abbruch.
Zur Leistung: Ich spiele gelegentlich Spiele World of Warcraft, Heroes of the Storm und Diablo 3 (alle für Mac) und bin die Leistung der integrierten Iris gewohnt (die ja schon die etwas schnellere unter den langsamen Intel-Grafikchips ist). Zudem ist mein externer Bildschirm ein HP Envy 27s ein 4k Bildschirm - wenn das keine Herausforderung ist.
Um es kurz zu machen: ATEMBERAUBEND. Wenn man nicht gerade von einem Windows-Gaming-Rechner kommt, sind das Lichtjahre! Die Spiele laufen auf 1080p in vollen Details flüssig, auf 4k davon noch die meisten mit Abstrichen an die Grafikqualität (die RX 580 ist aber auch keine Highend-Karte). Auch darf man dabei nicht vergessen, dass hier schnell die CPU des Macs zum limitierenden Faktor werden kann. Um das festzustellen: Auflösung des Spiels auf 720p stellen und schauen, ob sich die Framerate verändert. Tut sie es nicht, ist es die Grafikkarte, hat man deutlich mehr FPS, kann die CPU die Grafikkarte nicht schnell genug mit Daten versorgen.
Aber wem sag ich das: wer Gaming will kauft sowas nicht, sondern Enthusiasten und Liebhaber, die nicht auf zeitgemäße Grafikbeschleunigung auf ihren Macs verzichten wollen aber auch keine Lust auf Basteln und Löten oder das Ausführen von Konsolenskripten haben.
Nachdem ich meine Erfahrung mit dem Ding nun gar nicht genug loben kann, die Nachteile:
- Abmessungen, wer nur Grafik will, findet definitiv kleinere Gehäuse
- kein offizieller Apple Support (aber Support durch macOS, keine Treiber nötig) aber
- bisher beschränkt auf AMD Grafikkarten (in meinem Test: MSI Armor RX 580 mit 8GB)
- eingeschränkte Hot-Plug-Fähigkeit: einfach abstecken geht, man wird abgemeldet und meldet sich neu an, dabei werden alle Anwendungen wieder geöffnet, die vorher offen waren. Beim Anstecken muss man sich Ab- und wieder Anmelden (das System informiert euch darüber)
- bisher keine Unterstützung von StandBy (wenn man den Mac ausschaltet, geht das Omen aber auch aus)
- technologisch bedingt: Kabellänge maximal 50cm oder aktive Thunderbolt 3 Kabel bis maximal 2m (ungetestet und teuer)
kaufen:
Falls du einen Thunderbolt 3 (Thunderbolt 2 ist auch noch eine spürbare Verbesserung, die Bandbreite aber schon halbiert) fähigen Mac hast (und keinen zweiten Rechner als Spielestarter anschaffen möchtest) und Grafikbeschleunigung für deine Mac(!)-Spiele brauchst oder mit Software arbeitest, die von OpenCL Beschleunigung profitiert. Gehäuse + Grafikkarte sind meist günstiger als ein 2. Rechner mit Windows zum spielen.
nicht kaufen:
Du keine Mac Spiele spielen wirst und/oder maximalen Wert auf das letztmögliche FPS legst oder du einen Mac hast, der KEINE Thunderbolt Unterstützung hat, denn hier funktioniert das Omen NICHT. Ein Beispiel für solch einen Rechner wäre das 12" MacBook mit dem Type-C (Gen 3.1) Anschluss.
Ich hoffe, das hilft dem ein oder anderen, ich hätte mich über derlei Beiträge gefreut und musste daher einfach blind kaufen - ich kann nun aber sagen: es hat sich absolut gelohnt!