@Dracolein
Das Internet ist m.M.n. einfach nicht das geeignete Medium für diesen Anspruch. Viel zu schnell wird die Bequemlichkeit der eigenen Nische gesucht statt die eigene Position aus einem anderen Blickwinkel zu beleuchten. Ich für meinen Teil lese Zeitung. Das Medium ist ideal, nachdem ich die Artikel die mir gefallen oder die meinem Meinungsbild entsprechen gelesen haben, bleiben nur noch die übrig die dies nicht tun. Da ich die Investition in die entsprechende Ausgabe bereits getätigt habe und ihre Informationskraft physisch limitiert ist, bleibt mir nichts übrig als auch jene Postionen zu berücksichtigen die mich nicht sofort ansprechen. Diese Auseinandersetzung fördert nicht selten neue Standpunkte zu Tage die ich bei meiner Meinungsbildung berücksichtigten muss. Das Modell mag klassisch sein, aber ebenso wirksam ist es. Interesse für Politik und Geschichte habe ich in der Schule aufgeschnappt, vor allem von einem Lehrer der stets dafür plädierte Zeitung zu lesen. Ich bin mir nicht sicher ob eine neue Verpackung der jungen Generation wirklich den Zugang erleichtert. Gerade in Bezug auf eine Plattform die mich in dem Spektrum halte möchte was mir gefällt, um daraus den größten Profit zu schlagen. Unabhängig davon, dass ich die mediale Abhängigkeit von Google zusätzlich für nicht erstrebenswert halte. Politik und die Diskussion dazu gehört in den öffentlichen Raum und nicht auf Youtube.
Ich kann Dich verstehen. Aber defakto ist es 2019 und ob es Dir / mir / CDU / SPD passt oder nicht; das Medium der jungen Generation - womit ich aufgewachsen bin - ist schlicht das Internet.
In meiner schulischen Ausbildung, die 2002 mit Abitur endete, gab es keinerlei Schnittstellen zum Thema Politik! (fataler Fehler des Schulsystems, welches noch zig andere Fehler hat - führt hier zu weit...). Mein persönliches Interesse kam erst irgendwo ab 25-30 Jahren, schlicht durch Neugier getrieben.
Das Medium Zeitung spielt in meinem persönlichen Leben überhaupt keine Rolle mehr. Ich habe keine einzige Zeitung oder überhaupt etwas in Papierform abboniert. Die tagesaktuellen Schlagzeilen beziehe ich aus diversen Quellen im Internet nach Bedarf, immer aktuell, jederzeit, ob im Urlaub oder bei Mitternacht. Die Wahl des Mediums ist halt Ansichtssache.
Was der großen Mehrheit aber fehlt - und auch hier gebe ich Dir indirekt recht - ist der Umgang mit den Medien des Internets. Bestes Beispiel bei Youtube, so wie Du zu Recht kritisierst: Man schaut sich gezielt 1 Video an und erhält danach rundherum nur Empfehlungen mit ähnlichem / gleichem Content. Den "Zwang" der Papierzeitung am Ende auch Artikel zu lesen, die man nur sekundär interessant findet, gibt es bei Youtube nur indirekt. Vielleicht wäre das noch bessere Beispiel Facebook gewesen. Stichwort Blasenbildung.
Sprich, sich über viele verschiedene Kanäle Informationen einzuverleiben und sich danach SELBER eine Meinung zu bilden - das sollte in der heutigen Schule zwingend unterrichtet werden, wie sowas geht!
Politik im öffentlichen Raum ist dann der zweite oder dritte Schritt danach. Zuerst müssen wir die junge Generation dafür interessieren, sonst kommt keiner auf irgendwelche Treffpunkte.
Und mal ehrlich: der Typische CDU / SPD / XYZ Stammtisch 1x pro Woche besteht üblicherweise aus 4-15 60+ Mitgliedern, die nach 2-3 Bier eh den Faden verloren haben und teils völlig veraltete Meinungen vertreten. Eine rege Diskussion generationsübergreifend (!) findet da doch nicht statt.
Am besten noch MArs & Beyond mit Peter Denk verlinken
Ich empfehle die YouTube Reihe von KenFM mit dem Titel "Positionen" rein informativ mal durchzugucken. Wie immer muss man nicht allen Teilnehmern glauben, welche Thesen sie vertreten, aber die Videoserie vermittelt eine ganze Reihe interessanter Aspekte.
Hier Teil 1:
Positionen 1: Krieg oder Frieden in Europa - Wer bestimmt auf dem Kontinent? - YouTube