Hallo FrozenPlasma,
ich weiß genau was du meinst. Viele Menschen merken den Unterschied nicht, aber Windows hat sich immer reaktionsschneller gezeigt und das hat auch mich wahnsinnig gestört. Da ich sowieso relativ alte Hardware benutze, fällt das Reaktionsverhalten noch stärker ins Gewicht.
Prinzipiell verhalten sich Gnome und KDE reaktionsschlechter als z.B. XFCE. Das liegt daran, dass XFCE mit der Prämisse schlank zu sein entwickelt wird. Man wird den Unterschied sofort spüren. Der Nachteil ist aber, dass XFCE wieder eigene Programme bereitstellt, die vom Funktionsumfang nicht mit denen von KDE oder Gnome schritthalten können. Es lassen sich aber bequem alle Gnome Anwendungen weiterverwenden, und auch dann ist XFCE schneller (es wird nicht metacity als WindowManager verwendet). Die Wahl der Desktopumgebung spielt also eine wesentliche Rolle in Sachen Geschwindigkeit ( Reaktionsverhalten).
Als nächstes empfiehlt es sich mal einen genauen Blick in die Kernelkonfiguration zu werfen. Die Distributionsmaintainer stellen oft generische Kernel zur verfügung, um die Kompatibilität mit möglichst viel Hardware sicherzustellen. Die Sektion, die es am meisten wert ist zu optimieren ist wohl "Processor Types and Features". Hier lässt sich neben den eigentlichen Prozessoroptimierungen auch das Reaktionsverhalten des Kernel einstellen. Die Distributionsmaintainer pflegen meist nur eine einzige Kernelversion, und Patchen auch, neben den Kernelentwicklern, selbst.
Als drittes ist natürlich die Software ausschlaggebend. In deinem Fall schätze ich, dass du mit Firefox 2 gearbeitet hast und jetzt mit Ubuntu 8.04 Firefox3 nutzt. Es ist bekannt, dass Firefox2 unter Windows schneller läuft als unter Linux, was sich auch mit meinen Erfahrungen deckt. Dieses Phänomen zeichnet sich häufig ab, insbesondere bei Anwendungen, die von kommerziellen Unternehmen gefördert werden. Der Firefox3 hat da ordentlich nachgebessert. Für Flashanimierte Inhalte empfehle ich jetzt schon den Flashplayer10 zu installieren, obwohl dieser noch in der Betaphase steckt. Hin und wieder fällt das schon auf, aber im groben ist es schon benutzbar. Die Geschwindigkeit ist sehr deutlich verbessert worden. Selbst mit meinem 900mhz Laptop ist Youtube kein Problem mehr.
Insgesamt sind alle Distributionen im Kern gleich schnell. Aus Anwendersicht unterscheidet sich lediglich die Software und die Desktopumgebung. Auf der Adminseite bietet jede Distribution eigene kleine Tools, die das leben eines Administrators erleichtern sollen. Die Konfigurationsdateien liegen auch oft an anderen Stellen. Manchmal werden auch Programme insoweit gepatcht, dass sie besser zur Distribution passen. Ubuntu basiert auf Debianpaketen, die insoweit angepasst werden, dass wenig der Fortschritte wieder zu Debian zurückfließen können. So zumindest ein geschätzter Debiananwender. Das Paketmanagementsystem lasse ich mal außen vor.
Mittels "lsmod" "pstree" "ps aux" und "top" lässt sich schon ein guter Überblick über die laufenden Prozess und eingebunde Module schaffen. Die Programm und Modulnamen sind längst nicht selbsterkärend, weshalb hier noch nachrecherchiert werden muß. Meist braucht man längst nicht alles was voreingestellt mitgestartet wird. Hiermit sind nicht die Autostart Anwendungen der Desktopumgebung gemeint, sondern die Systemdienste, welche sich bei mir zumindest in /etc/init.d/ befinden und gegen die einzelnen Runlevel gelinkt werden -> /etc/rc[012345].d/.
Zu guter Letzt sollte noch erwähnt werden, dass verschiedene Themes unterschiedliches Ansprechverhalten bieten. Das heißt, dass nicht jedes Theme so schnell ist wie das andere. Ich kannte mal ein Tool, welches genau diese Zeit gemessen hat, aber das ist schon zu lange her.
Daneben gibt es noch eine Reihe weiterer Tweaks, die zum Teil schon erwähnt wurden. Viele dieser Tricks sind aber nicht ganz trivial, und meist weiß man nichtmal was man da macht. Sinnlos Einstellungen zu kopieren kann dann ganz schnell nach hinten losgehen.
Natürlich sind KDE Gnome und XFCE nicht die einzigen Desktopumgebungen, aber meiner Meinung nach die ausgereiftesten. Wenn man also bereit ist etwas Zeit zu investieren, kann man sehr wohl zu Windows aufschließen, wenn nicht sogar überholen. Es ist natürlich schade, dass das nicht von Anfang an so ist. Oder man wählt speziell eine schlanke Distribution, die dann aber nicht ganz so komfortabel für Neueinsteiger bzw. Umsteiger sind. Aber hier muß jeder für sich selbst entscheiden.
So das war es erstmal
Gruß
orkl
Edit: Erwähnenswert ist auch noch, dass sich die WindowManager (bei Gnome ist das Metacity) durch andere ersetzen lassen, die noch Ressourcenschonender sind.
http://xwinman.org/ hier ist eine sehr gute Übersicht mit zusätzlichen Informationen wie Aktivität, Lizenz und Screenshots. Der Wechsel von Metacity unter Gnome ist nicht ganz einfach, da Gnome Metacity sofot bei jeden Start ausführt. Ein Workaround ist Metacity zu beenden, seinen WindowManager zu starten und diese Session zu speichern und zur Voreinstellung machen. Man verlässt aber hier den Mainstreamweg, weshalb es gerade für Anfänger nicht zu empfehlen ist.
Edit2: Ich habe etwas ganz vergessen. Jegliche Linux Software wird mit dem gcc bzw. g++ Compiler übersetzt. Andere Sprachen werden zwar auch verwendet, aber der Großteil von Linux ist in c geschrieben. Wie wir alle wissen wird der C Code zuerst in Assembler übersetzt. Welcher Programmcode wie in Assembler umgewandelt wird entscheidet der Compiler. Der gcc Compilier auch in der neuesten Version ist nicht so gut wie z.B. der Intel Compilier. Windows benutzt mit Sicherheit nicht den gcc um Programme zu übersetzen. Somit limitiert auch der Compiler die Aplikationsgeschwindigkeit.
Edit3: Der Xserver ist nicht fest mit dem Kernel verdrahtet, somit braucht man unter Linux keine grafische Oberfläche um zu arbeiten. Die Kommunikation mit dem Xserver erfolgt über das Client- Serverprinzip. Der Xserver ist nichts anderes als ein Dienst, der im Hintergrund arbeitet. Es wurde schon oft debatiert, warum die Kernelentwickler den Xserver nicht fest einbauen, aber dazu wird es vorerst, zumindest auf offizieller Seite, nicht kommen. Die grafische Oberfläche ist fester Bestandteil des Windowskernel.