Erfahrungsbericht - Zwei Low Budget Corona Gaming PCs

Stefan 0815

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18.02.2013
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Hallo liebes Forum,

Unter oben genannten Thema gibt es schon ein paar Youtube Videos, keines der mir bekannten geht aber "etwas mehr" in die Tiefe. Daher wollte ich diesen Beitrag verfassen.
Da durch Corona viele meiner Bekannte mehr Zeit zuhause verbringen, die meisten aber irgendwann ihren Stand-PC gegen ein Notebook ausgetauscht haben, kam immer häufiger die Frage hoch, womit Sie wieder mit PC Spielen anfangen könnten. Die Bereitschaft dafür allerdings "viel" Geld auszugeben (im Vergleich zu einer Spielekonsole) war jedoch bei keinem vorhanden. Der Beitrag ist also vor allem für die Gedacht, die etwas mehr Zeit haben sich Komponenten auf dem Gebrauchtmarkt zu beschaffen. Wer meint bei den Preisen "selber" bauen zu können, der soll gerne Zusammenstellungen Posten.

Ich habe mich also nochmal verstärkt auf dem Gebrauchtmarkt umgesehen und bin auf 2 Systemkonfigurationen gestoßen:

1.

Ein ziemlich kompakter Dell Optiplex 7010 (Sockel 1155). Solche Kompaktrechner gibt es auch von anderen Herstellern, aber so ziemlich jeder hat in der Desktop Klasse nur noch 12V only Netzteile verbaut mit Proberitären Anschlüssen, weshalb es zu diesem Rechner wenig Alternativen zu geben scheint! Neuere Versionen mit 1150 werden noch wesentlich teurer gehandelt, und leisten dafür nicht wirklich mehr. Es ist und bleibt eine 4-Kern Plattform.

Den Grundrechner gibt es bei Ebay für im Schnitt 50€ inkl. Versand, dann allerdings mit einem nicht brauchbarem I3. Wer sich zutraut die CPU zu wechseln, der bekommt für um die 15€ einen I5 3470 (einen älteren I5 2500 würde ich nicht empfehlen). Wer nicht selbst wechseln möchte, Rechner mit bereits verbautem I5 gibt es ebenfalls, die sind aber meist teuer als die Einzelteile. Ein I7 3770 für den Rechner für 80€ zu kaufen, lohnt nie und nimmer. Der Privatmarkt von Kleinanzeigen ist bei den Rechnern meist sogar teurer als bei Ebay direkt.
Bei den 50€ Rechnern sind meist 4GB Arbeitsspeicher verbaut, diese sollten dann nochmal für 20€ auf 12GB (oder zumindest auf 8GB) aufgerüstet werden. das also knapp 85€ für das Basissystem.

Jetzt kommt der wichtigste Teil, die Grafikkarte:
Standardmäßig ist ein 275W Netzteil ohne PCIE Stromversorgung verbaut. Das Netzteil selbst hat 2 Rails, eine 18A Rail für die CPU und eine 13A Rail für den Rest. Weshalb das so komisch aufgeteilt ist, kann ich mir nicht erklären (denn selbst der I7 verbraucht niemals mehr als 100W). Jetzt hat man natürlich die Möglichkeit ein neues (gebrauchtes) Netzteil für den Rechner zu kaufen. Das Lohnt meiner Meinung nach jedoch bei dem Aufpreis nicht!
Von der Baulänge passen in den Dell standard RX480 und RX470 sowie GTX 1060 karten (sofern die kein "langes" 1080 PCB haben), die Breite der Karte spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Karten mit nur 115W TDP würde ich in dem DELL mit dem Netzteil noch als unbedenklich einstufen, sofern diese nicht den ganzen Strom per PCIE Stecker ziehen.
Eine 1050Ti oder 1050 mit PCIE Anschluss ist 100% "save". Ich bin allerdings einen Schritt weiter gegangen und habe ein PCIE Stromkabel an das Netzteil gelötet, auch wenn selbst das für die GTX 1060 nicht nötig gewesen wäre.
Der Dell Rechner bleibt dank des Gehäuselüfters angenehm leise und kühlt das Gehäuse ausreichend.
An die Gesamtleistungsaufnahme von 200W kommt der Rechner nicht heran, das Netzteil hat also eigentlich genügend Reserven, eben nur nicht auf der entscheidenden Rail!


Fazit:
Gesamtkosten (bei mir): 178€ (ab 150€ aber definitiv unter 230€)
Bisher liefen alle Spiele auf dem Rechner annehmbar (Anno 1800, assassin's creed, und GTA 5 in 1080P), tendenziell ist hier die CPU der Flaschenhals. Die Plattform ist jedoch Aufrüstungsmäßig am Ende, da die I7 CPUs viel zu teuer sind!



2.


Eine ehemalige Dell Workstation T3600 (Sockel 2011). Auch hier gilt, dass andere Hersteller auf den deutschen Markt eher teurer sind und wenig Vorteile bringen. Der Dell ist ein 12V Only System, hat aber meistens ausreichend starke Netzteile verbaut. Allerdings ist hier schon Vorsicht geboten: Versionen mit 420W Netzteil unterstützen keinen "günstigen" DDR 3 REG ECC Speicher. Es ist also dringend zu empfehlen eine Version mit einem 585W oder 625W Netzteil zu kaufen. Beim 420W Netzteil ist zudem kein Kabel PCIE Stromkabel vorhanden. Dieses kostet bei Ebay um die 15€ (ist 8Pin auf 2x6 Pin), Kabel die bei einem Seasonic dabei waren, haben bei mir funktioniert. Also bitte vor kauf Fragen, welches Netzteil dabei ist und das 420er nur nehmen, wenn der Rechner wirklich günstig ist. Die Preise dieser Rechner variieren. Es ist hier ebenso wie bei der ersten Version angebracht einen möglichst leeren Rechner zu kaufen, wenn man Geld sparen möchte. Für mein letztes Basissystem habe ich 100€ gezahlt (der hatte aber leider nur ein 420W Netzteil), Ich denke um die 150€ sind aber eher normal. Dafür hat man aber gleich eine CPU Verbaut, die schneller ist als ähnlich alte I7 CPUs (Preis dafür siehe oben) und im Prinzip auch gleich ein sehr effizientes Netzteil. Der private Gebrauchtmarkt ist hier meistens noch günstiger als direkt Ebay.

Die Plattform an sich hat viel Aufrüstpotential, am einfachsten ist zu nächst der Arbeitsspeicher aufrüstbar, 4x8GB DDR3 REG ECC Speicher werden gerade für um die 35€ gehandelt. Der häufig verbaute Xeon 1620 ist als Basis erstmal gut genug, da ein relativ hoher Boostakt gefahren wird. Die einzige Alternative ist hier meiner Meinung nach ein E2689 oder E2690 mit 8 Kernen und 16 Threads (zwischen 45€ und 65€), alles darunter ist vom Preis/Leistungs/Aufwands- Verhältnis nicht empfehlenswert. Vom Gesamtsystem her würde ich aber bei knappen Budget das Geld zuerst in die GPU Stecken. Eine SSD für um die 15-20€ würde ich hier definitiv einbauen.

Mit Aufrüstung sind wir also bei 200€ bis 250€ für das Basissystem.

Jetzt kommt der wichtigste Teil, die Grafikkarte:
Vorweg, leider hat auch hier Dell eine nicht ganz so ideale Aufteilung der Rails vorgesehen. Das Liegt vor allem daran, dass vermutlich große Grafikkarten den teureren Systemen vorbehalten waren (T5600, T7600). Deshalb stehen an den zwei PCIE 6 Pin Anschlüssen exakt 150W zur Verfügung, was mit der Versorgung des Platzes 225W macht. Das ist unabhängig vom Netzteil!



Die sparsameren Nvidia Karten machen hier wenig Probleme, eine 1080 oder eine 1070 wird mit einem passenden Adapter ohne Probleme in dem System laufen. Allerdings benötigt man für Nvidia Karten um PCIE 3.0 zum laufen zu bekommen einen Patch.
Die 1070 und 1080 sind jedoch auf dem Gebrauchtmarkt immer noch recht teuer (200 bis 300€) und unter Umständen "zu viel" des Guten. Eine RX 480 dürfte hier überhaupt kein Problem sein, die läuft auch ohne Patch mit PCIE 3.0. Leider ist beim T3600 die Seitenwand bei breiten Grafikkarten im Weg (lässt sich durch Aufbohren der Nieten schnell entfernen). Ich habe mir etwas mehr Mühe gegeben und eine Aussparung gedrehmelt.
Blower-design Karten müssten aber immer passen. Das Gehäuse ist kompakter als die meisten Full ATX Gehäuse (verglichen mit so manchem ATX Gaming PC).

Welche Karte findet ihr ist für so ein System passend?


Die Rails werden beim Dell auf einer kleinen Adapterplatine verteilt, die sich unkompliziert ausbauen lässt um sie zu modifizieren. Um zu probieren "was möglich wäre" habe ich mit etwas älteren, aber sehr günstigen 28nm Grafikkarten herumexperimentiert:

  • Sobald man die CPU und die Grafikkarten Rail zusammen schaltet, kann der Stromverbrauch der Grafikkarte massiv erhöht werden. Eine R290 (so um die 60€) läuft dann ohne Probleme auch mit Übertaktung. Eventuell wäre das auch unter Zuhilfenahme eines SATA-PCIE Adapters möglich.
  • Sobald man 3 Rails zusammenschaltet, gibt es quasi keine Grenze mehr. Ich habe mit einer R9 Fury X testweise bis zu 350W aus dem Netzteil gezogen, ohne Probleme.
  • Selbst mit dem 420W Netzteil hat sowohl die R9 290 und die R9 Fury X funktioniert, wird dann aber relativ laut.
  • Das Gehäusekühlungskonzept ist bis 200W TDP bei der Grafikkarte noch leise, über 200W wird dann irgendwann der CPU und der Speicherlüfter lauter. Das Gehäusekonzept ist dennoch sehr gut mit insgesamt 3 langsam laufenden Gehäuselüftern die über die gesamte Front ansaugen.

Fazit:
Gesamtkosten (bei mir mit R9 Fury X): 315€ (ab 220€, definitiv unter 400€)
Nur in wirklich schlecht optimierten Spielen (Auslastung weniger Kerne) war die Grafikkarte nicht der Flaschenhals. Mit einer 1080 mit 8GB Speicher sah das nicht viel anders aus. Wer bereit ist ein wenig an der Spannungsversorgung zu Pfeilen, kann sich komplett auf dem Gebrauchtmarkt der Grafikkarten auslassen. Denn R9 3xx oder 2xx Karten sind sehr günstig zu bekommen weil die opportunitätskosten des Netzteiles viele zurückschrecken.
Idle verbraucht das System je nach Karte noch erträgliche 70W. Unter Last sollte man sich aber im Klaren sein, dass Strom auch etwas kostet. Auch wenn die Plattform in der Anschaffung 100€ teuer ist, als der Optiplex, das ist durch das günstige Aufrüsten schnell wieder drin.


Ein T3610 unterstütz V2 CPUs, die aber noch relativ teuer sind und kaum mehr Boosttakt liefern. Solche mit viel Boosttakt (2667v2) sind schwer zu annehmbaren Preisen zu finden. Kosten für das Grundsystem dann um die 220€ und ein 12-Kerner (mit geringem Takt) schlägt mit 160€ zu buche. Das Preis/Leistungsverhältnis ist also schlechter und man liegt schon fast bei (neuen) minimalkonfiguration.

Übrigens: Für beide Rechner gibt es einigermaßen aktuelle Bios Updates, das kann man von so manch anderen Gebrauchtkomponenten nicht behaupten.
Bilder:
Dell T3600 Frontansicht
Dell T3600 Seite offen mit R9 Fury X
Dell T3600 Bild der "Spannungsverteilungsplatine)
Dell T3600 Netzteil
Dell T3600 CPU Kühler
Dell 7010 (wie man sieht noch etwas Platz für längere Grafikkarten frei)

Zum T3600 verweise ich auch auf zwei ältere Beiträge von mir:
Im zweiten Beitrag gehts gerade um die Diskussion "Desktop Vs. Workstation" als Basis.
 

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Habe nur vor nem Monat diesen PC neu gebaut.


Würde aber jetzt eher etwas mehr Geld in die Hand nehmen für den 3300x, oder den 3600.
Der 1600 12NM hatte mit VK nur 99€ gekostet damals.
Für 1080p reicht der Rechner dicke und man könnte hier und da noch sparen.
 
Das ist halt aber schon eine andere Preisliga bei 550+ Mindestinvestition (mit vorhandener SSD 500€), wenn natürlich auch die Komponenten ihren Preis wert sind. Ist halt die Frage wo man hin möchte und manchmal hat man auch das Glück neue Komponenten gebraucht zu finden. Die zwei Systeme oben sind ja quasi "standard" Komponenten, die man sehr häufig gebraucht findet.
So ein E5 2690 ist vergleichbar mit dem Rynzen 5-1600, allerdings nur Multithreaded.
 
Prinzipiell finde ich die Konfigurationen gut, da man wirklich viel Rechner/Leistung für sein Geld bekommt.
ABER: Gerade, wenn der Rechner zu Bekannten/Freunden geht, würde ich niemals selber löten. Ist letzendlich eine Haftungsfrage. Wenn das Netzteil das schmoren anfängt, obwohl du nichts dafür kannst aber man nachweisen kann dass dort was modifiziert wurde....
Dann wirklich lieber die 40€ in die Hand nehmen und ein neues Netzteil verbauen.
 
Aus dem Grund habe ich auch kein "HowTo" geschrieben, weil das jeder für sich entscheiden soll.
Für 40€ bekommt man ja leider auch nur einen Chinaknaller als Netzteil. Die Dell Netzteile sind von der Zuverlässigkeit eher mit dem Hochpreissegment zu vergleichen. Denn im Zweifel muss Dell die Wartung mit übernehmen und daher auch keine Sparsamkeit erlauben, die sich merklich auf die Lebensdauer auswirkt.
Wichtig war mir zu schreiben, was mit beiden Lösungen ohne Probleme funktioniert (Dell Optiplex 7010 mit PCIE Stromadapter und T3600 mit stock Konfiguration).
Beim T3600 muss nichts am Netzteil selbst verändert werden und die Sicherungen des Netzteils bleiben bestehen. Wenn ich selbst einen PC zusammenbaue mit Single Rail Netzteil habe ich ja auch das Problem der Haftung.
 
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