Ich muss zugeben, dass ich schon vor dem Test von Terra wusste, was er ungefähr vorhat, zumindest was den Blindtest angeht. Den finde ich auch ziemlich sinnig umgesetzt und die Ergebnisse decken sich mit meinen Erwartungen. Es ist genau das heraus gekommen, was ich Terra vor dem Test schon prophezeit hatte. Einfach aus der Erfahrung im "normalen" Audio-Bereich heraus und auf Grund der physikalischen Gegebenheiten. Wenn ein Anbieter die Implemtation eines DAC oder Transistor-Verstärkers nicht versaut, dann kommt einfach bei identischem Eingangssignal ein Ausgangssignal raus, das sich - wenn überhaupt - nur so minimal von dem eines anderen Gerätes unterscheidet, dass es einfach unhörbar ist. Das lässt sich an der Stelle auch wunderbar messen, wenn die Signalkurven übereinstimmen, dann ist auch der am Ende vom Schallwandler erzeugte Klang identisch, alles andere wäre einfach eine physikalische Unmöglichkeit, da ist dann kein Raum für "weitere Bühne, differenziere Instrumente" oder ähnliches, weil sich das im gemessenen Signal niederschlagen muss. Und um das zu vergleichen ist ein Blindtest mit vergleichsweise kurzen Hörzeiten die einzige sinnvolle Lösung. Bei jeder anderem Form würde das Gehirn "reinpfuschen" können. Wenn man weiß, welches Gerät man hört, wird automatisch eine bestimmte Erwartung erzeugt, die die Wahrnehmung beeinflusst. Und wenn man länger hört, dann bilden sich Gewöhnungseffekte und auch die verfälschen die Wahrnehmung. Deswegen geht es einfach nicht anders, als mit einem richtig durchgeführten Blindtest. Und soweit ich das Setup an Hand der Beschreibungen nachvollziehen kann, ist das beim DAC und KHV Vergleich gemacht worden. Zumindest in dem Rahmen, der außerhalb professioneller Meßtechnik möglich ist und für einen Heimvergleich schon ausgesprochen weit geht. Wichtig war auch, dass die Erwartungen der Testkandidaten vorher total unterschiedlich waren. Denn wenn alle von den gleichen Ergebnissen ausgegangen wären, wäre das Ergebnis auch wieder nichtssagend, dann wären nur vorgefasste Meinungen bestätigt oder widerlegt worden ohne, dass jemand vom Gegenteil der vorgefassten Meinung überzeugt wurde.
Außen vor lassen möchte ich die Tube-Modi des ifi, das war eher der Versuch "on top", am Ende einer langen Hörsession, unter ungeeignete Bedingungen. An der Stelle kann dann schon wieder das Gehirn reingepielt haben und auf Grund der vorherigen Ergebnisse, die keine Unterscheidungen zuließen, die unbewusste Erwartung erzeugt haben, dass es hier auch so sein müsse. Insofern würde ich in dieses Ergebnis nicht zuviel reininterpretieren, das müsste man unter kontrollierten Blindtest-Bedingungen nochmal wiederholen. Also z.B. indem man auf zwei gleichen Geräten jeweils einen anderen Modus einstellt, die Lautstärke abgleicht und dann blind hin und her wechselt. Interessant wäre es allemal, ggfs. auch im Vergleich zu einem richtigen Röhrenverstärker. Meine Erwartung wäre hier schon, dass man Unterschiede heraushören kann. Aber in die abschließende Bewertung dieses Tages möchte ich diesen Vergleich nicht miteinfließen lassen.
Einen Kopfhörervergleich finde ich auch sehr interessant, wobei der, richtig umgesetzt, um ein Vielfaches komplexer ist, da man ein sehr weites Spektrum an Musik abdecken müsste, um den Eigenheiten jedes Kopfhörers auch gerecht werden zu können. Zumal bei Schallwandlern - ich sage das extra so, weil es auf Kopfhörer und Lautsprecher gleichermaßen bezogen werden kann - ist eine reine Signalmessung auch nicht mehr zur Beurteilung ausreichend, weil hier einfach mehrere Faktoren ins Spiel kommen, die aber vorher auf der elektronischen Seite nicht beachtet werden müssen. Dazu gehören schon minimale Positionsänderungen bei der Aufnahme, Änderungen der Lufttemperatur und des Drucks und ähnliche Sachen, die in der einer unter standardisierten Bedingung aufgenommen Kurve nicht vorkommen. Daher sehe ich es so, dass ich einen DAC oder Verstärker sehr gut an Hand von Messkurven auf Webseiten vergleichen kann, bei Schallwandlern kann das jedoch nur einen Hinweis geben und an der Stelle muss das eigene Ohr ins Spiel kommen. Es kann mir aber die Vorauswahl erleichtern, wenn ich z.B. einen basslastigen Schallwandlern suche oder - wie ich - im Höhenbereich empfindlich bin (Beyerpeak geht bei mir z.B. gar nicht) und deswegen einen Schallwandlern nicht in Betracht ziehe. Aber die restlichen Kandidaten muss ich dann einfach hören.
Natürlich ziehe ich auch nicht das Fazit, dass damit der billigste DAC und Verstärker, der die gesetzten Rahmenparamater z.B. hinsichtlich der Maximalleistung, erfüllt schon das Modell der Wahl wäre. Bessere Verarbeitung, bessere Haptik, bessere Optik bzw. einfach gefälligere Haptik und Optik oder ähnliche "weiche" Faktoren sind selbstverständlich auch absolut sinnvolle Kriterien bei der Auswahl eines Geräts. Nur einen teuren Kauf in dem Bereich damit zu begründen "der klingt besser" ist in meinen Augen schlicht nur sich selbst belügen um einen Kauf zu rechtfertigen, denn objektive Tests belegen einfach das Gegenteil. Zumindest ist mir kein Test bekannt, der unter objektiven Gesichtspunkten und Umständen, die eine Subjektivität in der Wertung ausschließen, zu einem anderen Ergebnis gekommen wäre.
Und vielleicht hilft es dem ein oder anderen auch, nochmal darüber zu reflektieren um eine größere Zufriedenheit mit dem vorhandenen Equipment zu erhalten, ohne immer höher, schneller, weiter einem Gespenst nachzujagen, das so wahrscheinlich gar nicht existiert.