[User-Review] Fractal Design North – small but beautiful?

Lesertest: Fractal Design North – small but beautiful?

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Hallo liebes Forum, hier möchte ich euch meinen Testbericht zum Fractal Design North präsentieren.
Ich möchte mich zuallererst bei der Redaktion von Hardwareluxx und Fractal Design für die Testmöglichkeit recht herzlich bedanken.
Es fand keinerlei Beeinflussung der Veranstalter oder des Herstellers statt.


Zero hour

Quizfrage: woran merkt man, dass man einen neues Gehäuse für seine Hardware braucht?
Wenn die Glasscheibe des aktuellen Gehäuses mehr als nur handwarm wird und die Temperaturen eben jener zu einem deutlichen Temperatursturz führt.
Genau das ist mir mit meinem aktuellen BeQuiet PureBase 500 mit separater DX-Front passiert. Schon seit Release des Fractal Design North habe ich immer wieder damit geliebäugelt, aber bisher den Gedanken daran verworfen.

Angefangen hatte ich mit dem PureBase vor ca. vier Jahren, da wurde noch ein Ryzen 5 2600 mit einer Zotac GTX 1070 Mini verbaut. Bei einem maximalen Verbrauch der Komponenten von unter 300W gab es auch keine Hitzeprobleme. Nach und nach wurde der Rechner zu einem Ryzen 9 3900XT und meiner immer noch aktuellen RTX 3080 10G aufgerüstet. Jetzt, mit einem hitzigen Ryzen 7 5800X3D war offensichtlich die Schwelle der Temperaturen im Gehäuse überschritten, weswegen ich mich nach einem neuen Gehäuse umgesehen habe.

Deswegen sehe ich es als schicksalhafte Fügung an, dass seitens Hardwareluxx ein Lesertest ausgeschrieben wurde, zu dem ausgerechnet ich unter anderem ausgewählt wurde. Ich habe mich für das Fractal Design North in Chalk White mit Mesh-Seite entschieden, da ich abseits der fast schon obligatorischen Glasseite etwas Neues ausprobieren wollte. Etwas, was möglicherweise den Temperaturen im Inneren förderlich ist.

Zum Testen des Gehäuses und dessen Temperaturen habe ich folgende Hardware getestet und verbaut:


ProzessorAMD Ryzen 7 5800X3D (CO -25 AllCore)
MainboardASUS ROG-Strix B550-E
KühlerBeQuiet Dark Rock 4 Pro
SpeicherG.Skill Trident-Z Neo 32 GB DDR4 3200Mhz
GrafikprozessorPNY Geforce RTX 3080 XLR8 Uprising Epic-X
DisplayIiyama 34" UWQHD 144Hz
SSDKingston Fury 2TB, Crucial P2 2TB
NetzteilBeQuiet Straight Power 11 Platinum 850W
BetriebssystemWin 10 Professional 22H2, Build 19045


Im Vorfeld habe ich mit meinem alten Gehäuse Temperaturtests mit verschiedenen Lüfter- und Drehzahlen vorgenommen, um die „Performance“ des Fractal Design North beurteilen zu können. Dies soll auch der Zweck dieses Lesertests sein: Verträgt ein Fractal Design North Mesh als beworbenes Gaming-Gehäuse diese Art der Hardware, oder reicht es nur für warme, „südliche“ Temperaturen?


Tear it down

Das Gehäuse wurde in einem relativ neutralen Karton mit schwarzen Fractal-Logos in der Innenseite geliefert, zusätzlich gepolstert mit weichen Schaumstoff-Formen jeweils oben und unten, eingewickelt in Plastikfolie. Trotz ein paar Dellen im Karton blieb das Case absolut unbeschädigt. Die Besonderheit des Mesh-North ist die vertikale Lüfterhalterung für den CPU/GPU-Bereich. Weiteres Zubehör nebst „Beipackzettel“ befindet sich im HDD-Laufwerksschacht in der Vorderseite des Gehäuses.

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Da ich seit Ewigkeiten allen Arten von 5,25“, 3,5“ und 2,5“-Laufwerken in meinen Spiele-PCs abgeschworen habe, fand ich es mal wieder sehr spannend, sich mit den Laufwerkshalterungen zu beschäftigen, um das Zubehör aus dem Case zu lösen. Ich habe es nicht vermisst.

Im Lieferumfang befinden sich auch 2x 140mm-Lüfter von Fractal Design, sowie beim Mesh-Gehäuse auch einen PWM-Hub für die Lüfter.

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Der erste Eindruck des Testsubjekts mutet sehr wertig an. Das Holz in der Front macht auf einem Schreibtisch schon sehr viel her, das Mesh an der Seite passt auch sehr gut zum entsprechenden Mesh im Deckel. Im Gegensatz zur Glas-Variante empfinde ich das Mesh-Gehäuse optisch auch stimmiger, die Designsprache ist hier ganz klar und ununterbrochen durchgezogen worden.

Wenn ich etwas zu mäkeln hätte, dann der Übergang des Deckels zu Mesh-Seitenwand. Hier sieht man einen dunkelgrauen Streifen, der die Mesh-Anmutung leicht unterbricht.

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Stuff it in

Nach Begutachtung des Gehäuses ging es nun an den Einbau. Leider musste ich nochmal Bekanntschaft mit den Laufwerksträgern beim Einbau des Netzteils machen, da das BeQuiet StraightPower mehr Platz benötigt. Mit Lösen einer Schraube war das Problem auch wieder gelöst.

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Das Verlegen der P4-P8-Stromstecker für die CPU am Mainboard war entgegen meiner Befürchtungen auch kein Problem. Zwar ist der Ausschnitt am Mainboard-Träger nicht arg groß, es passen aber alle Stecker hindurch. Sehr gut ist auch, dass man durch den abnehmbaren Deckel sehr gut mit den Händen rankommt.

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Die gummierten Ausschnitte an der Seite des Mainboards sind perfekt platziert und großzügig bemessen. Für den ATX-Stecker, sowie den beiden USB-3-Steckern der Frontblende ist viel Platz.

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Das Mainboard gleitet förmlich in das Case, durch die abnehmbare weiße Seitenstrebe wird die Öffnung noch großzügiger.

Die Abstandhalter dafür sind bereits vormontiert, der Mittlere ist mit einer kleinen Nase ausgestattet, damit ist das Board auch schon halbwegs arretiert.

Ein wenig irritiert hat mich ein Spalt bei der IO-Blende zum Gehäuse. Die Rückwand scheint nicht allzu verwindungssteif zu sein. Dies wird auch nochmal bei der Montage der Grafikkarte deutlich. Nur durch Gegendrücken der Rückwand des Case konnte ich die Schrauben für die Befestigung der GPU anbringen. Das war zwar kein großes Problem für mich, jedoch hinterlässt es hinsichtlich der Verarbeitungsqualität einen faden Beigeschmack.

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Die Verdrahtung der PCIe-GPU-Stromstecker gestaltete sich als unproblematisch, durch die Kabeleinlässe in der Rückseite konnte ich diese sonst immer störenden Kabel so verlegen, dass diese horizontal seitlich um die Grafikkarte herumgezogen wurden. Dafür war nun nicht mehr sehr viel Platz zwischen GPU und den vorderen Gehäuselüftern. Bei meinem PureBase hat irgendwann der Grafikkartenlüfter an den Stromkabeln „genagt“, da diese eigentlich nur sinnvoller Weise von unten nach hinten montiert werden konnten. Die Slotblenden haben keinen Steg dazwischen, was der Montage einer GPU-Vertikalhalterung zugute kommt.

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Alle weiteren Verkabelungen der IO-Blende waren unproblematisch. Auf der Unterseite finden sich immer die passenden Durchbrüche für die entsprechenden Drähte. Auf der Rückseite gab es auch keinerlei Engpässe. Die Rückwand konnte ohne zu Drücken einfach eingeschoben werden.

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Beim Anbringen der Front, Seiten- und Deckelteile ist mir noch aufgefallen, dass die gefangenen Daumenschrauben noch etwas schwergängig waren und zum Teil ihr entsprechendes Gewindeloch nicht so ohne Weiteres gefunden haben. Dabei geht immer mal gern der Deckel mit ab, da dieser nicht verschraubt wird und schon durch wenig Druck abgeht. Es wirkt auch so, als wäre das Gehäuse nicht nur an der IO-Blende des Mainboards, sondern auch generell etwas verzogen. Das merkt man z.B. beim Einschrauben der oberen Schraube des Mesh-Seitenteils. Ob dies nur bei mir so ist, kann ich leider nicht beurteilen.

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Engage!

Nachdem der Einbau abgeschlossen war, ging es ans Testen. Ziel des Ganzen war für mich einerseits die ideale Lüfterkonfiguration und -anzahl für dieses Gehäuse zu ermitteln, als auch zu sehen, ob das Fractal Design North im Gegensatz zu meinem bisherigen Case besser mit den Temperaturen meiner Hardware zurecht kommt.

Als Software habe ich Cinebench R23 und den Stresstest TimeSpy Extreme von 3DMark verwendet. Zum Auslesen der Werte verwende ich HWinfo für die CPU und MSI Afterburner für die GPU. Die Lüftersteuerung übernimmt FanControl. Getestet wurde mit

CPU-Fan = 20% (niedrigste Einstellung, bevor die Lüfter stoppen, 250-300 RPM),

GPU-Fan = 30% (weniger ging seitens der GPU nicht, 1150 RPM) und

25% (600/620 RPM), 50% (1030/1090 RPM), 75% (1500/1550 RPM) und 100% (1670/1860 RPM) bei den entsprechenden Gehäuselüftern (140mm/120mm).

140mm-Quirle wurden gegenüber den 120mm-Vertretern bevorzugt, sofern machbar. Verwendet wurden hier Arctic P12 PWM PST und P14 PWM PST. Den integrieren PWM-Controller habe ich nicht verwendet, die Regelung erfolgte ausschließlich über das Mainboard. Die Raumtemperatur ****** 21°C.

Als Boni-Tests habe ich das North im Auslieferungszustand (inkl. der beiden 140mm-Lüfter von Fractal) mitgetestet, um zu sehen, wie diese sich im Gegensatz zu den Referenzlüftern von Arctic schlagen. Darüber hinaus testete ich auch beide Gehäuse mit Maximaldrehzahl mit offenen Seitenteil bei Vollbestückung der Lüfterplätze und beim North auch mit offener Front. Hier wollte ich sehen, wie weit das Gehäuse temperaturseitig dämmt.

Da meine Grafikkarte die lautesten Quirle besitzt (auch schon bei 30%) und ich drüber hinaus auch kein professionelles Messgerät besitze, habe ich auf eine Schalldruckmessung verzichtet. Ich werde dennoch meinen subjektiven Eindruck zu den jeweiligen Konstellationen zum Besten geben.


Stock (2x Fractal 140mm vorne)

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Die verbauten Lüfter von Fractal schaffen das System unter Volllast ausreichend zu kühlen. Für höhere Taktraten müssen diese entsprechend auch etwas höher drehen. Ab 75% ist der Takt annehmbar hoch, leider steigt schon ab 50% der Lärmpegel ins Störende.


Stock +1 (2x Fractal 140mm vorne, 1x Arctic P12 120mm hinten)

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Arctic +1a (2x Arctic P14 140mm vorne, 1x Arctic P12 120mm hinten)

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Bei der Gegenüberstellung der Fractal-Fans gegenüber den von Arctic kann man erkennen, dass Letztere kühlere Temperaturen erzeugen und daraus resultierend auch höhere Taktraten erreicht werden können. Zudem sind die Arctic in Drehzalbereichen >1000 RPM leiser und haben ein angenehmeres Laufgeräusch. Wenn man also ein paar Euro in die Hand nehmen möchte und empfindlich bzgl. Lautstärke ist, sollte man andere Lüfter verbauen.

Ab hier sieht man auch schon einen leichten Performance-Gewinn des North gegenüber dem PureBase. Dies manifestiert sich schon ab 25% Umdrehungsgeschwindigkeit der Gehäuselüfter. Auch zu bedenken: Im PureBase kann ein 140mm-Auspuff verwendet werden, beim North „nur“ ein 120mm-Quirl. Vergleicht man die Konstellation 2x Front vs. 2x Front + 1x Heck, sieht man, dass sowohl die CPU, aber vor allem die GPU von einem Lüfter im Heck profitiert.


Arctic +1b (3x Arctic P12 120mm vorne, 1x Arctic P12 120mm hinten)

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Hier sieht man, dass sich die 3x 120mm gegenüber den 2x 140mm leicht absetzen können. Dies kommt dem Umstand sehr zu Gute, dass man nicht genötigt ist, eine Mischbestückung der unterschiedlichen Größen fahren muss. Im Gegensatz zum PureBase konnte nun auch die GPU von den drei Lüftern in der Front mehr profitieren, nicht nur die CPU. Wenn man den einen Quirl mehr als Geräuschquelle nicht scheut, bekommt man so die besseren Temperaturen.


Arctic +2a (2x Arctic P14 140mm vorne, 1x Arctic P12 120mm hinten, 1x Arctic P14 140mm oben)

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Umso mehr Lüfter nun dazukommen, desto besser werden die Temperaturen und Taktraten über das ganze Drehzahlband.


Arctic +2b (3x Arctic P12 120mm vorne, 1x Arctic P12 120mm hinten, 1x Arctic P14 140mm oben)

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Auch hier setzt sich die 3x 120mm-Konstallation in der Front von den 2x 140mm ab.


Arctic +3a (2x Arctic P14 140mm vorne, 1x Arctic P12 120mm hinten, 2x Arctic P12 120mm oben)

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Arctic +3b (3x Arctic P12 120mm vorne, 1x Arctic P12 120mm hinten, 2x Arctic P12 120mm oben)

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Ersetzt man nun den oberen 140mm-Lüfter durch zwei 120mm, werden die Werte noch einmal besser. Dies kann auch an der Position der Fans liegen. Der einzelne 140mm kann nicht ganz hinten am Gehäuse montiert werden, da sind die P4-Stromkabel des Mainboards im Weg. Deswegen sitzt dieser dann direkt über dem Kühlkörper der CPU. Bei zwei 120mm wird die hinterste Ecke des Gehäuses abgedeckt, der vordere 120mm ragt nur knapp über dem ersten CPU-Lüfter. Dies ist wichtig, da die frische Luft von vorne nicht gleich wieder durch den Deckel vor dem CPU-Kühler abgesaugt wird. Theoretisch könnte man auch eine Kombination mit einmal 120mm und 140mm weiter vorne betreiben, da sehe ich auf Grund des obigen Argumentes keinerlei Benefit.

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Arctic +5-6 (Vollbestückung inkl. Vertikalbracket GPU/CPU)


So sehr ich es gerne versucht hätte, leider blockiert der Dark Rock Pro 4 die extra Lüfterhalterung, selbst wenn ich die niedrigste Haltevorrichtung verwende. Es spielt nicht nur eine Rolle, wie hoch der CPU-Lüfter ist, sondern auch wie breit/ausladend. Mit einer AIO wäre das sicherlich kein Problem gewesen.

Leider kann ich auch nicht den Einfluss dieses Brackets auf eine vertikale GPU testen, da meine Universalhalterung nochmal ein paar Zentimeter auf die GPU-Länge addiert und dann vorne an den Gehäuselüftern anstößt.

Ich habe hinsichtlich den Temperaturen etwas recherchiert, dies sollte auch nur 1-3 Grad ausmachen. Für diese Werte ist mir die Investition in eine moderne AiO und eine passende GPU-Halterung von Fractal mit PCIe4 mit insgesamt knapp 150-200€ zu teuer.


Sondermessungen (Case offen)

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Bei dieser Konstellation sieht man, dass im Gegensatz zum PureBase das North nicht mehr von einer offenen Seite profitiert. Vielmehr noch: Die Werte des North mit geschlossenem Seitenteil entsprechen denen des offenen PureBase. Hier wird deutlich, wie die geschlossene Seite einen Wärmestau im Gehäuse auslöst. Das Mesh verhindert diesen bzw. lässt diesen gar nicht aufkommen. Die CPU-Temperaturen gingen sogar noch etwas weiter herunter, wenn man beim North die Front abmontierte. Zwar ist diese an den Holzlamellen sehr durchlässig, der eingebaute Staubfilter bietet aber den eingebauten Lüftern einen gewissen Widerstand. Bei voll drehenden Lüftern ist mir zudem akustisch ein „Geschirrspülmaschinengeräusch“ aufgefallen – eine Art unregelmäßiges Rauschen zusätzlich du den Lüftern. Dieses war schlagartig vorbei, als ich die Front demontierte. Ein Blick auf die Frontrückseite zeigte mir den möglichen Übeltäter: Der Staubfilter ist nicht straff montiert, sondern das Textil ist Stück weit flexibel. Dies könnte dazu führen, dass die angesaugte Luft den Staubfilter hin und wieder mehr ansaugt und dieser dann „in Wallung“ gerät. Diese Vermutung erhärtete sich, als ich wie oben bereits erwähnt, Gumminippel als Lüfterdämpfer verbaute. Es waren nur ca. 2-3mm, dennoch schabte der Impeller nun direkt an dem Filterstoff. Hier würde sich bei einer nächsten Version des Gehäuses empfehlen, den Abstand zu vergrößern oder den Staubfilter straffer zu produzieren.

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Bottom line

Wie sieht nun die ideale Lüfterkonfiguration im North aus. Hierzu vergleiche ich die jeweiligen Werte der beiden Komponenten.

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Als generelle Empfehlung würde ich die Konfiguration „Arctic +3b“, also Vollbestückung mit 3x 120mm in der Front, 1x 120mm hinten und 2x 120mm im Deckel zum Sieger erklären. Falls man es gerne mit mehr 140mm-Fans möchte, kann man die 3x 120mm mit 2x 140mm ersetzen.

Spannend ist in diesem Zusammenhang auch, dass sich 2x 120mm im Deckel gegenüber einem 140mm leicht absetzen kann. Im Bereich 25%-50% können sie leise arbeiten und halten dennoch die Temperaturen in Schach. Dies merkt man vor allem bei den Taktraten der CPU, die unter dieser Gegebenheit im Vergleich am Höchsten sind. Setzt man auch noch für die CPU und GPU entsprechende Lüfterkurven, ergibt sich ein vergleichbar leises und starkes System. Für Vollast wohlgemerkt. Im Idle wird man mit den niedrigst Möglichen zurechtkommen.

In der Praxis hat sich ein Lüfterprofil mit 50% Gehäuselüftern, 50% GPU und 100% CPU bei Spielen herauskristallisiert. Hier bekommt man sehr gute Taktraten zu noch vergleichbar moderatem Geräuschpegel. Unter Windows bleibt es unter 75 °C bei 20% Gehäuselüfter, 20% CPU und 30% GPU nahezu unhörbar.


Function follows form

Als Fazit lässt mich das Fractal Design North mit gemischten Gefühlen zurück. Das Gehäuse lebt von seiner Optik, allem voran der Holzlattenfront. Die Verarbeitungsqualität geht in insgesamt Ordnung, könnte aber vor allem im Bereich der Daumenschrauben und der einen oder anderen Stelle im Gehäuse (Verwindung) einen Tacken besser sein. Dies ist aber schon nörgeln auf hohem Niveau. Das Mesh ist im Bereich der standardisierten Seitenglasgehäuse etwas besonderes, was sich auch funktional positiv auf die Innereien auswirkt. Möchte man das Gehäuse mit Hardware füllen, muss man jede Komponente auf Grund deren Größe auf dessen Verwendung überprüfen und im Zweifel Kompromisse eingehen. Möchte man das zusätzliche Lüfterbracket verwenden, müssen der CPU-Kühler in Höhe und Breite, als auch die Breite der GPU stimmen. Möchte man eine AiO einbauen, so darf sie nicht so dick sein, dass sie nicht oben angebracht am RAM anstößt oder vorne angebracht an der GPU. Zwar ist das North für 140mm im Deckel ausgelegt, realistisch betrachtet werden nur wenige nach Einbau der Hardware dort zwei davon unterbringen können. Der Heckrotor unterstützt ebenfalls nur 120mm. Die 140mm in der Front haben sehr viel Luft nach oben oder unten, weswegen die Gefahr besteht, dass diese die warme Luft aus dem Gehäuse gleich wieder ansaugen und zurückpusten. Gummidämpfer für die Front-Fans muss man sich ebenso sparen, sofern man Standardlüfter mit 25mm Dicke verwendet. Danach schleifen diese lautstark am Staubfilter. Deswegen würde ich bei diesem Gehäuse nur 120mm-Lüfter empfehlen.

Natürlich ist das irgendwie bei jedem Gehäuse so. Beim North habe ich aber den Eindruck, die Kompromissschwelle wird überdurchschnittlich schnell erreicht. Meiner Meinung nach würde es dem Gehäuse besser stehen, man würde es noch um ein paar Zentimeter in jede Richtung wachsen lassen. Dann wären diese Kompromisse ausgemerzt und könnte es mit ausgewachsenen Komponenten im vollen Umfang verwenden, ebenso mit einer Komplettbestückung von 140mm-Lüftern für eine noch bessere Performance.

Subjektiv muss ich erwähnen, ich bin ein Freund von 140mm-Belüftung und einem geräumigen aber zweckmäßig eingeteilten Innenraum. An der einen oder anderen Stelle fühlt sich das North ein bisschen wie ein µATX bis ITX-Gehäuse an. Man verschwendet nicht viel Platz im Innenraum, was wirklich positiv ist, dennoch ist man wie oben bereits geschildert, relativ schnell zu Kompromisslösungen genötigt. Natürlich ist es auch etwas anderes, bestehende Hardware umzupflanzen, als gleich die richtig bemaßten Komponenten für das Gehäuse zu kaufen. Dennoch ist man mit diesem Gehäuse entsprechend schnell limitiert.


Never meet your heroes?

Objektiv und neutral gesehen bekommt man beim Fractal Design North ein über alle Maßen hübsches Midi-Tower-Gehäuse, dass auch mit leistungshungrigen Komponenten umgehen kann, sofern man sich gut überlegt wie groß die Komponenten sind, die man einbauen möchte. Für einen etwas stärkeren Office-PC oder soliden mid-tier Gaming-PC reicht das Gebotene sicherlich aus. Auf Enthusiasten-Niveau sollte man sich besser ein geräumigeres Case aussuchen – wer weiß? Vielleicht bringt Fractal Design sogar noch irgendwann ein North XL? Dann wäre ich gern wieder Tester!
 
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Danke dir für deine Ausführungen
 
Schönes Review zu einem schönen Gehäuse, das ich ebenfalls besitze. Ein paar Anmerkungen zum North:

- Die Verarbeitung ist nicht so gut, wie von Fractal gewohnt. Hier steht noch das Define 7, dessen Verarbeitung um Klassen besser ist. Allein die Materialstärke der Mesh Abdeckung und der Mesh Seitenwand macht mir Angst, da biegen sich die Teile schon beim Anfassen ... Auch die Rändelschrauben für die Fixierung der Seitenteile halten vielfaches Rein- und Rausschrauben wohl nicht lange durch, weiches Material, zu geringer Durchmesser.

- Staubeinfall ist ein Problem, Staubfilter wären auch im Seitenteil und Deckel technisch kein Problem gwesen, warum fehlen Sie?

- Die mitgelieferten Lüfter sind eine kleine Katastrophe. Scheuerndes Motorengeräusch, dazu offensichtlich unterschiedliche Modelle, umgelabelt? Mein oberer Frontlüfter läuft mit 1000 rpm an, der untere Frontlüfter bei ca. 600 rpm. Ich habe beide durch Arctic P14 PWM PST ersetzt, seitdem ist Ruhe im Karton. Die Lüfter des Define 7 sind dagegen ausgesprochen gut, laufen mit niedriger rpm an und sind absolut leise.

- Meine RTX 4080 soll mit einer Stütze verbaut werden, bei dem Gewicht der MSI Suprim X finde ich das auch sinnvoll. Im North ist das allerdings ein Problem: Will man die Stütze ans Ende der Graka setzen, fehlt ihr die Standfläche, denn in dem Bereich befindet sich die Aufnahme für eine HDD/SSD am Boden. Nimmt man den Einsatz aus dem Gehäuse, ist die Bodenfläche nicht plan, die Stütze kann man dort nicht platzieren.

- Das North mit Mesh Seitenteil ist so luftig, dass man die Komponenten akustisch wahrnimmt, als lägen Sie frei auf dem Tisch. Da hilft nur die Wahl leiser Gerätschaft und eine angepasste Lüfterkurve. Dafür ist der Flow hervorragend , ich benötige nicht einmal einen rückseitigen Lüfter.

- Meine 4080 bläst die Abwärme offensichtlich hauptsächlich über die Seiten ab. Das Mesh Seitenteil heizt sich auf Höhe der Grafikkarte sehr deutlich auf, kein Wunder, dort sind nur ein paar Millimeter Abstand zum Graka Kühler. Da wird ein Glasseitenteil einiges aushalten müssen.


Bisher empfand ich Gehäuse immer eher hässlich bis zweckmäßig, das North ist das erste Gehäuse überhaupt, dessen Gestaltung ich ansprechend finde. Dafür nimmt man dann ein paar Unzulänglichkeiten in Kauf.
Beitrag automatisch zusammengeführt:

... mir fällt noch ein: Will man die Position der Frontlüfter ändern, einen weiteren Lüfter dort verbauen etc. nachdem bereits die Hardware eingezogen ist, ist dies nur bedingt möglich. Man kommt eventuell nicht mehr an alle Schrauben heran, mit denen die Lüfter befestigt sind - sie werden von innen nach aussen geführt.
 
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Kann dir zu 100% zustimmen, danke für dein Feedback!

Zu der Verarbeitung: Die Mesh-Seitenteile sind entweder konvex oder konkav. ;-) Sieht man auch etwas auf dem ersten Foto draußen... Die Daumenschrauben klemmen zum Teil oder kommen einem schon entgegen.

Das mit dem Staub muss ich mal beobachten, dafür hab ich das Gehäuse noch nicht lang genug, kann mir das auch gut vorstellen. Ist ja schon sehr luftig.

Die eingebauten Lüfter hab ich sofort ausgebaut. Hatte sowieso vor, Arctic einzubauen. BTW: Beim Spielen ist mir aufgefallen, dass Lüfter überhaupt nicht nötig wären... Durch das Mesh wird die Hardware bei z.B. Guardians of the Galaxy nicht wärmer als 75 Grad wird. (Hab mir die P12 MAX für gekauft und die Starttemperatur bei 75 Grad eingestellt. Die liefen nicht einmal an...) Die GPU hat sich selbst sehr gut im Griff, die CPU profitiert am Meisten von den Lüftern. Ohne wird das Gehäuse um den CPU-Kühler schon gut warm. Aber im Grunde gehts echt ohne. ;-)

Das mit der Stütze kann ich nachvollzielen, da klafft schnell ein großes Loch bei den Lüftern... Ich würde mir echt ein bisschen größeres Gehäuse wünschen. Ungefähr so, wie das ShadowBase von BeQuiet. Dann wären keine Kompromisse nötig.
 
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