Überleg dir das gut was du da investieren willst...
In ein Industriegehäuse gehört halt idealerweise ein Industriebrett... und da kannst du DDR1 schon mal knicken was bezahlbar betrifft. Die gängigsten sind da Dual-Prozessoren Bretter... womit stromsparend dann auch automatisch geknickt ist
Geben tuts die Sachen aber auch mit Pentium4 oder moderner sogar... ich denke mir aber mal, ich erspar mir google und das auflisten von Beispielen.
So, dann gibt es noch "interessante" Bretter in AT aus dem damaligen Desktop und Consumer-Bereich. Auffindbar und bezahlbar ist hier jedoch eher Socket370 und darunter, darüber wird es dann auch schon dünner.
Beispiel
HIER für so Socket-A in BAT inkl. DDR1 biste fix mit 25-30 Euro für so nen alten Schrott dabei. Consumer, ja! Für Industrie ist das Limit der Himmel, wie man so schön sagt
Jedoch haben die Consumer-Bretter generell eine grosse Nachteil. Sie erfordern ein grosses Fachwissen über Chipsatz-Bestückungen, Cacheable Area, Revisionen, kompatible Speicherriegel (density, banks, organisation) INT_A-D Tabelle, exklusiver PCI-Slot, IRQ-Konflikte etc. Da musst du wirklich
alle Tricks draufhaben
Siehe Beispiel oben im Thread und dort ausführlich und lang, nur was Revision wegen CPU-Bestückung betrifft. Speicher würde dann später noch dazu kommen
Gut, man kann sich das ja aneignen bzw. einlesen.
Dann so Kleinigkeiten das du auch mehr wie so übliche 200Watt AT-Netzteil brauchst usw. Passt das alles und hast du dir dann endlich deinen Gral geschossen, wirst du als nächstes jedoch sehr enttäuscht sein was die tatsächliche Performance angeht und die technischen Probleme die mit dem BAT (Baby-AT) einhergehen. Denn BAT ist im Consumer-Bereich angesagt und das fordert einen hohen Tribut. Vollbestückung RAM geht nicht, generelle Bremse auf dem PCI-Bus, je mehr Karten je mehr Probleme, Speicherdurchsatz bricht ein, AGP-Kompatibilitäten... ich kenne kein derartiges Brett das nicht irgendeine echte technische Macke hätte. Ich habe zb. von Gigabyte auch das GA-6VA7+ mit einem maximalen Coppermine 1100 und der Gesamtdurchsatz auf dem Bus ist bei FSB100 voll für den Arsch (11x100). DVD brennen geht dann plötzlich nur noch 6x auf dem Onboard-IDE und mit ner Controller-Karte auf PCI steigert es sich auf max. 8x sonst ständig Toaster. Bau ich ne kleinere FSB133 CPU ein, bessert sich zwar das eine Symptom, aber ein anderes taucht wieder auf... usw.
Ich habe 4 AT-Gehäuse immer noch im Volleinsatz und viele auch exotische Bretter in den Fingern gehabt... glaub es mir einfach, in der Praxis musst du ab Socket370 aufwärts so gut wie mit
jedem Kompromisse eingehen. Rockstable sind aus dieser Zeit aus dem Consumer-Bereich ausschließlich die SuperSocket-7 Bretter und Slot1, ende der Fahnenstange.
Woran mag das liegen? Ich vermute ganz stark am Board-Designe und das hier der AT-Standard einfach an seine Grenzen stiess. Der ATX-Standard wurde für den Consumer-Bereich unbedingt zwingend notwendig. Die Anordnung von CPU/Speicher/Chipsatz ist im AT nunmal anders, die Signalwege mögen hier länger sein und Frequenzgänge schwieriger umzusetzen usw. Irgendwas geht da ab Socket-370 aufwärtzs in die Hose. Genau das vermögen aber nur die wesentlich grösseren Industrie-Bretter zu umgehen und die haben auch den Platz um den Kram auch mit entsprechend zusätzlich verbauter Elektronik zu kompensieren. Auf der anderen Seite eben, kriegst du das dafür benötigte nur noch mit Kompromissen auf ein Baby-AT für den Consumer unter. Der Platz ist halt vergleichsweise wirklich winzig und so ein Brett
quillt fast über. Google mal und siehe selbst: GA-6VA7+ oder Jetway 849BS oder Zida V693 oder Zida TX810EU usw.
Zida zb. fähig für Tualatin in AT, das ist schon super... aber zu welchem Preis schon von Werk aus. Kein AGP, oder kein ISA, oder nur wenig PCI, oder nur 2 DIMM-Slots usw. Und nicht vergessen: Die Macken in der Praxis kommen dann (vorallem je mehr Kram reingestopft wird) zu den Designe-Kompromissen noch kumulativ dazu!
So, ich gehe mal davon aus das dir ein echtes Industriebrett zu teuer wird. Probleme im "Highend" Consumer-Bereich sind dir erläutert worden. Jetzt kommen wir zu den Tipps was imho
vernünftige Alternativen sind für den AT-Basteleinsteiger.
Ganz klar SuperSocket7 dürfte weder zu teuer noch zu selten sein und ist wirklich vergleichsweise sehr stabil. Es gibt hier 2 nennenswerte sehr gute Chipsätze, der ALI-V und Vias MVP3. Die Frage welcher besser ist, artet regelmässig in Glaubenskriege unter AT-Jüngern aus
Ich halte den direkten Vergleich für blödsinn, denn ausschlaggebend ist imho der Bedarf und die CPU die man hat bzw. einsetzen will. Genaue Firma und Modell der Bretter sind zweitrangig, denn alle Hersteller waren zu dem Zeitpunkt sehr ausgereift und gut. 768 MB kriegst du funktionierend(!) bei beiden Chipsätzen unter, jedoch muss da etwas beachtet werden. Später mehr.
Jetzt trennt sich erstmal die Spreu vom Weizen, durch die cacheable area. Der Cache onboard (auf dem Brett) deckt nur einen Teil der max. 768 MB ab. Hast du eine Socket7-CPU mit Ondie-Cache (K6-III, K6-2+, K6-III+) ist das aber weniger Thema. Ungecachter Speicher bricht gesamt von sagen wir mal 177MB/sec locker auf 130MB/sec ein, das spürst du deutlich! Das kann man kompensieren (aber nie ganz beheben) mit entsprechender Ondie-Cache CPU oder Linux oder anderen gescheiten Serverbetriebssystemen wie etwa Netware... wo sich das Speichermanagement manuell tweeken lässt. Windoof belegt nämlich den Speicher "von oben nach unten" also immer zuerst den ungecachten Bereich.
Daraus ergibt sich, das du ein Brett mit möglichst grossem Onboard-Cache brauchst (2MB sind hier maximal) oder eine entsprechende CPU.
Der Onboard-Cache sollte dann auch mit der Bios-Option "Write-Through" und nicht "Write-Back" verdoppelt werden. Folgende kleine Tabelle für MVP3-Bretter sollte dir weiter helfen (WT=WriteThrough, WB=WriteBack):
256K Cache onboard = WT 64 MB cacheable Area (WB 32 MB)
512K Cache onboard = WT 128 MB cacheable Area (WB 64 MB)
1024K Cache onboard = WT 256 MB cacheable Area (WB 128 MB)
2048K Cache onboard = WT 512 MB cacheable Area (WB 256 MB)
WriteBack ist um ca. 3% schneller, jedoch halbiert sich die Area... wie du siehst, AT-Basteleien sind
immer mit Kompromissen und expliziten Bedarfs-Abwägungen verbunden
Ein einfacher K6-2 550mhz geht dafür aber zb. mit gecachtem Speicher ab wie Schmitz Katze. Der erreicht fast Pentium-III Niveau (190 MB/sec aufwärts, bei FSB100 Celeron 1200 Mhz auf sehr starkem Asus TUS-Brett, einfach mal hier mit memtest86 nachgeguckt)
Hersteller wie gesagt egal, hier Beispiele von BAT-Brettern die 512 MB cacheable Area ermöglichen oder bis zu 2MB Cache haben:
DFI K6BV3+/66 Revision B2
FIC VA-503A ab Revision?
Asus P5A-B erst ab Revision 1.05
Gigabyte GA-5AA mit afair irgendeiner höheren Revision
Oh ja ja, natürlich muss hier auf Revisionen geachtet werden! Jetzt könnte man meinen, ich erspar mir den ganzen scheiss und organisier mir ne entsprechende Ondie-Cache CPU dazu. Die sind zwar nicht sooo selten wie man immer tut, jedoch laufen die nicht auf jedem Brett. Entweder gar nicht oder höchstens mit angezogener Handbremse womit der Sinn einer solchen besonderen CPU wieder nichtig wird. Gerade bei dem Beispiel des hier empfohlenen P5A. Diese CPUs laufen nur auf
älteren Revisionen 1.03 und 1.04 einwandfrei jedoch nicht auf modernere 1.05 und 1.06 Revisionen....
Quelle dazu ua.
HIER ein sehr gutes englisches Forum das mir damals sehr behilflich war bei der ganzen Thematik. Und somit erneut hurra, schon muss man wieder einen Kompromiss eingehen. Die modernere CPU muss also auf den älteren Chipsatz geschnallt werden, umgekehrt mit nem normalen K6 wird wieder ein Schuh draus wegen der Area hahaha.
Von dem P5A kann ich also ohne passender CPU nur abraten. Du kriegst den Scheiss einfach nicht unter einen Hut, zumindest nicht ohne Abstriche in irgendeiner Form. Ein P5A in älterer Revision mit einem K6-III+ 550Mhz @600 ist jedoch mit Sicherheit das beste was es im Socket7-Bereich gibt. Nur diese CPU besitzen nur noch Liebhaber die auch wissen was sie daran haben
Die MVP3-Bretter sind auf der anderen Seite zwar etwas langsamer und angeblich bissi zickiger (pah, ihr billigen Anfänger!
) jedoch stabiler was die ganzen Plus-CPUs betrifft und alternativ bieten sie die grössten Areas auch für normale K6er.
Zusammenfassung des Kenntnisstandes Socket-7:
Ali-V, onboard-cache egal, jedoch alte Revision, Ondie-CPU
MVP3, onboard-cache egal, Ondie-CPU
MVP3, onboard-cache max, Normal-CPU
So sieht meine Empfehlung aus, mit einem sehr grossen Erfahrungssschatz in diesem Bereich
So, jetzt mag dir das aber nicht schmecken, in ein dickes Industrie-Gehäuse nur ein kümmerliches Socket-7 einzupflanzen.... das sehe ich ein.
Darum habe ich für dich einen letzten heissen Tip der imho am besten zu dir passen würde. Jedoch haut das nicht mit deinen Erwartungen aus dem Eröffnunspost hin. Ich denke mir aber, das dir inzwischen die Kompromiss-Bereitschaft angemessen von mir eingeprügelt wurde
Such dir ein Dual-Slot von Asus oder Tyan mit BX-Chipsatz! Dieser Chipsatz hat nicht umsonst einen legendären Ruf, den er sich auch verdient hat = Rockstable und sehr schnell. Mit einem Adapter-Kit kriegst du da auch Socket370-CPUs am laufen und FSB 150mhz sind drin. Es gibt sogar Tualatin-Kits oder Bastelanleitungen im Internet. Das richtig zusammen gestellt fährt alles an die Wand was es auch im Highend-Consumermarkt an Single-Lösungen gegeben hat, inkl. dem Jetway mit DDR1. Und wenn man die CPUs mit Bedacht wählt (nein, nicht immer den grössten Prügel nehmen) dann haut das auch mit dem Stromfressen einigermassen hin. Und diese Bretter tauchen immer wieder einmal in Foren/Ebay auf und in Foren sogar zu akkuraten Preisen. Akkurat ist halt hier immer relativ in diesem Themenbereich, nech
Hab zu dem Dual-Thema jedoch keine Links/Modelle mehr aus dem Kopf.
HIER mal schnell eine wahre Augenweide gegoogelt. Zwar dort ATX-Beispiel, gibts aber auch in AT. Das ist schon ein ziemlich mächtiges System auf Fahnenstangenende getrimmt (Tualatin-Kits usw.). Etwas tiefer gestapelt, kleinere CPUs und nur normale Socket370-Kits... kriegt man da aber immer noch was gescheites hin und ist was ein "gutes AT-System" betrifft, weit vorne mit dabei.
Den BX-Chipsatz gibt es auch als Single-Slots. Würd ich immer noch jedem Socket7 vorziehen. In der Tat sind diese aber gefühlt seltener als Dual-Bretter. Und es gibt eine schwächere Alternative, den VIA Apollo Pro Chipsatz. Ein Beispiel Gigabyte GA-6VA+ vielleicht sind die eher auftreibar. Jedoch
wie immer Kompromisse, Kompromisse... der Apollo kann dem BX zwar bei weitem nicht das Wasser reichen, jedoch hat er PC133 bei dem Gigabrett sowie auch die 1/4 und 1/2 Teiler... 150 und Kits sind da auch drin.
Egal für was du dich jetzt entscheidest, für alle gilt die nächste Hürde den passenden Speicher zu finden. Einfach 16 Chips doppelseitig bestückt hilft
nicht immer! Die müssen auch intern richtig strukturiert sein. Für Ali-V, MVP3 sowie BX brauchst du 16Mx8
je Chip 16 Stück beidseitig und sonst gar nix. Ich kram mal schnell im heiligen Archiv und geb dir zum erleichterten Einstieg die korrekten Chip-Beschriftungen die ich gerade auf Lager habe:
Infineon =
HYB39S128800CT -7.5
Samsung = 049
K4S280832A -TC75
Micron = 0142
48LC16M8A2 TG -7E E
Toshiba = narf, grad nicht zur Hand.
Deart beschriftete Chips auf dem Ram-Riegel und beidseitig mit 16 Stück bestückt, ergibt 1x 256 MB SDRAM-Riegel die auch voll von den fraglichen Chipsätzen auf dem Brett erkannt werden. 3 Riegel davon und du hast zu der Zeit gigantische 768 MB ram mit dem sich auch heute ein super Server für den Hausgebrauch basteln lässt.
Ein schlankes Unix drauf das dediziert etwas macht und somit Leistung, Stromverbrauch, Systemperformance und alles im Kontext der Balance... besser geht es kaum. Genau der Grund warum ich immer noch meine AT-Mühlen mitziehe und es aufgegeben habe mir Cubes reinzurollen oder alles auf 1 grossen echten Server zu machen. Wenn ich jetzt zb. mal schnell nen gescheiten FTP-Server brauche, starte ich nicht einen zusätzlichen Dienst auf einem Heizkraftwerk, sondern knippse die 16-20Watt von einem Socket7-AT-System dazu...
Manche sind auf 24/7 und das schon seit 10-15 Jahren... nur ab und zu off wegen Lüfter und Staubfilter tauschen. Also steht das System erstmal, dann sind die wirklich Bombe! Bis dahin ist es immer nur ein sehr weiter und aufwendiger Weg. Mist, beim letzten offline hab ich bemerkt das die Kondensatoren anfangen zu buckeln bzw. der Spannungswandler sich verfärbt hat. Ich hoffe es war nicht mein P5A-B... also @crazyben, uU. werd sogar ich mich nochmal bei dir melden, wenn Revisionen und scheiss passen... das alte Kompromiss-Thema
Als Nostalgiker wirst du dich früher oder später tiefer mit RAM-Chip Beschriftungen beschäftigen müssen. Mit Datenblätter von Mobo-Chipsätzen verifizieren usw. Wie man das erlernt und jeden Rotz der einem unter die Finger kommt auch identifizieren kann: dazu gab es im P3D-Forum mal einen super Thread
HIER wo es sogar speziell um BX ging. Auf Seite 2 in dem Thread hab ich mal ein ausgiebiges Referat darüber gehalten inkl. Praxis-Beispielen, Gegenrechnungen und Recherche-Quellen. Ich denke mal, falls du dich da noch nicht so auskennst, wird dir dieser Thread sehr behilflich sein.
Der Post hier ist viel zu lang und komplex? HA-HA! Es ist einfach so das bei AT-Basteleien so gut wie
gar nichts mal eben schnell nebenbei, optimal zusammen geklöppelt ist. Darum ist es ja auch so geil! Liegt halt im Auge des Betrachters