Ich frage mich aber, wieso nicht mit einem "Used State" gebencht wird, wenn dieser doch eine markant niedrigere Schreibperformance liefert als der "Fresh State"?
Das bietet sicherlich wieder Diskussionsstoff für mehrere Seiten
Zum einen ist man ja immer bemüht, reproduzierbare Testumgebungen zu schaffen. Die Laufwerke im Neuzustand bzw. nach einem Secure Erase zu testen ist in dieser Hinsicht einfach durchzuführen und bietet mit hoher Sicherheit reproduzierbare Ergebnisse. Nachteil ist, wie du anmerkst, dass die Leistung möglicherweise etwas höher als im "used state" ist. Wenn man das Laufwerk in diesem Stadium testen möchte, bekommt man aber mehrere Probleme: Was ist ein sinnvoller "used state"? Jeder benutzt sein Laufwerk letztendlich etwas anders, manche Laufwerke reagieren auf bestimmte Zugriffsmuster anders als andere Laufwerke, sodass man hier letztendlich auch wieder nur
ein Szenario testet, was die Ergebnisse zwischen den Laufwerken auch wieder verfälschen kann. Der Controller in der Intel 320 arbeitet z.B. adaptiv, wenn man das Laufwerk mehrere Stunden mit 4K random write "bearbeitet" (auf einer Kapazität von ein paar GB), nimmt die Leistung zu. Die SSD hat dann eine
höhere 4K Leistung als im Neuzustand. Bringen wir das Laufwerk in einen "used state" durch sequenzielles Schreiben, lösen wir bei vielen Laufwerken die Garbage Collection aus, sodass sich an der Leistung nicht viel ändert. Außer bei SandForce-Laufwerken, die brechen dann erstmal ordentlich ein. Benutzen wir für jedes Laufwerk eine andere Methode, so ist die Reproduzierbarkeit kaum noch gegeben, bzw. man könnte sich die Leistung der Laufwerke so "hinbiegen", wie man es gerne hätte...
Dazu kommt noch, dass zwischen den Laufwerken in der Praxis inzwischen ja sowieso kaum noch ein spürbarer Leistungsunterschied besteht (zumindest in einfachen Einbenutzer-/Desktopumgebungen). Ich denke, es ist da sinnvoller, sich den Leistungsverlust separat anzuschauen (so wie es momentan gemacht wird). Dann kann man sagen, ok, das Laufwerk bricht so und so ein, nach einem TRIM sieht es so aus und die Garbage Collection arbeitet dann und dann. So lassen sich viele nützliche Aussagen treffen, wie: SandForce-Laufwerke sollten nicht für hauptsächliche sequenzielle Last genutzt werden, sind aber für RAID-Systeme zu empfehlen, Intel-Laufwerke kommen sehr gut mit sequenziellen Zugriffen zurecht, Crucial-SSDs sollte man nicht im RAID benutzen etc...
Ich denke daher, dass das Testen im Neuzustand am fairsten und vor allem am transparentesten ist. Jeder kann dieses Szenario sehr einfach nachstellen und so (eingeschränkt) auch die Ergebnisse aus den Tests bestätigen (oder widerlegen, wenn etwas falsch gelaufen sein sollte).
Durch die getrennte Betrachtung des Performanceeinbruchs gewinnt man aber trotzdem einen Eindruck davon, wie sich das Laufwerk während/nach einer starken Belastung verhält, wo also evtl. die Schwächen liegen und wofür man die SSD lieber nicht einsetzen sollte bzw. für welche Zwecke sie vielleicht besonders geeignet ist.