Micro-SATA-HDD und -SSD (uSATA/µSATA) sind mittlerweile ziemlich ausgestorben, insbesondere Speichergrößen von mehr als 64GB sind kaum und wenn dann zu völlig prohibitiven Preisen zu bekommen. Ohne Not, d.h. ohne bereits vorhandenes µSATA-Equipment empfiehlt sich daher deren Verwendung nicht. Letztlich gilt das aber auch für mSATA. Wer aber auf µSATA angewiesen ist oder meint, es zu sein, und vor etwas hardcore-Fruckelei in mechanischer wie elektrischer/elektronischer Hinsicht nicht zurückschreckt, also mit ausreichend feinmotorischer und lötechnischer Kompetenz ausgestattet ist, (und genügend Platz für die selbst im besten Fall etwas breitere SATA-Platine hat,) der kann eine herkömmliche SATA-SSD zu einer µSATA-SSD umfruckeln. Ich habe das jetzt mal gemacht, zum einen, weil ich Renes µSATA-Adapter bereits habe, zum anderen natürlich, weil ich auf solche Fruckeleien und Herausforderungen stehe und es kann (und mir beweisen will, daß Alter für so etwas kein Hinderungsgrund ist). Hierbei hat sich zu meiner freudigen Überraschung gezeigt, daß die µSATA-Stecker entgegen des Eindrucks, den deren Beschreibung auf z.B. wikipedia suggeriert, keineswegs andere Maße besitzen. Die Maße der Kontakte, der Grund-/Trägerfläche und der Notches sind im Rahmen der Fertigungs- und Meßtoleranzen identisch. Allein die Führung des SATA-Steckers links und rechts ist etwas breiter als bei µSATA und letzterer zweite Kerbe/Notch bei den Kontakten für die Spannung ist etwas breiter - aber diese ist auf Steckerseite nicht erforderlich.
Vergleicht man die Stecker/Kontakte stellt man fest, daß diese datenseitig völlig identisch sind; Unterschiede beschränken sich auf die Spannungskontakte/-stecker (siehe obiger wikipedia-Link).
Vor dem Umbau sollte man prüfen, ob die SATA-Platine für den konkreten Einsatzort ausreichend klein ist. Bei mir kommt es zwar nicht darauf an, aber ich habe hier mit der SanDisk X400 ein besonders kleines Exemplar erwischt. Die Platine ist nicht nur sehr kurz; ihre Breite entspricht überdies mit 54mm exakt der Breite eines µSATA-Gehäuses, so daß sie - ggfs mit Isolierung - sogar dort als µSATA-Ersatz verwendet werden kann, wo von der Breite her wirklich nur eine µSATA-SSD Platz findet. Intenso-SSD haben nach meiner Erfahrung ebenfalls recht kurze Platinen, was erforderlich ist, wenn sie wie hier mit einem Adapter betrieben werden; die Breite ist unterschiedlich, manche messen ebenfalls nur 54mm, manche sind mit 65mm "normal" breit, und deren Gehäuse sind nicht verschraubt (häufig sitzen die Schrauben unter den Aufklebern) sondern als Vollplastikprodukt zusammengeklipst, was sich je nach konkreter Ausführung zerstörungsfrei kaum demontieren läßt. Ferner sollte man zuvor prüfen, ob die SSD auch mit abgetrennten Pins 3 und 11 der Spannungsversorgung funktionieren - also zunächst diese Lötanschlüsse von den Lötpads ablöten und hochbiegen (am besten wenn der Stecker irgendwo eingesteckt oder der betreffende Kontakt mit einer Klemme "gesichert" ist, denn wenn man an den - gar mit Lötkolben erhitzten - Lötkontakten herumbiegt können sich die Kontaktflächen vom Träger lösen) und die SSD so ausprobieren. Und es ist sicher nicht verkehrt, auch bei der µSATA-Buchse zu messen, ob dort an Pins 5 und 6 wirklich +5V anliegen.
Die beigefügten Bilder vermitteln einen Eindruck des Ergebnisses, auch an/auf einem µSATA-Adapter. Zur Vorgehensweise:
Zunächst die Mechanik:
Als erstes muß man die obere "Abdeckung" des SATA-Steckers mit einem Cutter entfernen, nicht zuletzt auch, damit man die Kontaktträgerlasche selbst ohne Gemurkse bearbeiten kann. Dann muß man die Notch auf der Kontaktträgerlasche des Spannungsteckers vor dessen Pin 1 mit einem Cutter abtrennen/-schaben. Denn dieser korrespondiert mit Pin 1 des µSATA-Spannungssteckers (3,3V), der verbleibenden Teil der Kontaktträgerlasche fungiert also als "kontaktloser" Kontakt und sorgt für eine zusätzliche seitliche Führung, was nicht schadet, da die seitliche Führung der µSATA-Buchse außen am Datenstecker etwas schmaler ist als der korrespondierende Ausschnitt des SATA-Steckers.
Für die seitliche Führung der µSATA-Buchse auf der anderen Seite, bei den Kontakten für die Spannungsversorgung, muß man Pins 11 und 12 des SATA-Steckers entfernen, also einen entsprechenden Ausschnitt in der Kontaktträgerlasche herstellen. Normalerweise werden diese Kontakte bei SSD nicht benötigt. Am saubersten gelingt es, wenn man erst die Lötanschlüsse der Kontakte ablötet und dann die Kontakte in Richtung Platine aus der Steckerfassung herauszieht. Denn die Kontakte sitzen in Vertiefungen in der Kontaktträgerlasche, so daß man nach Herausziehen der Kontakte mit einem Cutter - oder mit einer Laubsäge mit feinem Blatt - sauber am jeweiligen Außenrand der Vertiefungen den erforderlichen Ausschnitt heraustrennen kann; zur Not läßt sich das auch mit einer Feile erreichen oder man dremelt mit einer Trenn- oder Sägescheibe. Will man für einen evtl. späteren Rückbau auf SATA Pin 13 ohne Beeinträchtigung stehen lassen, so läßt sich dort nicht genügend Material abtragen, um einerseits den Steg zu lassen, andererseits genügend Platz für die seitliche µSATA-Führung zu erhalten. Dann muß man ein bis zwei Zehntel mm an dieser seitlichen Führung der µSATA-Buchse abfeilen oder -schaben.
Abschließend muß man an der Vorderseite des Steckers am äußeren Rand des so geschaffenen Ausschnitts eine Vertiefung für den "Dorn" der seitlichen Führung der µSATA-Buchse schaffen; mit einem ausreichend kleinen Fräskopf läßt sich das gut hineindremeln. Zwingend erforderlich ist dies freilich nicht; man kann auch ganz hardcoremäßig diesen Dorn an der seitlichen Führung der µSATA-Führung z.B. abfeilen.
Der mechanische Teil ist damit erledigt. In elektrischer/elektronischer Hinsicht lötet man die Lötanschlüsse der Pins 2 bis 5 des SATA-Steckers von den Lötpads ab und biegt sie vorsichtig etwas hoch; Pin 1 führt nach wie vor 3,3V und stört nicht, kann also bleiben. Wie oben erwähnt sollte der Stecker hierfür in einer Buchse stecken oder man fixiert den gerade bearbeiteten Kontakt auf andere Weise, denn andernfalls besteht die Gefahr, daß sich dabei die Kontaktfläche vom Träger löst. SATA-Pin 6 führt als nunmehr µSATA-Pin 7 möglicherweise - oder auch nicht, das hängt von der Beschaltung der konkreten µSATA-Buchse ab - Masse und kann daher nicht nur ebenfalls bleiben sondern ist auch in Hinblick auf einen evtl. späteren Rückbau auf SATA sinnvoll. Sinnvollerweise klebt man vorsorglich ein Stück Papier, Isoband etc. zur Isolierung zwischen die hochgebogenen Kontakte und deren Lötpads. Den Ablötvorgang etc. beschreibe ich hier nicht: Wer es nicht kann, sollte tunlichst die Finger davon lassen oder einige Stunden an Schrottplatinen üben und "seinen" Weg finden, wer dies kann, der würde über jede andere Beschreibung als "seine" Vorgehensweise ohnehin nur mißbilligend den Kopf schütteln. Insbesondere bei den Masseanschlüssen SATA-Pins 4 und 5 sollte man aber keine zu feine Lötspitze verwenden, da über diese aufgrund der großen Masseflächen der Platine zu wenig Hitze übertragen wird/würde.
Mit einem kurzen Stück Litze oder Draht - ich habe hier unnötig dicke und mit unnötig dicker Isolierung versehene Litze verwendet, weniger wäre mehr und ein Draht besser gewesen, aber dies war gerade als kleiner Rest greifbar - verbindet man SATA-Pins 2 und 3, die nunmehr als µSATA-Pins 3 und 4 Masse führen, mit dem verbliebenen Masse-Kontakt SATA-Pin 6, sowie SATA-Pins 4 und 5, die nunmehr als µSATA-Pins 5 und 6 +5V führen, mit einem der +5V-SATA-Pins 7 bis 9.
Abschließend sollte man mit einem Multimeter prüfen, ob man keine ungewollten Brücken hergestellt hat. Und am besten lüftet man einige Stunden das Hirn aus und/oder überprüft das Werk am nächsten Tag noch einmal auf Richtigkeit, bevor man die DIY-µSATA-SSD in Betrieb nimmt.