Das A und O eines Kaffeevollautomaten ist die Reinigung. Vergiss die Marken und Brühverfahren, es kommt einzig und allein auf die Reinigung an und die ist mitunter brutal zeitaufwändig und erfordert u.U. sogar das Zerlegen der Brühgruppe.
Ohne penible Reinigung wird der Kaffee mit jedem Tag etwas schlechter schmecken. Allerdings ist der Unterschied von Tag zu Tag so verschwindend gering, dass der Unterschied überhaupt nicht auffällt - bis man eines Tages, nach 2 Jahren oder so, feststellt, dass der Kaffee ungeniessbar ist und einfach nur noch ekelig schmeckt.
Das Problem ist der relativ lange Weg, den der Kaffee in einem Vollautomaten zwischen Brühgruppe und Kaffeeauslass zurücklegt. Dort bildet sich mit der Zeit ein Biofilm aus Kaffeeölen und Fetten. Genauer ist es ein Biofilm aus
ranzigen Kaffeeölen und
ranzigen Fetten.
Man kann den auch schön nachweisen, wenn man nachdem man alle möglichen Reinigungsprogramme des Automatens hat durchlaufen lassen und von mir aus noch literweise heisses Wasser hinterher, einfach mal ein Glas heisses Wasser über die Brühgruppe bezieht. Das Wasser wird riechen, leicht gelblich sein und nicht wirklich gut schmecken.
D.h. entweder gibt man sein Gerät einmal im Jahr für 150+ Euro in die Wartung oder man wartet das Gerät selbst. Dann sollte das auch ohne größeren Aufwand möglich sein und darauf würde ich beim Kauf eines Kaffevollautomaten achten.
Wenn man Glück hat reichen Reinigungstabletten, um den Biofilm zu lösen. Dann muss man die allerdings sehr oft durchs System jagen. Nur lösen Reinigungstabletten nicht nur die bösen Fette des Biofilms sondern auch die Fette der Dichtungsringe. Wenn die Brühgruppe nicht mehr ordentlich abgedichtet ist und der Druck nicht mehr stimmt, wird der Kaffee auch nicht besser.
Deshalb nutze ich die Reinigungstabletten nur alle drei Monate. Ausserdem zerlege ich dann die Front des Automaten, damit ich den Weg des Kaffees vom Auslass der Brühgruppe bis zum Kaffeeauslass manuell schrubben kann. Die Brühgruppe zerlege ich auch komplett, um sie manuell zu schrubben (mittels Spritze aus der Apotheke injeziere ich die Reinigungslösung direkt in die kleinen Rohrleitungen) und das Silikonfett an den Dichtungsringen zu erneuern. Auch den Duschkopf, der das Wasser in die Brühgruppe drückt, reinige ich manuell und erneuere das Fett seines Dichtungsrings. Dann kommt natürlich das obligatorische Entkalken, damit das Wasser für den Kaffee auch heiss genug wird - wobei da wieder darauf zu achten ist, dass auch der Duschkopf mit entkalkt wird. Einmal im Jahr erneuere ich die Dichtungsringe in Brühgruppe und im Duschkopf, weil die in der Brühgruppe schlichtweg anfangen zu stinken (gibts bei e-bay für einen Zehner).
Also würde ich mir noch einmal eine Kaffeemaschine kaufen, ich glaube ich würde lieber zum Siebträger greifen. Einfach weil dieser lange Weg des Kaffees in der Maschine dann nicht mehr da ist. Von daher kann ich auch nachvollziehen, wenn viele den Nespresso Kaffee als besser empfinden. Das kann gut sein, denn auch dort bleibt die Qualität wie bei einem Siebträger konstant (jeweils regelmäßige Entkalkung vorausgesetzt). Mir wären die Nespresso Dinger aber zu teuer. Siebträger for the win, hat ja auch den größten Charme. Obwohl man für den Anschaffungspreis eines guten Siebträger vermutlich einen ganzen Schrank voll von Nespresso Pads kaufen kann...
Aber was auch immer du nimmst - lass die Finger von der Milchaufschäumdüse. Dieser Bakterieninkubator - woah, widerlich - die Milch besser gesondert aufschäumen.
Ein guter Kaffee bedeutet halt etwas Arbeit. Jetzt gehe ich mir gleich mal einen doppelten Espresso ziehen.
Und hier noch ein Horror-Video zu Kaffeevollautomaten:
YouTube - Welt der Wunder - RTL2 beim Kaffeemaschinendoctor
Wobei ich dem Techniker in einem widersprechen muss (er übertreibt mitunter brutal, wie ich finde) - er sagt z.B. es bildet sich Schimmel
in der Brühgruppe, das ist m.E. falsch. Wenn ich das richtig sehe, hat sich dort Schimmel
an der Brühgruppe gebildet. Also in einem Bereich, durch den der Kaffee nicht durch kommt. So kenne ich das auch von meinem Automaten.
Auf dem Sieb schimmelt nichts - unter dem Sieb sieht es zwar ziemlich ekelig aus und man erkennt auch sofort, dass man seinen Espresso immer auch durch die hundert letzten Espressos durch zieht, aber auch dort schimmelt nichts. Das passt auch zu den Aussagen der Hersteller, dass
in der Brühgruppe nichts schimmelt. Nichts destotrotz ist es nicht so toll, überhaupt Schimmel im Gerät zu haben.
Deshalb: reinigen, reinigen, reinigen.
Gold wert zum Reinigen der Automaten und der Revision der Brühruppe, diese Webseite mit bebilderten Serviceanleitungen für verschiedene Hersteller:
http://www.juraprofi.de/Service-Anleitungen:_:70.html