Wie soll eine Firma können die keine eigene NAND Fertigung hat und nicht einmal über eine gescheiten SSD Controller verfügt? Seagate hat damals zwar Sandforce gekauft, aber die Controller von Sandforce waren ein Grauen, voller Bugs und konnten nur bei bestimmten Benchmarks durch Schummelei wie Datenkompression und Sync-Faking gut abschneiden, die wurden wohl nicht ohne Grund eingestampft und nach der ersten Übernahme damals durch LSI wurde die schon als Prototyp auf Messen gezeigt 3000er Versionen niemals veröffentlicht. Dabei hätte es der ersten PCIe SSD Controller auf dem Markt werden können, aber große Konzerne haben eben andere Qualitätsstandards als Startups.
Was Du forderst schaffen ja bisher nicht einmal die SSD Hersteller mit eigenes NAND Fertigung und allenfalls Intel kann sowohl mit eigenen NANDs und neuerdings 3D XPoint sowie eigenen Controllern, auch wenn diese sehr auf den Enterprisemarkt fokussiert sind, bei bestimmten Anforderungen mit Samsung mithalten, deren 750er war die ersten Consumer NVMe SSD und die Optane 900P steht steht in mancher Hinsicht einmalig da. SK Hynix hat LAMD übernommen und vereint damit auch eigene SSD Controller und eigene NAND Fertigung, wirklich glorreiche Entprodukte sind dabei aber noch nicht rausgekommen.
Da kommt schon eher was von Toshiba (OCZ, auch wenn der Name OCZ so langsam verschwindet). Über den Kauf der SSD Sparte aus der Insolvenzmasse von OCZ hat Toshiba mit Indilinx ja auch einen eigene SSD Controller bekommen, nur scheint auch der eingestampft worden zu sein, denn schon bevor die VX180 eingestellt wurde, kamen neue Modelle mit Controllern raus die zwar das Label von Toshiba tragen, aber die Technologie von Phison enthalten. Schon davor steckten in Controllern auf denen Toshiba stand erst Controller von JMicron und dann Marvell, so wie auch Indilinx bei seinen Everest und Everest 2 Controller auf Marvell Controller zurückgegriffen hat.
Immerhin gibt es von Toshiba mit der RD400 eine recht performante Consumer NVMe SSD, während sowohl bei SK Hynix als auch bei Microns Tochter für Endkundenprodukte Crucial NVMe SSDs im Programm bis heute fehlen. WD hat über die Anteile der Tochter mit SanDisk am Joint Venture Flash Forward zwar nun sowas wie eine eigene NAND Fertigung, mit der WD Black SSD haben sie auch eine NVMe SSD mit dem Marvell 1093 (wie ihn auch LieOn in der Plextor M8Pe verwendet), aber gepaart mit planaren TLC NANDs reicht es eben nicht um mit Samsungs 960 Evo mithalten zu können:
Micron hatte übrigens mal vor eine NVMe SSD mit den Zutaten der Intel 600p also High-End Consumer SSD zu bringen, die hätte dann aber auch nichts gegen Samsungs NVMe SSDs ausrichten können und wie Intels 600p über den Preis verkauft werden müssen.
Wenn die anderen NAND Hersteller es also alles nicht können oder wollen, zumindest im Ergebnis nicht schaffen, wieso sollte Seagate dieses Wunder vollbringen können? Deren Strategie bzgl. SSDs verstehe ich auch beim besten Willen nicht. 2011 haben sie sich im Rahmen der Übernahme von Samsung HDD Sparte exclusiven Zugriff auf NAND Lieferungen und einen intensiven Patentaustausch für Server-SSD gesichert, aber offenbar kaum Gebrauch davon gemacht, denn die
Seagate 600 SSDs kamen 2013 mit Toshiba NANDs und LAMD Controller. In
2014 hat Seagate dann Sandforce für 450 Millionen USD von Avago gekauft, die vorher LSI übernommen hatte, welche ihrerseits 2011 Sandforce 2011 für 370 Millionen USD gekauft hatten, seitdem aber auch keinen neuen Sandforce Controller mehr auf den Markt gebracht hatten. 2015 gab es dann die strategische Allianz mit Micron und
Seagate wurde als wahrscheinlicher Partner für Micron 3D XPoint (QuantX) SSD gehandelt, damit hätte man wie Intel mit den Optanes schon etwas in der Hand um gegen Samsung anstinken zu können, auch wenn in beiden Fällen der Fokus auf dem Enterprisesegment liegt. Nun aber hat Seagate u.a. zusammen mit SK Hynix erfolgreich für Toshibas Speichersparte mitgeboten:
Ist das multi-year agreement mit Micron schon nach 2 Jahren ausgelaufen oder ist man sich uneinig geworden? So eine Aktion bei der man sich zusammen mit dem einen Konkurrenten am dritten Konkurrenten beteiligt, nachdem man vorher schon mit dem vierten der 4 NAND Hersteller (es gibt ja nur Flash Forward mit Toshiba und Sandisk(nun WD), IMFT mit Intel und Micron, SK Hynix und Samsung) eine Vereinbarung hatte, dürfte der Intensität der Zusammenarbeit mit Micron kaum förderlich sein. Wer hier also eine Strategie erkennen kann, der verrate sie mir und am Besten auch gleich Seagate, denn ich fürchte auch dort kann keiner eine Strategie hinter dem Ganzen erkennen.
Seagates Marktanteil bei SSDs lag in Q4 2016 daher auch nur bei 0,1% der Stückzahlen und 0,2% der Kapazität, nicht viel im Vergleich zum Marktführer der 35% aller SSDs mit 41,9% der Gesamtkapazität verkauft hat und WD als Nummer 2, mit 18,9% bzw. 16,6% Marktanteil.