[Guide] Kopfhörer testen: Ohren auf beim Hörerkauf...

manikend

Semiprofi
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Kopfhörer probehören mit System

Bei Kaufberatungen wird neben den technischen Werten und dem Preis von Geräten auch immer wieder der Klang erfragt. Das ist nicht unproblematisch, weil Klang sehr individuell wahrgenommen wird und ein Gerät keineswegs für jeden und in jeder Umgebung gleich klingt. Ziemlich häufig treffen dann auch relativ unkritische Fragesteller mit eher geringen Ansprüchen und wenig Erfahrung im kritischen und bewussten Hören auf audiophile Hififans.

Ergebnis solcher Beratungen ist nicht selten der Kauf eines Gerätes, das den Käufer finanziell fordert, ohne ihn glücklich zu machen. Ebenso kommt es vor, dass Besitzer ihre subjektiv als wohlklingend empfundenen Geräte anpreisen und dabei Fehler nicht nennen oder aber gar nicht erst wahrnehmen.

Es ist sicherlich sinnvoll, in Onlineberatungen durchaus mit ein wenig Skepsis den Meinungen anderer zu folgen (inklusive MEINER Meinungen bitte) und in jedem Fall im letzten Schritt- also vor Kauf- sich eine eigene Meinung zu bilden, durch Probehören oder Kauf auf Probe. Nur: schon das Probehören ist gar nicht so leicht...

Ich versuche im Folgenden einige Gedanken in die Diskussion einzubringen, von denen ich hoffe, dass sie geeignet sind, Anfängern Anstösse zu geben, um fundierte Entscheidungen jenseits von technischen Werten einerseits zu treffen und andererseits dabei halbwegs unbeschadet in der Kaufsituation durch (Auto)suggestion oder Beeinflussung durch Umfeld oder Verkäufer zu agieren. Kurz gesagt, ich werde beschreiben wie man probehört und dann entscheidet, ohne sich "übers Ohr hauen" zu lassen oder "sich selbst ein Bein zu stellen". Und wie man vor dem Probehören schonmal herausfinden kann, was man nicht probehören muss.

Subjektiv oder objektiv?

Es gibt um die Wichtigkeit technischer Werte etliche Diskussionen zwischen den Fraktionen der stark technikaffinen Hörer auf der einen und den rein subjektiv nach Klang entscheidenden Audiophilen auf der anderen. Gut verfolgbar und bekannt sind die Diskussionen bei Verstärkern (Röhre gegen IC gegen diskreten Aufbau) oder bei Tonträgern (Magnetband gegen LP gegen Kassette gegen CD). Am Computer dreht sich die Diskussion oft auch um Anzahl und Verteilung der Schallwandler- Stereo gegen 5.1 gegen 7.1, im audiophilen Bereich gibt es auch noch Anhänger von exotischeren Systemen, wie Mono oder Quadrophonie.

Ich möchte auf diese Diskussionen hier nicht gross eingehen. Jemand der Spass am Klang eines Röhrenverstärkers hat, wird sich die Freude nicht nehmen lassen, wenn man ihm sagt, dass der Verstärker einen "falschen" Frequenzgang produziert und einen schlechten Klirrfaktor hat. Der Besitzer eines diskret aufgebauten Verstärkers mit linearem Frequenzgang und minimalem Klirr wird nicht umzustimmen sein, sich einen "harmonisch angenehmeren" Röhrenverstärker mit "warmen Obertönen" zu holen. Die Kompaktheit, der geringe Preis und die Unkompliziertheit von Verstärkern auf Basis integrierter Schaltungen wird immer auch auf Käufer treffen.

Wer gerne LP hört wird sich von z.B. der geringen Kanaltrennung nicht abbringen lassen, auch weiterhin Vinyl zu hören und ein Liebhaber von CD's wird die Robustheit und leichte Lagerkeit nicht zugunsten Hitze- und staubempfindlicher Plastikscheiben aufgeben. Wer Magnetbänder oder Cassetten sammelt, wrd sicherlich in Erninnerung schwelgen und sich jedesmal freuen, wenn er die Kassette hört, die ihm ein Freund oder eine Jugendliebe einst zusammengestellt hat (netter Film zu dem Thema: "High Fidelity") - eigentlich schade dass diese nette Art des Gunstbeweises mit den Kassetten ausgestorben ist).

Viele Stereofans sind von der guten Ortbarkeit von Geräuschen in den Kopfhörern überzeugt, während diejenigen, die Surroundsound gewohnt sind, sich nicht an den oft unnatürlich klingenden und halligen Geräuschkulissen stören und trotz der Unmöglichkeit, mehr als zwei Schallquellen im Kopfhörer anzusteuern, per Software Emulationen benutzen.

All das hat seine Berechtigung weil es nicht darauf ankommt, ob ein System "gut" ist, sondern darauf, dass der Besitzer sich wohlfühlt damit. Die Schwierigkeit ist, herauszufinden, was man mag.

In einem ersten Schritt gebe ich ein paar Tipps zur Technik, danach höchst subjektive Tipps, die helfen sollen, den Klang eines Kopfhörers zu analysieren.

Technische Aspekte- die objektive Seite

Technisch gesehen sind die Parameter beim Kopfhörerkauf relativ einfach. Gewicht, Comfort, Preis, Einsatzzweck und Features, Frequenzbereich- relativ trockene Infos die aus Fotos und Beschreibung der Geräte leicht auch online ermittelt werden können. Für den Kauf können das erste Hinweise sein, welche Geräte brauchbar sein können oder eben nicht. Manche stehen absolut fest, andere müssen zusätzlich probiert werden (Comfort zum Beispiel).

Gewicht

Leichte Kopfhörer können prinzipiell angenehmer sein als schwere. Das es trotzdem schwere Kopfhörer gibt ist darin begründet, dass für eine gute Akustik je nach Konstruktion Material durch nichts zu ersetzen ist und auch die Robustheit eines Gerätes eng mit der Materialstärke korreliert. Ein Kopfhörer für mobilen Einsatz muss natürlich klein (oder faltbar) sein und sollte wenig wiegen. Wer mit InEars gut zurechtkommt, findet Kopfhörer die wenige Gramm wiegen und teilweise sehr gut klingen. Nachteile der inEars sind eine gewisse Anfälligkeit für Kabelbrüche (weil die Kabel sehr dünn sind), zudem verwirren sich die Kabel gerne und sie sind in der Regel sehr kurz. Eine Verlängerung durch ein Verlängerungskabel ist natürlich möglich, führt aber oft dazu, dass die InEars aus den Ohren fallen wegen des höheren Gewichtes.

Die andere Seite der Medaille sind Kopfhörer mit bis zu 500 Gramm Gewicht, ohrumschliesenden Polstern und ledernen Kopfbändern. Das Gewicht wird normalerweise bei Kopfhörern als nüchterne technische Angabe gemacht und beim kauf muss jeder für sich entscheiden, was ihn stört oder eben nicht.

Konstruktion/ Comfort

Kann nur durch Ausprobieren ermittelt werden und ist vollommen individuell. Der Anpressdruck der Muscheln wird häufig angegeben und kann ein erster Hinweis sein. Studiokopfhörer oder "Pro" Versionen haben meist einen höheren Anpressdruck, ebenso Kopfhörer für DJ's. Auf Bildern oft zu erkennen ist die Drehbarkeit der Ohrmuscheln in mehreren Dimensionen. Eine Muschel die nicht drehbar gelagert ist macht Kopfhörer unflexibler, ist aber erheblich billiger in der Herstellung und tendenziell robuster. Die meisten Nackenbügelkopfhörer und viele konventionelle Bügelhörer sind nicht drehbar gelagert, vor allem im niedrigen Preisbereich. Wer damit zurechtkommt, kann das ignorieren, ich komme mit nicht kardanisch aufgehängten Ohrmuscheln eher schlecht zurecht.

Ebenso direkt Bildern zu entnehmen ist, ob ein Kopfhörer auf den Ohren aufliegt, oder sie umschliesst. Beides kann bequem sein, kleine ohrumschliesende Polster können aber im Langzeitbetrieb sehr drücken, wenn man so grosse Ohren hat wie ich. Ohraufliegende Polster bei hohem Anpressdruck können ebenfalls unkomfortabel sein.

Kopfhörer mit geringem Anpressdruck neigen unter Umständen zum Rutschen, auch das vermindert den Komfort. Ebenfalls auf Bildern meist zu erkennen ist, ob das Kopfband verstellbar ist oder sich selbständig einstellt (AKG zum Beispiel). Nicht einstellbare Kopfbänder sind tendenziell ein Nachteil und sind nur bei günstigen Kopfhörern zu finden.

Preis

Sollte zum eigenen Budget passen. Ein teurer KH an einer schwachen Kette ist eine Fehlinvestition. Ein günstiger Kopfhörer kann ein Glückskauf sein und an einer hochwertigen Kette durchaus anständig klingen.

Auf keinen Fall mehr ausgeben, als ohne Verbiegungen aufgebracht werden kann. Es geht darum, Spass und Freude zu haben und Reue ist da eine ganz schlechte Grundlage. Sparen lässt sich bei Gebrauchtkäufen- aber Vorsicht: es gibt meist Gründe, warum Kopfhörer verkauft werden. Einige alte Modelle aus dem Spitzenbereich sind nach wie vor eine gute Wahl, aber sie kommen nicht an Spitzengeräte aus aktueller Produktion heran.

Es kann eine gute Idee sein, defekte Kopfhörer zu kaufen, wenn der Defekt sich auf die Kabel beschränkt, weil sie leicht ersetzt werden können (ausser bei inEars). In der Regel reicht es, den Stecker abzuschneiden und einen neuen anzulöten.

Einsatzzweck

Wenn Du voll auf Rock stehst und gerne laut Musik hören willst, ist ein Studiokopfhörer eine schlechte Wahl. Wenn Du auf Klassik stehst wirst Du mit einem Gamerheadset nicht glücklich. Überlege genau, wofür Du den Kopfhörer brauchst und in welchen Situationen er eingesetzt werden soll. In vielen Fällen wirst Du nicht einen Kopfhörer anschaffen müssen, sondern zwei oder drei (Headset für Skype und Spiele, hochohmigen offenen Boliden für Klassik zu Hause, mobiles Gerät für's Training am Ergometer...).

DJ's klapppen gerne eine Ohrmuschel um, um einseitig den nächsten Song anzutesten und mit dem freien Ohr ein Gespräch zu führen oder die Atmosphöre mitzukriegen. Natürlich muss ein entsprechender Kopfhörer das dann auch zulassen und braucht ein Drehgelenk an der Stelle. Ausserdem sollte er sehr robust sein. Es gibt also nicht den perfekten Kopfhörer, sondern ganz verschiedene.

Folgende technischen Werte sind relevant:

Impedanz:
die Impedanz beschreibt den Scheinwiderstand des Kopfhörers und geht von etwa 8 Ohm bis 800 OHM. 8 OHM findet sich bei alten Kopfhörern aus den 70ern. Sie lohnen nur für Liebhaber. Mobile Kopfhörer haben 16- etwa 120 OHm. Hifi und Studiokopfhörer können bis zu 800 OHM haben. Spezielle Kopfhörer mit bis zu 4000 OHM sind besonderen Einsatzzwecken (Kristallempfänger, Abhörgeräte...) vorbehalten und hier nicht weiter interessant.

Die Impedanz entsteht durch die Spule im Treiber des Kopfhörers (der Strom, der durch diese Spule fliesst, erzeugt ein Magnetfeld und bewegt dann die Membran, die den Schall erzeugt). Es ist also der Widerstand dieser Spule.

Bei Kopfhörern mit niedriger Impedanz ist diese Spule kürzer. Vorteil dieser kürzeren Spule ist, dass der Kopfhörer weniger Leistung braucht, um angetrieben zu werden, die Konstruktion ist leicht und agil, solche Kopfhörer eignen sich besonders gut für mobile Geräte, weil die Akkulaufzeit so länger sein kann. Nachteil ist eine schlechtere Dämpfung und eine grössere Frequenzabhängigkeit. Die Zusammenhänge sind komplexer, ich belasse es hier bei einer seichten Grundinfo. Bei grossen, schweren Kopfhörern werden teilweise sehr viel längere Spulen verwendet, weil dadurch der Frequenzgang unanfälliger wird, sich die Dämpfung verbessert und die Wiedergabe sauberer wird. Nachteil dieser langen Spulen mit hoher Impedanz ist der relativ hohe Leistungsbedarf, es wird an einem solchen Kopfhörer ein spezieller Verstärker benötigt, der ausreichend Leistung zur Verfügung stellt, um ihn anzutreiben.

An einem mobilen Gerät wird ein hochohmiger Kopfhörer leise und kraftlos klingen.


Frequenzbereich:
Der Frequenzbereich eines Kopfhörers reicht oft weiter als ein Mensch überhaupt hören kann. Relevant ist der Bereich zwischen 30 und 20000 Hertz. Die meisten Menschen hören Töne zwischen 50 und 10000 Hertz noch gut. Sofern die Angaben stimmen (bei günstigen Geräten kann man nicht immer davon ausgehen), leisten sich die Kopfhörer da kaum Totalausfälle, aber der Frequenzgang (also die Lautstärke in verscheidenen Frequenzbereichen, die Linearität) wird selten veröffentlicht. Gut wäre ein weitgehend linearer Frequenzgang, allerdings ist er vom Ohr des Besitzers, dem Verstärker und u.a. dessen Quellimpedanz abhängig. Ich würde den technischen Angaben zum Frequenzbereich keine Aufmerksamkeit schenken, weil die Frage, wie ein Kopfhörer klingt, daraus nicht abzulesen ist und der hörbare Bereich meines Wissens von ALLEN Kopfhörern auf dem Markt zumindest auf dem Papier abgedeckt wird.

Nebenbei können weder CD noch Radio alle Frequenzen wiedergeben und sind bei den Höhen beschränkt, insbesondere Radio. Auch bei MP3 werden nicht hörbare Frequenzen beschnitten, bei niedriger Qualität entfallen teilweise auch hörbare Frequenzen, wenn sie für unwesentlich gehalten werden. Kurz gesagt können so gut wie alle Kopfhörer mehr darstellen als menschliches Ohr und Tonträger überhaupt zu liefern im Stande sind.

Empfindlichkeit:
Die Empfindlichkeit beschreibt, wie laut ein Kopfhörer bei einer bestimmten Signalstärke ist. Höhere Werte bedeuten, dass der Verstärker weniger Leistung braucht, um eine bestimmte Lautstärke zu erreichen.

Relativ geringe Werte sind ein Hinweis darauf, dass der Kopfhörer sich besser für den Betrieb an einem geeigneten Verstärker eignet, als für einen mobilen Player. An einem kräftigen Verstärker ist der Wert weitgehend irrelevant.

Mechanische Konstruktion Muscheln/Dämmung
Beschreibt wie ein kopfhörer konstruiert ist- offen, halboffen, geschlossen. Machen wir kurz einen kleinen Ausflug in die möglichen Varianten von Kopfhörern und die Konstruktion der Muscheln. Die verschiedenen Konstruktionen haben Einfluss auf die Komplexität der Konstruktion und die Abschirmung von Geräusch nach innen und aussen.

Die Dämmung hat keine direkte Bedeutung für den Klang des KH an und für sich, kann aber das Verhältnis zur Umwelt sehr beeinflussen.

Offene Konstruktion

Wenn Du den kopfhörer nur alleine in den eigenen Wänden einsetzt, ist Dämmung kein wesentliches Kriterium. In der Regel klingen offen konstruierte Kopfhörer am Besten, sie dämpfen den Schall aber weder nach aussen noch nach innen. In einem lauten Umfeld wirst Du also gestört werden, in einem Raum mit anderen wirst Du durch das Geräusch Deines offenen Kopfhörers andere stören, dasselbe gilt für die Benutzung in der Öffentlichkeit und z.B. in öffentlichen Verkehrsmitteln. Wenn die Dämpfung keine Rolle spielt, ist ein offener Kopfhörer eine gute Wahl.

Es gibt offene Kopfhörer in zwei, eigentlich drei Versionen. Gebräuchlich sind offene Kopfhörer mit ohrumschliesender Muschel (das sind die grossen Mickimausohren) oder ohraufliegend (gerne bei z. B. mobilen Geräten).

Eine sehr seltene Bauart hat gar keinen Kontakt zu den Ohren und ist komplett offen, so als wären zwei kleine Lautsprecher vor das Ohr gehalten. Diese Version ist nur im Highendbereich vertreten, einige Stax Elektrostaten, einige alte MB Quart im Float Design ( jecklin float - Google-Suche ) und beispielsweise der AKG K1000 akg k1000 - Google-Suche gehören dazu. All diese komplett offenen Systeme klingen sehr gut, sind aber teuer, erfordern eine darauf ausgelegte Kette und dürften eher etwas für Spezialisten mit Eigenheim sein- sie schirmen Umgebungsgeräusche nicht ab und erfordern einen geräuscharmen Hörplatz. Ältere Stax sind unter 200 Euro zu haben und in der Regel eine gute Wahl, vorausgesetzt die Elektrostaten und Polster sind okay (Elektrostaten halten nicht ewig, 30 Jahre sind da eine Grenze wo man langsam vorsichtig sein sollte beim Kauf) und vorausgesetzt der dazugehörige Übertrager (ein spezieller Hochspannungsverstärker, ein Kästchen das zum Kopfhörer gehört) ist dabei.

Übrigens sind auch viele InEars offen kontruiert und ich muss gestehen, dass ich wegen der geringen Dämmung schon einige Mitfahrer in Bus und Bahn deswegen im Stillen verdammt habe. Diese Dinger stören gewaltig.

Geschlossene Konstruktion
Geschlossene Kopfhörer dämpfen wesentlich besser, bedeuten aber eine erheblich grössere Herausforderung für die Konstrukteure. Jeder kopfhörer hat konstruktionsbedingt Resonanzen, d.h. manche Frequenzen verstärkt er, andere verschluckt er. Bei offenen Kopfhörern ist das Problem sehr viel leichter in den Griff zu kriegen, weil die Interferenzen sehr viel geringer sind. Daraus resultiert dann auch, dass bei gutem Klang geschlossene Kopfhörer meist teurer sind als offene und das geschlossene Kopfhörer nicht dieselbe Klangqualität erreichen können wie offene. Ebenso wie bei offenen Systemen gibt es hier ohrumschliessende Polster und ohraufliegende. Die meisten Kopfhörer für mobilen Einsatz sind geschlossen konstruiert, ebenso wie die Geräte für Studio oder DJ Einsatz. Computerheadsets sind ebenfalls meist geschlossen konstruiert, um die Umgebung nicht zu stören und um den Spieler möglichst stark in das Spielgeschehen zu involvieren und von der Aussenwelt zu isolieren. Vorsicht bei sehr günstigen geschlossenen Systemen- sie klingen in der Regel nicht sehr gut (Du darfst aber jederzeit entscheiden, dass ich unrecht habe...).

Aktive Systeme
Es gibt Kopfhörer, bei denen eine mehr oder minder komplexe Elektronik Umgebungsgeräusche durch Gegengeräusch eliminiert- zwei Töne löschen sich gegenseitig aus, wenn sie gegenphasig sind, die Elektronik tut genau das mit Umgebungsgeräuschen. Neben Bose, die das Prinzip bei mobilen Kopfhörern einsetzen, gibt es eine ganze Reihe anderer Hersteller, auch im günstigen PC Bereich, die solche Systeme anbieten. Ich würde persönlich so etwas nicht kaufen, weil die Elektronik komplex ist, was zu einer hohen Ausfallrate führt und weil es eine Technik ist, die nicht notwendig ist, wenn man einen Kopfhörer ordentlich konstruiert. Natürlich darf aber auch hier jederzeit jeder eine andere Meinung haben.

Ich hoffe, ich habe halbwegs die wichtigsten technischen Aspekte angesprochen. Die Fachleute habe ich vermutlich zu Tode gelangweilt und wegen des lässigen Umgangs mit technischen Details ordentlich verärgert, die Einsteiger sitzen jetzt verwirrt und genervt vor dem Rechner und kaufen doch lieber Lautsprecher, ja?

Tut mir leid. Vergessen wir all das trockene Zeug und kommen zum interessanten Teil, der Frage nach dem glückselig machenden Klang und der Frage, wie man herausfindet, was glückselig macht- und es dann auch bekommt, das Glück.

Gehen wir also Probehören. Aber wie?

Vorbereitungen

Während technisch gesehen eine Kette nur aus den verschiedenen technischen Geräten besteht, gibt es in Wirklichkeit in der Kette zwei Komponenten, die nicht gekauft werden müssen, dafür aber auch nicht wandelbar sind- Ohr und Gehirn. Form des Schädels, Eigenheiten des Schädelknochens, der Haare und der Haut, Muskulatur- all das ergibt ein komplexes akustisches Gebilde voller Resonanzen. Form und Grösse der Ohrmuschel, Dimensionierung des Gehörganges und Trommelfell, Innenohr usw. haben einen ganz gewaltigen Einfluss auf den Klang der Kette, rein physikalisch.

Wenn Kopfhörer technisch nach Din geprüft werden, kommen spezielle genormte Kunstköpfe mit verschiedenen Ohrmuscheln zum Einsatz, um die Messungen durchzuführen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Dein Kopf und Deine Ohren exakt einem dieser Dummys entsprechen, ist verschwindend gering, so dass die dort gemessenen und zur Optimierung des Kopfhörers verwendeten Frequenzgänge eine nette Annäherung sind, aber in der Praxis nicht sicherstellen, dass ein Kopfhörer mit guten normgerechten Messwerten auch für Dich "richtig" klingt.

Die Schwingungen die im Ohr gewandelt werden, werden im Gehirn auf höchst komplexe Weise verarbeitet. Art und Richtung von Geräuschen und Klängen werden dort zu einem räumlichen Bild umgesetzt und anhand von Erfahrungswerten als angenehm oder weniger schön, als harmonisch oder disharmonisch bewertet. Wie gut das menschliche Gehirn in der Lage ist, mit Geräuschen umzugehen, ist faszinierend, aber auch Übungssache.

Wer Musik im Hintergrund dudeln lässt und sich dazu eines Radios oder stark komprimierter MP3's bedient, unterzieht sein Gehör einer Fehlerziehung.

Höre ich empörtes Aufschreien? Dann erkläre ich es gerne.

MP3 ist ein komprimiertes Format, ebenso wie Musik die für das Radio speziell aufbereitet wird. Es werden bei MP3 Informationen eingespart, damit die Dateigrösse sinkt. Es fehlen darin Frequenzbereiche ganz und oft wird die Musik für solche Zwecke speziell abgemischt, damit sie auch unter widrigen Umständen noch annehmbar klingt- sie hat eine stark eingeschränkte Dynamik und oft stark angeglichene Level. In einer einfachen Kette klingt das unter Umständen besser, weil die Defizite mancher Geräte auf die Weise ausgeglichen werden. Auf guten Geräten klingt es dann miserabel weil fehlerhaft. Auch viele Audio CD's werden von den Tontechnikern so abgemischt, dass beispielsweise die Bässe angehoben werden, um bei schwachbrüstigen Systemen einen effektvollen Bass zu produzieren, den sich viele Hörer wünschen, die aber nicht die Geräte besitzen, die den Bass auch ohne Nachhilfe produzieren würden. Bei einem System, das Bässe technisch sehr gut wiedergeben kann, klingt so eine tontechnisch optimierte (oder je nach Sichtweise verhunzte) Aufnahme dann natürlich gar nicht gut, weil die Bässe dann viel zu betont und zu laut sind.

Gegen gute MP3 spricht übrigens nicht viel, wenn sie sorgsam gemacht sind. Stücke aus Tauschbörsen im Netz kann man allerdings meist getrost in den Papierkorb schieben. Sie taugen in der Regel nicht für anspruchsvolle Hörer.

Jemand der bisher immer nur auf einfachen Geräten und mit wenig Aufmerksamkeit solche Aufnahmen hört, gewöhnt sich an einen unnatürlichen und stark eingeschränkten Klang, das meine ich mit "Fehlerziehung" des Gehörs. Ich finde das an und für sich nicht weiter schlimm, der Betreffende leidet nicht darunter (denn es ist ihm nicht bewusst) und allen anderen kann egal sein was und wie jemand anderer hört. Es ist nur deswegen wahnsinnig schade, weil Musik so viel mehr sein kann als Hintergrundgedudel und weil die wirklichen Fähigkeiten des menschlichen Ohres absolut faszinierend sind.

Würdest Du glauben, dass blinde Menschen in einer Großstadt radfahren können, auf ihnen nicht bekannten Strecken? Sie können es, wenn sie ein geübtes Gehör haben und dabei mit der Zunge schnalzen. Lies mal:

Wahrnehmung: Die Fledermausmädchen - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Wissenschaft

Was Ortbarkeit von Gegnern in Spielen angeht- Grafik ist überbewertet: GEE » Lauschangriff Auch sehende können das lernen und ihr Gehör verfeinern. Pimp yourself sozusagen.

Wer anfängt Musik bewusst wahrzunehmen und auf seine Umgebung besser zu hören, gewinnt eine ganz neue Dimension des Erlebens zurück und kann seine Welt neu entdecken. In Musikstücken tauchen bei guter Aufnahme und offenen Lauschern Details auf, die durchaus ein breites Grinsen oder sogar so etwas wie Glück hervorrufen können. Es lohnt sich also, sich mit dem Klang eingehender zu beschäftigen.

Ohren

Vor Kauf eines Audiogerätes solltest Du einen Besuch beim HNO Arzt machen und die Ohren reinigen lassen, evtl. auch testen. Die meisten Menschen haben gewaltige Illusionen was ihr Gehör angeht und ihre eigene Hörfähigkeit. Das ist nicht schlimm, aber gereinigte Ohren und Gehörgänge sind eine viel zu selten diskutierte Möglichkeit, den Hörgenuss zu maximieren. Ein Test der eigenen Hörfähigkeiten kann ziemlich viel Geld sparen, weil jemand der keine hohen Töne (oder keine tiefen) wahrnimmt, sich wenig Gedanken über das betreffende Frequenzspektrum eines Kopfhörers machen muss. Frequenzen über 20.000 Hertz und unter 30 Hertz hören die meisten Menschen nicht oder nur sehr eingeschränkt. Speziell bei den hohen Tönen sind bereits Töne ab 15 KHz für viele nicht mehr wahrnehmbar. Ich bin etwas älter und kann nichts über 14 KHz hören. Der für Sprache und Gesang entscheidene Frequenzbereich ist zum Glück relativ klein und da Wahrnehmung immer auch Gewöhnung ist, macht es nicht viel, wenn die hohen Töne wegfallen. Subjektiv klingt Musik immer noch "schön".

Die meisten Menschen wissen auch nicht (oder überschätzen) die eigene Sensibilität für Unterschiede in Tonhöhe und Lautstärke. Wenn Du willst, findest Du einen Hörtest für Höhenunterschiede, Lautstärke und auf absolutes Gehör hier: Blind Listening Tests Ich höre Lautstärkeunterschiede und Tonhöhen recht gut, das absolute Gehör aber habe ich leider nicht...

Hirn

Die Frage wie Du Klang beurteilst, hängt stark von der Tagesform ab UND von Deinen Erwartungen. Die Fähigkeit des Menschen zur Selbsttäuschung ist gewaltig. Besonders bei besonders teuren Geräten ist Vorsicht geboten, weil wir Menschen eine Neigung dazu haben, hohen Preis mit Qualität zu assoziieren und die Gefahr besteht, viel Geld auszugeben, für ein Gerät das tatsächlich nicht besser ist als ein viel günstigeres.

Ideal wäre es, einen Kopfhörer Probe zu hören ohne zu wissen, welcher es ist, leider ist das meist nicht möglich...

Kaufe nichts, wenn Du müde, hungrig, gelangweilt bist. Verschiebe den Kauf auch, wenn Du euphorisch oder verliebt bist. Lass Dich nicht vom Verkaufsraum, Sonderangeboten, einem Verkäufer oder Preis und Marke beeindrucken. Kaufe nichts, wenn Du es nicht zurückgeben kannst oder nicht
vor dem Kauf ausgiebig testen darfst. Misstraue Dir selber, vor allem aber den Meinungen anderer. Lass Dir Zeit.

Wenn Du Dich aber entschlossen hast, kaufe es ohne später drüber nachzugrübeln und denke vorher drüber nach ob Du Dir sicher bist, dass das so sein wird. Wenn der Preis eines Gerätes für Dich ein Problem ist, dann ist es das FALSCHE Gerät, ganz egal was es sonst kann. Wenn möglich nimm das Gerät, dass Du probiert hast und das Dir gefiel. Nicht nur dasselbe Modell, sondern genau das, das auf Deinem Kopf sass. Wenn Du Dir nicht sicher bist, kaufe nichts, versuche es an einem anderen Tag.

Wenn Du nur ein einfaches Abspielgerät hast, kaufe keinen teuren Kopfhörer- es lohnt nicht, weil das schwächste Glied in der Kette bestimmt, was machbar ist. Wenn Dir Statussymbole nicht wichtig sind, probiere ruhig auch einige günstige Noname Produkte. Auch da gibt es gute Exemplare. Höre nicht mehr als drei Kopfhörer nacheinander, es wird Dich nur verwirren. Stattdessen empfehle ich im ersten Schritt die bequemsten Kopfhörer herauszufinden und dann unter maximal drei verschiedenen den subjektiv am besten klingenden zu kaufen.


Komfort

Wenn Du entschlossen bist, einen neuen Kopfhörer zu kaufen, dann zelebriere es ruhig. Der Kopfhörer wird für viele Stunden Deinen Kopf direkt berühren und davon, wie gut er sich anfühlt (am besten ist, wenn Du ihn gar nicht fühlst) und davon, wie schön er klingt, hängt Dein Wohlbefinden für lange Zeit ab. Ebenso, wie Du keine Schuhe kaufst, die Dir zu klein oder zu gross sind, sollte auch der Kopfhörer gut zu Dir passen. Der Sitz eines Kopfhörers ist mindestens so wichtig wie sein Klang und schon deswegen solltest Du einen Kopfhörer IMMER anprobieren. Wenn er sich unbehaglich anfühlt, lohnt es sich nicht, ihn länger aufzubehalten. Setz ihn dann ab und denke nicht mehr drüber nach. Er passt nicht, also solltest Du ihn nicht kaufen. Lege einen unbequemen Kopfhörer sofort wieder weg.

Wenn er auf den ersten Eindruck gut sitzt und nicht stört, bewege Dich so, wie Du Dich damit bewegst, wenn Du ihn tragen wirst. Verrutscht er Dir, wenn Du den Kopf neigst oder drehst? Falls Du dazu tendierst beim Musikhören zu gehen oder zu tanzen- macht er es mit? Falls Du ihn beim Sport tragen willst, klappt das reibungslos? Bekommst Du warme Ohren unter dem Kopfhörer? Ist das Gewicht okay?

Ist das Kabel lang genug? Gibt es Geräusche, weil das Kabel irgendwo reibt oder anschlägt? Ist das Kabel fest verbunden oder abnehmbar (letzteres ist sehr praktisch bei Studiohörern oder wenn Du viel reist, ausserdem erleichtert es den Tausch des Kabels bei Defekt). Sind Ersatzteile verfügbar (nur bei hochpreisigen Geräten üblich)? Kopfband, Ohrpolster, Kabel können nachgekauft werden?


Klang

Tataaa! Fanfare, Kuddelmuddel, endlich. Die technischen Werte sind gecheckt, drei bequeme Kopfhörer entdeckt, Preis passt auch- klingen sie denn auch gut? Für jemanden, der bereits hochwertige Kopfhörer besitzt (warum sollte so jemand das hier alles dann gelesen haben?) ist es kein Problem. Er ist bewusstes Hören gewohnt, kennt sich selbst und seine Vorlieben.

Was macht aber jemand, der bislang nur plärrende Headsets gehört hat, mit Surroundsound und im Treiber verbogenem Klang? Der grottenschlechte MP3 gewohnt ist und schlecht abgemischte CD's? Dessen Hörgewohnheiten von wummernden Bässen und breiigen Höhen geprägt sind?

Zwei Wege: der eine ist, einfach dabei bleiben. Das meine ich nicht sarkastisch.

Wenn Du glücklich bist mit dem Klang Deines Computers, bleib einfach dabei und kauf dasselbe Headset wieder. Es gibt kein gut und böse, kein falsch und richtig.

Der andere Weg: sei einige Tage abstinent, mach den MP3 Player nicht an, geh in keinen Club, guck keine Filme, spiel nicht. Gewöhn Dich an den Klang der Umwelt und an Stille. Gute Aufnahmen enthalten eine Menge davon und der Rest ist natürlich.

Wie aber klingt "natürlich" eigentlich? Man vergisst es leicht. Nach ein paar Tagen ist das Hörvermögen erfrischt und alles bereit. Ab zum Probehören...

Zum Probehören braucht es Material. Ich würde zwei grundverschiedene Vorgehensweisen vorschlagen und auf jeden Fall beide anwenden. Die eine Vorgehensweise ist, mit oft gehörten und geliebten Aufnahmen probezuhören. Die andere, mit ungewohnten Sounds zu vergleichen.

Der Grund ist der, dass die Gefahr besteht, bei Musik, die Du kennst und magst, den Kopfhörer deswegen gut zu finden, weil Du eigentlich die Musik gut findest, dich mitreissen lässt und dabei die Ursache der Begeisterung verwechselst. Das ist wie wenn man in einem Club tanzen geht. Die Klangqualität kann dann so schlecht sein wie sie will, du tanzt, du hast Spass, jemand hat Dich angelächelt- also ist die Musik toll. Das ist übrigens auch der Grund warum Musik die im Club super war, zu Hause manchmal gar keinen Spass macht- die Umgebung stimmt nicht, die Situation fehlt. Übrigens liegt hier ein Nachteil von Kopfhörern allgemein, der nicht zu beheben ist: Bass in Clubs wird hauptsächlich über den Körper wahrgenommen. Das kann kein Kopfhörer auf der Welt nachbilden. Wenn Musik vor allem wegen der magenzerfetzenden Basslinie Spass macht, eignet sie sich nicht gut für Kopfhörer. Das nur nebenbei.

Ich würde also einige Lieblingssongs mitnehmen zum Probehören, wenn möglich stark unterschiedliche. Wenn beim Probehören dann kein Spass aufkommt, bleibt zu überlegen, ob die Musik sich nicht für Kopfhörergenuss eignet oder ob es der falsche Kopfhörer ist. Unbedingt in verschiedenen Lautstärken probieren.

Ich würde aber mit den ungewohnten Sounds beginnen, um herauszufinden, was der Kopfhörer technisch kann und danach auch mit gewohnter Musik testen, ob diese technischen Fähigkeiten dir auch Spass machen. zum Glück gibt es geeignetes Material im Netz.

nuforce (ein Hersteller unter anderem von kleinen externen DAC's und Verstärkern) bietet eine Sammlung von Testsounds an- Frequenzgänge, Stereophonie, Dynamic, Räumlichkeit...

Links finden sich unter Nuforce Demo - Sound Quality Listening Guide

Eine angenehme Stimme erklärt bei jedem File was zu hören ist- oder zu hören sein sollte, wenn Kopfhörer und Ohr keine Defekte aufweisen. Anhand dieser Testfiles lässt sich herausfinden, welche Frequenzen nicht dargestellt oder gehört werden können. Auch die Ausgewogenehit des Stereoklanges kann so getestet werden (und ob eine Seite des Kopfhörers leiser ist als die andere, was übrigens nicht selten vorkommt, aber nicht so schlimm ist, weil einstellbar). Die kleinen musikalischen Ausschnitte lassen hervorragende Musiker erklingen, die den Klang eines Pianos oder Cellos, das tolle harmonische Zusammenspiel eines Ensembles oder die Atmosphäre eines Open Air Konzertes vermitteln können. Das Ganze lässt sich ohne Weiteres, auf CD gebrannt, mit in den Laden nehmen.

Eine andere Möglichkeit ist der Kauf von speziellen TestCD's die es von verschiedenen Anbietern gibt. Ich möchte da keine grosse Empfehlung abgeben, weil es durchaus teuer werden kann sowas anzuschaffen, ein guter Händler hat aber vielleicht sogar welche da und stellt sie zur Verfügung- fragen kostet nichts und wirkt professionell. :)

Lass Dir ein wenig Zeit damit und höre genau hin. Entsteht ein räumlicher Eindruck? Kannst Du hören wo im Raum die Musiker platziert waren? Sind die tiefen Töne sauber konturiert? Sind die hohen Töne irgendwie unangenehm? Wie harmonisch klingen komplexe Aufnahmen, bleiben die einzelnen Instrumente getrennt wahrnehmbar und klingen sie gut? Vermittelt der Klang einen natürlichen Eindruck, so als wärest Du live dabei? Sind Texte bei Gesang gut verständlich? Wie klingt Sprache/ein Hörbuch? Kannst Du Feinheiten hören, Das Atmen des Sängers, die Finger bei Streich- oder Zupfinstrumenten? Wenn das alles passt, ist der Kopfhörer ein Treffer. Wenn nicht, heisst es weitersuchen oder den Fehler finden.

Der Anbieter audiophiler Soundfiles HD Tracks bietet den kostenlosen Download einiger Musikstücke in hoher Samplingfrequenz an. Es handelt sich um zwei klassische Musikstücke und drei Jazzaufnahmen. Man bekommt sie, indem man sich auf der Website mit einer beliebigen Emailadresse registriert (sie muss nicht stimmen). Auf der Startseite ist ein Teaser zum Download https://www.hdtracks.com/ ("Not a believer yet...")- diese Aufnahmen lösen erheblich höher auf als eine CD es könnte und eignen sich sehr gut, um die Musikalität eines Kopfhörers zu Hause zu prüfen- sofern der Computer über eine Soundkarte oder der Receiver über einen ausreichenden Digital-Analog Wandler (DAC) verfügt um sie auch darzustellen.

Es ist nicht empfehlenswert, diese Daten auf eine AudioCD zu brennen, weil dabei die hohe Auflösung auf nur 44,1 KHZ, 16 Bit zurückgesetzt würde. Man kann aber die Daten auf eine DatenCD brennen und auf einem beliebigen Computer abspielen. Ideal wäre also ein Händler, der einen audiophil ausgestatteten Computer besässe. Leider wird das so gut wie nie der Fall sein. Behelfsweise muss dann eben doch eine AudioCD oder ein Speicherstick mit möglichst hochwertiger MP3 Komprimierung herhalten, wenn man diese Sounds beim Händler antesten möchte. Wenn es geht, wäre ein Händler ideal, der bereit ist den Kopfhörer für das Probehören zu Hause zu verleihen. Bei günstigen Geräten wird das in der Regel nicht der Fall sein.

Weniger problematisch ist der Kauf und das Probehören, wenn ein Kopfhörer für mobilen Einsatz gekauft wird- einfach die Testfiles auf das eigene mobile Gerät (Handy, MP3 Player, Walkman, CD-Player) ziehen und ausprobieren.

Es ist dann egal ob der Player die hochauflösenden Files auch auflösen kann, weil er ohnehin wahrscheinlich schwächstes Glied der Kette ist. Also in ein Format konvertieren, dass das Gerät kann.

Eines ist noch wichtig zu wissen: Kopfhörer klingen an verschiedenen Verstärkern unterschiedlich. Das hat unter anderem mit dem Charakter (=der Abstimmung) der Verstärker zu tun, die auch einen eigenen Klang haben, vor allem aber mit der Quellimpedanz des Kopfhörerausgangs. Ein Kopfhörer der an dem einen Verstärker toll klang, muss es nicht an jedem anderen auch tun. Das liegt an den vielen Kompromissen die die Hersteller treffen und auch an den Vorlieben und Massgaben der Käufer.

Audiophile Menschen kaufen sehr teure Geräte und sind teilweise sehr pingelig, dabei aber nicht immer auch gut informiert. Eine der unter Hifi Fans oft gehörten Annahmen ist, dass ein möglichst niedrigohmiger Kopfhörerausgang zu einem bestmöglich linearen Frequenzgang führe. Das ist theoretisch schon richtig gedacht, nur ist es so, dass es auf dem Markt eine Menge Verstärker gibt, deren Ausgänge nicht so niederohmig sind. Die Hersteller von Kopfhörern müssen also überlegen, für welche Quellimpedanz sie Kopfhörer bauen und optimieren. Es gibt auch eine Norm dafür, die besagt, dass Kopfhörer entweder für 120 OHM Quellimpedanz auszulegen sind oder der Hersteller angeben soll, wofür sie gedacht sind. Ich kenne keinen Hersteller der tatsächlich sagt für welche Impedanz die Kopfhörer gebaut sind so dass in der Praxis nur durch Versuch und Irrtum herausgefunden werden kann, welcher Verstärker gut zu einem Kopfhörer passt.

Die Kopfhörerverstärker im PC Bereich auf Soundkarten oder DAC'S haben meist eine Impedanz zwischen 0 und 100 OHM, sehr häufig etwa 50 OHM. Das ist nach Norm zu wenig, nach Ansicht der HifiFreaks zu viel.

Tatsächlich ist es ein brauchbarer Kompromiss. Nur: Ein Kopfhörer, der an einer teuren Anlage mit extrem niederohmigem Ausgang getestet wurde, klingt an einer Soundkarte mit 50 OHm etwas anders und an einem einfachen Verstärker oder einer günstigen Stereoanlage, wo der Kopfhörerausgang per Widerständen von den Lautsprecheranschlüssen abgezweigt wurde, vielleicht gar nicht mehr gut. Du solltest daher den Verkäufer fragen, wie die Quellimpedanz beim Testen ist und ihn bitten, nach Möglichkeit an einem Gerät zu testen, das nicht zu niederohmig ist, sondern halbwegs dem entspricht, was Du später zu Hause haben wirst- 50- 100 OHM. oder Du kaufst den Verstärker gleich mit.

Wenn Du wenig Geld ausgeben willst oder Du zwar guten Klang haben willst, nicht aber grossartig Aufwand betreiben, kann es eine gute Idee sein, einmal die Kopfhörer der Firma Superlux anzusehen. Zu den 3 Varianten des 681 habe ich ein Review geschrieben; http://www.hardwareluxx.de/community/f267/superlux-681-b-f-lowcost-kopfhoerer-816316.html. Sie sind nicht perfekt aber für den geringen Preis von 20-25 Euro bekommt man da schon eine ganze Menge Klang aufs Ohr.
 
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Wer gerne LP hört wird sich von z.B. der geringen Kanaltrennung nicht abbringen lassen, auch weiterhin Vinyl zu hören und ein Liebhaber von CD's wird die Robustheit und leichte Lagerkeit
"unprobelamtischere Lagerung" klingt besser. ;)
 
Argh, schreibe niemals aufm Handy... :fresse:


Aber sehr guter Guide!
 
Das Verhältnis von Quellimpendanz und (Nenn)impedanz soll bei hochohmigen Kopfhörern unerheblich sein. Stichpunkt: 120 OHM Serienwiderstand in den Beyerdynamic FAQs. Was klanglich besser ist, muss jeder selber wissen. Mit dem Ausprobieren verschiedener Quellen unter der Berücksichtigung der 120 OHM Norm hast du natürlich recht. Sie ist jedoch keine Maßgabe sondern lediglich dazu da einen Mittelweg festzulegen, sowohl für niedrig- als auch hochohmige Modelle. Ich denke aus dem Grunde geben die Herrsteller keine Nennquellenimpedanz an. Die Kopfhörer sollen an allen Geräten "zufriedenstellend" klingen unabhängig von der Ausgangsimpedanz.

edit: Eigentl. hab ich nur in eigenen Worte nachgeplappert :/
 
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Schön gemacht, aber der Nuforce Demo Link bringt nur ne 404 :d
 
Scheint ein Problem im Moment bei Nuforce zu sein. Evtl. zuviele Zugriffe und deswegen vom Netz genommen? :) Ich guck es mir in einigen Stunden nochmal an.

---------- Beitrag hinzugefügt um 17:42 ---------- Vorheriger Beitrag war um 17:29 ----------

120 OHM Norm hast du natürlich recht. Sie ist jedoch keine Maßgabe

Doch ist sie, sowohl in der DIN als auch in der internationalen Norm so definiert. Es hält sich nur niemand daran, es würde den Kauf so schön erleichtern eigentlich...
 
Sry ich meinte genauer genommen keine Maßgabe für uns Konsumenten :)
 
Ich schubs mal. Wollte die Moderation nicht nen Linkthread aufmachen? Wäre schick, finde ich.
 
Die Mods des Pc Audioforums sollten ihren Hut nehmen, da sie nur durch Abwesenheit glänzen. :motz:
 
Nicht übel... da dachte ich schon, ich sei mit meinem langen noch nicht fertigen Text gut dabei. :fresse:

Bezüglich der Kopfhörer-Thematik wird es wohl immer die Frage geben, ob nun 120Ohm oder 0 Ohm Standard sein sollte. Da ich selber auch gerne mit Multi-BA-In-Ears höre, bei denen oft die Basstreiber niederohmig sind und an einer höherohmigen Quelle neben einem unglaublichen Bassabsenkung auch in den restlichen Frequenzbereichen einfach verkorkst werden, habe ich wohl ein nicht so schönes Verhältnis zu reinen 120 Ohm Klinken. Solche Klinken sind einfach nicht für High-End In-Ears zu gebrauchen. Klingt hart, ist aber so.

Mir wäre es wirklich lieber, wenn die Hersteller sowohl eine 0 Ohm Klinke und eine 120 Ohm Klinke in die Geräte einbauen könnten. So könnte man einfach besser abdecken. Ein T1 an der 100 Ohm A1 Klinke verstärkt in einigen Stücken den Oberbass und die unteren Mitten leider so, dass Stimmen unnatürlich viel Timbre gewinnen und einfach belegt klingen. Die Klarheit geht einfach verloren.

Aber ich denke, dass liegt im gewissen Maße auch an der Aufnahme an sich.
 
Bezüglich der Kopfhörer-Thematik wird es wohl immer die Frage geben, ob nun 120Ohm oder 0 Ohm Standard sein sollte.

Es gibt nur einen Standard, 120 OHM- ist so sowohl in der DIN als auch in der internationalen Norm festgesetzt. Und darin wird auch klar bestimmt wie bei abweichenden Geräten vorzugehen sei- bei Kopfhörern die NICHT für 120 OHM ausgelegt sind, soll der Hersteller bekanntgeben, für welche Quellimpedanz optimiert und gemessen wurde.

Dass die wenigsten Hersteller das tun (Beyer ist da eine Ausnahme) mag marketingtechnische Gründe haben, ist aber eigentlich ein Unding.

Das nicht jeder Kopfhörer zu jedem Verstärker passt, ist wahr. A1 und T1 sollten aber genau zueinander passen so dass man vermuten könnte, dass Deine Hörgewohnheiten einfach anders sind oder aber, dass die Aufnahme bereits beim Abmischen "optimiert" wurde und an neutralem Gerät falsch klingt.

Sehr viele Aufnahmen werden für suboptimale Bedingungen abgemischt und klingen an sehr guten Geräten eher schlecht. Umgekehrt ist durchaus möglich das audiophile Aufnahmen für niederohmige Quellimpedanz ausgelegt werden und dann an einem (ziemlich) normgerechten System auch wieder schlecht klingen.

Im Grunde müssten die Toningenieure versuchen, den Klang natürlich zu erhalten. Dann würden aber viele Hörer von bspw. Radio sehr enttäuscht sein.

Auf Deinen Text freue ich mich und bin gespannt- es gibt da kein Gegeneinander, nur Ergänzung.
 
Sehr viele Aufnahmen werden für suboptimale Bedingungen abgemischt und klingen an sehr guten Geräten eher schlecht. Umgekehrt ist durchaus möglich das audiophile Aufnahmen für niederohmige Quellimpedanz ausgelegt werden und dann an einem (ziemlich) normgerechten System auch wieder schlecht klingen.

Genau den Eindruck bekomme ich gelegentlich leider doch mal. Aber es ist wohl so, wie es ist und ich kann damit leben. Der Beyer A1 hat übrigens 100Ohm Ausgangsimpedanz und nicht 120, was mich etwas verwundert.

Wie dem auch sei, mit meinem langen Text meinte ich mein Beyer A1/T1 Review und kein Guide oder sonst was:fresse:

Aber danke für die Zeit und Mühe, die hierfür aufgebracht werden musste. Es ist schön ausführlich und verständlich geschrieben, sodass in Zukunft recht bequem auf deinen Anfangspost hingewiesen werden kann.
 
Sehr interessant und verständlich geschrieben, wünschte ich könnte auch einfach mal so probehören. Kenne leider keinen Hifi Laden und Beyerdynamic und Co. produzieren nicht in der Schweiz. Versandhandel ist sehr lästig, da ich nie das ganze Geld zurück bekommen würde.
Wie sollte ich denn bei der Suche im Internet/Umgebung nach einem guten und möglichst grossen Hifi-Geschäft vor?
 
Ja, hoffe das es hier auch Schweizer gibt.
Habe seit letzter Woche ein MMX300 Manufakture, blind gekauft, bin aber sehr zufrieden damit.
Jetzt suche ich halt etwas für unterwegs und möchte am liebsten ohrumschliessende, geschlossene Kopfhörer. Sollten aber optisch auch etwas hergeben, zwar sehr seltsames und unpassendes Kriterium :rolleyes: ist mir aber auch wichtig
 
Hallo, ich besitze seit jahren einen sennheiser HD570. Was kann ich da am besten als ersatz nehmen? Pflicht aufjeden fall die samtpolster am ohr.
 
Magst Du den kopfhörer? Dann nimm doch einfach wieder denselben oder repariere ihn falls er defekt ist.
 
Ich mag ihn sehr und habe auch schon andere von ihm überzeugt. allerdings ist das schon etwas her :) Reparatur ist bei sennheiser so teuer, dass man einen neuen kaufen könnte der vielleicht dann etwas bersser ist. Die muschlen sind ausgelutscht und es ist das blanke plastik der lautsprecher zusehen. Ansonst (was ne aussage) ist das ding noch top :)
 
Hörerkauf

Auch wenn sie heute schon als sperrig gelten, bin ich ein Fan der alten Riesenkkopfhörer weil sie nach wie vor in Sachen abgeschirmtheit die besten sind um professionell Musik machen zu können.
 
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