Bevor ich mit dem eigentlichen Lesertest beginne möchte ich mich zunächst beim HardwareLUXX-Team und bei Sharkoon für das entgegengebrachte Vertrauen und für das Bereitstellen der Hardware herzlich bedanken. (Auch wenn Sharkoon mich beim Versenden der Tastatur erstmal irgendwie vergessen hat )
Verpackung und Lieferumfang:
Neben der schwarzen SKILLER SGK50 S4 befinden sich noch ein gesleevtes USB-A auf USB-C Spiralkabel, ein Keycappuller und ein Switchpuller, zwei zusätzliche
blaue Tastenkappen (1U R4 sowie 1.25U R1), ein Mikrofasertuch zur Reinigung, ein paar Sticker sowie die übliche Anleitung und eine Hinweiskarte zum Switchwechsel.
Positiv zu erwähnen ist noch dass Sharkoon bei der Verpackung größtenteils auf unnötiges Plastik verzichtet hat (lediglich Kabel sowie die zusätzliche Tastenkappen waren eingetütet).
Subjektive Meinung:
Erster Eindruck:
Auf den ersten Blick hinterlässt die Tastatur mitsamt Zubehör einen wertigen Eindruck. Mit einem (nachgemessenen) Gewicht von 583g wirkt diese trotz dem minimalistisch gehaltenen Plastikgehäuse solide:
Die Verarbeitung ist gut und das beigelegte Spiralkabel lässt zumindest verarbeitungstechnisch nicht zu wünschen übrig, auch wenn die vergoldeten Stecker vermutlich unnötig sind und es mir persönlich mit ca 1,5m Länge (davon gehen ca. 30cm auf Spiralwicklung und USB-C Stecker ab) etwas kurzgeraten ist. Die schwarzen Tastenkappen selber scheinen aus ABS zu bestehen
und sind sogar Double Shot (Doppelschussspritzguss). Entsprechend ist auch die schlichte (Haupt-)Beschriftung sauber und gleichmäßig durchleuchtet, nur die seitliche Beschriftung für die Doppelbelegungen ist aufgedruckt und dadurch leider im Dunkeln eher schwer zu lesen. Dafür sind die zusätzlichen blauen Tastenkappen mit SKILLER-Logo ebenfalls Double Shot, hier würde ich aufgrund der rauen Oberfläche und der deutlich dickeren Wände sogar vermuten, dass es sich um PBT-Kappen handelt. Daumen hoch dafür! Zu den beiden Werkzeugen gibt es nicht
viel zu sagen, da diese einfach "Standard" sind und problemlos ihren Zweck erfüllen.
Ergonomie/Layout:
Hier gibt es nichts Negatives zu berichten. Für mich persönlich ist der Standardwinkel fürs Tippen schon sehr angenehm, für Leute dies etwas "steiler" mögen gibt es hier noch die Möglichkeit, die Tastatur in zwei Stufen durch die Füße hinten anzuheben. Für Interessierte: die möglichen Winkel sind ca. 4°, 6° und 10°, wobei ich Zahlen nur "grob" mithilfe eines Geodreiecks ermittel habe und dann teilweise mit einer anderen Tastatur (mit bekanntem Winkel) "überprüft" habe -> sind also mit Vorsicht zu genießen.
Unabhängig vom Winkel steht die SGK50S4 dank der 4 Gummifüße immer fest an ihrer Stelle und "wandert" beim Vielschreiben nicht auf dem Tisch herum. Dafür war das 60%-Layout für mich zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig, hin und wieder haben ein paar Sondertasten "gefehlt" und ich musste erstmal auf Suche gehen. Besonders im Dunkeln war das mangels Beleuchtung der Beschriftung für die Sonderbelegungen teilweise nervig. Hier muss ich als Vim-Nutzer allerdings zugeben, dass ich Sondertasten doch eher selten benötige und mich bis zum Verfassen dieses Lesertests nicht ganz an deren Belegung gewöhnen konnte, auch weil Sondertasten und Fn-Taste beide überwiegend mit der rechten Hand zu Bedienen sind. (Hier bin ich aber eventuell auch etwas Thinkpad-verseucht, da ist zumindest Fn auf der linken Seite.)
Beim Zocken waren die fehlenden Tasten allerdings tatsächlich bei manchen Spielen unpraktisch, z.B. beim Sitzplatzwechsel in Battlefield (F-Tasten) oder bei der Flugsteuerung in GTA V (Nummernblock). Hier (uund auch insgesamt) ist es mir ein bisschen ein Rätsel, warum Sharkoon die Tastatur als "Gamingtastatur" betitelt, vielleicht liegt es an der RGB-Beleuchtung?
Insgesamt hat sich die Benutzung aber sehr unspektakulär gestaltet und dank der Größe kann die SGK50 S4 auch einfach in den Rucksack "geworfen" werden um z.B. mit in die Uni oder auf die Arbeit genommen zu werden. Und Leute die ein 60%-Layout kaufen wissen ja idealerweise schon vorher, worauf sie sich einlassen.
Switches/Sound:
Ausgeliefert wurde meine SGK50 S4 mit Kailh Brown Switches welche ich insgesamt als "okay" beschreiben würden. Gegen das Tippgefühl hatte ich bei den Switches keine Einwände, sie waren ausreichend taktil und der Widerstand war angemessen. Allerdings konnte ich mich mit deren Sound nicht ganz anfreunden, dieser war mir teilweise etwas zu "kratzig" beim Betätigen. Hier würde wohl etwas Lube nicht schaden ;-)
Nachdem aber das Board aber Hotswap-Sockets hat und Sharkoon netterweise sogar 2 Sätze Kailh Box Brown dazugelegt hat, habe ich diese einfach mal schnell getauscht:
Dafür müssen die Tastenkappen abgezogen werden und anschließend die eigentlichen Switches aus den Sockets gezogen werden, für beides sind wie bereits erwähnt entsprechende Werkzeuge dabei. Wie der Hinweiskarte zu Entnehmen ist muss man lediglich beim Einsetzen der neuen Switches darauf achten, dass die Kontakte nicht verbogen sind und natürlich auf die Ausrichtung des Switches achten. (Diese sind übrigens größtenteils North-Facing, eventuell ist das für Leute relevant die eigene Tastenkappen auf die Tastatur packen wollen).
Die taktilen Box-Switches haben mich im Vergleich zu den normalen braunen deutlich mehr überzeugt. Sie sind leiser (das Pingen/Klirren ist quasi weg) und auch das Tippgefühl sagt mir persönlich deutlich mehr zu. Nur bei der Leertaste musste ich zurück zum normalen Kailh Brown wechseln da diese mit Box Brown teilweise irgendwie gehangen hat? (Vermutlich ist die Feder vom Box-Switch etwas zu schwach, ich hatte auch kurz einen Boba U4 eingebaut und hatte hier das gleiche Problem, irgendwas hing und die Leertaste wollte nicht immer zurück hoch.) Hier bin ich dem Problem jedoch nicht weiter nachgegangen, dafür hat es mich nicht genug gestört (die Leertaste ist bauartbedingt sowieso lauter als alle anderen Tasten, somit war ich mit dem "Standardswitch" glücklich). Ich vermute zumindest dass Sharkoon es eigentlich nicht vorgesehen hat, Modifier-Keys, Leertaste oder Nummertasten zu tauschen (immerhin sind in einem Satz Switches exakt 35 Stück enthalten). Prinzipiell sollten aber alle MX-Style-Switches kompatibel sein, egal ob 3-Pin oder 5-Pin.
Soundtechnisch ist die Tastatur wie für eine mechanische Tastatur üblich natürlich nicht lautlos, aber Sharkoon hat durch Schaumstoff den Lautstärkepegel doch ein bisschen reduziert, ich würde mich zumindest trauen die Tastatur in ein kleines Büro mitzunehmen (bei Großraumbüros wäre ich aber doch etwas vorsichtiger, manche Menschen sind leider sehr empfindlich).
Erwähnenswert ist auch, dass die Stabilizer üppig mit Schmiere versehen wurden, dadurch sind größere Tasten auch nochmal ein bisschen ruhiger und "smoother" in der Betätigung. Lediglich bei der Leertaste hätte ich mir vielleicht noch etwas Schaumstoff in der großen Tastenkappen gewünscht um die Akkustik etwas zu verbessern.
Software:
Sharkoon selbst wirbt damit dass die Tastatur komplett ohne PC-Software auskommt. Und tatsächlich wurde auf extra Software komplett verzichtet, alles geschieht über Tastenkombinationen auf der Tastatur. Selbst Makros konnte ich so testweise aufzeichnen und verwenden. Hier gibt es prinzipiell die Möglichkeit 2 separate Makros mit je bis zu 16 Aktionen zu speichern.
Trotzdem bin ich hier etwas zwiegespalten:
Einerseits begrüße ich den Fakt, dass alles unabhängig vom Betriebsystem verwendet und eingestellt werden kann und man keine fragwürdigen Programme für z.B. die "Weihnachtsbeleuchtung" auf dem Schreibtisch installieren muss. Andererseits fände ich das Makroerstellen per externer Software (u.a. um zeitliche Abstände zwischen Aktionen definieren zu können anstelle "nur" Tastenabfolgen aufzuzeichnen, etc.) doch bequemer. Und auch das Wechseln durch die verschiedenen Beleuchtungsmodi wäre so entspannter, wobei ich persönlich die Beleuchtung einmal eingestellt habe und dann dabei belassen habe. Hier kann ich aber sagen, dass Sharkoon eine Menge bunter und einfarbiger Beleuchtungsmodi/Animationen bietet welche im Grunde ausreichend für alle sein sollten. Mangels Hostsoftware ist aber natürlich keine Synchronisation mit anderer bestehender Beleuchtung (Gehäuse, Mainboard, ...) möglich, hat mich jetzt aber eher weniger gestört.
Mit entsprechender Software hätte man aber vielleicht auch das Layout einfach den eigenen Vorlieben anpassen können (Sonderbelegungen, etc), aber hier bin ich vielleicht von QMK/Vial verwöhnt. Aber das ist eigentlich schon fast Meckern auf hohem Niveau.
Teardown:
Als kleinen Bonus (und weil ich es als Tastaturverrückter nicht lassen konnte) hab ich die SKILLER SGK50 S4 auch mal komplett zerlegt:
Hierfür sind lediglich 7 Schrauben zu lösen, danach kann man die Plate/PCB-Kombination aus dem Gehäuse herausheben. Zum Gehäuse selbst gibt es nicht viel zu sagen, es ist ein einfaches
Spritzgussteil und erfüllt seinen Zweck. Hier kommt auch der vorher erwähnte Schaumstoff zum Vorschein: Es gibt sowohl eine dünne ins Gehäuse gelegte Schaumstoffmatte als auch einen an die Unterseite der Plate geklebten Schaumstoff. Die Plate selbst besteht scheinbar aus Aluminium und ist weiß lackiert um das Licht nochmal besser zu reflektieren. Diese ist mit 2 Schrauben mit dem PCB verbunden. Die verwendeten Stabilizer sind Platemount.
Aus Neugier hab ich zusätzlich noch versucht herauszufinden, ob es prinzipiell möglich ist eine alternative QMK-Firmware für die Tastatur zu basteln. Entsprechend hab ich den Mikrocontroller "untersucht": Trotz entfernter Beschriftung konnte ich ihn nach etwas Recherche als Sonix SN32F268 identifizieren. Hier sollte es also auch denkbar sein, den für Sonix-MCUs gedachten Fork von QMK namens SonixQMK zu verwenden. Bei Gelegenheit werde ich da mal wohl etwas Zeit reinversenken, immerhin könnte ich so die Tastatur relativ einfach um die mir fehlende Funktionalitäten zu erweitern (eigene Tastenbelegungen, etc). Das würde das ganze für mich nochmal etwas "Abrunden".
Fazit:
Zusammenfassend macht es mir viel Spaß auf der Tastatur zu tippen, die Kompaktheit/Mobilität macht die fehlenden Tasten problemlos wett. Für einen Einstieg in die Welt der mechanischen Tastaturen ist sie durch den Preis eine gute Option und bietet dank der Hotswap-Sockets auch noch Spielraum um persönliche Vorlieben zu verwirklichen.
Pro:
+ Wertige, kompakte Tastatur, ideal zum Mitnehmen/für Unterwegs
+ Abnehmbares USB-C-Kabel
+ Hot-Swap-fähig -> Individuell anpassbar
+ Keine Hostsoftware notwendig
+ Niedriger Preis
Contra:
- Tastenbelegung etwas gewöhnungsbedürftig
- Sondertastenbeschriftung nicht beleuchtet
- Für Gaming eher ungeeignet (-> eher eine Arbeitstastatur)
Viele Grüße
preisi