[User-Review] Lesertest: Thermal Grizzly KryoSheet auf Grafikkarten (RTX 2070)

~HazZarD~

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1. Einleitung

Vielen Dank an Thermal Grizzly und Hardwareluxx für Möglichkeit das KryoSheet zu testen. Liest man im Nachbarthread zum Pump-Out-Effekt im WaKü-Forum so wird ersichtlich, dass es bei Grafikkarten mit größerer GPU bei der Anwendung von normaler Wärmeleitpaste über längere Zeit Probleme mit über die Zeit deutlich schlechteren Temperaturwerten geben kann. Da ich meine RTX2070 bei dem Umbau auf einen Deshroud-Mod vor mehr als einem Jahr mit Arctic MX-4 repasted habe, wollte ich testen, ob das auch bei Grafikkarten mit kleinerem Chip zutreffend ist und ob auch hier ein Vorteil des form- und konsistenzstabilen KryoSheets gegenüber normaler Wärmeleitpaste zu beobachten ist, die sich schon über längere Zeit zwischen GPU und Kühler befindet.



2.Unboxing

Das KryoSheet kommt innerhalb einer Thermal Grizzly typischen Tüte in kleinen Pappkarton, gepolstert von beiden Seiten durch Schaumstoff und von Klaarsichtfolien geschützt. Von der Optik erinnert es sehr stark an das von Graphit gewohnte grau mit leicht metallischem Glanz. Die Oberfläche des Pads wirkt rau und bei hoher Vergrößerung sieht es so aus, als würde das Pad aus vielen Flocken bestehen, die von einer Matrix zusammengehalten werden.

DSC03675.jpgDSC03677.jpgDSC03683 1.jpgDSC03683.jpg



3.Anwendung

Nach Abnehmen des Kühlers meiner KFA2 RTX 2070 EX sieht es für mich so aus, als ob es einzelne Bereiche am Rand des Chips gab bei denen keine Wärmeleitpaste mehr zwischen GPU-Die und Kühler vorhanden war. Bei Zusammenbau vor über einem Jahr habe ich darauf geachtet das komplette Die mit Wärmeleitpaste zu bedecken und auch die Wärmeleitpastereste jenseits des Dies auf der Platine bzw. dem Kühlerboden lassen mich darauf schließen, dass ursprünglich genug Wärmeleitpaste aufgetragen war.

DSC03669.jpgDSC03673.jpg

Vor der Anwendung auf einer Grafikkarte sollten die umliegenden ungeschützten Bauteile isoliert werden, um einen möglichen Kurzsschluss durch das elektrisch leitfähige KryoSheet zu verhindern. Mögliche Lösungen hierfür wären entweder (Nagel)Lack oder in meinem Fall PI/Kapton-Tape. Da man bei Grafikkarte für die Montage des Kühlers die Platine in den meisten Fällen überkopf auf den Kühler legen wird empfielt es sich das Pad an den Ecken über mindestens zwei diagnonale Kleckse Wärmeleitpaste zu fixieren, damit das KryoSheet während der Montage an Ort und Stelle bleibt. Da das KryoSheet in meiner gewählten Größe nur minimal größer ist als der GPU-Die war die Montage durch die notwendige Feinjustage des Pads deutlich fummeliger als notwendig. Ich würde hier raten das Pad für eine einfachere Montage evtl. eher einige Milimeter größer bzw. die nächstgrößere Größe zu wählen, um am Ende die eigenen Nerven zu schonen.

DSC03674.jpgDSC03682.jpg



4.Testmethodik

Das Testsystem besteht aus folgenden Komponenten:
  • AMD Ryzen 7 3700X
  • Asrock X570m Pro4
  • KFA2 RTX 2070 mit Deshroud Mod
  • Lian Li O11D Mini mit 6x 140mm Noiseblocker eLoop B14-PS und einem Noiseblocker eLoop B12-PS (gesteuert durch ein Aquacomputer Quadro)
  • Corsair SF600 Platinum

DSC03787.jpgDSC03792.jpgDSC03684.jpg

Die Lüfter in Deckel und Boden des Gehäuses waren für alle Tests aktiviert und liefen konstant mit 25% PWM-Signal (ca 480-500rpm) um frische Luft zur Grafikkarte zu bewegen und die aufgewärmte Luft abzutransportieren. Um mehr als nur einen Datenpunkt zu erhalten wurde die Grafikkarte mit insgesamt drei Profilen betrieben. Einmal mit festen 1530MHz @0,713V um etwa 100W Leistungsaufnahme zu erreichen, ein weiterer Test mit 80% Powertarget um 140W Leistungsaufnahme zu erreichen und einmal mit 100% Powertarget für 175W Leistungsaufnahme.

Die Lüfterdrehzahlen wurden beim ersten Testdurchlauf mit einer vorher festgelegten Lüfterkurve mit der Artic MX-4 bestimmt und die gleichen PWM-Werte der Lüfter genutzt um beim zweiten Test mit dem Kryosheet neben der Leistungsaufnahme der Grafikkarte auch die Lüfterdrehzahlen so ähnlich wie möglich zu halten.

Die Grafikkarte wurde mit Furmark 1.38.1.0 mit FullHD-Auflösung und 8x MSAA belastet, da diese Einstellung eine sehr ähnliche Leistungsaufnahme erzeugt wie auch in Spielen, im Vergleich zu (dynamischem) Spielgeschehen aber bessere Reproduzierbarkeit aufweist.

Furmark_example.jpg

Als Aufwärmzeit vor jeder Messung wurden 30 Minuten gewählt, um sicher zu stellen, dass die Temperatur relativ zur Umgebungstemperatur stabil war, nach denen für 15 Minuten die für die Auswertung notwendigen Daten aufgezeichnet wurden. Das Logging der Daten erfolgte mit HWInfo64, die aufgenommenen Daten sind GPU-Temperatur, Hotspot-Temperatur, Leisungsaufnahme der gesamten Karte, Lüfterdrehzahl und Lufttemperatur im Ansaugbereich der unteren Gehäuselüfter als Umgebungstemperatur. Die Auswertung der Daten erfolgte über Excel.



5.Ergebnisse

Temperatur.jpg


Gegenüber der vor mehr als einem Jahr aufgetragenen Arctic MX-4 zeigt das KryoSheet auf meiner RTX 2070 eine messbar bessere Kühlleistung bei, ansonsten näherungsweisen identischen Parametern. Beim Undervoltingprofil mit etwa 100W Leistungsaufnahme beträgt der Unterschied bereits 2 °C und damit mehr als nur der Messungenauigkeit zugeordnet werden könnte, bei etwa 140W Leistungsaufnahme wächst der Unterschied auf 3,1 °C an und steigt am normalen Betriebspunkt der Grafikkarte bei 175W Leistungsaufnahme weiter bis auf 3,8 °C. Die Differenz zwischen mittlerer GPU-Temperatur und dem Hotspot ist näherungsweise identisch und war auch mit frisch aufgetragener Wärmeleitpaste bzw. im Auslieferungszustand der Grafikkarte schon ähnlich groß, daher würde ich hier nicht von einem Anwendungsfehler ausgehen. Im Hinblick auf das Wärmeleitpastenbild der MX-4 hätte ich an der Stelle aber einen deutlichen Unterschied in der Differenz der Hotspottemperatur zwischen Paste und Pad erwartet.

MessungGPU Temperatur in °CDelta T GPU in °CGPU Hotspot Differenz in °CLeistungsaufnahme in WLufttemperatur Gehäuseboden in °CLüfterdrehzahl in u/min
KryoSheet 100 W
47,0​
23,7​
16,5​
97,2​
23,2​
995​
KryoSheet 140 W
56,1​
32,8​
16,5​
137,1​
23,3​
1023​
KryoSheet 175 W
61,9​
38,1​
16,8​
173,8​
23,9​
1193​
MX-4 100 W
47,5​
25,7​
16,4​
97,2​
21,9​
990​
MX-4 140 W
58,3​
35,9​
16,3​
138,9​
22,5​
1038​
MX-4 175 W
64,8​
41,9​
16,0​
174,0​
22,9​
1183​


6.Fazit

Aus dem Vergleich mit der vor mehr als einem Jahr aufgetragenen Arctic MX-4 geht das Kryosheet mit deutlichem Abstand als Sieger hervor. Ausgehend von den Ergebnissen meines Tests sollte ein KryoSheet auch auf mittleren GPU-Dies abhängig von der verwendeten Wärmeleitpaste und Nutzungsdauer nach einiger Zeit eine messbar bessere Kühlleistung erreichen. Die MX-4 gehört zwar zu den flüssigeren Wärmeleitpasten, ich würde aber erwarten, dass es auch bei den viskoseren Wärmeleitpasten die Kühlleistung über die merklich Zeit nachlassen wird. Wer eine langfristige Lösung sucht und das KryoSheet mit ebenso langlebigen Wärmeleitpads für VRAM und VRMs kombiniert sollte eine langzeitstabile Lösung erhalten und die Karte nach dem Umbau hoffentlich über die Nutzungszeit der Grafikkarte nicht mehr zerlegen müssen, was ich besonders bei wassergekühlten Grafikkarten als großen Vorteil sehe, da hier der Zeitaufwand fürs Repasten um ein Vielfaches größer ist als bei einer Luftgekühlten Grafikkarte. Als einzigen größeren Negativpunkt sehe ich auf Grafikkarten die, aufgrund der Beschaffenheit des Pads, etwas fummelige Montage (bei CPUs wird das kein Problem sein, da das Mainboard während Kühlermontage horizontal auf der Arbeitsfläche abgelegt werden kann und somit die Gefahr des Verrutschens nur minimal ist). (siehe Update) Je nach Anwendung kann auch der hohe Anschaffungspreis ein negativer Punkt sein, allerdings würde ich hier auch die Anwendungszeit des Pads berücksichtigen, da das Pad im Gegensatz zu anderen Wärmeleitmitteln nach auch nach längerer Zeit nicht ausgetauscht werden muss und man sich gegenüber anderen Wärmeleitmitteln somit die Zeit und Nerven für einen Repaste sparen kann. Für das Erneuern des TIMs auf GPU-Dies, ungeachtet der Chipgröße, würde ich nach diesem Test nicht mehr empfehlen normale Wärmeleitpaste zu nutzen, sondern eher andere und langzeitstabile Wärmeleitmittel wie das KryoSheet oder Phase-Change-Pads wie das PTM 7950, das meiner Meinung nach die einzige wirkliche Konkurrenz für das KryoSheet auf Grafikkarten ist, wobei ich das KryoSheet in Sachen Langzeithaltbarkeit auch hier im Vorteil sehe. Für die Anwendung als TIM auf GPU-Dies um "für immer" Ruhe zu haben spreche ich dem KryoSheet nach meinem Test eine eindeutige Empfehlung aus.

Update: Neueren Chargen des Kryosheets liegt eine kleine Tüte Silikonöl bei, das genutzt werden kann um das Kryosheet während der Installation auf der zu kühlenden Oberfläche "festzukleben". Damit sehe ich meinen Kritikpunkt der fummeligen Montage auf Grafikkarten als hinfällig an.
 
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Boah, was ist mit deiner MX-4 passiert, das ist ja der Schocker der Woche.

Des Aspekt Langzeitstabilität hab ich in meinem Test garnicht erwähnt, weil ich eh viel zu oft wechsle und repaste. Aber damit wirst du wohl recht haben. Es wäre schon sehr komisch, sollten die KryoSheets in ihrer Wärmeleitfähigkeit altern.
Nur das mit dem Wechslen auf andere Komponenten, das bleibt noch spannend. Ich will in gut nem Jahr die CPU wechseln, dan schau ichs mir mal an. Bis dahin glaub ich, bleibt dieses System jetzt mal so zusammen.
 
Ich vermute mal, dass das auf ner Grafikkarte gar nicht so ungewöhnlich ist, wenn die Paste lang genug drauf ist, zumindest wenn man sich anguckt was im verlinkten Thread oder in anderen Erfahrungsberichten geschrieben wird. Wie krass der Effekt ist wird von mehreren Faktoren abhängen, also Chipgröße, Krümmung des Chips, Viskosität der WLP und Temperaturdifferenzen zwischen Aus, Idle und Vollast sollten da reinspielen. Von der Fläche ist der TU106 meiner 2070 zumindest noch etwas größer als der AD103 (4080 (super), 4070ti super) aber noch merklich kleiner als die großen Chips (AD102, GA102, TU102), daher gehe ich davon aus, dass der Effekt dort nochmal etwas deutlicher auftritt als bei mir.

Neben der Kühlleistung direkt nach dem Auftragen finde ich eben auch interessant wie sich es auf lange Zeit verhält. Und die einzigen Langzeitberichte gibt es aktuell eben von Usern, da das im großen Maßstab (Vergleich vieler Pasten) und reproduzierbar nen gigantischen Aufwand bedeuten wird.

Ich glaube, dass der Effekt bei CPUs wesentlich schwächer ausgeprägt sein wird, da die wegen dem höheren Anpressdruck nicht so viel "arbeiten" können wie GPU-Dies.

€: Es sollte ja noch n weiterer Test des KryoSheets auf ner anderen Grafikkarte und mit anderer WLP kommen, bin gespannt was da rauskommt.
 
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So krass heiß wurde die Paste eigentlich nicht. Ich glaube mehr, dass die einfach über die Zeit rausgepumpt wurde. Die MX-4 ist von den Wärmeleitpasten eine der flüssigeren. Wobei der Effekt auch bei viskoseren auftreten wird, nur halt eben ein Stück langsamer.

Wenn sich die Paste zersetzt hätte, dann müsste ja irgendwo nur das Silikonöl und nur die (trockenen) Partikel zu finden sein, was hier nicht der Fall war.
 
Kleines Update zum Lesertest. Nach dem heutigen Video von Roman liegt den Kryosheet in Zukunft ne kleine Tüte Silikonöl bei was die Montage meiner Meinung nach besonders auf Grafikkarten, aber auch auf CPUs deutlich vereinfachen wird.

Quelle (ab 14:35):
 
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