Macht Web 2.0 Privatsphäre überflüssig?

Lord

Semiprofi
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Hallo Jungs. :)

Ich werde morgen eine Diskussion mit etwa diesem Thema leiten müssen und wollte mal schauen, was man so für Beiträge erwarten kann. Ich denke zwar, dass ihr hier sehr viel kompetenter seid als jeder, der das morgen mit mir diskutieren wird, aber man muss ja nehmen, was man kriegen kann. ;)

Also zum Thema:

Anfang Januar hat Mark Zuckerberg, Gründer von Facebook, ein Interview gegeben, in dem er im übertragenen Sinne gesagt hat: "Privatsphäre ist ein überholtes Konzept". Er wurde dafür heftigst kritisiert, aber an seinen Argumenten ist durchaus was dran.

Wofür brauchen wir denn sowas wie Privatsphäre eigentlich?
Um uns vor der Kontrolle durch andere, die zuviel über uns Bescheid wissen, zu schützen. Vielleicht auch, weil wir einfach prinzipiell wollen, dass nicht jeder alles über uns weiß. Vielleicht, weil wir sozialer Diskriminierung entgehen wollen oder es uns peinlich wäre, gewisse Dinge öffentlich zu machen. Oder weil Geheimnisse haben einfach cool ist. ;)
Und was spräche dafür, ein wenig unserer Daten doch öffentlich zu machen?
In erster Linie natürlich das Sicherheitsargument: Nur, wenn der Staat genug über uns weiß, kann ein effizientes System zur Wahrung der öffentl. Sicherheit entworfen werden.

Aber all diese Argumente scheinen in Zeiten von google und social networks völlig bedeutungslos! Google zeigt tagein, tagaus, was für unglaubliche, unvorstellbar abgefahrene Dienste mit den Datenmengen realisiert werden können, die dort angehäuft wurden und werden. Und Millionen von Menschen benutzen diese Dienste (mail, calendar, search, youtube, picasa...), obwohl sie alle wissen, dass all diese Daten bei google landen.
Facebook und Konsorten sind noch ein Stückchen deftiger: Dort geben wir offensichtlich freiwillig unsere Privatsphäre auf und es scheint keinen von uns zu stören. Informationen, bei denen sich jeder Werbeagent vor Freude zerfleischen würde, werden bereitwillig online gestellt, in eine stetig wachsende "Personendatenbank", die ja nichtmal nur Informationen über Personen per se enthält, sondern auch über deren Verknüpfungen untereinander.

Also: Wenn offensichtlich keiner mehr an seiner Privatsphäre interessiert ist und jeder bereitwillig seine Daten öffentlich macht, wenn google ohnehin schon Petabyte von Daten hat, die keiner mehr löschen kann - ist dann vielleicht das Wort "Privatsphäre" nutzlos geworden?
 
Wenn Du diese Anzeige nicht sehen willst, registriere Dich und/oder logge Dich ein.
Das Wort Privatshäre ist in der aktuellen Zeit noch zu sehr mit den alten Assoziazionen behaftet.
"Wenn ich das Notebook zuklappe habe ich meine Privatsphäre ja wieder"
Hingegen wären Scheinwerfer im eigenen Garten oder Kameras in der eigenen Wohnung ein völliges nogo für fast jeden von uns. Es sind gefühlt einfach zwei paar Schuhe. Rein Objektiv sind die Unterschiede leider viel kleiner, als der Großteil zu wissen glaubt und genau das ist die Gefahr.
 
es gibt auch leute die genau deshalb einen grossen bogen um social networking machen ;)
 
es gibt auch leute die genau deshalb einen grossen bogen um social networking machen ;)

Das ist in meinen Augen ein Scheinargument. Zum einen sammeln social networks nicht nur Daten über die Leute, die dort angemeldet sind - man denke nur mal an die berüchtige Funktion von Facebook, das gesamte E-Mail-Postfach nach Kontakten scannen zu lassen - und zum anderen mag das vielleicht eine Momentaufnahme sein, aber es zeichnet sich ja durchaus auch ab, dass das Dabeisein seine Vorteile hat. Prominentes Beispiel hierbei ist ja wohl xing, was sich bei der Auftragsvergabe durchaus zu einer wichtigen Plattform gemausert hat.

Und sind es nicht die social networks, dann würde ich immernoch sagen, dass wohl zumindest jeder google benutzt, und wenn es nur die Suchmaschine ist - und schon das erzeugt natürlich Informationen, die nicht zu vermeiden sind...
 
das man die google gefahr in fast allen fällen zu spät erkannt hat muss ich zugeben.
aber ab einem bestimmten moment hat man einfach aufgehört gewisse infos im netz zu verbreiten.

dieses alle sollen alles über mich wissen ist einfach fürchterlich!
 
das man die google gefahr in fast allen fällen zu spät erkannt hat muss ich zugeben.
aber ab einem bestimmten moment hat man einfach aufgehört gewisse infos im netz zu verbreiten.

dieses alle sollen alles über mich wissen ist einfach fürchterlich!

Aber siehst du denn nicht die Vorteile, die das ermöglicht?
 
wow, beim lesen des 1. posts hab wieder son leichtes surren im hirn bekommen... frag mich, wie man so unglaublich naiv sein kann.

das generelle problem sehe ich folgendermassen:
je mehr informationen eine person ueber sich veroeffentlicht (oder von dritten veroeffentlicht werden), desto "kompletter" wird das bild, das sich jeder aussenstehende ueber eine person machen kann (und spaetestens durch zusammenfuehrung verschiedener profile wird das bild immer kompletter).

das betrifft im groben:
persoenliche eigenschaften, genetisches profil, verhaltensweisen, vorlieben, probleme jeder art (beruflich,finanziell,gesundheitlich,persoenlich), konsumgewohnheiten etc.ppp.

jetzt gibt es nun ETLICHE personenkreise, die diese informationen sehr interessieren, weil sie aus diesen informationen entscheidungen ueber die durchleuchtete person treffen und ggf selber vorteile aus diesem wissen ziehen koennen, in den allermeisten faellen zum nachteil der durchleuchteten person, oder noch schlimmer:
zum nachteil aller personen mit aehnlichen profileigenschaften.

beispiel 1 : arbeitgeber
- wie reagiert wohl ein arbeitgeber auf gefundene partyfotos, die den jobbewerber beim saufen und sich-duemmlich-machen zeigen ?
- wie reagiert wohl ein arbeitgeber auf persoenliche aeusserungen, bei denen sich der angestellt ueber seine arbeitsbedingungen beschwert ?
- wie reagiert wohl ein arbeitgeber auf negative informationen in einer krankenakte oder in einem genetischen profil, bevor er jemanden einstellen will ?

beispiel 2 : banken, versicherer, auskunfteien
was gaeben diese leute wohl darum, ihre kunden (und deren ausfallrisiko) bis ins kleinste detail einschaetzen und bewerten zu koennen ? alles, wie man sich leicht vorstellen kann.
kreditscoring ist heute schon normal (und eine abscheulichkeit), aber das leuchten in den augen dieser leute wuerde doch erst beginnen, wenn sie aufgrund genetischer- oder verhaltensbasierter profile voraussagen koennten (bzw. sich diesem glauben hingeben), sie koennten aus dem profil voraussagen fuer die zukunft treffen.

beispiel 3 : der staat
...volkszaehlung, vorratsdatenspeicherung, nacktscanner, elektronischer entgeltnachweis...
nur ein paar stichworte, aber man bekommt eine idee davon, wie gierig der staat darauf ist, jeden einzelnen buerger bis auf die unterhose ausziehen zu koennen, ganz egal, ob ihn das was angeht oder nicht.

beispiel 4 : privatpersonen
selbstverstaendlich koennen auch alle privatpersonen ihren nutzen aus den informationen schoepfen, die sie ueber andere haben.
beginnt bei vermietern, der die einkommensnachweise eines potentiellen mieters einsehen, endet bei mitbewerbern auf irgendeine position, die den mitbewerber benachteiligen, in dem sie informationen ueber ihn verbreiten. alles ist vorstellbar.

das sind nur ganz grobe gedankengaenge...

------
es gibt situationen, in denen jemand ein berechtigtes interesse haben kann, private informationen ueber eine andere person zu bekommen.

sei es der oben genannte vermieter, der sich vor mietnomaden schuetzen will oder die fluggesellschaften, die keine leute mit waffen oder bomben an board haben will...

aber es gibt im gegensatz dazu halt unendlich viele vollkommen unberechtigte interessen an fremden daten, und die gilt es mit allen mitteln in schach zu halten, weil sonst viele viele leute unter den folgen des datensammelns leiden.

es ist auch durchaus moeglich, dass bestimmte "services" (sofern man sie so nennen will), erst durch die anhaeufung+auswertung von solchen profilen entstehen, aber auch hier gilt es dann wieder, diese daten vor -missbrauch- zu schuetzen.

es gibt auch leute die genau deshalb einen grossen bogen um social networking machen ;)
gehoere ich auch zu. ich gleiche vorteile und nachteile ab und dann ist fuer mich sofort klar, warum ich auf solchen plattformen NICHTS verloren habe.

ein weiterer spass is natuerlich, die datensammler immer wieder und systematisch mit falschen informationen zu fuettern.
 
Zuletzt bearbeitet:
wow, beim lesen des 1. posts hab wieder son leichtes surren im hirn bekommen... frag mich, wie man so unglaublich naiv sein kann.

Du darfst durchaus davon ausgehen, dass der Startpost bewusst einseitig und provokant verfasst wurde, um die Diskussion zu fördern. ;) Ich danke dir für deinen Post! Du hast die Gefahren der Datengräber (im Web oder sonstwo) gut zusammengefasst. Die Frage, die sich allerdings noch stellt und auf die du nicht eingegangen bist, ist, warum Menschen, die all das sicherlich auch wissen, heute (ganz anders als vor 10 Jahren) bereitwillig ihre Daten von sich aus in soziale Netzwerke, verschiedene Google-Dienste und Myspace-Profile pumpen, ohne, dass irgendwer großartig Aufwand betreiben müsste, um sie dazu zu überreden.
 
Zuletzt bearbeitet:
nein, sie "wissen" es eben nicht.

der gemeine mensch ist nur bedingt in der lage, "abstrakte gefahren" richtig einzuschaetzen und sein handeln entsprechend anzupassen.

sobald die zusammenhaenge zwischen ursache+wirkung zu komplex werden oder zeitlich zu weit auseinanderliegen, sieht es mit der bereitschaft, sein handeln entsprechend zu aendern, sehr sehr mau aus.

waere der mensch so clever, wie er meint, dann gaebe es keine raucher, keine umweltverschmutzung, keine autos mehr, die noch mit benzin fahren etc ppp... die folgen sind bekannt und sogar zeitlich absehbar, aber immer noch zu weit weg, als dass es sich lohnen wuerde, entsprechend zu handeln.

--
in kurz: die leute sind ganz einfach zu dumm.
 
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Privatsphäre als "überflüssig" zu bezeichnen, egal mit welchem "Argumenten" ist das dümmste, das ich seit Langem gehört habe, sorry. Und die Frage im Threadtitel ebenso. "Überflüssig" ist hier das allerfalscheste Wort, das man auch nur irgendwie finden kann...

Privatsphäre ist und wird niemals überflüssig sein, denn "Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren". Ich denke dieses Zitat von Benjamin Franklin kennen die meisten und es braucht schon eine enorme, dekadente Naivität, um die Wahrheit hinter selbigem nicht zu erkennen.

Dass, aus welchen Gründen auch immer, die so genannten social networks so boomen, hat sicher nichts damit zu tun, dass irgendetwas überflüssig geworden wäre. Wie schon richtig angesprochen wurde verstehen die Leute einfach nur nicht, was sie da wirklich tun und selbst wenn sie es tun, dann erachten sie es nicht als schlimm.

Aber man muss auch unterscheiden, "welche" Privatsphäre man meint. Das unmittelbare Privatleben im eigenen Wohnzimmer, Stichwort Scheinwerfer im Garten, oder das Preisgeben von allgemeinen Vorlieben und Abneigungen, Stichwort social networks. Das ist dann doch noch ein Unterschied. Ein Mensch kann alles über meine Hobbies etc wissen, deshalb habe ich aber immernoch meine Privatsphäre. Die geht ja nicht damit verloren, dass jemand weiß, was ich in meiner Freizeit gerne tue oder welcher Film mir im Kino gut gefallen hat.
 
hätte einfach ein flair von 1984
jeder eingriff in die privatsphäre normalisiert sich nach einigen jahren. somit sinkt die hemmschwelle für neue initiativen, die das individuum weiter kastrieren. es ist ein berechtigter gedankengang a la "wohin führt das?" .
allg. können daten/überwachungsslegitimation zu missbrauch und nachteilen für den bürger führen, sich vermutlich gar als demokratiegefährdend etablieren.
 
es gibt auch leute die genau deshalb einen grossen bogen um social networking machen ;)

Yup, ich zum Beispiel. Ich möchte auch in Zukunft in keinem dieser Networks teilnehmen. Ob nun meine E-Mail Adresse als Kontakt irgendwo auftaucht kann ich zwar nicht beeinflussen, aber ich möchte weder Fotos von mir noch persönliche Daten in Social Networks sehen. Ich war auch zu Studentenzeiten nicht bei StudiVZ, und stand damit so ziemlich alleine da. Aber genügend Kontakte hatte ich auch so, und habe es nie vermisst. Zumindest habe ich keine Party verpasst. :cool:

Edit: Was ich aber nicht verstehe, ist dieses Bedürfnis der breiten Masse, sich öffentlich darzustellen. Wieso wollen alle Kid"z" ihre Vorlieben, Abneigungen, Hobbies, Freunde und Besitztümer im Internet präsentieren? Verstehe ich nicht... Aber es sind nicht nur Kid"z", in meiner Firma macht eigentlich jeder zweite bei so einem Schwachsinn mit, verstehe ich wirklich nicht.
 
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Aber man muss auch unterscheiden, "welche" Privatsphäre man meint. Das unmittelbare Privatleben im eigenen Wohnzimmer, Stichwort Scheinwerfer im Garten, oder das Preisgeben von allgemeinen Vorlieben und Abneigungen, Stichwort social networks. Das ist dann doch noch ein Unterschied. Ein Mensch kann alles über meine Hobbies etc wissen, deshalb habe ich aber immernoch meine Privatsphäre. Die geht ja nicht damit verloren, dass jemand weiß, was ich in meiner Freizeit gerne tue oder welcher Film mir im Kino gut gefallen hat.

Das halte ich persönlich z.B. für einen Irrglaube. Es ist in meinen Augen unmöglich - sogar für die betreffende Person - klare Grenzen zu ziehen, was privat ist und was nicht und was man dementsprechend schützen sollte und was nicht. Genau das ist es ja, was das große Gefahrenpotenzial beim social networking ausmacht, wie TStarGermany schon sagte - Ursache und Wirkung liegen hier vielleicht (zeitlich oder gedanklich) so weit auseinander, dass man das nicht mehr adäquat beurteilt. Ich wäre jedenfalls enorm vorsichtig mit der Aussage, dass es deine Privatsphäre nicht betrifft, wenn jemand weiß, was du in deiner Freizeit machst. :)

primigenia schrieb:
Der Hausaufgaben Thread(3)

Hat mit Hausaufgaben nicht das geringste zu tun und würde dort auch nur den Thread zum überquellen bringen. ;)

Gurkengraeber schrieb:
Edit: Was ich aber nicht verstehe, ist dieses Bedürfnis der breiten Masse, sich öffentlich darzustellen. Wieso wollen alle Kid"z" ihre Vorlieben, Abneigungen, Hobbies, Freunde und Besitztümer im Internet präsentieren? Verstehe ich nicht... Aber es sind nicht nur Kid"z", in meiner Firma macht eigentlich jeder zweite bei so einem Schwachsinn mit, verstehe ich wirklich nicht.

Genau das ist die zentrale Frage, um die es mir eigentlich geht. Daher ja auch die provokante Eingangsthese (die ja nichtmal von mir stammt): Wenn ohnehin jeder freiwillig seine Daten in die Gegend schmeißt, ist dann vielleicht die Begrifflichkeit der Privatsphäre überaltert und nicht mehr zeitgemäß?
 
Zuletzt bearbeitet:
Aber man muss auch unterscheiden, "welche" Privatsphäre man meint. Das unmittelbare Privatleben im eigenen Wohnzimmer, Stichwort Scheinwerfer im Garten, oder das Preisgeben von allgemeinen Vorlieben und Abneigungen, Stichwort social networks. Das ist dann doch noch ein Unterschied. Ein Mensch kann alles über meine Hobbies etc wissen, deshalb habe ich aber immernoch meine Privatsphäre. Die geht ja nicht damit verloren, dass jemand weiß, was ich in meiner Freizeit gerne tue oder welcher Film mir im Kino gut gefallen hat.

jahahaa.. denk ueber folgende konstellation nach:

- ich bin gesundheitsversicherer und lese in deinem profil: "hobby: schach"
versus
- ich bin gesundheitsversicherer und lese in deinem profil: "hobby: extreme-sportarten"

was glaubst du, wem ich die wesentlich hoehere RECHNUNG ueber seinen krankenversicherungsbeitrag schicke :-) ?

---
aber jetzt mal die gemeine variante, nicht so leicht zu durchblicken:

- ich bin gesundheitsversicherer und lese in deinem blog, dass du dir irgendeinen bestimmten film im kino angesehen hast.
leider gottes war das ein kino, in dem ueberdurschittlich viele schwule rumhaengen (aufgrund des programms) und weil ich als versicherer ja auch zugriff auf anderleuts statistiken habe, weiss ich im gegensatz zur oeffentlichkeit, dass schwule eine 1,2 fach hoere wahrscheinlichkeit haben, an den krankheiten x,y und z zu erkranken, die mich soundsoviel geld kosten koennen...

und weil ich jetzt leider noch nicht weiss, aber vermute, dass auch du schwul bist, erhoehe ich deinen krankenversicherungsbeitrag mal um 20% ... sobald ich sicher weiss, dass du schwul bist, gehen deine beitraege nochmal um 20% rauf...

und sollte ich dann noch erfahren, dass du gerne in irgendwelchen schwulenclubs rumhaengst, von denen ich weiss, dass dort auch viele hiv-infizierte leute rumhaengen, dann schmeiss ich dich ganz raus, denn du bist mir einfach ein zu grosses risiko...

.. woher ich das alles weiss ? weil ich sehr viele daten sammle und etliche QUERVERWEISE herstellen kann, die sich die leute nichtmal im traum vorstellen koennen.
 
Zuletzt bearbeitet:
jahahaa.. denk ueber folgende konstellation nach:

- ich bin gesundheitsversicherer und lese in deinem profil : "hobby: schach"
versus
- ich bin gesundheitsversicherer und lese in deinem profil: "hobby: extreme-sportarten"

was glaubst du, wem ich die wesentlich hoehere RECHNUNG ueber seinen krankenversicherungsbeitrag schicke :-) ?

es ist aber zwischen bewusster und unbewusster weitergabe von relevanten daten zu differenzieren. gerade im inet ist die hemmschwelle gering. öfters ertappe ich mich selbst, wie ich hinter der suggerierten anonymität des riesigen inets irrelevante informationen preisgebe. unter der prämisse, dass ich mich durchaus als aufgeklärten surfer bezeichnen würde, will ich nicht wissen, welches verhalten der gelegenheitsuser an den tag legt.
 
Zuletzt bearbeitet:
das is doch der punkt. die meisten leute sind zu naiv um zu raffen, dass jedes bit an information in den haenden des "richtigen" informationsverwerters zur bombe werden kann...

die sammler sammeln nicht nur DICH, sondern auch alle anderen und das laesst am ende rueckschluesse zu, die sich der gemeine 20jaehrige loeffel im leben nicht vorstellen kann..

lies das 2.beispiel, was ich im letztne post noch zugefuegt habe.
 
es ist aber zwischen bewusster und unbewusster weitergabe von relevanten daten zu differenzieren. gerade im inet ist die hemmschwelle gering. öfters ertappe ich mich selbst, wie ich hinter der suggerierten anonymität des riesigen inets irrelevante informationen preisgebe. unter der prämisse, dass ich mich durchaus als aufgeklärten surfer bezeichnen würde, will ich nicht wissen, welches verhalten der gelegenheitsuser an den tag legt.

Da würde ich gerne nochmal das wiederholen, was ich oben schon geschrieben habe: Wer soll die Unterscheidung treffen? Die Grenze zwischen relevant und irrelevant ist schon für denjenigen, den die Daten betreffen, nur enorm schwer zu ziehen (vermutlich ist es sogar unmöglich). Relevanz ist immer eine subjektive Angelegenheit und woher weißt du sicher, dass da draußen nicht irgendwer ist, für den deine scheinbar irrelevanten Daten doch Relevanz besitzen?

Das ist dasselbe Scheinargument wie "ich hab doch nichts zu verbergen".
 
das is das problem: die einschaetzungspraerogative hat der einzelne user. und der ist leider hoffnungslos ueberfordert.

man kann aber, so meine ich, eine grundregel aufstellen:

je MEHR LEUTE potentiellen zugriff auf eine bestimmte information haben, die ich preisgebe, desto "unpraeziser" (= nichtssagender) sollte diese angabe sein.

als beispiel:
im geschlossenen kreis von 3 gut bekannten personen kann jeder wissen, dass ich in der maximilianstrasse 1, muenchen wohne.
im geschlossenen kreis von 20 bekannten personen gebe ich preis, dass ich in muenchen wohne.
im geschlossenen kreis von 50 minder bekannten personen gebe ich preis, dass ich in bayern wohne.
im offenen kreis gebe ich preis, dass ich in deutschland wohne...
 
Zuletzt bearbeitet:
je MEHR LEUTE potentiellen zugriff auf eine bestimmte information haben, die ich preisgebe, desto "unpraeziser" sollte diese angabe sein.

Das verschiebt doch nur das Einschätzungsproblem. Vorher scheiterte es daran, dass man nicht adäquat beurteilen kann, ob Daten relevant sind, und mit deiner Regel hat man das Problem, dass man nie vernünftig abschätzen kann, wer wohl alles Zugriff auf die Daten hat. Man müsste wohl immer vom schlimmsten ausgehen, das macht aber die Regel überflüssig. Oder?
 
ja richtig, genau aus diesem grund sollte man ein grundsaetzliches misstrauen gegenueber solchen services haben, von denen man zumindest AHNEN kann, dass sie etliche daten erheben und verwerten. je mehr man genau das vermutet, desto sparsamer sollte man mit irgendwelchen praezisen informationen ueber sich selber sein.

und selbstverstaendlich ist man im privaten peer-to-peer chat bedeutend besser aufgehoben als auf irgendeiner shoutbox in einem social-network-system...

sich "sicher" zu bewegen verlangt einiges an grips, das sollte sich zumindest herauskristallisieren.

und ich betone noch einmal:
es kann sich sogar LOHNEN, absichtlich falsche informationen ueber sich zu streuen, auch diese werden ihre abnehmer finden :-)
ich bin in den letzen jahren oefter von edel-autoherstellern eingeladen worden, ihre karren zu testen :-) ich weiss nich, woher die die infos hatten, dass ich mich fuer ihre autos interessiere oder sie kaufen koennte, selbst wenn ich es wollte.. aber bitte .... gnahhahaha, der aston db9 war saugeil ^^
 
Zuletzt bearbeitet:
Da würde ich gerne nochmal das wiederholen, was ich oben schon geschrieben habe: Wer soll die Unterscheidung treffen? Die Grenze zwischen relevant und irrelevant ist schon für denjenigen, den die Daten betreffen, nur enorm schwer zu ziehen (vermutlich ist es sogar unmöglich). Relevanz ist immer eine subjektive Angelegenheit und woher weißt du sicher, dass da draußen nicht irgendwer ist, für den deine scheinbar irrelevanten Daten doch Relevanz besitzen?

Das ist dasselbe Scheinargument wie "ich hab doch nichts zu verbergen".

letzendlich geht nicht um unvorsichtige, unbewusste oder gar extrovertierte weitergabe jeglicher daten, sondern um entscheidungsfreiheit. bestürzt wäre ich erst, wenn investigativer journalismus sowie eine rechtliche grundlage für den schutz der pers. privatsphäre nicht mehr gegeben sind.
diese einstellung zeugt aber auch davon, wie desensibilisiert ich als teil der ersten komplett inet affinen generation bin. ich sehe es eben als selbstverständlichkeit, dass mein name zu ergoogeln und einige informationen über mich einzuholen sind. solange ich keinen missbrauch (welcher nicht bagatellisiert werden sollte - letztendlich ist es die größenordnung von einbruch, diebstahl und weiterverkauf/veröffentlichung. bitte mal das szenario durchspielen) erfahre, verharmlose ich es weiterhin. die intensität der ausprägung dieses ist schwer zu ermitteln - und solange man selbst nicht betroffen ist, neigt man zur ausblendung.
würde man andere generationen aufklären, sehe das bild vermutlich anders aus - und ich würde vermutlich die naivität und realitätsferne belächeln.

---------- Beitrag hinzugefügt um 13:15 ---------- Vorheriger Beitrag war um 13:11 ----------

das is das problem: die einschaetzungspraerogative hat der einzelne user. und der ist leider hoffnungslos ueberfordert.

man kann aber, so meine ich, eine grundregel aufstellen:

je MEHR LEUTE potentiellen zugriff auf eine bestimmte information haben, die ich preisgebe, desto "unpraeziser" (= nichtssagender) sollte diese angabe sein.

als beispiel:
im geschlossenen kreis von 3 gut bekannten personen kann jeder wissen, dass ich in der maximilianstrasse 1, muenchen wohne.
im geschlossenen kreis von 20 bekannten personen gebe ich preis, dass ich in muenchen wohne.
im geschlossenen kreis von 50 minder bekannten personen gebe ich preis, dass ich in bayern wohne.
im offenen kreis gebe ich preis, dass ich in deutschland wohne...

schmarn
wenn wir dein bsp der risikozeichnung durch den versicherer fortführen, führt das nur zu nachteilen. das wäre eine annäherung an das solidaritätsprinzip der gesetz. versicherung. individuelle risikoberechnung muss zum vorteil des verbrauchers präzise bleiben.
wenn man keine daten einholt, blendet man das eigentliche problem nur aus - datensicherheit. missbrauch muss durch entsprechende sicherungsmechanismen (dezentralisierung, strikte zugangsberechtigung usw. - bin kein experte) weitestgehend verhindert werden.
 
Zuletzt bearbeitet:
dir is aber schon klar, dass solche bewertungen-methoden bereits angewandt werden ?

kreditscoring und redlining sind die, die der "oeffentlichkeit" (wenn mans so nennen will) bekannt sind...
und je mehr daten zusammenkommen, desto mehr fantasien bzgl. zukuenftiger berechnungsmethoden wird es geben, egal wie ungerecht oder individuell zutreffend oder nicht.


genau aus diesem grund verlangen die cleveren leute, die datenerhebung als solche bereits weitestgehend zu reglementieren, anstatt nachher die scherben aufzusammeln und den unnuetzen versuch zu machen, die auswertung zu erschweren.
 
Zuletzt bearbeitet:
dir is aber schon klar, dass solche bewertungen-methoden bereits angewandt werden ?

kreditscoring und redlining sind die, die der "oeffentlichkeit" (wenn mans so nennen will) bekannt sind...

und je mehr daten zusammenkommen, desto mehr fantasien bzgl. zukuenftiger berechnungsmethoden wird es geben, egal wie ungerecht oder individuell zutreffend oder nicht.

natürlich, ich bin selbst bei einem versicherer tätig. es werden ebenfalls daten routinemäßig bei vorversicherern angefragt. das ist alles rechtlich abgesichert. hier geht es um präzise risikozeichnung und die weitergabe bestehender daten zum finanziellen vorteil der restlichen versicherungsnehmer.
missbrauch heißt für mich, dass rechtlich unbefugte an den daten gelangen, die sie nur für ihren pers. vorteil nutzen. das aktuelle selbstverständliche sharing muss einfach im bewusstsein des verbrauchers verankert sein und ggf. konsequenzen gezogen werden.
 
"missbrauch" kann man auch da sehen, wo der einzelne ueber gebuehr benachteiligt wird, egal, ob es dafuer irgendwelche objektivierbaren erhebungsmethoden gibt oder nicht.

im uebrigen kann man weder banken, noch versicherungen nachsagen, sie waeren sowas gemeinnuetzige organisationen. in allererster linie sind es gewinnorientierte unternehmungen und das bedeutet, dass man sehr wohl hinschauen muss, welche daten man denen ueberlaesst und welche nicht.
 
Ich finde es kommt drauf an, was man von sich preisgeben will. Bei Web 2.0 Plattformen kann man Sachen angeben, wie man will. Aber wenn in der Innenstadt immer mehr Kameras installiert werden, finde ich das nicht gut, weil es für mich einfach Spionage/Voyeurismus ist. Ich will entscheiden, wann wer etwas von mir erfährt. Ich finde deshalb auch nicht, dass Privatsphäre überflüssig wird - ich finde die heute wichtiger denn je, da man mittlerweile überall auspioniert werden KÖNNTE. Deshalb würde ich auch niemals in London leben wollen - die Stadt mit den meisten Überwachungskameras. Ich hab eine Reportage darüber gesehen, und da werden Menschen gefilmt die "verdächtig" aussehen und sich dann doch nur als Passanten erweisen - die werden aber trotzdem 30min lang mit Kameras und Undercover Polizisten verfolgt und aufgenommen.
 
im uebrigen kann man weder banken, noch versicherungen nachsagen, sie waeren sowas gemeinnuetzige organisationen. in allererster linie sind es gewinnorientierte unternehmungen und das bedeutet, dass man sehr wohl hinschauen muss, welche daten man denen ueberlaesst und welche nicht.

ich wollte hier gar nicht den eindruck eines wohltäters schaffen, da sie natürlich nach betriebswirtschaftlichen grundsätzen tätig oder gar dem share holder value unterworfen sind.
nur handelt es sich in diesem bereich, darauf ist meine aussage beschränkt, um eine win-win situation für beide seiten. bedenke, in der haftpflicht schätzt man die manipulationsquote auf 50% , in anderen sparten liegt sie zumindest deutlich im zweistelligen prozentbereich. da ist es nur fair, wenn der staat diese transparenz einbaut und schwarze schafe ausgeschlossen werden.
 
beispiel 1 : arbeitgeber
- wie reagiert wohl ein arbeitgeber auf gefundene partyfotos, die den jobbewerber beim saufen und sich-duemmlich-machen zeigen ?
- wie reagiert wohl ein arbeitgeber auf persoenliche aeusserungen, bei denen sich der angestellt ueber seine arbeitsbedingungen beschwert ?

Gegenfrage:

- wie reagiert wohl ein Arbeitgeber, wenn er feststellt, dass jeder Bewerber Partyalben besitzt, auf denen er auch Alkohol trinkt und mit Freunden feiert, sprich: ein soziales Netzwerk besitzt, seine Freizeit schätzt und pflegt und somit ein vollkommen normaler Mensch ist.

Die zweite Frage müssen wir nicht wirklich diskutieren. Wer seinen Chef öffentlich in die Pfanne haut - ob on- oder offline - darf sich nun wirklich nicht wundern, wenn das böse Konsequenzen für ihn haben kann.

Ich habe dazu vor einiger Zeit mal gebloggt. Auszug:

Schon sehr bald werden die Personalchefs merken, dass eine Vorsortierung der Kandidaten durch Internetrecherchen oft sinnlos bzw. im schlimmsten Falle kontraproduktiv ist. Sie werden merken, dass die Zugehörigkeit zur Gruppe "Ich glühe härter vor, als du Party machst" kein Indiz für Alkoholabhängigkeit ist, sondern lediglich ein rhetorisch mehr oder weniger wertvoller Spaß von eher geringer Dauer. Sie werden ebenfalls merken, dass das sterile und komplett von allen möglichen Nachteilen bereinigte Karriereprofil absolut NICHTS über die charakterliche bzw. soziale Eignung eines Kandidaten aussagt und der Firma im schlimmsten Fall ein Mauerblümchen ohne "social skills" liefern wird, das zwar abstinent und belesen ist, aber beim ersten Kundengespräch feuchte Hände bekommt.



hätte einfach ein flair von 1984
jeder eingriff in die privatsphäre normalisiert sich nach einigen jahren. somit sinkt die hemmschwelle für neue initiativen, die das individuum weiter kastrieren. es ist ein berechtigter gedankengang a la "wohin führt das?" .
allg. können daten/überwachungsslegitimation zu missbrauch und nachteilen für den bürger führen, sich vermutlich gar als demokratiegefährdend etablieren.

Ganz und gar nicht. Die aktuelle Entwicklung steuert eher in Richtung der durch Überfluss an Banalität und Hedonismus gekennzeichneten "Brave New World", nicht in Richtung des offen totalitären und repressiven "1984".

Neil Postman hat dazu mal folgenden, sehr treffenden Vergleich geschrieben, der zeitlos ist und daher auch heutzutage gilt:

Orwell warnt vor der Unterdrückung durch eine äußere Macht. In Huxleys Vision bedarf es dagegen keines Großen Bruders, um den Menschen ihre Autonomie, ihre Einsichten und ihre Geschichte zu rauben. Er rechnete mit der Möglichkeit, daß die Menschen anfangen, ihre Unterdrückung zu lieben und die Technologien anzubeten, die ihre Denkfähigkeit zunichte machen. Orwell befürchtete diejenigen, die Bücher verbieten.
Huxley befürchtete, daß es eines Tages keinen Grund mehr geben könnte, Bücher zu verbieten, weil keiner mehr da ist, der Bücher lesen will.
In “1984”, sagt Huxley, werden die Menschen kontrolliert, indem man ihnen Schmerz zufügt. In “Schöne neue Welt” werden sie dadurch kontrolliert, daß man ihnen Vergnügen zufügt.
Kurz, Orwell befürchtete, das, was uns verhaßt sei, werde uns zugrunde richten. Huxley befürchtete, das, was wir lieben, werde uns zugrunde richten.
Wenn, dann werden wir nicht an einem totalitären System, das alles über uns weiß und uns in bösartiger Absicht knechtet, zugrunde gehen, sondern an einem System, das Menschen zum Streben nach Belanglosigkeit, Trivialität und unkritischer Bespaßung erzieht.
 
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