Macht Web 2.0 Privatsphäre überflüssig?

Lord

Semiprofi
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Hallo Jungs.

Ich werde morgen eine Diskussion mit etwa diesem Thema leiten müssen und wollte mal schauen, was man so für Beiträge erwarten kann. Ich denke zwar, dass ihr hier sehr viel kompetenter seid als jeder, der das morgen mit mir diskutieren wird, aber man muss ja nehmen, was man kriegen kann.

Also zum Thema:

Anfang Januar hat Mark Zuckerberg, Gründer von Facebook, ein Interview gegeben, in dem er im übertragenen Sinne gesagt hat: "Privatsphäre ist ein überholtes Konzept". Er wurde dafür heftigst kritisiert, aber an seinen Argumenten ist durchaus was dran.

Wofür brauchen wir denn sowas wie Privatsphäre eigentlich?
Um uns vor der Kontrolle durch andere, die zuviel über uns Bescheid wissen, zu schützen. Vielleicht auch, weil wir einfach prinzipiell wollen, dass nicht jeder alles über uns weiß. Vielleicht, weil wir sozialer Diskriminierung entgehen wollen oder es uns peinlich wäre, gewisse Dinge öffentlich zu machen. Oder weil Geheimnisse haben einfach cool ist.
Und was spräche dafür, ein wenig unserer Daten doch öffentlich zu machen?
In erster Linie natürlich das Sicherheitsargument: Nur, wenn der Staat genug über uns weiß, kann ein effizientes System zur Wahrung der öffentl. Sicherheit entworfen werden.

Aber all diese Argumente scheinen in Zeiten von google und social networks völlig bedeutungslos! Google zeigt tagein, tagaus, was für unglaubliche, unvorstellbar abgefahrene Dienste mit den Datenmengen realisiert werden können, die dort angehäuft wurden und werden. Und Millionen von Menschen benutzen diese Dienste (mail, calendar, search, youtube, picasa...), obwohl sie alle wissen, dass all diese Daten bei google landen.
Facebook und Konsorten sind noch ein Stückchen deftiger: Dort geben wir offensichtlich freiwillig unsere Privatsphäre auf und es scheint keinen von uns zu stören. Informationen, bei denen sich jeder Werbeagent vor Freude zerfleischen würde, werden bereitwillig online gestellt, in eine stetig wachsende "Personendatenbank", die ja nichtmal nur Informationen über Personen per se enthält, sondern auch über deren Verknüpfungen untereinander.

Also: Wenn offensichtlich keiner mehr an seiner Privatsphäre interessiert ist und jeder bereitwillig seine Daten öffentlich macht, wenn google ohnehin schon Petabyte von Daten hat, die keiner mehr löschen kann - ist dann vielleicht das Wort "Privatsphäre" nutzlos geworden?
 
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Mir fällt dazu erstmal ein:
Please Rob Me

Ansonsten: mich störts nicht was die anderen Leute machen, solange man selbst entscheidet ob man da mitmacht. Seine Privatspäre aufzugeben weil man sich irgendwo anmeldet ist jedem selbst überlassen, anders als die ehemalige VDS. Ich brauch das alles nicht. Bin nicht bei StasiVZ, Facebook o.ä., nutze meinen eigenen Jabber-Server statt ICQ usw...

Was mich allerdings stört: Als "Außenstehender" ohne überall angemeldet zu sein kann ich nirgends kontrollieren was unter Umständen auch über mich veröffentlicht wird.
 
"Nutzlos" würde ich nicht sagen. Klar, viele Leute stellen heutzutage alle möglichen Infos über sich ins Netz, aber - Pritvatsphäre ist ja ein Recht, keine Verpflichtung. Und die Privatsphäre kann man ja stückweise freiwillig aufgeben. Die wenigsten Leute geben wirklich ALLES Preis (und genau daran hapert das Argument für staatliche Totalüberwachung, man hätte ja als ordentlicher, rechtschaffener Bürger "nichts zu verbergen"). Leute erzählen im Internet von persönlichen Erlebnissen und von ihrer Gefühlswelt - weil sie sich darauf verlassen, dass das, was sie nicht angeben, auch nicht öffentlich wird, und ihre Privatsphäre in den nicht veröffentlichten Punkten gewahrt bleibt. Tatsächlich ist das oft so, dass es nicht so ist - aber dessen muss man als Netzbürger bewusst sein und damit klarkommen.

DK

Nachtrag: Es ist mit nichten so, dass keiner mehr an Privatsphäre interessiert ist. Zumindest einen kleinen Rest behält sich doch jeder vor; ich habe zumindest noch keine Videosammlungen* gefunden, wo Leute Videos von sich auf dem Klo veröffentlichen - Das Klo ist für gewöhnlich der mindeste Rest von Privatsphäre, die die Leute sich reservieren :-) - und meist noch mehr.

* Es soll da gerüchteweise spezielle "Erwachsenen-Seiten" (Regel 34) geben; aber damit habe ich nichts am Hut.
 
Zuletzt bearbeitet:
Naja, alles schön und gut, aber es zwingt einen ja keiner am Web2.0 mitzumachen. Komme sehr gut zurecht ohne Facebook, ohne MySpace und wie die Netze noch alle heißen.

Es ist alles mehr oder weniger Freiwillig was man über sich ins Netz stellt.
 
Nachtrag: Es ist mit nichten so, dass keiner mehr an Privatsphäre interessiert ist. Zumindest einen kleinen Rest behält sich doch jeder vor; ich habe zumindest noch keine Videosammlungen* gefunden, wo Leute Videos von sich auf dem Klo veröffentlichen - Das Klo ist für gewöhnlich der mindeste Rest von Privatsphäre, die die Leute sich reservieren :-) - und meist noch mehr.

* Es soll da gerüchteweise spezielle "Erwachsenen-Seiten" (Regel 34) geben; aber damit habe ich nichts am Hut.

Vielleicht nicht du, aber kannst du denn mit Sicherheit beurteilen, was Bekannte oder Freunde von dir eventuell im Internet anstellen? Klar, dein Beispiel mag absurd erscheinen, aber hättest du vor 10 Jahren jemandem erzählt, dass er in nicht allzu langer Zeit seine gesamten Persondaten freiwillig im Internet veröffentlichen würde, wäre das auch absurd gewesen.

silenced schrieb:
Naja, alles schön und gut, aber es zwingt einen ja keiner am Web2.0 mitzumachen. Komme sehr gut zurecht ohne Facebook, ohne MySpace und wie die Netze noch alle heißen.

Es ist alles mehr oder weniger Freiwillig was man über sich ins Netz stellt.

Ist das nicht ein bisschen naiv? Zum einen heißt deine bewusste Entscheidung gegen social networks nicht, dass du geschützt bist, denn die Wege, wie deine Daten in die Öffentlichkeit gelangen können, sind mittlerweile einfach zu vielfältig, um das zu garantieren. Beispielsweise sei hier nur mal die Facebook-Funktion des EMail-Postfach-Scans nach Adressen genannt. Zum anderen mag die Entscheidung gegen solche Dienste dir vielleicht nicht mehr so leicht fallen, wenn die Bedeutung und der Nutzen weiter anwächst. xing zum Beispiel ist mittlerweile schon relativ bedeutsam für Personaler.
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielleicht nicht du, aber kannst du denn mit Sicherheit beurteilen, was Bekannte oder Freunde von dir eventuell im Internet anstellen? Klar, dein Beispiel mag absurd erscheinen, aber hättest du vor 10 Jahren jemandem erzählt, dass er in nicht allzu langer Zeit seine gesamten Persondaten freiwillig im Internet veröffentlichen würde, wäre das auch absurd gewesen.

Klar ist man dagegen nicht gefeit, dass fremde Leute persönliche Infos von einem ins Netz stellen.
Aber: Ich vetraue meinen Freunden, und Leuten, die nicht meine Freunde sind, erzähle ich weniger von mir als ich meinen Freunden erzähle.

Außerdem gab es vor 10 Jahren auch schon Leute mit privaten Homepages, die alles mögliche über sich geschrieben haben. Die Vernetzung, die ist neu, aber heutzutage wird ja ohnehin alles immer mehr vernetzt.

DK
 
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