Mein Seagate IronWolf Pro 14TB User-Review
Willkommen zu meinem User-Review der Seagate IronWolf Pro 14TB!
2018 hat Seagate die zweite Generation der IronWolf Festplatten auf den Markt gebracht, welche einige Änderungen mit sich bringt. In meinem User-Review möchte ich einen Überblick über die wichtigsten Änderungen des Generationswechsels geben und euch das neue 14TB-Spitzenmodell der IronWolf-Serie vorstellen.
Seagate Guardian Serie
Mit der Guardian Serie bietet Seagate für verschiedene Einsatzzwecke spezialisierte Festplatte an, welche jeweils ähnlich zu WDs Farbensystem ein Maskottchen und eine Farbe besitzen. Es gibt Festplatten für Standard-Tasks im PC (BarraCuda, Grün), Hybrid-Festplatten für Gaming (FireCuda, Grün/Orange), Festplatten für Videoüberwachung (SkyHawk, Blau) und zu guter Letzt Festplatten für Netzwerkspeicher bzw. NAS (IronWolf, Rot). Zusätzlich zu den normalen Modellen gibt es bei den BarraCuda- und IronWolf-Serien jeweils noch eine Pro Version, welche verbesserte technische Spezifikationen erfüllt und einen zweijährigen Data-Recovery-Plan mit sich bringt.
IronWolf und IronWolf Pro
Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei der IronWolf-Serie für den Dauerbetrieb in Netzwerkspeicher-Applikationen. Es sind sozusagen Prosumer Produkte, die nächste Stufe sind dann Enterprise-Festplatten wie z.B. die Exos-Serie. Der Formfaktor beträgt durchweg 3,5", es kommt stets ein SATA Interface zum Einsatz. Speicherkapazitäten sind von 1TB bis 14TB erhältlich. Ab einer Kapazität von 10TB verfügen die Festplatten über eine Heliumfüllung und ein besonders versiegeltes Gehäuse. Ab einer Kapazität von 4TB sind RV-Sensoren in den normalen Modellen enthalten, bei den Pro-Modellen ist immer ein RV-Sensor mit an Bord. Die Sensoren ermöglichen einen verbesserten Betrieb mit mehreren Festplatten in einem Gehäuse, indem Schwingungen erkannt werden und der Lesekopf entsprechend auf diese reagieren kann. Die Garantie beträgt mindestens 3 Jahre und bei den Pro-Modellen sogar 5 Jahre.
Änderungen im Generationswechsel
Doch wo liegen nun die Änderungen die der Wechsel zur zweiten Generation mit sich bringt?
Die wohl auffälligste Änderungen ist das neue Gehäuse, welches alle Helium-Modelle erhalten haben. Es ist nicht mehr silber, sondern ab sofort schwarz und besitzt eine etwas andere Form als die Vorgängermodelle. Wieder hinzugekommen ist das dritte Befestigungsloch auf den Seiten der Festplatte, welches bei der alten Generation fehlte. Somit ist eine erhöhte Kompatibilität mit Festplatten-Trays gegeben, wobei die Befestigungslöcher an der Unterseite weiterhin einen erhöhten Abstand aufweißen, so dass es zu Inkompatibilitäten kommen kann.
Der RV-Sensor in den Pro-Modellen konnte ebenfalls verbessert werden, so dass laut Datenblatt nun der Betrieb von bis zu 24 statt bisher 16 Festplatten in einem Gehäuse möglich ist. Betrachtet man unter diesem Aspekt die maximale Kapazität von 14TB wird klar, dass mit der IronWolf Pro 14TB enorme Verbünde von bis zu 336TB Rohkapazität möglich sind! Das hätte ich vor nicht all zu langer Zeit noch nicht für möglich gehalten.
Als letzte große Änderungen konnte laut Datenblatt die Lautstärke aller Helium-Modelle um ca. 12,5% - 33% gesenkt werden. Die Lautstärke könnte eventuell durch das neue Gehäuse begünstigt werden.
Vorstellung IronWolf Pro 14TB
Jetzt möchte ich die IronWolf Pro 14TB genauer vorstellen, von welcher Seagate mir freundlicherweise vier Testexemplare zur Verfügung gestellt hat. Ein großes Dankeschön an dieser Stelle. Zunächst folgen die technischen Daten der IronWolf Pro 14TB und zum Vergleich die der IronWolf 14TB und der IronWolf 12TB (erste Generation).
Technische Daten
Alle technischen Daten wurden den offiziellen Seagate Datenblättern bzw. Betriebsanleitungen entnommen.
Beschreibung
Die genaue Bezeichnung der getesteten IronWolf Pro 14TB lautet ST14000NE0008. Innerhalb der Festplatte drehen sich acht Platter zu jeweils 1,75TB mit 7200U/min in einer Heliumfüllung. Die Heliumfüllung ermöglicht die hohe Speicherdichte und den verhältnismäßig niedrigen Energieverbrauch von ca. 7,9W unter Last. Die maximale Übertragungsrate ist mit 250MB/s spezifiziert, was für eine mechanische Festplatte schon sehr viel ist. Trotz der hohen Kapazität kommt weiterhin das Perpendicular Magnetic Recording (PMR) Aufnahmeverfahren in Kombination mit der Two Dimensional Magnetic Recording (TDMR) Technologie zum Einsatz, so dass die hohen Datenraten der Festplatte auch praktisch dauerhaft nutzbar sind. Durch ihre hohe jährliche Workload von 300TB ist die Festplatte auch für schreibintensive Anwendungen, wie z.B. Videoschnitt, bestens geeignet. Die Lautstärke wurde laut Datenblatt verringert, hierzu möchte ich später noch eine Bemerkung machen. Die Festplatte ist seit September 2018 verfügbar und kostet im Handel aktuell ca. 560€, es ergibt sich ein Preis von ca. 40€ pro TB.
Die Garantiezeit von fünf Jahren hinterlässt im Wissen, dass man lange etwas an seiner nicht ganz günstigen Investition hat, ein positives Gefühl. Zusätzlich ist bei den Pro-Modellen nach kostenloser Registrierung ein zwei Jahre gültiger "Rescue-Plan" enthalten. Sollte die Festplatte innerhalb dieser zwei Jahre einen Defekt erleiden, können die Daten ohne weitere Kosten zu einer Wahrscheinlichkeit von 90% von Seagates eigenem Datenrettungsservice wiederhergestellt werden. Dies schafft weiteres Vertrauen wenn es darum geht wichtige Daten sicher zu speichern.
Es folgen einige Nahaufnahmen der IronWolf Pro 14TB:
Auf der Vorderseite der Festplatte ist alles beim Alten geblieben, es sind alle wichtigen technischen Daten abgedruckt und das IronWolf Logo zu sehen. Interessant: Die IronWolf Pro 14TB ist seit September 2018 verfügbar, diese wurde bereits im August 2018 produziert. Also eine der allerersten!
Auf der Seite ist das neue schwarze Gehäuse mit drei Befestigungslöchern sichtbar.
Die Rückseite zeigt ein weiteres mal das neue Gehäuse und die vier Befestigungslöcher mit vergrößertem Abstand.
Benchmarks
Um die Leistung der IronWolf Pro 14TB zu testen, habe ich einige Standardbenchmarks durchgeführt, die sich hauptsächlich auf sequentielle Datenraten konzentrieren. Dazu habe ich einen Dell T20 Server verwendet. Der Server besitzt einen Xeon E3-1225 v3 Prozessor und 32GB ECC Ram. Als Speichercontroller wurden der C226-Chipsatz des Dell T20 bzw. seine 4x SATA3 Ports verwendet. Als Betriebssystem kamen Windows 10 und Proxmox VE 5.3 auf einer Intel SSD 750 1.2TB als Systemfestplatte zum Einsatz. Verbaut wurde alles in einem Supermicro SC743TQ Gehäuse, welches unter anderem acht luftgekühlte 3,5" Festplatten-Schächte bietet.
Technische Daten des Testsystems
Einzeltests (Windows)
Für die Tests einer einzelnen IronWolf Pro 14TB habe ich Windows 10 1809 verwendet. Windows verwende ich auf meinem Dell T20 in der Regel nur für Benchmarks.
CrystalDiskMark 6.0.2
Der Test mit CrystalDiskMark bestätigt nicht nur die 250MB/s kontinuierliche Datenrate des Datenblatts, er übertrifft sie mit ungefähr 270MB/s sogar um ca. 20MB/s bzw. um ca. 8%. Während eine, von mir in einem weiteren Review betrachtete, Exos X12 nach unten Streute, streut die getestete IronWolf Pro 14TB diesmal nach oben. Es zeigt sich, dass die Leistungsdaten der Zufallszugriffe für eine mechanische Festplatte zwar gut sind, jedoch wie zu erwarten fernab von einer SSD liegen.
ATTO Disk Benchmark 4.00
Der Test mit dem ATTO Disk Benchmark zeigt, dass bei Übertragungsgrößen ab 32KB die volle sequentielle Leistung der IronWolf Pro 14TB abgerufen werden kann. Die erreichten Werte sind nicht ganz so gut wie bei CrystalDiskMark, dennoch liegen sie leicht über den Werksangaben von Seagate. Somit ein erfreuliches Ergebnis.
HDTune Pro 5.7.0
Der Test mit HDTune Pro bestätigt den für Festplatten charakteristischen Abfall der sequentiellen Datenraten in Richtung der Spindel bzw. auf den inneren Datenspuren. Als Minimalwert für sequentielle Übertragungen wurden ca. 116MB/s ermittelt. Selbst dieser Wert ist noch ausreichend, um eine Gigabit-Netzwerkverbindung in der Praxis voll auszulasten. Die Ironwolf Pro 14TB ist daher meiner Meinung nach auch im Einzelbetrieb ideal als Netzwerkspeicher geeignet. Als Durchschnittswert für sequentielle Übertragungen ergaben sich ca. 207MB/s, beide Kurven im Lese- als auch Schreibtest waren nahezu identisch. Die Zugriffszeiten beim Lesen lagen durchschnittlich bei ca. 12,2ms, während sie beim Schreiben durch den Cache bei ca. 5,3ms lagen.
Tests im RAID10 (Proxmox)
Für die Tests in einem RAID10 Verbund habe ich Linux bzw. Proxmox VE 5.3 verwendet. Dies ist das Betriebssystem, welches üblicherweise auf meinem Dell T20 läuft. Die Festplatten wurden für die Tests durch mdadm in einem Linux Software-RAID10 mit Near-Layout miteinander verbunden. Das verwendete Dateisystem war stets ext4, wobei dieses mit einer für das RAID entsprechenden Stride-Width von 128KiB und einer Stripe-Width von 256KiB initialisiert wurde. Um das ext4 Volume direkt nach Erstellung mit voller Performance verwenden zu können, wurde die Lazy-Initialization von ext4 deaktiviert.
dd
Die sequentielle Schreib- und Lesedatenrate des RAID10 Verbunds habe ich zunächst mit dd getestet.
Die durchschnittliche sequentielle Schreibdatenrate habe ich mit folgendem Befehlt ermittelt:
Ich habe ein wenig mit dem Blocksize-Paramter (bs) gespielt, wobei mit einer Blocksize von 32M die besten Datenraten erzielt werden konnten.
Die durchschnittliche sequentielle Lesedatenrate habe ich mit mit folgendem Befehlt ermittelt:
Hier hatte die Blocksize weniger Einfluss auf das Ergebnis.
Es folgen die Ergebnisse:
Wie erhofft, skaliert die sequentielle Lesedatenrate im RAID10 Verbund mit Near-Layout ungefähr um den Faktor zwei. Jede Festplatte liefert die 250MB/s des Datenblatts. Die sequentielle Schreibdatenrate ist leicht niedriger, es werden dennoch nahezu die 250MB/s des Datenblatts pro Festplatte erreicht. Vielleicht wird es Zeit, auf 10Gbit/s in meinem Heimnetzwerk aufzurüsten...
bonnie++
Ein Test mit bonnie++ validiert die Ergebnisse von dd. Es konnten 481678 K/sec schreibend und 487554 K/sec lesend erreicht werden. Dies entspricht umgerechnet den Ergebnissen von dd.
fio-cdm
fio ist ein quelloffenes Benchmark-Tool für UNIX und UNIX-ähnliche Betriebssystemen und bietet endlose Möglichkeiten Speichermedien mit sequentiellen und zufälligen Zugriffen zu testen. Um einen ähnlichen Benchmark wie CrystalDiskMark 6.0.2 unter Linux zu realisieren, habe ich das Skript fio-cdm auf GitHub geforkt und die Testparameter von CrystalDiskMark in fio adaptiert. Die Testergebnisse sollten nahe an CrystalDiskMark 6 herankommen, können jedoch leicht abweichen.
Interessant ist, dass bei diesem Benchmark auch die Datenraten der Zufallszugriffe auf den Verbund getestet werden. Wie erhofft, können die Datenraten bei lesenden 4K Q8T8 Zugriffen durch das RAID10 Near-Layout vervierfacht werden. Bei lesenden 4K Q32T1 Zugriffen können sie verdreifacht werden. Lesende 4K Q1T1 Zugriffe profitieren jedoch kaum vom RAID10 Verbund. Die schreibenden Zugriffe können stets fast verdoppelt werden, wobei die 4K Q1T1 Zugriffe wieder einen Ausreißer nach unten zeigen.
An dieser Stelle sei gesagt, dass mit zusätzlichen Kernel Parameter Tuning und z.B. Anpassung der Queue Depths eventuell noch etwas Performance aus dem RAID gekitzelt werden könnten, dies würde jedoch den Rahmen des Reviews sprengen.
Bemerkungen
Während des Reviews sind mir zwei erwähnenswerte Punkte aufgefallen.
Lautstärke
Die Lautstärke der IronWolf Pro 14TB ist laut Datenblatt, im Vergleich zur Vorgängergeneration, niedriger geworden. Allerdings hatte ich das Gefühl, dass das Geräusche beim Schreiben auf der Festplatte subjektiv doch lauter geworden ist. Im Vergleich zur IronWolf 12TB ist das Geräusch etwas dumpfer, so dass es bei meiner Testkonstellation nun eher wahrzunehmen ist. Dies könnte für manche ein Negativpunkt sein, da ich meinen Server jedoch fernab von Wohnräumen betreibe, fällt dies bei mir nicht weiter ins Gewicht.
Größe im Festplattenrahmen
Die Festplatten der zweiten Generation IronWolf reizen das Volumen des 3,5" Formfaktors wieder fast vollständig aus. Dies führte dazu, dass die Festplatte im letzten Schacht meines Supermicro SC743TQ Gehäuses leicht klemmte. Mit etwas Druck konnte sie jedoch trotzdem vorsichtig installiert werden. Dies zeigt, dass man den Raum in selbstgebauten NAS-Systemen mit Festplatten dieser Art nicht zu knapp bemessen sollte.
Fazit
Bereits die von mir getestete IronWolf 12TB der ersten Generation hat mir sehr gut gefallen. Die IronWolf Pro 14TB legt hier nochmal eine Schippe drauf. Die hohe Speicherdichte und der relativ geringe Stromverbrauch machen die IronWolf Pro 14TB als NAS Festplatte und Datengrab für die Heimanwendung äußerst attraktiv, da so verhältnismäßig riesige Datenmengen bei äußerst geringem Stromverbrauch gespeichert werden können. Vor einiger Zeit habe ich noch 6x 3TB Festplatten im RAID6 betrieben. Dies Ergab eine Nutzkapazität von ca. 12TB, aber auch einen mittlerweile unnötig hohen Stromverbrauch. Mit der IronWolf Pro 14TB habe ich bereits in einem RAID1 mehr nutzbare Kapazität und nur noch ca. ein Drittel des Stromverbrauchs. Für Dauerläufer zu Hause also sehr interessant. Außerdem reichen die Datenraten einer Festplatte bereits aus, um im Idealfall schon mehrere 1Gbit/s-Clients gleichzeitig zu bedienen.
Zur Lautstärke lässt sich sagen, dass die IronWolf Pro 14TB zwar nicht die allerleiseste Festplatte ist, dafür aber die Performance mehr als stimmt. Wer sich eine Festplatte mit geringerer Lautstärke sucht, und dafür mit kleinen Abstrichen in der Performance leben kann, der sollte sich die Schwestermodelle der BarraCuda Serie ansehen. Auch hier ist ein 14TB Modell erhältlich. Zusammenfassend kann ich die IronWolf Pro 14TB jedoch für jeden technikbegeisterten und Heimnetzwerk-Enthusiasten nur empfehlen!
Zuletzt ist für mich noch aufregend, wo die Reise bei den "alten" mechanischen Festplatten noch hingeht. Laut Seagate scheinen die 14TB Nutzkapazität das Maximum zu sein, welches mit der TDMR Technologie erreicht werden kann. Für die Zukunft hat Seagate die Heat Assisted Magnetic Recording (HAMR) Technologie angekündigt. 2019 sollen erste Modell damit auf den Markt kommen, darauf bin ich schon gespannt!
An dieser Stelle auch nochmal ein Dankeschön an Seagate für die Testexemplare!
Willkommen zu meinem User-Review der Seagate IronWolf Pro 14TB!
2018 hat Seagate die zweite Generation der IronWolf Festplatten auf den Markt gebracht, welche einige Änderungen mit sich bringt. In meinem User-Review möchte ich einen Überblick über die wichtigsten Änderungen des Generationswechsels geben und euch das neue 14TB-Spitzenmodell der IronWolf-Serie vorstellen.
Seagate Guardian Serie
Mit der Guardian Serie bietet Seagate für verschiedene Einsatzzwecke spezialisierte Festplatte an, welche jeweils ähnlich zu WDs Farbensystem ein Maskottchen und eine Farbe besitzen. Es gibt Festplatten für Standard-Tasks im PC (BarraCuda, Grün), Hybrid-Festplatten für Gaming (FireCuda, Grün/Orange), Festplatten für Videoüberwachung (SkyHawk, Blau) und zu guter Letzt Festplatten für Netzwerkspeicher bzw. NAS (IronWolf, Rot). Zusätzlich zu den normalen Modellen gibt es bei den BarraCuda- und IronWolf-Serien jeweils noch eine Pro Version, welche verbesserte technische Spezifikationen erfüllt und einen zweijährigen Data-Recovery-Plan mit sich bringt.
IronWolf und IronWolf Pro
Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei der IronWolf-Serie für den Dauerbetrieb in Netzwerkspeicher-Applikationen. Es sind sozusagen Prosumer Produkte, die nächste Stufe sind dann Enterprise-Festplatten wie z.B. die Exos-Serie. Der Formfaktor beträgt durchweg 3,5", es kommt stets ein SATA Interface zum Einsatz. Speicherkapazitäten sind von 1TB bis 14TB erhältlich. Ab einer Kapazität von 10TB verfügen die Festplatten über eine Heliumfüllung und ein besonders versiegeltes Gehäuse. Ab einer Kapazität von 4TB sind RV-Sensoren in den normalen Modellen enthalten, bei den Pro-Modellen ist immer ein RV-Sensor mit an Bord. Die Sensoren ermöglichen einen verbesserten Betrieb mit mehreren Festplatten in einem Gehäuse, indem Schwingungen erkannt werden und der Lesekopf entsprechend auf diese reagieren kann. Die Garantie beträgt mindestens 3 Jahre und bei den Pro-Modellen sogar 5 Jahre.
Änderungen im Generationswechsel
Doch wo liegen nun die Änderungen die der Wechsel zur zweiten Generation mit sich bringt?
Die wohl auffälligste Änderungen ist das neue Gehäuse, welches alle Helium-Modelle erhalten haben. Es ist nicht mehr silber, sondern ab sofort schwarz und besitzt eine etwas andere Form als die Vorgängermodelle. Wieder hinzugekommen ist das dritte Befestigungsloch auf den Seiten der Festplatte, welches bei der alten Generation fehlte. Somit ist eine erhöhte Kompatibilität mit Festplatten-Trays gegeben, wobei die Befestigungslöcher an der Unterseite weiterhin einen erhöhten Abstand aufweißen, so dass es zu Inkompatibilitäten kommen kann.
Der RV-Sensor in den Pro-Modellen konnte ebenfalls verbessert werden, so dass laut Datenblatt nun der Betrieb von bis zu 24 statt bisher 16 Festplatten in einem Gehäuse möglich ist. Betrachtet man unter diesem Aspekt die maximale Kapazität von 14TB wird klar, dass mit der IronWolf Pro 14TB enorme Verbünde von bis zu 336TB Rohkapazität möglich sind! Das hätte ich vor nicht all zu langer Zeit noch nicht für möglich gehalten.
Als letzte große Änderungen konnte laut Datenblatt die Lautstärke aller Helium-Modelle um ca. 12,5% - 33% gesenkt werden. Die Lautstärke könnte eventuell durch das neue Gehäuse begünstigt werden.
Vorstellung IronWolf Pro 14TB
Jetzt möchte ich die IronWolf Pro 14TB genauer vorstellen, von welcher Seagate mir freundlicherweise vier Testexemplare zur Verfügung gestellt hat. Ein großes Dankeschön an dieser Stelle. Zunächst folgen die technischen Daten der IronWolf Pro 14TB und zum Vergleich die der IronWolf 14TB und der IronWolf 12TB (erste Generation).
Technische Daten
Merkmal | IronWolf 14TB | **IronWolf Pro 14TB** | IronWolf 12TB |
Modellnummer | ST14000VN0008 | ST14000NE0008 | ST12000VN0007 |
Schnittstelle | SATA 6GBit/s | ||
Formfaktor | 3,5" | ||
Aufnahmeverfahren | PMR & TDMR | ||
Anzahl Platter | 8 | ||
Spindelgeschwindigkeit | 7200rpm | ||
Cache | 256MB | ||
Sektorgröße | 512 Byte (emuliert, nativ 4K) | ||
Lesefehlerrate | 1 pro 10^15 Bit | ||
Jährliche Betriebsstunden | 8760 (Dauerbetrieb) | ||
Kapazität | 14TB | 12TB | |
Maximale Übertragungsrate | 210MB/s | 250MB/s | 210MB/s |
Jährliche Workload | 180TB | 300TB | 180TB |
Maximal Anzahl Laufwerksschächte | 8 | 24 | 8 |
Mean Time Between Failures (MTBF) | 1000000h | 1200000h | 1000000h |
Lautstärke Leerlauf | ~1,8 Bel | ~2,8 Bel | |
Lautstärke Betrieb | ~2,8 Bel | ~3,2 Bel | |
Verbrauch Leerlauf | ~0,8W | ~0,8W | ~0,8W |
Verbrauch Leerlauf | ~5,3W | ~5,3W | ~5,0W |
Verbrauch Last | ~7,9W | ~7,9W | ~7,8W |
Garantie | 3 Jahre | 5 Jahre | 3 Jahre |
Alle technischen Daten wurden den offiziellen Seagate Datenblättern bzw. Betriebsanleitungen entnommen.
Beschreibung
Die genaue Bezeichnung der getesteten IronWolf Pro 14TB lautet ST14000NE0008. Innerhalb der Festplatte drehen sich acht Platter zu jeweils 1,75TB mit 7200U/min in einer Heliumfüllung. Die Heliumfüllung ermöglicht die hohe Speicherdichte und den verhältnismäßig niedrigen Energieverbrauch von ca. 7,9W unter Last. Die maximale Übertragungsrate ist mit 250MB/s spezifiziert, was für eine mechanische Festplatte schon sehr viel ist. Trotz der hohen Kapazität kommt weiterhin das Perpendicular Magnetic Recording (PMR) Aufnahmeverfahren in Kombination mit der Two Dimensional Magnetic Recording (TDMR) Technologie zum Einsatz, so dass die hohen Datenraten der Festplatte auch praktisch dauerhaft nutzbar sind. Durch ihre hohe jährliche Workload von 300TB ist die Festplatte auch für schreibintensive Anwendungen, wie z.B. Videoschnitt, bestens geeignet. Die Lautstärke wurde laut Datenblatt verringert, hierzu möchte ich später noch eine Bemerkung machen. Die Festplatte ist seit September 2018 verfügbar und kostet im Handel aktuell ca. 560€, es ergibt sich ein Preis von ca. 40€ pro TB.
Die Garantiezeit von fünf Jahren hinterlässt im Wissen, dass man lange etwas an seiner nicht ganz günstigen Investition hat, ein positives Gefühl. Zusätzlich ist bei den Pro-Modellen nach kostenloser Registrierung ein zwei Jahre gültiger "Rescue-Plan" enthalten. Sollte die Festplatte innerhalb dieser zwei Jahre einen Defekt erleiden, können die Daten ohne weitere Kosten zu einer Wahrscheinlichkeit von 90% von Seagates eigenem Datenrettungsservice wiederhergestellt werden. Dies schafft weiteres Vertrauen wenn es darum geht wichtige Daten sicher zu speichern.
Es folgen einige Nahaufnahmen der IronWolf Pro 14TB:
Auf der Vorderseite der Festplatte ist alles beim Alten geblieben, es sind alle wichtigen technischen Daten abgedruckt und das IronWolf Logo zu sehen. Interessant: Die IronWolf Pro 14TB ist seit September 2018 verfügbar, diese wurde bereits im August 2018 produziert. Also eine der allerersten!
Auf der Seite ist das neue schwarze Gehäuse mit drei Befestigungslöchern sichtbar.
Die Rückseite zeigt ein weiteres mal das neue Gehäuse und die vier Befestigungslöcher mit vergrößertem Abstand.
Benchmarks
Um die Leistung der IronWolf Pro 14TB zu testen, habe ich einige Standardbenchmarks durchgeführt, die sich hauptsächlich auf sequentielle Datenraten konzentrieren. Dazu habe ich einen Dell T20 Server verwendet. Der Server besitzt einen Xeon E3-1225 v3 Prozessor und 32GB ECC Ram. Als Speichercontroller wurden der C226-Chipsatz des Dell T20 bzw. seine 4x SATA3 Ports verwendet. Als Betriebssystem kamen Windows 10 und Proxmox VE 5.3 auf einer Intel SSD 750 1.2TB als Systemfestplatte zum Einsatz. Verbaut wurde alles in einem Supermicro SC743TQ Gehäuse, welches unter anderem acht luftgekühlte 3,5" Festplatten-Schächte bietet.
Technische Daten des Testsystems
Merkmal | Wert |
Hersteller | Dell |
Modell | T20 |
Chipsatz | Intel C226 Lynx Point |
Prozessor | Intel Xeon E3-1225 v3 mit 4x 3,20Ghz |
Arbeitsspeicher | 4x 8GB DDR3 ECC (32GB gesamt) |
Speichercontroller | C226 Chipsatz / 4x SATA3 |
System Festplatte | Intel SSD 750 1.2TB 2,5" / U.2 |
Gehäuse | Supermicro SC743TQ |
Betriebssystem | Windows 10 1809 (für Benches) Proxmox VE 5.3 (Basis Debian 9) |
Einzeltests (Windows)
Für die Tests einer einzelnen IronWolf Pro 14TB habe ich Windows 10 1809 verwendet. Windows verwende ich auf meinem Dell T20 in der Regel nur für Benchmarks.
CrystalDiskMark 6.0.2
Der Test mit CrystalDiskMark bestätigt nicht nur die 250MB/s kontinuierliche Datenrate des Datenblatts, er übertrifft sie mit ungefähr 270MB/s sogar um ca. 20MB/s bzw. um ca. 8%. Während eine, von mir in einem weiteren Review betrachtete, Exos X12 nach unten Streute, streut die getestete IronWolf Pro 14TB diesmal nach oben. Es zeigt sich, dass die Leistungsdaten der Zufallszugriffe für eine mechanische Festplatte zwar gut sind, jedoch wie zu erwarten fernab von einer SSD liegen.
ATTO Disk Benchmark 4.00
Der Test mit dem ATTO Disk Benchmark zeigt, dass bei Übertragungsgrößen ab 32KB die volle sequentielle Leistung der IronWolf Pro 14TB abgerufen werden kann. Die erreichten Werte sind nicht ganz so gut wie bei CrystalDiskMark, dennoch liegen sie leicht über den Werksangaben von Seagate. Somit ein erfreuliches Ergebnis.
HDTune Pro 5.7.0
Der Test mit HDTune Pro bestätigt den für Festplatten charakteristischen Abfall der sequentiellen Datenraten in Richtung der Spindel bzw. auf den inneren Datenspuren. Als Minimalwert für sequentielle Übertragungen wurden ca. 116MB/s ermittelt. Selbst dieser Wert ist noch ausreichend, um eine Gigabit-Netzwerkverbindung in der Praxis voll auszulasten. Die Ironwolf Pro 14TB ist daher meiner Meinung nach auch im Einzelbetrieb ideal als Netzwerkspeicher geeignet. Als Durchschnittswert für sequentielle Übertragungen ergaben sich ca. 207MB/s, beide Kurven im Lese- als auch Schreibtest waren nahezu identisch. Die Zugriffszeiten beim Lesen lagen durchschnittlich bei ca. 12,2ms, während sie beim Schreiben durch den Cache bei ca. 5,3ms lagen.
Tests im RAID10 (Proxmox)
Für die Tests in einem RAID10 Verbund habe ich Linux bzw. Proxmox VE 5.3 verwendet. Dies ist das Betriebssystem, welches üblicherweise auf meinem Dell T20 läuft. Die Festplatten wurden für die Tests durch mdadm in einem Linux Software-RAID10 mit Near-Layout miteinander verbunden. Das verwendete Dateisystem war stets ext4, wobei dieses mit einer für das RAID entsprechenden Stride-Width von 128KiB und einer Stripe-Width von 256KiB initialisiert wurde. Um das ext4 Volume direkt nach Erstellung mit voller Performance verwenden zu können, wurde die Lazy-Initialization von ext4 deaktiviert.
dd
Die sequentielle Schreib- und Lesedatenrate des RAID10 Verbunds habe ich zunächst mit dd getestet.
Die durchschnittliche sequentielle Schreibdatenrate habe ich mit folgendem Befehlt ermittelt:
Code:
dd if=/dev/zero of=tempfile bs=32M count=1024 conv=fdatasync,notrunc
Ich habe ein wenig mit dem Blocksize-Paramter (bs) gespielt, wobei mit einer Blocksize von 32M die besten Datenraten erzielt werden konnten.
Die durchschnittliche sequentielle Lesedatenrate habe ich mit mit folgendem Befehlt ermittelt:
Code:
echo 3 | sudo tee /proc/sys/vm/drop_caches
dd if=tempfile of=/dev/null bs=1M count=1024
Hier hatte die Blocksize weniger Einfluss auf das Ergebnis.
Es folgen die Ergebnisse:
dd Write Run 1 | dd Write Run 2 | dd Write Run 3 | dd Write Run 4 | dd Write Run 5 | dd Write Avg |
478 MB/s | 482 MB/s | 478 MB/s | 486 MB/s | 493 MB/s | 483,4 MB/s |
dd Read Run 1 | dd Read Run 2 | dd Read Run 3 | dd Read Run 4 | dd Read Run 5 | dd Read Avg |
504 MB/s | 503 MB/s | 502 MB/s | 504 MB/s | 501 MB/s | 502,8 MB/s |
Wie erhofft, skaliert die sequentielle Lesedatenrate im RAID10 Verbund mit Near-Layout ungefähr um den Faktor zwei. Jede Festplatte liefert die 250MB/s des Datenblatts. Die sequentielle Schreibdatenrate ist leicht niedriger, es werden dennoch nahezu die 250MB/s des Datenblatts pro Festplatte erreicht. Vielleicht wird es Zeit, auf 10Gbit/s in meinem Heimnetzwerk aufzurüsten...
bonnie++
Ein Test mit bonnie++ validiert die Ergebnisse von dd. Es konnten 481678 K/sec schreibend und 487554 K/sec lesend erreicht werden. Dies entspricht umgerechnet den Ergebnissen von dd.
fio-cdm
fio ist ein quelloffenes Benchmark-Tool für UNIX und UNIX-ähnliche Betriebssystemen und bietet endlose Möglichkeiten Speichermedien mit sequentiellen und zufälligen Zugriffen zu testen. Um einen ähnlichen Benchmark wie CrystalDiskMark 6.0.2 unter Linux zu realisieren, habe ich das Skript fio-cdm auf GitHub geforkt und die Testparameter von CrystalDiskMark in fio adaptiert. Die Testergebnisse sollten nahe an CrystalDiskMark 6 herankommen, können jedoch leicht abweichen.
Lesen (MB/s) | Schreiben (MB/s) | |
Seq Q32T1 | 507.000 | 487.000 |
4K Q8T8 | 13.600 | 4.148 |
4K Q32T1 | 10.900 | 4.060 |
4K Q1T1 | 1.074 | 3.455 |
Interessant ist, dass bei diesem Benchmark auch die Datenraten der Zufallszugriffe auf den Verbund getestet werden. Wie erhofft, können die Datenraten bei lesenden 4K Q8T8 Zugriffen durch das RAID10 Near-Layout vervierfacht werden. Bei lesenden 4K Q32T1 Zugriffen können sie verdreifacht werden. Lesende 4K Q1T1 Zugriffe profitieren jedoch kaum vom RAID10 Verbund. Die schreibenden Zugriffe können stets fast verdoppelt werden, wobei die 4K Q1T1 Zugriffe wieder einen Ausreißer nach unten zeigen.
An dieser Stelle sei gesagt, dass mit zusätzlichen Kernel Parameter Tuning und z.B. Anpassung der Queue Depths eventuell noch etwas Performance aus dem RAID gekitzelt werden könnten, dies würde jedoch den Rahmen des Reviews sprengen.
Bemerkungen
Während des Reviews sind mir zwei erwähnenswerte Punkte aufgefallen.
Lautstärke
Die Lautstärke der IronWolf Pro 14TB ist laut Datenblatt, im Vergleich zur Vorgängergeneration, niedriger geworden. Allerdings hatte ich das Gefühl, dass das Geräusche beim Schreiben auf der Festplatte subjektiv doch lauter geworden ist. Im Vergleich zur IronWolf 12TB ist das Geräusch etwas dumpfer, so dass es bei meiner Testkonstellation nun eher wahrzunehmen ist. Dies könnte für manche ein Negativpunkt sein, da ich meinen Server jedoch fernab von Wohnräumen betreibe, fällt dies bei mir nicht weiter ins Gewicht.
Größe im Festplattenrahmen
Die Festplatten der zweiten Generation IronWolf reizen das Volumen des 3,5" Formfaktors wieder fast vollständig aus. Dies führte dazu, dass die Festplatte im letzten Schacht meines Supermicro SC743TQ Gehäuses leicht klemmte. Mit etwas Druck konnte sie jedoch trotzdem vorsichtig installiert werden. Dies zeigt, dass man den Raum in selbstgebauten NAS-Systemen mit Festplatten dieser Art nicht zu knapp bemessen sollte.
Fazit
Bereits die von mir getestete IronWolf 12TB der ersten Generation hat mir sehr gut gefallen. Die IronWolf Pro 14TB legt hier nochmal eine Schippe drauf. Die hohe Speicherdichte und der relativ geringe Stromverbrauch machen die IronWolf Pro 14TB als NAS Festplatte und Datengrab für die Heimanwendung äußerst attraktiv, da so verhältnismäßig riesige Datenmengen bei äußerst geringem Stromverbrauch gespeichert werden können. Vor einiger Zeit habe ich noch 6x 3TB Festplatten im RAID6 betrieben. Dies Ergab eine Nutzkapazität von ca. 12TB, aber auch einen mittlerweile unnötig hohen Stromverbrauch. Mit der IronWolf Pro 14TB habe ich bereits in einem RAID1 mehr nutzbare Kapazität und nur noch ca. ein Drittel des Stromverbrauchs. Für Dauerläufer zu Hause also sehr interessant. Außerdem reichen die Datenraten einer Festplatte bereits aus, um im Idealfall schon mehrere 1Gbit/s-Clients gleichzeitig zu bedienen.
Zur Lautstärke lässt sich sagen, dass die IronWolf Pro 14TB zwar nicht die allerleiseste Festplatte ist, dafür aber die Performance mehr als stimmt. Wer sich eine Festplatte mit geringerer Lautstärke sucht, und dafür mit kleinen Abstrichen in der Performance leben kann, der sollte sich die Schwestermodelle der BarraCuda Serie ansehen. Auch hier ist ein 14TB Modell erhältlich. Zusammenfassend kann ich die IronWolf Pro 14TB jedoch für jeden technikbegeisterten und Heimnetzwerk-Enthusiasten nur empfehlen!
Zuletzt ist für mich noch aufregend, wo die Reise bei den "alten" mechanischen Festplatten noch hingeht. Laut Seagate scheinen die 14TB Nutzkapazität das Maximum zu sein, welches mit der TDMR Technologie erreicht werden kann. Für die Zukunft hat Seagate die Heat Assisted Magnetic Recording (HAMR) Technologie angekündigt. 2019 sollen erste Modell damit auf den Markt kommen, darauf bin ich schon gespannt!
An dieser Stelle auch nochmal ein Dankeschön an Seagate für die Testexemplare!