Hallo Leute,
wie versprochen noch mal eine Ergänzung zu meinem Receiver-Kauf.
Ich hatte vor ein paar Wochen den Yamaha 771 bestellt und vom Klangeindruck berichtet.
Zur Erinnerung:
Für den reinen Musikgenuss empfinde ich diese "aufgebohrte" Räumlichkeit der Mitten nicht ganz so angenehm. Mein Eindruck ist, dass der Dynamikumfang etwas leidet und die Präsenz der Instrumente "hinter einen Vorhang" verschwindet und bei einigen musikalischen Arrangements gar ins Verwaschene abdriftet.
Die Bässe haben einen sehr guten Tiefgang, die Höhen sind brillant. Unbestritten.
Mir ist das Klangbild insgesamt nicht dynamisch und akzentuiert genug. Mir fehlen etwas die trockenen, impulsiveren Bässe - so mein Eindruck.
Der Klangcharakter ist mir pers. schon etwas zu analytisch. Die Kombo mit meinen Canton 200DC ist wohl (für mich) nicht optimal. Insbesondere für den intensiven (emotionalen) Musikgenuss kann ich nur empfehlen den Yamaha ausschließlich mit musikalischeren Boxen zu betreiben. Wer bereits Boxen mit neutralem Klangcharakter besitzt, sollte vielleicht von der Anschaffung eines Yamaha Abstand nehmen. Hochauflösende Hochtöner können so recht schnell nervig werden.
An diesem Fazit ändert sich nicht viel. Ich habe mir zum Vergleich zu dem Yamaha 771 den
Denon 1912 dazugeholt.
Da ich mit den Canton Ergo 200 DC (Regal-LS) zwei sehr linear abgestimmte Schallwandler habe kann ich die Klangeigenschaften beider Receiver sehr gut miteinander vergleichen.
Der Yamaha kommt wesentlich räumlicher und tonal natürlicher daher als der Denon. Der Yamaha 771 ist authentischer und formal betrachtet (HiFi-mäßig) der Bessere Receiver.
Die Aufbereitung der Mitten macht den Yamaha 771 zu einer guten Wahl für den Video-Einsatz (Ortbarkeit). Die Natürlichkeit im Klang prädestiniert den Yamaha zudem für klassische Musik und Live-Konzerte.
Der Denon 1912 akzentuiert den tieferen Frequenzbereich. Der Denon spielt tonal wärmer und die Basswiedergabe wirkt im Vergleich zum Yamaha aufdringlicher. Details der Mitten und Höhen bleiben dennoch durchhörbar.
In den extremen Höhen ist der Denon mit dem Yamaha gleichauf. Eine Spur samtiger aber nicht weniger informativ.
Die Natürlichkeit und Räumlichkeit des Yamaha fehlt dem Denon; dafür überzeugt dieser mit mehr Dynamik und spielt gerade bei ca. 2-3KHz wesentlich harmonischer (unangestrengter).
Nach meiner Einschätzung ist der Yamaha 771 der bessere Receiver, wobei ich pers. glaube, dass der hohe tonale Anspruch (HiFi-Ideal) den sich der Receiver selbst stellt - in dieser Preisklasse - nicht ohne Einschränkungen zu realisieren ist. Ich empfinde die Wiedergabe oberhalb der Sprache/Stimme als zu scharf und auf Dauer (>30 Min.) sehr anstrengend.
Mögliche Lösungen sind musikalischere Boxen (welche in den Höhen weniger linear arbeiten) und natürlich ein Hörraum der reflexionsarm gestaltet ist.
Beides ist bei mir derzeit nicht gegeben und daher habe ich mich für den DENON 1912 entschieden und bin auch soweit zufrieden mit dieser Lösung.
Ich empfinde die unterschiedliche Klangcharakteristik zwischen den beiden Receivern als absolut signifikant und kann nicht verstehen, wie man der Meinung sein kann, es gäbe kaum hörbare Unterschiede.
Ich selber höre viel elektronische Musik und lege eher weniger Wert auf Authentizität, aber auch ohne große "musikalische Vorbildung" kann ich sehr gut unterscheiden ob ein "klassisches" Instrument natürlich wiedergegeben wird oder nicht. Hier ist der Yamaha z.B. echt gut auf seinem Gebiet.
Folgende Musik habe ich zum Vergleich gehört (CD/DVD bzw. SACD): (i.d.R. im DIRECT-Modus)
- ENIGMA (Love Sensuality Devotion)
- Man Doki (Soulmates)
- Human League (Secrets)
- chris rea (very best of)
- Depeche Mode (Ultra)
Als Video-Bluray habe ich spaßeshalber die Action-Szenen von "Sucker Punch" genossen...
Die MP3-Wiedergabe ist bei beiden Receivern nicht zu beanstanden. Es macht in beiden Fällen Sinn für viele MP3s (Denon als auch Yamaha) , die angebotene "Klangverbesserung" zu nutzen.
@Simel;
Trotz der sehr ambivalenten Berichterstattung im Netz bzgl. Sinn und Nutzen und mehr oder weniger sinnvollen Voraussetzungen von Bi-Amping (hier: separates Netzteil für Endstufen) werde ich es mit dem Anschluss den der 771 von Haus aus bietet einfach mal testen.
Vielleicht gibt es ja doch hörbare (und weniger imaginäre) Unterschiede von denen ich dann berichten kann.
...
Ich werde dann berichten, was die unterschiedliche Speisung für meine Canton bzw. mich bedeutet (oder auch nicht).
Beide Receiver (scheinbar fast alle 7.x AVRs) bieten es von Haus aus an 2 der 4 rückwärtigen Kanäle für ein Bi-Amping zu nutzen.
Dies habe ich beim Yamaha gemacht.
Ich konnte keine signifikante Verbesserung feststellen. Veränderungen nur im Nuancen-Bereich und da möchte ich kein Urteil abgeben.
Kommt wahrscheinlich auch stärker auf die Box an - probieren schadet sicher nicht.
Mir hat es keine neuen Erkenntnisse gebracht.
Soweit mein Gesamteindruck - vielleicht gibt es ja den einen oder anderen Leser, dem ich so zu etwas mehr Orientierung verhelfen konnte.
Schönen Sonntag noch,
Gruß
Nice23