"Wir haben bewusst auf Formeln verzichtet, welche zwar theoretische Lebenszeiten von SSDs generieren, diese aber wahrscheinlich nicht repräsentieren. Hierzu fehlt es tatsächlich schlichtweg an Erfahrungswerten. Wie in etlichen Foren nachgelesen werden kann, gibt es momentan ohnehin erheblich mehr Probleme durch Softwareabstimmungen. Ohne mit Zahlen zu jonglieren, kann so viel gesagt werden: Verlässlich auf Jahre hin gesehen sind momentan lediglich SLC SSDs mit static Wear Leveling. MLC-SSDs werden auf das Einbinden des log structured file system in die Kontroller warten müssen, bevor auch sie über Jahre fehlerfrei arbeiten können. Wer sich dennoch für das Spiel mit dem Feuer interessiert, kann mit folgender Formel arbeiten:
(Löschzyklen) x (SSD-Kapazität in MB) / Schreibrate in MB/s = Lebenszeit in Sekunden
Bei dieser Formel kann ruhig mit sequentieller Schreibrate gerechnet werden, da das SSD hier deutlich schneller schreibt als beim random write. Ein kleines Rechenbeispiel:
10.000 (MLC) x 128.000 MB / 80 MB/s = ca. 6 Monate Lebensdauer
Es sei hierzu noch angemerkt, dass sowohl die Annahme der Löschzyklen rein hypothetisch ist und ein Dauerbeschreiben der Festplatte über 6 Monate hinweg höchstens in speziellen Serverumgebungen, nicht aber im Desktop oder Laptop‐PC, gegeben ist. Aus diesem Grund werfen wir einen Blick auf eine weitere, etwas optimistischer anmutende Konstruktion aus dem Formelbaukasten der SSD-Lebensdauer:
(SSD-Kapazität in GB) x 10.000 (MLC) / gewünschte Lebensdauer y (beispielsweise 3650 für 10 Jahre) = Schreibleistung des SSD pro Tag, bei gewünschter Lebensdauer y
Geht man hier von 128 GB an Speicherplatz, und 10 Jahren Laufzeit aus, dürfte man pro Tag ca. 350 GB auf die MLCs schreiben. Mit dieser Formel erklären sich auch unwahrscheinlich anmutende Angaben von über 200 Jahren Laufzeit für SLC-Drives bei 100 GB Schreibleistung pro Tag. Diese zweite Formel relativiert die oben errechneten 6 Monate; man realisiert einfach nicht, dass 80 MB/s nahezu 7.000 GB Daten pro Tag bedeuten und somit haarscharf an einem durchschnittlichen Benutzerprofil vorbeischrammen. Aber auch hier sollte man nicht vergessen, dass die Formel auf der Annahme basiert, dass jede einzelne MLC ihre 10.000 Löschzyklen überlebt, bevor ein Fehler auftritt. Stirbt eine Zelle schon bei Zyklus 10, kann Datenkorruption auftreten. Ganz zu schweigen davon, dass der Kontroller unter Umständen nicht so lange überlebt oder durch Stromschwankungen Fehler auftauchen. Ein gutes Beispiel für die Aussage- und Suggestionskraft derartiger Formeln, welche nur grobe Anhaltspunkte geben und Langzeiterfahrungen nicht ersetzen. Darum bleiben wir bei obiger Aussage: Arbeiten die Kontroller erst einmal fehlerfrei, sollte ein SSD im Normalfall mindestens solange wie eine normale HDD überleben. Alles andere wird die Zeit ans Licht bringen."