Internet über die Kabelleitung kann Fluch und Segen zugleich sein. Bis vor Kurzem wohnte ich noch in einem ländlichen Dorf mit etwa 300 Einwohnern. Da war es der einzig sinnvolle Weg online zu gehen, wenn man akzeptable Bandbreite wollte. Im Prinzip jeder im Ort bezog Internet und Telefon aus der Kabeldose. Klar, ein Koaxialkabel ist im Grunde einer einfachen Doppelader weitaus überlegen. Andererseits muss man sehen, dass das Kabelnetz eben ein Shared Medium ist. Man teilt sich nicht nur die Bandbreite mit anderen Kunden, sondern auch die Störungen. Um so mehr dran hängt, um so mehr potenzielle Störquellen.
Im Haus waren wir etwa 15 Haushalte. Und über Jahre lief es nie so richtig rund mit dem Kabelinternet. Einer im Haus machte ein Störungsticket auf, der Techniker im Auftrag von, damals noch, Unitymedia kam. Tauschte Verstärker, baute Dämpfungsglieder aus, oder wieder ein. Dann ging es beim Störungsmelder anschließend perfekt, aber dann hatten die anderen Hausbewohner wieder das nachsehen und ihre Pegelwerte verschlechterten sich. Meist reichten die Pegelwerte dann gerade noch so, dass das Internet & TV gerade noch so ging. Aber meist wenige Wochen später wars dann aus, sodass wieder ein Techniker im Auftrag von Unitymedia kommen musste. Im Prinzip ging das über Jahre so, und ein Teufelskreis: Der Störungsmeldente war immer der Gewinner, der Techniker hat sich immer daran orientiert, dass bei ihm alles passte, und die andern im Haus hatten nach dem Wirken vom Techniker mit schlechten Pegelwerten, Klötzchenbildung im TV und Internetausfall zu kämpfen.
Die Techniker im Auftrag von Unitymedia bekamen das nie in den Griff. Ich hatte den Eindruck, dass sie nicht unbedingt kompetent waren und immer unter Zeitdruck standen und den Fall schnell zum Abschluss bringen wollten.
Klar war aber, dass das Problem hinterm HÜP, also in der Hausinstallation liegen musste. Irgendwann entschied sich also die Hausverwaltung dazu, selbst eine Firma zu beauftragen und die Kosten selbst zu übernehmen. Der Techniker, der hier kam, war zwar frisch aus der Ausbildung raus, aber ich merkte sehr schnell, dass dieser richtig Ahnung hatte. Er tauschte im Keller die komplette Installation aus, ging von Wohnung zu Wohnung, bzw. von Kabeldose zu Kabeldose. Hat das alles sauber eingemessen. Außerdem einige "fragwürdige Installationen hinter der Kabeldose" entfernt. Und ab da an hatten alle im Haus stabiles Internet und auch keine Klötzchenbildung mehr.
Über Jahre hatten wir im Haus keine Probleme mehr. Bis eine neue Familie im Haus eingezogen ist. Ab da an merkte ich eine sehr breitbandige Störung an meiner Funkantenne (bin Funkamateur), die aus dem Kabelnetz kommen musste (Egress), jedoch keine Probleme mit Internet & TV. Andere im Haus hingegen schon. Also wurde wieder ein Störungsticket bei Vodafone aufgemacht. Der Techniker, der da kam, erhob schnell den Vorwurf, dass ich durch meine Tätigkeiten als Funkamateur verantwortlich sein müsste für die Störung. In der Folge wurde ich von anderen Hausbewohnern ziemlich scharf angegangen (in einer Art, wie man unter Nachbarn nicht sprechen sollte) und es kam zu einem Streitgespräch. Ich machte klar, dass ich für die Störung nicht verantwortlich sein kann, da ich diese Antenne rein als Empfangsantenne nutze und von dieser Antenne kein Sendebetrieb gemacht wird (einfach auf Grund des Standorts der Antenne und der damit verbundenen Probleme im Bereich EMV/EMVU). Ich schilderte was ich als mögliche Ursachen der Störung halte. Und auch, dass ich den Prüf- und Messdienst der Bundesnetzagentur beauftragen werde, da diese breitbandige Aussendung im Funkspektrum insbesondere auch sicherheitskritische Funkdienste (BOS-Funk, Flugfunk, Militärfunk) betreffen. Kurz nach der lautstarken Unterhaltung im Hausgang war die breitbandige Störstrahlung auf der Antenne weg, Tage später wurde mir auch berichtet, dass es im Haus keine Probleme mit Internet & TV mehr gab. Wer auch immer für die Störung verantwortlich war, entweder einer der beteiligten Person am Streit, oder eine Person hinter der Wohnungstür, die gelauscht hatte (z.B. einer aus der neuen Familie). Ich werds nie wissen, wer oder was es war (defektes Kabel, irgendwas angeschlossenes/defektes hinter der Kabeldose (TV, Router, Verstärker, Verteiler, Kupplung, ...). Im Grunde ist es aber auch garnicht relevant, bin eh kurz später ausgezogen.
In den 6,5 Jahren, in denen ich Kabelinternet hatte, machte mir sich ganz deutlich die Erfahrung, dass Probleme und Störungen in meinem Fall nicht im eigentlichen Kabelnetz, also auf Seiten von Vodafone zu suchen waren, sondern immer in der Hausinstallation. Also alles das, was nach dem Hausübergabepunkt kommt. Abgesehen von geplanten und angekündigten Wartungsarbeiten in der Nacht und einer einmaligen Störung in besagten 6,5 Jahren ging keines der Störungen auf das Konto von Unitymedia / Vodafone. Wenn die Hausinstallation sauber eingemessen ist und keiner der Endkunden in ihrer Wohnung irgendeine Störquelle ins Kabelnetz einschleppen, dann läufts. Es wäre nur schön, wenn die Techniker, die da bei der Störungsmeldung ins Haus kommen, dass irgendwie besser beachten würden.
Mit der Bandbreite (sofern keine Störung anlag) hatte ich nie Probleme. Immer zu jeder Tag- und Nachtzeit die volle Bandbreite, sowohl im Down- als auch Upload erreicht. Sowohl im 300 Einwohner Dörfle, als auch jetzt in der neuen Wohnung im 2500 Einwohner Ort. In der Stadt kann das sicher ganz anders aussehen, was man so liest. In diesem Fall würde ich aber auch eher mal von einer Störung ausgehen. Auch wenn ich das Kotzen kriege, wenn ich an die einfache Doppelader denke, aber im städtischen Raum könnte DSL vielleicht wirklich eher eine Option sein. Aber da steck ich nicht drin, um da eine qualifizierte Empfehlung aussprechen zu können.
Grüße
Michael