Also zum Thema: Den ID.3 finde ich interessant - richtig interessant wird das ganze aber erst, nachdem die "First Edition" durch ist. Etwas querlesen von verschiedenen Beiträgen aus der Richtung scheint folgendes Bild zu geben: VW kann durch neue Lieferverträge die Preise der Akkus massiv drücken - ist aber durch Altverträge für den ID3 noch an höhere Preise gebunden; Dazu kommt ein Technologiewechsel von Akkus mit mittlerem Kobaltanteil (NMC622) zu Kobaltreduzierten Akkus (NMC811).
Es gibt so einige Gerüchte, die in den letzten Jahren vermehrt verbreitet wurden, weil sie schlicht plausibel klingen. z.B. ist der eGolf auf MQB-Basis kein "umgebastelter Verbrenner", der MQB ist von Anfang an auf Plugin und reine Elektrovarianten ausgelegt gewesen. Das wurde bereits bei der Vorstellung der Plattform mitgeteilt. VW hat da richtig viel Geld in die Hand genommen, damit der eGolf auf dem gleichen Band produziert werden kann wie der reguläre Golf, mit Erwartung hoher Stückzahl. Das das Teil ein "Selbstläufer" wird, konnte man davor quasi überall lesen,von Kommentatoren bis zu Journalisten etc. Nur Blöd: Den Handel hat man nicht mitgenommen und mit dem 5000€-Aufschlag auf einen gleich-ausgetatteten Golf quasi die Verkaufsverhinderung mitgeliefert. Da merkt man, dass man im Vertrieb (die machen ja immerhin die Preise) diese Autos nicht verkaufen wollte. Mit dem Facelift wurde die Reichweite erhöht und die Preise etwas angeglichen - dennoch blieb das Auto ein Exot. Den Golf gibt es mit so ziemlich jedem Motortypen: Benzin, Diesel, CNG, Plugin-Hybrid und Elektro. Alles was "alternative Kraftstoffe" angeht, wird quasi nicht verkauft - offensichtlich gibt es im Vertrieb "Traditionalisten", die für genau das sorgen.
Aber auch CNG ist so ein Thema für sich: Seit 10 Jahren gibt es in Deutschland quasi keinen Ausbau mehr und die Technik kämpft immer noch mit Kinderkrankheiten. Da kann entweder keine dichte Verbindung hergestellt/bestätigt werden, der Druck in der Tankstelle reicht nicht, der Tankvorgang dauert ewig etc. - Dinge, die mit der Drucktechnik direkt zusammenhängen. Explodierende Tanks in der letzten Zeit waren auch nicht gerade die beste Werbung - auch wenn die Technik im Großfahrzeug-Betrieb (z.B. Busse) längst problemlos funktioniert. Hier sind aber einige Variablen weniger im Spiel, z.B. erfolgt das Tanken immer an den gleichen Stellen im Betriebshof.
Und dann kommen Leute um die Ecke, und erklären, dass die gleiche Technik mit viel höherem Druckniveau bei Wasserstoff ja überhaupt kein Problem wäre. Ja ne, is klar.
Da regt man sich über die Haltbarkeit von Batterien auf, und vergisst dass da Teslas mit >700.000km auf der Batterie rumfahren und man bei Automotive-Brennstoffzellen mit 150.000km schon historische Haltbarkeit erreicht hat.
Da regt man sich über das Gewicht von Batterien auf ohne zu merken, dass ein Tesla Model 3 LR bei höherer Reichweite 100kg weniger als ein Toyota Mirai wiegt (und dabei noch mehr Stauraum bietet).
Da regt man sich über die Kosten auf und übersieht, dass beim Wasserstoffauto zum Akku noch eine Brennstoffzelle und ein 700bar-Drucktank oben drauf kommt.
Man regt sich über das Bezahlen an Ladesäulen auf, blöderweise geht das an Wasserstofftankstellen ausschließlich mit der Tankkarte von H2-Mobility - nix Kreditkarte, nichts mit EC-Karte, nichts mit Bargeld und über den Schalter an der Tankstelle geht auch nix.
Man regt sich über die Ladezeit auf, nur blöd dass eine Wasserstoff-Tankstelle nach jedem Auto erstmal eine halbe Stunde Pause macht und vor dem Tankvorgang erstmal Druckausgleich...
Sorry, und >10€ auf 100km zu verheizen, und das wo der "Treibstoff" noch massiv subventioniert ist, ist absolut indiskutabel. Es gibt aber offensichtlich immer noch Leute, die sich am Rasthof in die Warteschlange an der Tankstelle stellen, um dann 30cent pro Liter mehr für den Treibstoff zu bezahlen als am Autohof oder sonstwo entlang der Autobahn.
Man kann sich schon fragen, warum die H2-Debatte ausschließlich im deutschsprachigen Raum geführt wird, und das immer dann, wenn die nächste Welle an Elektromobilität gerade startet. Das hat was von "uns gibt es übrigens auch noch" mit aufgehaltener Hand für Subventionen. Die verschwinden dann quasi ergebnislos in den entsprechenden Unternehmen. Ich hatte mal das Vergnügen mit Siemens-Mitarbeitern auf einer Messe zu kommunizieren, da wurde recht offen darüber gesprochen, dass es nur darum geht, Forschungsgelder zu verbraten, Patente zu entwickeln und wenn das Budget aufgebraucht ist, macht man halt wieder was anderes. Und dann schaut man sich an, wer hinter H2-Mobility steckt und wo die investitionen hinfließen. Das ist quasi die gesammelte Mineralölindustrie und Technologieanbieter wie Linde sowie Daimler. Will man sich von denen nach Jahrzehnten leerer Versprechungen vor den Karren spannen lassen und ihnen weiter das Geld in den Rachen werfen?! Erklärtes Ausbauziel bis 2030 sind europweit 400 Tankstellen. Soviele Schnelllade-Parks plant alleine Ionity bis Ende nächsten Jahres und von 400 H2-Tankstellen in Europa zu 900 CNG-Tankstellen in Deutschland und 14.000 Tankstellen gesamt in Deutschland ist es doch ein kleiner Unterschied.
Dazu kommen ganz neue Fehlerbilder: Wir hatten ein H2-Fahrzeug für einige Zeit in der Firma. Das wurde einige Zeit nicht bewegt, der Traktionsakku wurde ebenfalls nicht komplett voll geladen beim abstellen. Die Werkstatt hat zwar den 12V-Akku angesteckt, der Traktionsakku hat sich allerdings etwas entladen. So weit, dass beim Start der ersten Fahrt nach längerer Zeit die Brennstoffzelle nicht ausreichend aufgewärmt werden konnte. Der Fahrer bekam davon nichts mit, bis sich der Antrieb nach 2min auf der Autobahn mit "Fehler in der Brennstoffzelle" verabschiedet hat.
Meiner Erfahrung in Theorie und Praxis nach ist Wasserstoff für PKW nicht nur DOA, sondern schlicht eine Geldverbrennungsmaschine, die mit falschen Versprechungen in erster Linie als technologische Nebelkerze dient.
€dit: Komisches Zeug vom Prosting-System gelöscht