Da ist die Politik der weltweiten wirtschaftlichen Vernetzung und selbst provozierter Abhängigkeit ein wenig gestolpert.
Durch die Pandemie und nun auch den Krieg sollte hoffentlich einige gemerkt haben, wie gefährlich Abhängigkeiten sein können, gerade von wenig demokratischen Ländern deren Politiker nicht immer rational handeln. Wenn dann noch die richtigen Lehren daraus gezogen werden, hatte die Pandemie am Ende ja wenigstens etwas Gutes.
Überproduktion, bedeutet immer Preise anpassen, um Käufer zu finden
Andere Hersteller wie z.B. Autohersteller können eine Schicht weniger fahren oder eine 4 Tage Woche oder Kurzarbeit oder sowas um die Fertigung zu drosseln und bei denen manchen die ganzen Zulieferteile sowieso die Löhne eine ganze Menge von den Fertigungskosten aus. Die Halbleiterherstellung ist da aber anderes, es dauert lange bis ein Wafer vom ersten zum letzten Bearbeitungsschritt durchgelaufen ist und alles ist genau durchgetimt. Man erinnere sich nur daran wie viele Wafer in einer Fab verloren gehen, wenn da mal der Strom ausfällt.
Fabs müssen 24/7 laufen und dies immer im praktisch gleichen Rhythmus, die Materialien machen nur einen Bruchteil der Kosten aus, die Maschinen darin kosten hingegen ein Vermögen und veralten relativ schnell, gerade bei den DRAM und NAND Herstellern, die praktisch keine Verwendung für legacy Prozesse haben. Das unterscheidet sie von einer Foundery wie z.B. TSMC, wo zwar alle immer auf den neusten 5nm oder gar 3nm Prozess schauen, aber die alten Prozesse ja auch weiterlaufen und da war ja auch die Chipkrise, denn die allermeisten Chips brauchen keinen High-End Prozess und alleine dafür ein Design zu machen, wäre viel zu teuer, denn je moderner der Prozess ist, umso teurer wird ein Chipdesign. Viele Foundries deren Namen kaum einer kennt, betreiben übrigens nur solche Legacy Prozesse, GF kann man nun wohl auch dazu zählen.
Aber wer kauft noch DDR3 oder DDR2 oder sogar noch DDR RAM? Für die paar die sowas noch brauchen, legt man am Ende der Fertigung etwas auf Lager und rüstet die Fab dann um. Es wäre ja nicht nur viel zu teuer sondern von der Diegröße und der Kapazität her auch irgendwann unmöglich aktuelle DDR5 RAMs noch mit den alten Prozessen wie sie für DDR. DDR2 oder DDR3 verwendet wurden, zu fertigen.
die Konkurrenz schläft auch nicht.
Eben und deshalb sind für die DRAM und NAND Hersteller meist nur die neusten Fertigungsverfahren gewinnbringend, die werden ja vor allem im Hinblick auf Kostensenkungen entwickelt. Dazu kommt, dass es keine Alternativen gibt, außer zwischen DRAM und NAND, was schon aufwendig genug ist, kann man da nichts fertigen, für Logikchips bräuchte man ganz andere Prozesse. Dazu kommt, das man die Fabs eigentlich nur digital betrieben kann, also Vollgas oder gar nicht und eine Fab runter- und dann irgendwann wieder hochzufahren ist langwierig und sehr teuer.
Lies noch mal den ersten Absatz von
Post #6 und überlege warum Micron wohl im letzten Quartal rund 6x so viel produziert wie ausgeliefert hat. Sie haben halt kaum eine anderen Wahl, man kann bei dem nicht unbedingt nötigen Personal sparen und wird man dann entscheiden müssen vielleicht die eine oder andere Fab runterzufahren. Dann kann man zwar mehr Leute entlassen, aber dies kann sich rächen, wenn man sie irgendwann wieder hochfahren möchte.
Ansonsten kann man nur Investitionen verschieben, was sich dann später ebenfalls rächen kann, wenn andere Hersteller dann mit modernere Fertigung kostengünstiger arbeiten können und hoffen das die Reserven die in guten Zeiten hoffentlich zur Seite gelegt wurden, reichen um die schlechten Zeiten zu überstehen. Siemens wollte die damals nicht mehr und hat seine Halbleitersparte Infineon abgespalten und Infineon war offenbar nicht gewillt oder selbst gar nicht in der Lage dies Risiko zu tragen und hat die DRAM Sparte als Qimonda abgespaltet die dann Pleite ging, als der Schweinezyklus danach wieder in die Phase von Überangebot und Preisverfall gewechselt ist, damals in Folge der Finanzkrise.
Es ist bedauerlich, gerade für die Mitarbeiter, was da gerade passiert, aber es ist nicht neu und der langbekannte Zyklus der Branche. Als Kunden können wir uns über (künftig weiter) fallende Preise freuen und müssen zugleich hoffen, dass alle Hersteller überleben, denn es sind nicht mehr viele übrig.