Da bist du aber äußerst schlecht informiert. So wie ich das sehe, ist gerade die Missionierung das Hauptziel des Religionsunterrichts an den meisten Schulen.
Wie gesagt, da bist du die große Ausnahme. Es wurde sehr wohl genau vorgeschrieben, was man zu glauben hatte. Andere Religionen wurden nur am Rande mal erwähnt (1 Stunde im Halbjahr) und nur sehr abfällig. Kritische Fragen und Abweichungen von der vorgegebenen Linie waren äußerst unerwünscht und wurden sofort mit Fünfen bestraft. Diese Fünf konnte sogar die Versetzung gefährden (wenn man noch eine weitere Fünf hatte, dann Zapfenstreich).
Ethikunterricht gab es zwar (da vorgeschrieben), aber es wurde alles nur irgendwie mögliche gemacht, um ihn so unattraktiv wie nur irgend möglich zu gestalten, damit ihn nur sehr wenige wählten.
Das war nicht nur bei mir so, sondern auch bei vielen anderen von anderen Schulen, mit denen ich gesprochen habe.
Da bist du äusserst schlecht informiert. Das mag vor 30 Jahren so gewesen sein aber heute eigentlich nicht mehr bzw. ist es nicht das ZIEL des Unterrichtes!
Ich habe mich vorhin mal mit ein paar Leuten unterhalten die Lehramt machen mit dem Fach Reli, da ist es gewiss nicht das Ziel Menschen zu " bekehren " oder sonst was. Auch in den Lehrplänen steht dazu was völlig anderes, nämlich das, was ich erlebt habe in meiner Schulzeit und wie ein Reliunterricht auszusehen hat.
Ich habe echt keine Ahnung wie lang euer Unterricht zurücklegt oder an was für Horrorschulen ihr wart, bei mir war das NIE so. Und ich habe mich, weil es mich doch ziemlich interessiert, mal in meinem Freundeskreis und Bekannten umgehört. Die hatten eigentlich ähnliche Erfahrungen wie ich gemacht und wie ich sie hier beschrieben habe.
Ihr setzt schlechte Lehrer und den Reliunterricht irgendwie gleich und das ist völlig falsch. In den Lehrplänen und Grundsetzten des Lehrplans steht das so nämlich nicht drin. Und wenn es gescheite Lehrer gibt so wie ich und andere sie hatten, dann kann einem der Reliunterricht viel geben, auch wenn man nicht an Gott glaubt.
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Aufgaben und Ziele des Faches ( Hessischer Lehrplan für ev. Reliunterricht )
Evangelischer Religionsunterricht leistet einen eigenständigen Beitrag zur persönlichen Orientierung und individuellen Bildung der Schülerinnen und Schüler. Im Rahmen seiner Voraussetzungen hat er die Aufgabe, den christlichen Glauben in Geschichte und Gegenwart sachgemäß darzustellen, seine Bezüge zur heutigen Lebenspraxis des einzelnen wie der Gesellschaft zu klären und zu verdeutlichen. Er soll die religiösen Fragen der Schülerinnen und Schüler aufnehmen und ihnen die Inhalte des christlichen Glaubens so nahe bringen, dass der christliche Glaube für sie als befreiende, herausfor-dernde und Hoffnung stiftende Lebensmöglichkeit bedeutsam
werden kann.
Glaube ist eine Gabe, die allein Gott verleiht.
Über den Glauben kann deshalb nicht pädagogisch ver-fügt werden. Der Religionsunterricht setzt vielmehr einen
Such- und Verständigungsprozess in Gang über die Bedeutung religiöser Überlieferung und ihrer Transformation in die Gegenwart der Schülerin-nen und Schüler. Die biblische Botschaft entfaltet nur dann bildende Kraft, wenn sie als persönliche Herausforderung und Inanspruchnahme erfahren werden kann. Religionsunterricht fördert daher er-fahrungsorientierte Aneignungsprozesse. Nur so kann er Hilfestellung leisten bei der Entwicklung ei-ner offenen, verständigungsfähigen Identität, die Ängste und Verunsicherungen nicht verdrängt, son-dern sich von Lebenszuversicht und Hoffnungsperspektiven leiten lässt.
Im Religionsunterricht erhalten Jugendliche die Möglichkeit, Religion als eine unverwechselbare Le-bensdimension zu erfahren, die nicht mit Moral oder Philosophie gleichzusetzen ist. Der Unterricht fördert die Offenheit für Transzendenz und bietet die Chance, am Beispiel christlicher Wahrheitserfah-rung und -prüfung den Ernst des Wahrheitsproblems vor Augen zu führen.
Die Schülerinnen und Schüler haben zwar häufig kaum Kontakt zur institutionalisierten Religion, bringen aber doch religiöse Erfahrungen, Gefühle und Vorstellungen mit in den Unterricht. Sie zu klären und zu begleiten versucht der Religionsunterricht.
Die kulturelle und religiöse Pluralisierung hat dazu geführt, dass der konfessionelle Faktor für die Mehrheit der Jugendlichen bei der Ausbildung ihrer Identität keine Rolle mehr zu spielen scheint. Mo-ral, Werte und Religion betreffende Fragen werden zunehmend im Blick auf die Stimmigkeit für das eigene Leben beurteilt. Auf der anderen Seite verstärken sich weltweit nationale und internationale po-litische Konflikte, die mit Bezug auf religiöse Überzeugungen gedeutet werden. Die Verquickung politi-scher und religiöser Handlungsmotive beweist die zunehmende Konkurrenz widerstreitender Ge-samtbilder des Selbst- und Weltverständnisses.
Religion ist daher trotz aller religiösen Individualisie-rung keine Privatsache.
Da der Religionsunterricht zu einer Kultur der Lebensförderung, des Vertrauens und der Liebe beitra-gen will, kommt der subjektiven
Glaubwürdigkeit der Lehrenden wachsende Bedeutung zu. Lehrerin-nen und Lehrer können nur glaubwürdig sein, wenn sie zu dem stehen (können), was sie unterrichten (sollen). Insofern ist ihre Vorbildwirkung wichtig. „Eigene Überzeugungen bilden sich nicht im Nie-mandsland der Gleich-Gültigkeit, sondern dadurch, dass junge Menschen bestimmten Glaubensüber-zeugungen und -vorstellungen begegnen. Das schließt den Dialog mit anderen Positionen ein“ (so die EKD-Empfehlungen zum Lehramtsstudium „Im Dialog über Glauben und Leben“).