Es mag zwar von außen so erscheinen, aber eine brotlose Kunst ist die Archäologie (egal welche) nicht. Innerhalb von fünf Jahren bist Du "gezwungen" folgendes Dir anzueignen - wie ist egal:
- 5 moderne Fremdsprachen
- 5-10 antike wie tote Sprachen inkl. deren Schriftsystem
- Vermessungtechnik
- Computertechnik (Präsentation, phasenweise CAD-ähnlich, große Datenbanken aufbauen etc.)
- Rhetorik
- gestochen scharfes Deutsch
- bei sengender Hitze und klirrender Kälte zu arbeiten
- Drittmittel- und Werbemanagement, Sponsoring, Rechtsgrundlagen (Vereingsgründung etc.)
- Recherche auf verschiedensten Ebenen
- Zeichnen (Skizzen, Grabungspläne, wie auch naturgetreue Wiedergabe von z.B. Skulpturen oder Tonscherben in korrekter räumlicher Wiedergabe)
- Evolutionsbiologie, Archäobotanik, Archäozoologie (und ich spreche NICHT von Dinosauriern)
- physikalische, biologische und chemische Grundlagen zur Analyse von verschiedensten Materialien und Artefakten, aber auch Vulkanologie, Tsunamientstehung etc.
- Statik, Architekturwissenschaften, Bauforschung
- etc.pp.
- nebenbei etwas "archäologisches" Wissen
Mit allem, was oben in der Liste steht, hab ich mich mind. ein Semester lang beschäftigt. Man muss immer bei Null beginnen und sich durchschlagen. Macht die Sache aber nie langweilig. Die großen Vorzüge liegen allerdings auf der Hand: Je nach Spezialierung kommt in Europa und der Welt rum: Panama, Griechenland, Georgien, Italien, Spanien, Ägypten, Syrien/Libanon, Schweden etc. Man brauch gute Nerven und einen sehr langen Atem. Und man sollte sich die Neugier eines Kindes bewahren, sonst ist man falsch. Auch Vorlesungen bei den Juristen über römisches und griechisches Recht sind außerst sinnvoll. Es gibt keinen Rahmen, keine Begrenzung. Man kann das machen, was einen interessiert. Und immer wieder Neues hinzu lernen. Allerdings scheitern viele an dieser Freiheit, mit absoluter Freiheit umzugehen ist anfangs schwierig. Und durch das Bachelor/Master-System wird alles verschulter, die alten Freiheiten schwinden. Aber ohne diese Freiheiten kann man kein guter Archäologe werden. Ich glaube, das gilt für viele Fächer an der Uni. Selbst für Informatiker...