Meine Meinung dazu: Das reale Angebot und die reale Nachfrage zum Zeitpunkt der Betrachtung spielen doch heute in so gut wie allen Branchen keinerlei Rolle mehr in Bezug auf die Preisgestaltung. Auch bei Massenprodukten wie Speicherriegeln wird ständig mit vagen Prognosen auf zukünftige Entwicklungen gepokert und es findet keine Preisfindung anhand realer Gegebenheiten statt. So macht es sich der BWLer von heute schön einfach, denn aufgrund der überall vorherrschenden Doktrin des unbegrenzten Dauerwachstums in allen Sparten lässt sich immer und überall eine steigende Nachfrage prognostizieren (zumindest bis die nächste Sau - in dem Fall DDR5 - durch´s Dorf getrieben wird). Und die wohlkonditionierte Kundschaft fördert diese Vorgehensweise mehr oder weniger notgedrungen, da ihr nur die entsprechenden Brocken (Produkte) alternativlos hingeworfen werden. Auch das Angebot ist, abgesehen von Zufallseinflüssen wie überschwemmten Chipfabriken durch Naturkatastrophen, ein Spielball von Kontrakten die nicht die Gegenwart, sondern eine vage prognostizierte zukünftige Entwicklung abbilden sollen. Wenn es dann anders kommt als prognostiziert, kann man stets auf falsche Analysen und Störeinflüsse verweisen, oder zumindest irgendjemand anderem (gern auch der Nachfrageseite) den schwarzen Peter zuschieben, und hat damit schon das nächste Argument parat die Preise substanzlos weiter anzuziehen. Wenn Preise während des normalen Produktlebenszyklus einmal nennenswert sinken hat das eigentlich immer etwas mit irgendwelchen Managementfehlern, Wirtschaftsspionage oder eben mit grob falschen Nachfrageprognosen zu tun, die so überzogen waren, dass sich die realen Auswirkungen auf der Angebotsseite (z. B. übervolle Lager) irgendwann nicht mehr verbergen lassen. Da spielt auch der unweigerliche zeitliche Versatz zwischen realer Produktion von Gütern und dem Absatz dieser Güter beim Endkunden eine gewichtige Rolle.
Hinzu kommt aus meiner Sicht bei der Preisfindung von Produkten, zumindest in Bereichen die aus einer Aneinanderreihung von Hypes und keinesfalls wegen ihrer Notwendigkeit auf dem Markt sind (dazu gehört im PC-Bereich z. B. das komplette Gaming-Segment), dass die Produktpreise sich stark nach willkürlichen Produktgruppeneinordnungen und ausgegebenem Werbeetat richten. Wenn wir beim Speicher bleiben, kann aber auch allein schon die Farbe eines ggfls. vorhandenen Heatspreaders bei ansonsten identischen Produkten deutlichen Einfluss auf den Endkundenpreis haben - egal ob sie nun tatsächlich häufiger oder seltener nachgefragt wird. So lässt sich direkt beim Händler der Abverkauf bzw. die Lagerbestände regulieren (was natürlich legitim ist). Da steckt also viel Zufall drin, denn ob ein Händler von irgendeinem Produkt zu viel oder zu wenig ordert, lässt sich vorher auch nur vage prognostizieren und dabei kann man gehörig daneben liegen - zumal vernünftiges Schätzen wie mir scheint eh nicht die große Stärke von sog. Wi"Wi"s zu sein scheint. Zudem sollte man die von Nachfrageseite induzierten Einflüsse auf die Kalkulation der Händler nicht unterschätzen. Bei Produkten mit hoher Rückläuferquote bzw. Kundschaft die hemmungslos von ihren Rechten aus dem Fernabsatzgesetz gebraucht macht, dürfte auch die Einschätzung dieser Entwicklung nicht zu vernachlässigenden Einfluss auf die Endkundenpreise haben - und das hat nun wirklich nichts mit Angebot und Nachfrage zu tun.
Kurzum: Wer heute noch an die Mär glaubt, dass das tatsächliche aktuelle Angebot und die aktuelle Nachfrage substantiell irgendetwas mit der Endpreisgestaltung von Produkten zu tun hätten, der irrt gewaltig
. Nachfrage und Angbeot haben mit starken Abstrichen (siehe Prognosen-Thematik) allenfalls im Bereich der direkten Produktionskette einen gewissen Einfluss auf die Preise. Die Endpreise für den Kunden werden jedoch im Handel gemacht und da sind andere Faktoren erheblich relevanter als Angebot und Nachfrage. Das tatsächliche Angebot und die tatsächliche Nachfrage haben nur dann einen gewissen globalen Einfluss auf die allgemeine Preisgestaltung wenn irgendetwas größeres passiert, womit keiner gerechnet hatte. Ansonsten werden die Preise, allenfalls gestützt auf Prognosen und viele Händler-Überlegungen, so ausgewürfelt wie es in der jeweiligen Branche und der jeweiligen Konkurrenzsituation eben opportun erscheint (sofern man nicht eh grad ein Kartell oder ein marktbeherrschendes Shop-Konglomerat am Laufen hat).
BWLer machen es sich da aufgrund ihres häufig arg beschränkten Horizonts gern sehr einfach - aber so einfach wie "Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis", funktioniert die sog. "Wirtschaft" eben nicht. Es geht in vielen Fällen bei denen Endkunden die Zielgruppe sind, eben nicht darum wer günstiger produziert, oder die Nase technisch vorn hat, sondern wer es schafft genügend williges Konsumvolk um sich zu scharen, das ihm bereitwillig alles abkauft was die fernöstlichen Werkbänke gerade ausspucken. Auf die Spitze hat das Apple einst getrieben, aber auch deren Stern sinkt langsam weil die Realität am Ende eben doch noch einen gewissen Einfluss auf das liebe Konsumvolk hat, wenn ein Hype erst mal verflogen ist...
Ob nun konkret die DDR4-Preise allgemein steigen werden, stabil bleiben oder sogar mal ein Stückchen sinken, kann einem imho eine Glaskugel genauso gut bzw. schlecht beantworten wie jeder BWLer. Selbst wenn die tatsächlichen Angebots- und Nachfragezahlen bekannt wären, lässt sich daraus nichts substantielles in Punkto Preisentwicklung ableiten. Was man, wegen der allgemeinen Wachstumsdoktrin und wegen der Inflationstaktik der Staaten, jedoch für sich als Kunde grundsätzlich annehmen kann, ist eine leichte stetig steigende Preistendenz bei allen Produkten die nach technischen Standards gefertigt werden, und skandalfrei sowie bislang ohne Nachfolger vor sich hin laufen. Lediglich am Ende eines Produktlebenszyklus, der heute mitunter ja sehr sehr kurz sein kann, besteht die Chance auf substantielle Preissenkungen spekulieren zu können - aber nur dann wenn das Nachfolgeprodukt nicht schlechter ist, bzw. keine Mängel aufweist die erst behoben werden müssen. Die stochastischen kurzzeitigen Schwankungen der Endkundenpreise, die auf Händler-Überlegungen wie Sonderangebote, oder Marktanteilspoker zurückgehen, lasse sich nicht vorhersehen, obwohl sie häufig die Grundtendenz des der Preiskurve über den Produktlebenszyklus mehr als deutlich überlagern. Lediglich Naturkatastrophen und sonstige globale Störungen die das betrachtete Wirtschafts-Segment irgendwie betreffen, können dazu führen, dass sich auch an der Grundkurve etwas ändert (aber meist nach oben). Reale Optimierungseffekte werden, wie mir scheint, in der Regel jedenfalls nicht in Form von niedrigeren Preisen an Kunden weitergegeben, es sei denn sie sind so unübersehbar, dass in irgendwelchen Analysten-Klitschen die Gefahr besteht das Köpfe rollen könnten oder gar Boni in Gefahr geraten
. Da muss es dann aber schon ganz dick kommen.
Edit: Aber um noch mal auf die konkrete Frage zurückzukommen:
Wenn du jetzt DDR4-RAM brauchst (Betonung auf brauchen), dann kauf ihn jetzt zu dem Preis der halt momentan zu zahlen ist. Es hat keinen Sinn da auf irgendwelche möglichen Preisentwicklungen zu warten. Wenn du den Speicher aktuell nicht wirklich brauchst, hält dich nichts davon ab zu warten und vllt. mit Glück mal bei einem günstigen Angebot zuzuschlagen, wenn sich deine Pläne bis dahin nicht geändert haben sollten. Auf irgendwelche globalen Prognosen, wie sich die Preise möglicherweise entwickeln könnten, würde ich nicht setzen. Für die Endkundenpreise hat das in aller Regel eh nur sehr geringe, wenn überhaupt eine Bedeutung.