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Vor einiger Zeit haben wir das Nokia N9 mit Meego 1.2 getestet (zum Hardwareluxx-Test). Eigentlich ist das Gerät schon tot, denn das System wurde von Nokia abgestoßen. Dennoch gab es vor wenigen Tagen ein Update auf Version PR1.3 mit - laut Nokia - 1000 Verbesserungen. Was genau dahinter steckt und was den Nutzern blüht, die auf Meego gesetzt haben, haben wir im nachfolgenden Artikel festgehalten. In Kurzform für Interessierte: Changelog PR1.3, Android Ice Cream Sandwich, Inception (der "Jailbreak" für das N9) und Jolla sind Themen dieses Artikels.
Wir bedanken uns bei 'getgoods.de' für die problemlose Bereitstellung des Testsamples.
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Starten wir mit den Neuerungen in Meego 1.2 PR1.3 - 1000 an der Zahl sollen es sein. Ein offizielles Changelog seitens Nokia gibt es nicht. Also was tun? Die Community rund um das N9 schläft nicht und hat schon vieles zusammengetragen, was sich mit dem neuen Update geändert hat. Bei Maemo.org kann man das zusammengetragene, inoffizielle Changelog einsehen.
Unter anderem gibt es Updates für einige Apps (Twitter, Nokia Store, Nokia Music, Nokia Link, maps, Facebook, Drive und AccuWather) sowie einige Detailverbesserungen. Der Vibrationsmodus hat nun ein eigenes Icon in der Statusbar, das UI ist etwas smoother, es wird schneller nach WLANs gesucht (und es werden auch mehr gefunden), Bugs in Verbindung mit der XBOX360 wurden beseitigt, der NFC-Support mit anderen Geräten wurde verbessert und die Kamera-App hat ein Update erfahren (besserer Autofokus bei schlechten Bedingungen, Out-of-Centre-Fokus). Das meiste davon sind definitiv Bugfixes - aber auch Optimierungen wurden vorgenommen. So soll der Idle-Verbrauch des Gerätes nun deutlich gesunken sein, Core-Apps (Mail, Kalender etc) sollen merklich schneller starten und die Caller ID zeigt nun die letzten Social Media Updates des Kontakts, sofern man das Adressbuch verknüpft hat.
Insgesamt hat man viele sinnvolle Verbesserungen eingebracht - ob es wirklich 1000 sind, ist fraglich. Dennoch: es ist schön zu sehen, dass das Gerät gepflegt wird. Wenngleich auch relativ schnell klar wurde, das PR1.4 nicht mehr kommen wird. Die Nokia-Meego-Fraktion ist nämlich nicht mehr bei Nokia - was uns auch später noch zu "Jolla" bringt.
Mit Inception gibt es für das Nokia N9 unter Meego eine Art Jailbreak - man kann das Gerät öffnen bzw. vom Sicherheitsmechanismus Aegis befreien, um verschiedenste Verbesserungen durchzuführen. Auf der offiziellen Seite lässt sich die Software laden - dort gibt es auch Warn- und Sicherheitshinweise.
Mit Inception stehen die Türen nämlich offen - leider nicht nur für praktische Funktionen, weshalb man wissen sollte, was man gerade macht. Ist man sich dessen bewusst, öffnet Inception aber auch praktische Türen: Die größten Vorteile sehen die Entwickler in VPN-Clients, Overclocking und dem USB-Host-Mode. Aber selbst ohne Inception gibt es einen Haufen Tweaks und Veränderungen, die man über den Developer Modus durchführen kann. Animationen schneller machen, Akkulaufzeit verlängern, weitere IM-Dienste hinzufügen, Anpassen der Statusbar und vieles vieles mehr ist möglich, wenn man sich auf die Community einlässt. Es ist also klar: Das so tote Meego wird von Liebhabern noch weiter verbessert und verändert - es ist fast so stark anpassbar wie vergleichbar offene Android-Geräte und damit auf jeden Fall etwas für die Bastler, denen iOS oder Windows Phone einfach zu wenig Konfigurationsmöglichkeiten bietet.
Wer dachte, Meego ist tot, liegt falsch. Mit Jolla - auf das wir eingangs schon hingewiesen hatten - kommt eine neue Firma, die von den Meego-Spezialisten von Nokia gegründet wurde. Zudem hat man sich mit internationalen Spezialisten des Systems und Investoren zusammengetan, um Meego nicht sterben zu lassen. Man konnte leider noch nicht bestätigen, dass auch Updates für das - laut eigenen Aussagen - "beste Smartphone" kommen werden - ob Nokia diese auf das N9 bringt, liegt nicht in ihrem Zuständigkeitsbereich, so die Gründer. Das neue System der Finnen soll aus dem MeeGo Mer Core und QT entstehen - darauf aufgesetzt soll eine neue Oberfläche von Jolla kommen.
Schon jetzt ist man eine Partnerschaft mit D.Phone, dem größten chinenischen Mobiltelefonhändler, eingegangen, um noch in diesem Jahr das erste Smartphone mit einem Jolla-System auf den Markt zu bringen. Was das für das N9 bedeutet und ob sich die Community dessen annimmt, wird abzuwarten sein.