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Amazon Echo und Alexa im Test (1/3)

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Trotz anderslautender Versprechungen schafft es Technik nur selten, den Alltag wirklich zu erleichtern. Zu der kleinen Gruppe dazugehören will Amazon mit seinem smarten Lautsprecher Echo. Nach dem Erfolg in den USA soll mit dem System, zu dem natürlich auch die Sprachassistentin Alexa gehört, uns auch hierzulande unter die Arme gegriffen werden. Worauf man sich dabei in der Anfangszeit einlässt, zeigt der erste Teil des Tests.

Das System Echo besteht prinzipiell aus drei Bausteinen. Der offensichtlichste Teil ist der Lautsprecher, bzw. der puck-artige Echo Dot, auf den wir später eingehen. Ohne die Companion-App Alexa, die es für Android, Fire OS und iOS gibt, ist der Betrieb im eigentliche Sinne nicht möglich. Gleiches gilt auch für die Cloud. Denn jede Anfrage wird ähnlich wie bei Siri oder Cortana zunächst dort analysiert, um überhaupt herauszufinden, was der Nutzer gesagt hat. Im nächsten Schritt wird die am besten passende Antwort respektive Aktion gesucht, erst dann erfolgt die Interaktion.

Hardware

Damit all dies möglichst zügig vonstattengeht, ist Echo mit diversen Komponenten bestückt. Herzstück ist ein Texas Instruments DM3725. Der im 45-nm-Verfahren gefertigte SoC verfügt über einen Cortex-A8-Kern, der maximal 1 GHz erreicht und über insgesamt 320 kB L1- und L2-Cache verfügt. Hinzu kommen 256 MB Arbeitsspeicher (LPDDR1) und 4 GB interner Speicher, auf den der Nutzer aber nicht direkt zugreifen kann. Die Verbindung zum Router übernimmt ein WLAN-Modul, das die Standards a, b, g und n und damit 2,4- und 5-GHz-Netze unterstützt, zwei Antennen in MIMO-Konfiguration sorgen für einen stabilen Datenaustausch. Smartphones und andere Geräte können zudem per Bluetooth 4.0 mit Echo verbunden werden, unterstützt werden hier die Protokolle A2DP und AVRCP.

Gleich sieben Mikrofone sollen dafür sorgen, dass Befehle erkannt werden, zum Einsatz kommt jeweils das, das in Richtung des Sprechers ausgerichtet ist. Die Audio-Ausgabe erfolgt über den integrierten Lautsprecher, der aus einem 63-mm-Woofer für tiefe Frequenzen, einem 50-mm-Hochtöner sowie einem Bassreflex-Gehäuse besteht. Für die Einrichtung des Systems gibt es eine Aktionstaste auf der Oberseite, direkt daneben befindet sich eine Taste zum Abschalten der Mikrofone. Zusätzlich ist ein drehbarer Ring vorhanden, über den sich die Lautstärke verändern lässt. In diesen integrierte LEDs zeigen unter anderem an, welches Mikrofon benutzt wird oder ob ein Kommando gehört und gerade verarbeitet wird. Die Stromversorgung erfolgt über ein mitgeliefertes 230-V-Netzteil, Akkubetrieb ist nicht vorgesehen.

Verbaut ist all das in einem 83,5 mm dicken und 235 mm hohen und gut 1 kg schweren zylindrischen Metallgehäuse, das wahlweise in Schwarz oder Weiß gehalten ist. Der Netzteilanschluss ist in den Boden integriert, direkt darüber ist eine Betriebs-LED verbaut. Die Verarbeitung ist gut, kann mit Lautsprechern von Sonos und anderen namhaften Herstellern aber nicht ganz mithalten.

An den Aufstellort werden keine besonderen Anforderungen gestellt, da Mikrofone und Lautsprecher für den 360°-Einsatz konzipiert sind. Über eine IP-Zertifizierung verfügt Echo nicht, auch andere Hinweise auf eine Wasserdichtigkeit gibt es nicht. Eine Platzierung in Bad oder Küche ist dementsprechend nicht empfehlenswert, laut Amazon kommt der smarte Lautsprecher in den USA aber überwiegend in der Küche zum Einsatz.

Leichte Inbetriebnahme

Die Installation ist mit wenigen Handgriffen erledigt. Weniger Sekunden nach dem Verbinden mit der Steckdose signalisiert Echo die Bereitschaft mit seinem LED-Ring. Dann kann das Smartphone, auf dem sich die Alexa-App befindet, mit dem WLAN des Lautsprechers verbunden werden, anschließend muss die App selbst geöffnet werden. Hat man Echo selbst gekauft, sollte der eigene Name in der Liste der Alexa-Geräte bereits aufgeführt sein - falls nicht, muss der Punkt „Neues Gerät einrichten“ gewählt werden. In beiden Fällen verlangt das System nach den Zugangsdaten des Amazon-Kontos sowie des zu nutzenden WLANs.

Sind die Eingaben korrekt, ist Echo bereit für die Nutzung. Mit diesen wenigen und gut dokumentierten Schritten fällt die Einrichtung ähnlich leicht wie beispielsweise die einer Sonos-Box.

Allerdings sollte man sich exakt an die vorgegebene Reihenfolge sowie die genannten Signale halten, da es andernfalls zu Problemen kommen kann. So war im Test bereits der von Echo für die Installation aufgebaute Hotspot verfügbar, ohne dass der LED-Ring durch einen orangefarbenen Kreis dies signalisierte. Die dann versuchte Kontaktaufnahme blieb erfolglos und endete in einer Art Dauerschleife, erst der Neustart des Lautsprechers sorgte für Abhilfe.

Bedienung und ihre Hürden

Mit der Einrichtung und Konfiguration des Systems ist die Arbeit aber noch nicht getan. Zwar können die grundlegenden Funktionen schon jetzt genutzt werden, die Mehrzahl der Skills jedoch nicht. Mit Skill bezeichnet Amazon eine bestimmte Fähigkeit, die das Unternehmen entweder selbst bereitstellt oder von einem Drittentwickler kommt. Zur ersten Gruppe gehören unter anderem Fragen zum Wetter, Verkehr und Kalender, aber auch die Steuerung der Musikwiedergabe. Welche Quellen für die Antworten genutzt werden, ist in den meisten Fällen in der Alexa-App oder die Web-App erkenn- und veränderbar.

In der App können auch die Drittanbieter-Skills aktiviert werden. Zu den derzeit prominentesten gehören unter anderem Spotify, mytaxi, Philips Hue und die Deutsche Bahn. In der Nutzung unterscheiden sich diese nachrüstbaren Skills teils erheblich. Für manche muss der jeweilige Name als Startwort gefolgt vom eigentlichen Befehl - „Alexa, frag Deutsche Bahn nach einer Verbindung von Hannover nach Hamburg“ - genannt werden, andere lassen sich hingegen nur durch den Befehl starten.

Ein Beispiel für letzteres ist Spotify. Sind sowohl Prime Music als auch TuneIn und Spotify aktiv, werden die möglichen Quellen nach und nach abgearbeitet. Lautet der Befehl „Spiele Coldplay“, würde das System zunächst Prime Music durchsuchen, anschließend Spotify und dann TuneIn. Umgehen kann man dies, indem die Quelle als Teil des Kommandos genannt wird. In diesem Fall müsste der Befehl „Spiele Coldplay auf Spotify“ klingen. Die Wiedergabe von Musik entpuppt sich dabei schnell als die am einfachsten funktionierende Funktion. Hier müssen keine bestimmten Kommandos auswendig gelernt werden, was vor allem im Umgang mit verknüpften Smart-Home-Systemen nötig wird.

In den ersten zwei Wochen des Tests entpuppte sich vor allem Philips Hue als Negativbeispiel. Wie welche Lampe innerhalb des Systems konfiguriert und geschaltet werden kann, ist alles andere als selbsterklärend und führte mehrfach zum frustrierten Abbruch und dem darauffolgenden Griff zur dedizierten Hue-App. Ob es sich bei derartigen Problemen um eine nicht optimale Programmierung seitens der Skill-Entwickler oder Unzulänglichkeiten in der von Amazon bereitgestellten API handelt, ist nicht zweifelsfrei erkennbar.

Allerdings zeigen die ersten Bewertungen zahlreicher Skills, dass es keine systemweit einheitliche Bedienstruktur gibt. Klar wird aber schnell, dass so mancher Anbieter viel Potential verschenkt. Das mit Alexa verknüpfbare Smart-Home-System der Deutschen Telekom erlaubte beispielsweise zum Zeitpunkt des Schreibens nur den Wechsel zwischen zuvor innerhalb der dedizierten Smart-Home-App erstellten Szenarien. Wesentlich hilfreicher wäre es hingegen, wenn per Befehl „Schalt die Heizung im Wohnzimmer auf 21 Grad“ die Temperatur beeinflusst werden könnte; genau dies erlaubt beispielsweise Netatmo.

Es ist allerdings davon auszugehen, dass derartige Unzulänglichkeiten im Laufe der Zeit abgestellt werden. So hat die Deutsche Bahn zum Deutschlandstart von Echo bereits angekündigt, den Funktionsumfang deutlich erweitern zu wollen. Derzeit unterstützt der Skill lediglich Bahnhöfe und Haltepunkte, die von der Deutschen Bahn selbst auch angefahren werden, die Smartphone-App DB Navigator kann hingegen auch mit Bus- und Straßenbahnhaltestellen umgehen. Noch ist die Zahl der Skills überschaubar, innerhalb der ersten Wochen kamen jedoch schon einige hinzu - von den mehr als 3.000, die es inzwischen in den USA gibt, ist man aber noch sehr weit entfernt.

Quellen und weitere Links

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