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Der nächste logische Schritt oder eine überflüssigere Spielerei? Smarte Lautsprecher polarisieren, auch da sie nicht jeder versteht. Das gilt vor allem für Amazons jüngsten Spross. Denn der Echo Spot ist weder eine halbgare Lösung noch geht er am Kundenbedarf vorbei, wie so mancher titelt. Denn letzterer ist derart individuell, dass die kleine Kugel fast schon die perfekte Lösung ist. Das klingt paradox, doch im Test zeigt Echo Spot Qualitäten, die das Thema smarter Lautsprecher für ganz neue Zielgruppen interessant machen könnten.
Der knapp 130 Euro teure Echo Spot soll in erster Linie keinen bereits vorhandenen Echo ablösen, sondern im wahrsten Sinne des Wortes neue Räume erobern. Stellt man Echo, Echo Plus und Echo Dot ins Regal oder aufs Sideboard, soll Echo Spot auf dem Schreibtisch, dem Nachttisch oder auf dem Küchentresen untergebracht werden. Also überall dort, wo der Nutzer bequem den Touchscreen ablesen und bedienen kann und - falls gewünscht - von der leicht nach oben zielenden Kamera erfasst wird. Zusammengefasst: Wo der Echo Show zu groß - oder zu teuer - ist, könnte der Echo Spot die Lösung sein. Dabei gilt das nicht nur für die Haushalte, in denen schon ein oder mehrere Echos ihren Dienst verrichten. Denn laut Amazon ist der neue Lautsprecher auch für diejenigen eine gute Lösung, die sich bislang nicht zwischen den unterschiedlichen Modellen entscheiden konnten.
Das liegt an der unübersehbaren Verwandtschaft. Die mit 104 mm x 97 mm x 91 mm eher kompakten Maße erinnern an den Echo Dot, Display und Kamera hingegen an den Echo Show. Im Grunde genommen ist der Echo Spot somit eine Art Kreuzung aus beiden und bietet entsprechend alles, was im Echo-Kosmos derzeit an Funktionen zur Verfügung steht.
Klang und Bild des Echo Spot sind überraschend gut
Zentrales Element ist auch hier die Spracherkennung, die im Echo Spot mir vier Mikrofonen auskommen muss. Das sind drei weniger als beim Echo Dot oder Echo, Probleme traten im Test aber nicht auf - im Gegenteil. Dank der zweiten Generation der Fernfeld-Erkennung erkennt die kleine Kugel Kommandos sehr präziser - die Erkennungsrate lag höher als bei einem Echo der ersten Generation, der im gleichen Raum an gleicher Stelle diesbezüglich immer mal wieder negativ auffiel. Untergebracht sind die Mikrofone allesamt auf der Oberseite und lauschen in alle vier Richtungen.
Für die Ausgabe von Sprache und Musik ist ein integrierter Lautsprecher zuständig, bei dem es sich um einen 36-mm-Hochtöner handelt. Die Audio-Qualität liegt über der des Echo Dot, im Vergleich zum Echo der zweiten Generation fehlt es aber an Volumen - vor allem bei tiefen Frequenzen. Dennoch werden Sprache und Musik überraschend gut wiedergegeben, vor Radioweckern oder vergleichbar großen Bluetooth-Lautsprechern muss sich der Echo Spot nicht verstecken. Das gilt auch für die Lautstärke, die hoch ausfällt und selbst für größere Räume ausreicht.
Wer dennoch mehr will: Per 3,5-mm-Klinke oder Bluetooth lassen sich externe Lautsprecher anschließen. Wer auf den Kurztreckenfunk setzt, muss sich jedoch mit A2DP begnügen, aptX und Co. werden nicht unterstützt.
Dominierendes Elemente ist ähnlich wie beim Echo Show das Display, das hier kreisrund ausfällt. Mit einer Diagonalen von 2,5 Zoll wirkt es auf dem Papier eher klein, in der Praxis ist es aber anders. Angesichts der wahrscheinlichen Aufstellorte wäre eine größere Anzeige überflüssig und somit lediglich ein unnötiger Preistreiber. Gleiches gilt für das Panel, das lediglich 480 x 480 Pixel bietet. Daraus resultiert eine Pixel-Dichte von 271 ppi, was für eine ausreichende Schärfe reicht. Um was für einen Panel-Typ es sich handelt, verrät Amazon nicht - angesichts der großzügigen Blickwinkel dürfte es sich um eine IPS-Lösung handeln.
Und auch bezüglich der Display-Helligkeit verrät das Unternehmen nichts. Aber selbst in einem lichtdurchfluteten Raum fiel das Ablesen der Anzeige leicht. Eine große Stärke ist dabei die sehr schnell und feinfühlig arbeitende automatische Regulierung. Wer den Echo Spot neben dem Bett auf dem Nachttisch platziert, wird nicht geblendet, dennoch ist das Display gut ablesbar.
Schade nur, dass Amazon das Display nur durch eine Plastikscheibe schützt, der Einsatz von Glas würde der Langlebigkeit zugute kommen.
Dafür fällt der Energiebedarf human aus. Im Standby - also dem Anzeigen der Uhrzeit ohne weitere Aktivität - sind es je nach Display-Helligkeit zwischen 2,2 und 2,7 W. Etwas mehr ist es, wenn gestreamt wird: Gemessen wurden dann zwischen 3,2 und 3,6 W.
Nicht immer wird das Display optimal genutzt
Die Einrichtung und Bedienung des Echo Spot gleicht der des Echo Show und weicht somit vom üblichen Echo-Schema mit dem Gang über die wenig komfortable Alexa-App ab. Denn die kleine Kugel wird bequem über das Display für die Nutzung vorbereitet, die Eingabe der Amazon-Account-Daten ist trotz der geringen Diagonale kein Problem, gleiches gilt für die vorherige Auswahl des zu nutzenden WLANs.
Bereits nach wenigen Minuten ist der Echo Spot einsatzbereit und präsentiert seinen Startbildschirm, den man jederzeit mit dem Kommando „Startbildschirm" wieder erreicht. Im Normalzustand wird hier lediglich die Uhrzeit dargestellt, wahlweise in analoger oder digitaler Form - der Nutzer kann jeweils zwischen verschiedenen Designs wählen und zudem auch das Hintergrundbild festlegen. Der smarte Lautsprecher greift hierfür auf die eigenen, in Amazon Prime Photos hinterlegten Bilder zurück. Hat der Nutzer einen Timer oder Alarm eingerichtet, werden auch die entsprechende Restlaufzeit oder die gewählte Weckzeit angezeigt. Davon unabhängig kann per Wischgeste zwischen verschiedenen Bildschirmen gewechselt werden, die über das aktuelle Wetter, Schlagzeilen oder anstehende Termine informieren.
Aber auch Skills nutzen das Display - mal mehr, mal weniger gut gelöst. Abhängig ist das davon, wie sehr der jeweilige Entwickler seinen Skill darauf angepasst hat. Wer beispielsweise Musik über Amazon Music hört, kann dank eingeblendeter Texte mitsingen, wer hingegen Spotify nutzt, muss mit Titel, Interpret und Album-Cover auskommen. Ein positives Beispiel: Der Skill der Deutschen Bahn stellt auf dem Display den passenden Text zur Antwort dar. Wer Alexa hingegen nach einem Witz fragt, erhält nur ein Hintergrundbild. Generell gilt aber, dass das Display beim Echo Spot im Vergleich zum Echo Show weniger Informationen anzeigen kann. Das liegt nicht nur an der Größe, sondern auch an der Form.
Schwächelt Alexa, schwächelt auch der Echo Spot
Der Umgang der Skills mit dem Echo Spot zeigt aber deutlich, dass die Qualität des smarten Lautsprechers zu einem großen Teil mit den Stärken und Schwächen Alexas und dem dazugehörigen Ökosystem verbunden ist.
Ein beispielsweise bereits nach dem Verkaufsstart - und in einigen Tests - genannter Kritikpunkt bezieht sich auf die Weckfunktion. Das dazugehörige Kommando muss den Zusatz „morgens" oder „abends" enthalten, da Alexa das in Deutschland verwendete 24-Stunden-System nicht verinnerlicht hat. Entsprechend hölzern wirkt dann der Wunsch „Alexa, weck mich um 7 Uhr morgens" oder „Alexa, stell einen Wecker auf 7 Uhr morgens". Die Steigerung ist dann das Nennen der gewünschten Weckmusik („... mit NDR 2") oder der Gültigkeit („... jeden Montag"). Ärgerlich: Auch mit den deutschen Werktagen kennt Alexa sich nicht aus. Denn wer von Montag bis Samstag zur gleichen Zeit geweckt werden will, kann den Zusatz „Werktag" nicht verwenden - Samstags bliebe der Wecker dann stumm.
Gewöhnungsbedürftig ist aber auch die getrennte Regelung von Nachtmodus und Bitte-nicht-stören-Modus. Die Aktivierung des einen zieht nicht automatisch auch die des anderen nach sich, obwohl dies eigentlich nahelegend wäre. Denn wer die dunkle Darstellung wünscht, möchte vermutlich seine Ruhe haben und dann auch nicht von Benachrichtigungen gestört werden. So aber muss beides getrennt voneinander eingestellt werden.
Dabei zeigt sich, dass Alexa auch hier sehr unflexibel ist: Für den Nachtmodus gibt es nur ein einstellbares Intervall, eine Unterscheidung je nach Tag ist nicht möglich.
Mäßige Kamera
Einige Kleinigkeiten gehen dann aber doch direkt auf das Konto des Echo Spot. Während die Verarbeitung des 420 g schweren Lautsprechers insgesamt gut ist, sind die drei Tasten auf der Oberseite für Lautstärke und Abschaltung der Mikrofone und Kamera ein wenig schief eingesetzt. Auch die Platzierung ist nicht optimal, das blinde Bedienen ist selbst nach einiger Zeit nur unzuverlässig möglich. Eine Unterbringung auf der Front wäre hier die bessere Wahl gewesen, auch in Hinblick auf den Status von Mikrofonen und Kamera. Zwar weist ein roter Ring rund um das Display auf die Deaktivierung hin, dieser ist aber nicht immer gut zu erkennen. Gleiches gilt für die LED in der entsprechenden Taste auf der Oberseite.
Platz genug wäre dabei auf der Vorderseite gewesen. Schließlich verläuft rund um das Display ein fast 2 cm breiter Rand, der zulasten des Designs geht.
Mehr hätte Amazon auch aus der Kamera oberhalb des Displays machen können. Deren Auflösung fällt mit 640 x 480 Pixeln nicht nur sehr niedrig aus, auch die Bildqualität lässt zu wünschen übrig. Selbst bei guten Lichtverhältnissen stören Bildrauschen und ein nur mäßig arbeitender Weißabgleich.
Fazit
Auch für den Echo Spot gilt, was für bislang alle Echo-Modelle gilt: Er macht den Alltag ein wenig komfortabler, ist aber nicht für jeden etwas. Das liegt vor allem daran, dass seine Qualität und der Einsatzbereich von Alexa abhängen. Denn das gefällige Design und insgesamt gute Display täuschen nicht darüber hinweg, dass der smarte Lautsprecher ohne die Sprachassistentin kaum bis gar nicht nutzbar ist. Wer sich angesichts dessen darüber beschwert, dass der Echo Spot trotz seines Touchscreens fast nur über Sprache zu bedienen ist, hat das Prinzip eines auf Sprache (!) basierten Helfers nicht verstanden.
Diese Abhängigkeit führt dazu, dass die eigentlichen Stärken und Schwächen des neuen Familienmitglieds in weiten Teilen mit denen der anderen Echo-Modelle zusammenhängen. Seien es nun die teils hölzern wirkenden Kommandos, das Ignorieren deutscher Gepflogenheiten oder die qualitativ stark schwankenden Skills: Was auf einem Echo Dot gut ist oder nicht überzeugt, ist auf einem Echo Spot nicht schlechter oder besser. Die Kugel ist am Ende lediglich ein anders gestalteter Zugang zum Alexa-Kosmos.
Die Gestaltung ist es aber, die den Echo Spot schmackhaft macht. Wer nach einem smarten Lautsprecher für den Schreibtisch oder den Nachttisch sucht, dürfte her zum neuen Modell als zu einem ausgewachsenen Echo oder gar Echo Show greifen. Ersterem fehlt der Mehrwert des Displays, letzterer ist deutlich größer und teurer - bietet aber den besseren Klang sowie ein nutzbareres Display.
Dennoch kann keine uneingeschränkte Kaufempfehlung ausgesprochen werden. So gut der Echo Spot im Test auch abgeschnitten hat, die Einschränkungen seitens Alexa dürften vor allem bei Echo-Neulingen für ein wenig Frust sorgen. Die sollten eine Anschaffung deshalb solange verschieben, bis Amazon nachgebessert hat. Wer dennoch erste Schritte wagen will, ist für den Anfang mit einem Echo Dot vielleicht besser beraten. Der kostet mit knapp 60 Euro deutlich weniger Geld, kann abgesehen vom Display aber genau das gleiche. Ist im Haus oder in der Wohnung bereits ein Echo vorhanden, ist der Echo Spot eine gute Ergänzung für den Schreibtisch oder das Schlafzimmer. Optisch und funktionell fügt er sich hier fast nahtlos ein.
Positive Aspekte des Amazon Echo Spot:
- gut ablesbares Display
- zuverlässig arbeitende Mikrofone
Negative Aspekte des Amazon Echo Spot:
- Kamera mit mäßiger Bildqualität