Werbung
In diesem Jahr hat sich unser Redakteur das erste Mal in das Thema Camping-Urlaub gestürzt. Samt Frau und zwei Kindern sollte es ein paar Wochen in den Süden Frankreichs gehen. Auch wenn der Camper-Van von hause aus eine gewisse Autarkie verspricht, so sollte die Stromversorgung im besten Falle immer gewährleistet sein – vor allem, weil auch Standorte ohne externe Stromversorgung eingeplant waren. Weniger ein Test, als vielmehr ein Praxisbericht mit der Power-Station Bluetti AC180 samt dazugehöriger Solarpanele ist daraus geworden. Das Camping abseits der Stromnetze ist so auch für Tech-Fans eine machbare Realität.
Der Überfall Russlands in der Ukraine und explodierende Strompreise haben das Verständnis und die Akzeptanz einer Energieautarkie in der deutschen Bevölkerung sicherlich noch einmal auf eine neue Ebene gehoben. Die Photovoltaikanlagen auf den Dächern werden nicht all unsere Probleme lösen, dazu ist die Thematik viel zu komplex. Aber dies nur als grundsätzlicher Ansatz.
Die Autarkie beim Camping hat andere Aspekte, wie eben die Tatsache, dass ein Camper-Van zwar über eine Batterie verfügt, diese aber nicht tagelang den Betrieb des Kühlschranks und aller Verbraucher gewährleisten kann, ohne dass die Lichtmaschine den Energiespeicher wieder laden muss. Eine persönliche Problemstellung kam für uns hinzu, dass gewisse Medikamente gekühlt werden mussten. Die Kühlung dieser musste also zu jeder Zeit gewährleistet sein. Das Backup einer Power-Station zu haben, war uns also sehr wichtig. Der puristische Ansatz des Campings ohne jegliche Unterstützung dergleichen hat natürlich auch seinen Reiz.
Wie eingangs erwähnt, sollten auch ein paar Tage am Stück ohne die notwendige Infrastruktur, wie die Möglichkeit der externen Versorgung, überbrückt werden können. Auf den Campingplätzen, auf offiziellen Stellplätzen oder aber mit einer freundlichen Frage am Bauernhof der ohnehin auf dem Weg liegt, hat man immer die Möglichkeit, sich extern mit Strom zu versorgen.
Unser Anforderungsprofil sah wie folgt aus: In etwa einen Tag auskommen, ohne extern versorgt werden zu müssen oder eine gewisse Strecke zurückzulegen bzw. den Motor zu starten. Der Kühlschrank verbraucht etwa 40 bis 50 W. Die Power-Station AC180 von Bluetti bietet eine Akku-Kapazität von 1.152 Wh. Zudem sollten aber auch andere Geräte darüber geladen oder angeschlossen werden können. Beispielsweise Abends eine Lichterkette, diverse Akkus mussten geladen werden und vieles mehr. Die maximale Ausgangsleistung der AC180 beträgt 1.800 W. Kurzzeitig sind sogar 2.700 W möglich. Damit waren wir mehr als gut versorgt. Zu den Details der Anschluss- und Lademöglichkeiten kommen wir gleich.
Zunächst ein paar Worte zur Power-Station selbst. Diese misst etwa 340 x 250 x 320 mm und wiegt 16 kg. Ein möglichst niedriges Gewicht spielt beim Camping bzw. der Zuladung auch immer eine Rolle. Rund 1 kWh bei 16 kg sind aber ein guter Wert bzw. kaum ein Akku mit einer solcher Kapazität ist nennenswert leichter. Zwei Tragegriffe an den Seiten erleichtern den Transport. Wir hatten den Akku aber meist im Kofferraum stehen und haben sämtliche Kabel und Geräte von dort aus verlegt bzw. versorgt.
Die verbauten Akkus sind solche auf Basis von LiFePO₄ und sollen mindestens 3.500 Zyklen durchhalten. Bluetti gibt eine Garantie von fünf Jahren auf die Power-Station, was bei übermäßiger Nutzung der Zyklen aber sicher nicht mehr der Fall ist. Leider haben wir keinen Weg gefunden, die Anzahl der Zyklen die Restkapazität per Software auszulesen.
Um unsere Geräte anzuschließen, standen uns zwei Schuko-Steckdosen zur Verfügung, die zusammen 1.800 W an Leistung abgeben konnten. Darüber konnten wir unter anderem unseren Kühlschrank anschließen. Des Weiteren bietet die Power-Station noch 4x USB Typ-A mit jeweils 15 W, an denen diverse Smartphones, Smartwatches und auch die ein Steam Deck geladen wurden. Auch der typische Autostecker mit 12 V wird angeboten, sodass eine Kühlbox oder dergleichen auch ohne Adapter angeschlossen werden kann. Der USB-C-Anschluss kann bis zu 100 W abgeben.
Auf der Oberseite befindet sich ein Qi-Ladepad, welches zudem noch bis zu 15 W an drahtloser Ladeleistung zu bieten hat.
Ein Display gibt Auskunft über die Lade- oder Entladeleistung des Akkus und den Akkustand. Bei der Entladeleistung wird zwischen AC und DC unterschieden. Des weiteren zeigt das Display an, ob sich die Power-Station beispielsweise im Eco-Modus befindet, was zur Folge hat, dass sie sich auf AC- und/oder DC-Betrieb nach einer gewissen Zeit und unter einer gewissen Last abschaltet, um eine unnötige Entladung zu verhindern.
Unter der Prozentangabe zum Akku wird außerdem noch ein Schätzwert angezeigt, wie lange der Akku noch hält, wenn die aktuelle Last in der aktuellen Form weiter anliegt. Die Laufzeit lässt sich aber auch recht leicht berechnen:
Laufzeit = Batteriekapazität × DoD × η ÷ (Lastleistung + Eigenverbrauch)
DoD bezeichnet dabei die Depth of Discharge (Entladungstiefe) und diese beträgt für die AC180 90 %. η ist der Wirkungsgrad des Wechselrichters und dieser liegt bei 85 %. Für Niedrigleistungsgeräte muss aber auch der Eigenverbrauch der Power-Station mit bedacht werden und dieser liegt bei 15 W.
Schließt man also ein Gerät mit einem Verbrauch von 100 W an, ergibt dies 1.152 Wh × 90 % × 85 % ÷ (100 W + 15 W) ≈ 7,66 Stunden Akkubetrieb. Wir hatten einen typischen Durchschnittsverbrauch von 40 bis 70 W durch den Kühlschrank – je nachdem, ob dessen Kompressor lief oder nicht. Damit sind wir über die Nacht und Teile des Tages gekommen, mussten aber sehr sparsam mit den sonstigen Verbrauchern sein, wenn der Akku zwei Nächte durchhalten sollte. Natürlich konnten wir einen Teil der Last auch auf die Batterie des Campers verteilen, aber dennoch hält ein solcher Akku weniger lang, als man diese vermuten würde.
Man sieht also: Allzu weit kommt man je nach Verbrauch nicht und dann gilt es zu schauen, wie man den Akku schnellst- und bestmöglich wieder auflädt.
Wenn der Akku mal leer ist ....
Geladen werden kann die AC180 Power-Station direkt an einer Steckdose mit bis zu 1.440 W oder aber per 12/24 V vom Zigarettenanzünderanschluss bzw. über Solarpanele mit bis zu 500 W. Auch solche hatten wir dabei, denn anstatt den Motor des Autos anzuwerfen wollten wir die Sonne im Süden nutzen.
Bluetti bietet mit den PV200 mobile Solarpanele an, die wie der Name schon sagt theoretisch bis zu 200 W liefern können. Die Panele sind alle miteinander verbunden und haben eine stoffähnliche Oberfläche an der Außenseite. Sie können in verschiedenen Winkeln aufgestellt werden. Die entsprechenden Füßen befinden sich ebenfalls an der Außenseite. Eine ETFE-Beschichtung macht sie resistent gegen Schmutz und Sand, dank IP65 kann ihnen auch ein Regenguss nichts abhaben.
In einer Tasche an der Außenseite befindet sich das Kabel, welches eine Länge von 4 m hat und die Solarpanele mit der Power-Station verbindet.
Je nach Sonnenstand sollte man die Panele immer wieder umpositionieren und aufstellen, um die Ausbeute zu verbessern. Teilweise hatten wir sie auch an das Aufstelldach am Camper angelehnt, um den Akku tagsüber laden zu können, auch wenn wir mal nicht in der Nähe der Campers waren.
Unter guten Bedingungen speisten die Panele mit 160 W in den Akku ein. Da dieser aber auch wiederum 40 bis 70 W an die Verbraucher abgab, konnte der Akku mit nur 100 W geladen werden. Aber dennoch kommen bei acht guten Sonnenstunden pro Tag somit die 1.000 Wh zusammen und der Akku war wieder mindestens auf 80 % geladen, sodass wir locker wieder über die Nacht kamen.
Deutlich schneller lässt sich die Power-Station natürlich an einer Steckdose laden. Wann immer es die Möglichkeit dazu gab, haben wir dies auch getan. Wenn eine größere Strecke zurückgelegt wurde auch über den 12/24V-Anschluss des Zigarettenanzünders im Auto.
Aber die Steckdose am Stromnetz bietet natürlich die höchste Leistung. Um die Akkus der Power-Station zu schonen, bietet Bluetti hier drei Modi: Eco, Standard und Turbo. Die drei Modi drücken sich wie folgt im Hinblick auf die Ladeleistung und Ladedauer aus:
- Eco: 265 W / von 0 auf 100 % in 279 Minuten
- Standard: 1.010 W / von 0 auf 100 % in 84 Minuten
- Turbo: 1.455 W / von 0 auf 100 % in 51 Minuten
Diese Werte haben wir aber erst nach unserer Rückkehr an der heimischen Steckdose erhoben, denn unterwegs wollten wir den Akku keinesfalls in den einstelligen Prozentbereich fallen lassen. Beim Laden des Akkus kommt auch der in der Power-Station eingebaute Lüfter ins Rotieren. Schon ab einer Ausgangs- oder Eingangsleistung von 150 W beginnt er sich zu drehen. Bei mehr als 1.000 W deutlich hörbar. Zudem ist er temperaturgesteuert. Wird es im Hochsommer im Kofferraum warm, kühlt er die Komponenten auch bei weit weniger als 100 W. Nachts aber war er nicht mehr zu hören bzw. sprang bei 40 bis 70 W gar nicht erst an.
Die App für mehr Übersicht
Kaum eine "smarte" Komponente kommt heute noch ohne App aus. Dies gilt auch für Bluetti und die eigenen Power-Stations und sonstigen Strom-Gadgets. Betreiben lässt sich die Power-Station auch ohne die App. Über drei Knöpfe können die gesamte Station sowie die die AC- und DC-Ausgänge ein- und ausgeschaltet werden. Gekoppelt wird das Smartphone via Bluetooth mit der Power-Station. Eine Einbindung in ein eventuell vorhandenes WLAN ist nicht vorgesehen.
Eine Übersicht zeigt an, wie viel Leistung die Verbraucher aktuell ziehen, ob die Power-Station geladen wird und wenn ja in welcher Form dies der Fall ist. Zentral dargestellt wird immer der Akkustand. Darunter die Verbraucher, darüber ob der Akku über das Netz oder per Solarpanele geladen wird.
Darüber hinaus finden über die App auch Firmware-Updates statt. Wir verwenden hier bewusst den Plural, denn eine Aktualisierung erhalten hin und wieder das ARM, der DSP und das BMS. Der Lademodus kann zwischen den Modi Eco (Ruhemodus), Standard und Schnelllademodus (Boost) festgelegt werden, was über die Steuerung direkt an der Power-Station nicht möglich ist.
In den Eco-Einstellungen kann festgelegt werden, ab welcher Mindestleistung und ab welcher Zeit sich die AC- oder DC-Seite abschaltet, um den Eigenverbrauch der Station zu reduzieren. Dieser liegt wie gesagt bei 15 W und wenn ein Smartphone die letzten Prozentpunkt des eigenen Akkus nur noch mit 2-3 W lädt, sind diese 15 W an Eigenverbrauch einfach zu hoch.
Die Praxiserfahrung
Das Gefühl der Freiheit ist den Campern sicherlich ein hohes Gut. Aber vieles dieser Freiheit hängt oftmals auch an einer externen Versorgung und so frei ist man dann plötzlich gar nicht mehr. Kommen noch gewisse Zwänge einer beständigen Stromversorgung hinzu, muss man entweder einen Wohnwagen oder ein Wohnmobil mit PV-Anlage besitzen oder sich über einen Stromgenerator versorgen. All das haben wir auch mehrfach auf unserer Fahrt gesehen.
Für den Einstieg in das Camping aber musste eine andere Lösung her. Ein Akku mit einer gewissen Kapazität sollte es sein, der aber nicht zu groß und schwer sein durfte. Aus den Erfahrungen mit einer PV-Anlage auf dem Hausdach schien der Gedanke nicht fern, auch im mobilen Einsatz auf die Energie der Sonne zu setzen. Die AC180 Power-Station plus die PV200 Solarpanele von Bluetti waren eine gute Kombination für unseren Einsatzzweck, die uns in unserem Urlaub nicht im Stich gelassen hat. Ob es sich dabei um die beste Power-Station handelt und ob die Panele das Maximum aus den Sonnenstrahlen herausgeholt haben, können wir nicht abschätzen. Dazu fehlen uns die Vergleichswerte.
Beide Komponenten aber erfüllten ihren Zweck und sorgten für eine Versorgungssicherheit in einer Phase, wo die sonst allgegenwärtige Strom-Infrastruktur mal nicht zur Verfügung stand. Alle notwendigen Kabel liegen bei, sodass man sich auch darüber keinerlei Gedanken machen muss.
Je nach Anwendungsszenario bietet Bluetti seine Power-Stations und Solarpanele in verschiedenen Ausbaustufen. Im mobilem Bereich von 403 bis 1.152 Wh. Diese lassen sich mittels Erweiterungsbatterien auch ausbauen: Von 806 bis 4.960 Wh. Dies ist dann alles eine Frage des Platzes und des Gewichts. Bei den Solarpanelen sind 120 bis 350 W möglich. Natürlich lässt sich auch die Power-Station AC180 im heimischen Haushalt verwenden, aber für den reinen Hausgebrauch bietet Bluetti auch eigene Produkte an, die dann auch höhere Ausgangsleistungen und höhere Kapazitäten sowie alleine schon über die Anschlüsse für diesen Gebrauch besser ausgelegt sind. Als Notstromlösung ist die Kombination aus AC180 und den PV200 aber natürlich einsetzbar.
Ganz günstig ist diese Autarkie natürlich nicht. Die AC180 Power-Station kostet etwa 925 Euro, die PV200 Solarpanele noch einmal 280 Euro. Ein paar Urlaube sollte man also schon einplanen, damit sich die Investition auch lohnt.