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Smarte Geräte die im Alltag unterstützen sollen, werden immer zahlreicher und dringen in immer mehr Lebensbereiche vor. Auch bei den Türschlössern ist diese Entwicklung anzutreffen. Hier findet sich unter anderem Welock als etablierte Marke wieder. Daher schauen wir uns in diesem Test das Touch41 des Herstellers genauer an.
Erster Eindruck & Installation
Das smarte Türschloss kommt zunächst in einer übersichtlichen Verpackung daher. Neben dem eigentlichen Zylinder finden sich noch drei RFID-Karten darin sowie ein Satz mit Montagematerial. Ebenfalls mit dabei sind Anleitungen in diversen Sprachen. Diese sind reichlich bebildert, kurzgehalten aber gut verständlich. Das Schloss selbst macht beim ersten in die Hand nehmen einen soliden Eindruck.
Die Montage des Welock Touch41 gestaltet sich grundsätzlich sehr einfach. Dazu muss lediglich der nach innen zeigende Knauf von der Zylinderstange abgezogen und das ganze System von außen durch die Tür bis in die richtigen Position geschoben werden. Zu beachten ist an der Stelle, dass der Beschlag der Tür nicht bereits über einen Ziehschutz für den Zylinder verfügen darf. Dieser müsste ansonsten entfernt werden. Das Schloss selbst ist laut Herstellerangaben nach IP44 zertifiziert und damit auch für den Außenbereich geeignet. Die Kapazität der Batterien sollen ein Jahr bei durchschnittlicher Nutzung des Gerätes durchhalten.
Das ausgewählte Modell setzt eine Türdicke (inklusive Beschlag) von 5 cm voraus, andernfalls steht der Zylinder über. Für dickere Türen lassen sich beide Enden in ihrer Länge variieren, außen um bis zu 1,5 cm und innen um bis zu 3 cm. Dazu wird bei beiden Enden seitlich eine Madenschraube gelöst, die sich am äußeren Knauf zusätzlich unter der Blende versteckt. Letzterer lässt sich zudem nicht komplett abnehmen. Beim Testen kam zunächst der Gedanke auf, ob sich darin nicht auch ein Sicherheitsrisiko manifestieren könnte.
Denn theoretisch könnte jeder mit einem Imbusschlüssel, den äußeren Knauf bis zur maximal Länge hinaus ziehen, um Zugriff auf die Zylinderstange zu erhalten. Allerdings befindet sich die Sperrmechanik des Schlosses im Zylinder selbst, die Zylinderstange dreht, wie der Knauf, im gesperrten Zustand frei. Das Schloss lässt sich insofern nicht mit einer Kombination aus Inbus- und Maulschlüssel zerstörungsfrei öffnen.
Allerdings muss an dieser Stelle ganz klar gesagt werden, dass der Knauf schon eine potentiell größere Angriffsfläche bietet, als ein herkömmlicher Zylinder. Das sollte bedacht werden, ist etwa ein Einsatz in der Haus- oder Wohnungstür vorgesehen. Insbesondere sollte bei vorhandenen Versicherungen (Hausrat) abgeklärt werden, ob das Welock Touch41 mit den getroffenen Regelungen harmoniert. Andernfalls könnte das der Versicherung im Fall der Fälle eine gute Möglichkeit bieten, von ihren Pflichten aus dem Vertrag Abstand zu nehmen.
Inbetriebnahme
Nach dem Einsetzen von drei AAA-Batterien (nicht beiliegend) kann das Schloss in Betrieb genommen werden. Dafür wird zunächst ein Administrator-Fingerabdruck angelegt. Dies geschieht durch dreimaliges wiederholtes Auflegen des jeweiligen Fingers. Mit diesem lässt sich nicht nur das Schloss entriegeln, er wird auch bei der weiteren Einstellung des Gerätes benötigt. Insgesamt lassen sich drei Administrator-Fingerabdrücke vergeben. Für normale Nutzer stehen weitere 97 freie Speicherplätze zur Verfügung.
Ebenso lassen sich die beiliegenden RFID-Karten mit dem Schloss koppeln. Das Entsperren erfolgt über das Drücken der Weck-Taste und dem anschließenden Auflegen eines gespeicherten Fingers beziehungsweise der RFID-Karte. Das Menü des Schlosses lässt sich durch wiederholtes Drücken der Weck-Taste am Knauf durchschalten. So ist es möglich, neue Fingerabdrücke hinzuzufügen oder diese auch wieder zu löschen. Ebenfalls lässt sich der Signalton des Schlosses beim Entsperrvorgang abschalten, wie auch das Bluetooth-Signal. Letzteres wird allerdings für die Koppelung mit der App benötigt.
Nutzung
Im täglichen Einsatz kann das Welock Touch41 durchaus überzeugen. Der Knauf lädt während des Einrichtvorgangs, bedingt durch seine haptische Form, dazu ein, den Finger exakt frontal auf die Fingerabdruck-Lesefläche zu legen, was so in der realen Nutzung allerdings nicht wieder vorkommt. Viel eher greift man den Knauf später aus seitlicher Richtung, um ihn anschließend zu drehen. Glücklicherweise tangiert das seitliche Auflegen des Fingers die Zuverlässigkeit des Fingerabdrucklesers nicht. Sogar das Auflegen des Fingers um 90° gedreht wird von dem Gerät ohne Schwierigkeiten erkannt. Auch feuchte Finger, sei es Schweiß oder Regen, stellen für das Gerät kein Problem dar, solange diese nicht übermäßig nass sind. Das relativ schnelle Einscannen des Fingerabdrucks zu Beginn, weckt noch Zweifel an der Zuverlässigkeit des Erkennungsrate des Sensors. Diese zerstreuen sich während der Nutzung aber schnell wieder.
Allerdings zeigte das Touch41 im Test auch eine Schwäche. Denn gelegentlich kommt es vor, dass das Schloss nicht wieder automatisch sperrt. Zwar fordert der Knauf den Nutzer über sein Display stets dazu auf, die Verriegelung zu überprüfen, aber genau das konterkariert im Kern auch den smarten Charakter des Gerätes. Zudem sollten die Nutzer diesen Aufruf auch ernst nehmen. Denn schlimmstenfalls bleibt das Schloss unbemerkt offen und jeder wäre im Stande, die Tür zu öffnen.
Die Welock-App
Die App hat im Test einen zweischneidigen Eindruck hinterlassen. Nachdem diese aus dem entsprechenden App-Store geladen wurde, ist man gezwungen sich anzumelden. Dies kann über eine Mobilfunknummer oder eine E-Mail-Adresse erfolgen. Hat man dann noch der Datenschutzvereinbarung und dem Nutzungsvertrag zugestimmt kann es losgehen. Zunächst wird das Schloss mit der App gekoppelt indem der QR-Code des Zylinders mit der App gescannt wird. Dafür ist auch die ID des Schlosses erforderlich, welche seitlich in den Zylinder graviert ist. Diese sollte für Notfälle unbedingt notiert werden. Zudem erfordert der Vorgang, dass die Kopplung des Schlosses vor dem eigentlichen Einbau geschehen muss.
Hat die App das Schloss erfasst, befindet man sich im Hauptmenü mit diversen Einstellungsoptionen wieder. Vom Konzept her ergänzt die App das Schloss mit weitere Funktionen und kann die Bedienung nochmals erleichtern. So lässt sich auch über die App eine RFID-Karte (sogar mit definiertem Gültigkeitszeitraum) durch Scannen des QR-Codes hinzufügen, ebenso lassen sich einzelne Fingerabdrücke beziehungsweise hinterlegte Karten wieder löschen.
Das Entsperrprotokoll gibt Auskunft darüber, wann das Schloss von welcher Entsperroption geöffnet wurde. Leider synchronisiert sich dieses nicht automatisch mit der App. Der Vorgang muss aktiv mit der Option "Datensatz herunterladen" angestoßen werden. Zusätzlich lassen sich auch weitere Benutzer zum Schloss hinzufügen. So werden die Einträge im Entsperrprotokoll dann auch um die eingetragenen Namen ergänzt, was der Übersicht dienlich ist.
Leider vereinfacht die App nicht den Löschvorgang von Fingerabdrücken. An dieser Stelle muss dem Administrator bekannt sein, welcher Fingerabdruck zu welchem Nutzer gehört, schade. Schön wäre ein zusätzliches Untermenü, das auflistet, welcher Fingerabdruck oder Karte zu welchem Nutzer gehört. Daneben lässt sich das Welock Touch41 auch mit der App entsperren. Mit der zusätzlichen WIFI-Box gelingt das auch außerhalb der Bluetoothreichweite des Gerätes. In realen Szenarien kommt das aber nicht vor. Sobald man gezwungen ist, erst das Smartphone in die Hand zunehmen, gibt es faktisch keinen Unterschied mehr zu einem herkömmlichen Schloss mit Schlüssel, zumal der Prozess auch noch mal länger dauert.
Eine wichtigere Rolle spielt die App erst wieder im Notfall. Sollte dem Gerät mal die Stromversorgung ausgehen oder es auf die Werkseinstellungen zurückgesetzt worden sein, lässt es sich über die Kopplung mit der App wieder entsperren. Über einen vorhanden Micro-USB-Anschluss kann das Schloss dafür sogar mittels einer Power-Bank betrieben werden.
Die Möglichkeiten der App klingen zunächst sehr nett, gehen in der alltäglichen Nutzung aber leider unter. Dass das Entsperrprotokoll stets manuell auf den neusten Stand gebracht werden will ist aufwendig und führt dazu, dass man schnell das Interesse daran verliert. Im Ergebnis bedeutet das, dass die App im Prinzip ein Schattendasein als "Notfallschlüssel" fristet.
Datenschutz
Daneben werfen wir auch einen Blick auf den Datenschutz. Welock verspricht zwar, dass dem Unternehmen die Privatsphäre ihrer Kunden sehr wichtig ist, dennoch schneidet die App in dieser Hinsicht nur mittelmäßig ab. Bei den Berechtigungen der App ergeben sich noch keine großen Überraschungen, sie beschränken sich im Kern auf das Notwendige im Hinblick auf den Funktionsumfang. Allerdings hat der Hersteller der App auch zusätzlich noch ein paar Tracker eingebaut. Das ist dieser Tage nicht unüblich und wird auch nicht übertrieben eingesetzt. Dennoch ist dies bei einem Produkt, bei dem es im Kern um einen Sicherheitsbereich geht, ein wenig fragwürdig.
Die App wurde auf einem aktuellen /e/OS 1.8.1 pioneer getestet, einem Lineage Fork mit microG. Dieses macht die Tracker sichtbar und bietet seinerseits die Möglichkeiten, diese zu blockieren.
Fazit
In der Gesamtschau hinterlässt das Welock Touch41 einen ambivalenten Endruck. Die nahezu fehlerfreie Erkennung der Fingerabdrücke und RFID-Karten führen dazu, dass das Touch41 in der täglichen Benutzung einfach Spaß macht. Ohne irgendetwas anderes in die Hand nehmen zu müssen, die Tür öffnen zu können, ist ohne Frage eine smarte Hilfestellung für den Alltag. Die Eigenart des Schlosses, manchmal einfach nicht wieder zu sperren fiel hingegen negativ auf. Für wen der Augenblick der manuellen Überprüfung aber keine Belastung darstellt, wird dennoch mit dem Produkt glücklich werden.
Die App an sich hat Potential. Welock verschenkt das allerdings, weil sie die smarten Ansätze einfach nicht konsequent genug fortführen. Hier wären künftige Updates wünschenswert.
Fragen hinterlässt das Touch41 hinsichtlich seiner Zielgruppe. Türen im Außenbereich mit dem Schloss zu versehen, will wegen der genannten Schwäche gut überlegt sein. Genau an der Stelle wünschen sich aber viele Nutzer ein hohes Maß an Sicherheit. Reduziert man den Einsatz des Touch41 lediglich auf den Innenbereich fallen diese Bedenken weg. Allerdings stellt sich an der Stelle die Frage, ob es dann wirklich noch ein Produkt für gut 190 Euro in der Anschaffung sein muss. Am ehesten findet sich das Touch41 wohl bei technikaffinen Nutzern wieder, denen der Komfortgewinn wichtig ist und der die Schwachstellen des Gerätes ausstechen kann.
Zum Testzeitpunkt ist das Welock Touch41 im Rahmen eines Weihnachts-Sales um 50 Euro reduziert zu bekommen.
- Schnelle Türöffnung ohne Schlüssel möglich
- Lange Batterielaufzeit
- Öffnung auch mittels App und aus der Distanz möglich (WIFI-Box vorhanden)
- Gute Erkennungsquote der Fingerabdrücke
- Potentiell angreifbarer als ein herkömmlicher Zylinder
- Gelegentliche Aussetzer beim Sperren des Knaufs
- App hat noch Potenzial