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Huawei hat gestern das Ascend P6 offiziell vorgestellt und damit den Rekord für das dünnste Gerät auf ein neues Level gebracht. Nur 6,18 mm ist das Gerät dick und damit natürlich auch schlanker als iPhone 5, Galaxy S4 und One. Es ist das dünnste Gerät auf dem Markt – wie lange das so bleibt, kann natürlich nicht vorausgesagt werden. Aber selbst wenn es unterboten würde, bleibt es noch immer eines der dünnsten Geräte überhaupt. Ist dünner eigentlich besser? Das kommt natürlich ganz auf die Bauweise an. Huawei orientiert sich hier nach eigenen Aussagen an den weichen und einfachen Rundungen, die das Papier beim Umblättern vollzieht und hat das P6 nach diesen Gesichtspunkten designed.
Und wir würden lügen, wenn wir sagen, dass das P6 schlecht in der Hand liegt. Die geringe Dicke sorgt dafür, dass es trotz 4,7-Zoll-Display auch mit kleineren Händen sicher gefasst werden kann – und das gebürstete Aluminiumgehäuse lässt das P6 – ähnlich wie das iPhone 5 – trotz geringem Gewicht nicht billig wirken. Weiß, schwarz und rosa – das sind die Farben, in denen das P6 zunächst verfügbar sein wird. Die weiße und schwarze Variante erinnern dabei mit den silbernen Seitenflächen stark an Apples iPhones – auch die Kamera auf der Rückseite hat ein ähnliches Design. Nichtsdestotrotz: das Huawei Ascend P6 hat dann doch ein eigenständiges Design (man beachte die verschieden geformten Kanten an Ober- und Unterseite), mit eigenen Ideen (SIM-Slot-Öffner in Kopfhörerbuchse) und kann sich vor Allem in pink auch deutlich von Apples Geräten abheben.
Die Verarbeitung ist auf sehr hohem Niveau, lediglich die Kartenslots waren bei einigen Geräten nicht zu 100% passgenau, wodurch kleine Kanten entstanden sind – ob dies in der Serienfertigung ebenfalls so sein wird, kann man natürlich nicht mit Sicherheit sagen. Da es aber immer Fertigungstoleranzen gibt, werden sicherlich auch einige Geräte dabei sein, die nicht ganz perfekt gefertigt sind. Das P6 selbst fühlt sich absolut hochwertig an und steht den High-End-Produkten der Konkurrenz in nichts nach. Dazu passt auch das 4,7-Zoll-Display, das zwar „nur“ normale HD-Auflösung hat, durch eine (gefühlt) hohe Leuchtkraft, einen supersensitiven Modus zur Handschuhbedienung und ordentliche Blickwinkel überzeugen konnte. Da HD-Auflösung in eigentlich allen Fällen mehr als ausreichend ist, kann hier insgesamt auch weniger starke Hardware die (gefühlt) gleiche Performance aufbringen – und damit mit einem kleineren Akku gleiche oder bessere Laufzeiten erreichen.
Apropos Hardware: die ist beim Ascend P6 zwar nicht absolut High-End, erledigte im ersten Hands-on aber alle „gewöhnlichen“ Aufgaben ohne nennenswerte Wartezeiten oder Ruckler. Das System lief trotz angepasster Oberfläche sehr flüssig und reagierte umgehend auf alle Eingaben. Wer auf Benchmarkergebnisse nur bedingt Wert legt und auch sonst lieber zu Preis-Leistungs-Krachern als Highend-Geräten greift, wird auch beim Ascend P6 wohl keine Probleme mit der nicht gänzlich mit der Oberklasse mithaltenden Hardware haben. Das wirkt sich natürlich auch im Preis aus: trotz ordentlicher Hardware, einer sehr guten Verarbeitung, hochwertigen Materialien und aktuellster Software liegt die UVP bei lediglich 449 Euro – der Preis dürfte binnen weniger Wochen also an der 400 Euro Marke kratzen.
Doch alle Hardware, schickstes Design und flüssige Bedienung nutzen nichts, wenn die Software dazu nicht taugt. Die von Huawei entwickelte Emotion UI kann durch Themes verändert werden, ist also ohne Basteln deutlich anpassungsfähiger als die Standard-Google-Oberfläche. Über 100 Designs sollen für das P6 verfügbar sein, insgesamt sind angeblich über 1000 Designs für Emotion UI verfügbar. Dass davon viele natürlich den westlichen Geschmack nicht unbedingt treffen, sollte klar sein. Dennoch: die von Huawei für die drei Gerätefarben vorgestellten Designs sind ordentlich, das „schwarze“ Design sogar ein wenig elegant. Dass dies vielen Nutzern, die sich etwas besser mit Android auskennen, natürlich nicht so gut gefällt, konnte man direkt im Q&A nach der Pressekonferenz erfahren. Die Antwort auf eine Google Edition, also ein P6 mit Stock Android, wurde gekonnt in eine Lobpreisung der Emotion UI verwandelt.
Die mitgelieferten Apps sind natürlich nicht alle komplett brauchbar – wie viele Europäer auf einen Cloud-Dienst eines chinesischen Anbieters vertrauen, ist fraglich. Der Permission Manager, mit dem man einzelnen Apps einzelne Rechte entziehen kann, ist hingegen mehr als nur „brauchbar“ – ein Feature, dessen direkte Implementierung in das Stock-Android-System schon lange gefordert wird. Das ist nicht nur praktisch, sondern man kann damit bspw. Apps unbekannter Hersteller zunächst mit ruhigem Gewissen testen, bevor man sein komplettes Adressbuch publik macht. Ebenfalls praktisch: die Beschränkung einzelner Apps auf Verbindungsgeschwindigkeiten. Bin ich nur im UMTS-Netz, wo ich nur geringe Bandbreiten zur Verfügung habe, darf Programm XY keine Daten austauschen, im WLAN hingegen schon. Ist eine solche Funktion zum Beispiel in Backup-Programmen nicht integriert, kann man diese somit einfach nachrüsten.
Die Kamerafeatures hingegen wurden unserer Meinung nach etwas zu viel gefeiert – sicherlich, automatische Szenenerkennung ist eine tolle Sache (aber keinesfalls neu – siehe unter anderem Sony Xperia Z) und die Vergleichsfotos sahen auch nett aus – aber letzten Endes wirkten viele Fotos auch einfach übersättigt – ein Effekt, den man auch mit einfachen Bildbearbeitungsprogrammen erzeugen kann. Der 4-cm-Makro-Modus ist auf jeden Fall interessant, muss sich aber zunächst in realen Umgebungen bewähren, bevor wir uns hier ein abschließendes Urteil erlauben wollen. Das Highlight hingegen war die „Verjüngungsfunktion“, mit der man Personen auf Bildern direkt in 10 Stufen verjüngen kann. Dass dies an einem circa 25-jährigen Model demonstriert wurde, lassen wir an dieser Stelle besser unkommentiert.
Auf die Nachfrage nach einer LTE-Variante gab man zu verstehen, dass diese im Laufe des Jahres noch kommen soll. Ob damit auch die bislang fehlende NFC-Funktion Einzug halten wird und ob man die 6,18 mm dann noch halten kann, wird nur die Zeit zeigen können. Zudem wird der Preis dann höchstwahrscheinlich auch nicht mehr bei 449 Euro liegen – und wie es sich mit der Konkurrenzfähigkeit des ansonsten in der oberen Mittelklasse angesiedelten Geräts verhält, ist fraglich.
Gesagt wurde auch, dass man mit iPhone 5 bzw. eventuell 6 und Galaxy S4 konkurrieren will – bei genauerer Betrachtung des Gerätes ist aber schnell klar: die Konkurrenz muss sich (zumindest was die Stärke der Hardware angeht) nicht fürchten, aber gerade im mittleren Preissegment könnte Huawei den Markt mit der hohen Qualität gehörig durcheinander bringen.